Leserbrief

Damien François: Laurent Louis, Dutroux und die Verschwörungstheorie

Man hat einen Text geschrieben; der Computer stürzt ab, und alles ist weg. Man hat zwar alles im Kopf, aber die vollendete Datei existiert nicht mehr. Es kommt nicht zur Vollendung. Dennoch ist der PC gewiss nicht für eine „Verschwörungstheorie“ verantwortlich…

Ich will sagen, auch wenn Medien, Polizei, usw., also jeder in den Komplexen „Justiz“, „Information“, … seinen Job macht, es aber nicht zur Vollendung kommt, dann geschieht so etwas wie die Dutroux-Affäre. Alles ist ja da: Namen, Orte, Taten, usw. Nur die schlussendliche Konsequenz, das Umsetzen, das 1+1+1=3 ist nicht geschehen. Man hat bei 1+1=2 aufgehört. Ermittelt, erkannt, aber nicht die Vollendung durchführt. Klar, Vertuschungen, Lügen, Fehlinformation, … all das gehört dazu; ist aber hier unwesentlich.

An der Oberfläche sieht alles „vollendet“ aus, man hat einen neuen, teuren und ästhetischen „Justiz“-Palast in Neufchâteau gebaut, usw. – damit Sie und ich uns an der… Oberfläche (auf)halten. „Da geschieht was!“ hat jeder von uns gedacht.

Laurent Louis hat nun den Mut, ja, den extremen Mut, noch einmal alles klar und deutlich auf den Tisch zu legen; denn er wusste doch von vornherein, dass er mit seiner Kampagne nur Sturm ernten würde. Also kann es ihm nicht um politische Profilierung gehen.

Wenn man sich auf YouTube seine Interpellation Di Rupos zum Weihnachtsessen beim König, und die Antwort des Premiers, ansieht und anhört, wird jeder Zweifel an Louis’ Integrität weggefegt. Er stellt einfache, präzise Fragen, und Di Rupo labert einen Scheiß. Erbärmlich, ekelhaft und surreal. Surrealistisch! Ist das Ziel des Surrealismus als Bewegung doch die Neuordnung der Wirklichkeit.

Es kann aber aus dieser Aktion nichts resultieren, eben weil ja alles offen zu lesen ist. Alles ist da! Vor unseren Augen; und es wird nichts geschehen. Gerade weil es so unglaublich ist: „In der Größe der Lüge liegt immer ein gewisser Faktor des Geglaubtwerdens“ – wie hier von einem „Hobby-Philosophen“ vor Kurzem dargestellt.

Ein praktisches Problem, bei dem Ganzen: Wer soll denn überhaupt was tun? Regierung, Justiz und Polizei können es nicht, da sie alle Teil des Problems sind. Selbst, und vor allem, der Premierminister. Wer zum Teufel soll denn also was tun können?

Es kann nur geschehen, wenn eine Art völlige Anarchie entsteht. Eine Art gigantischer Putsch; aber dafür müsste sich ja zunächst eine koordinierende Kraft finden. Ok, die ist womöglich da – L. Louis. Aber auf wen kann dieser zählen, um die Vollendung durchzuführen? Die Armee vielleicht? Diese hat LL ja auch, zu Recht wohl, angeprangert. Wer bleibt?

Durch solche „Affären“ wird die Wirklichkeit getötet, aber der Schrei nach… Verschwörungstheorien, der bleibt.

22.12.2013 Damien François, Eupen

23 Antworten auf “Damien François: Laurent Louis, Dutroux und die Verschwörungstheorie”

  1. Karin Wiesemes

    Heute passender denn je: Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.
    Könnte es sein, dass die „Verschwörungstheoretiker“ gar nicht die „wahren“ Verschwörungstheoretiker sind? Eine Frage, die sich zu stellen lohnt, wie mir scheint. Dies zu erforschen, könnte ein Zugang zu einer erweiterten Sichtweise sein, vielleicht der Weg zum Dahinterliegenden?

  2. ein Belgier

    wenn ich das hier lese,

    „Vertuschungen, Lügen, Fehlinformation, … ist aber hier unwesentlich.“

    Genau darum geht es doch, oder????????!!!!!!!

    und:

    „Wer zum Teufel soll denn also was tun können?“

    Natürlich wir, die Belgier, das Volk!
    Bei den nächsten Wahlen werden wir das aber schon längst vegessen haben.
    Vielleicht steht Laurent Louis ja auf einen Wahlliste!

    • Damien François

      „We, the People“ à la belge? Vergessen wir das…
      Frau X will nächstes Jahr ihre Wohnung renovieren; Herr Y will sich ein neues Auto kaufen und die Zwillinge des Paares Z studieren ab Oktober. Sie wollen ein Haus bauen und ich will mal auf den Everest – dank grosszügigen Sponsoren, denn ich nicht vor dem Kopf stossen möchte. Keiner hat Interesse daran, alles auf den Kopf zu stellen. Das System in dem wir stecken ist wie eine sehr kräftige Hand, die uns Männern zwischen den Beinen packt. Solange man sich nicht zu wild bewegt, merkt man – und auch Frau :-))) – nichts; aber, auwa!!!, jede grössere Bewegung würde unerträgliche Schmerzen auslösen. Zumindest denken wir das. Drum tun wir nichts und es geht so weiter…
      Oder handeln Sie, in etwa?
      Wenn ein Ralf Nader in den USA nichts bewirkt, 10 Jahre bewaffneter Bürgerkrieg (Maoisten gegen trad. Parteien und König) mit 10.000 bis 30.000 Opfern (die „offiziellen“ Zahlen schwanken sehr – in Nepal zu keiner Veränderung führt – ich ärgere gern meine Freunde in Nepal mit: „Früher hattet ihr nur einen König und viele Probleme; jetzt, nach der Revolution, habt ihr nicht nur genau dieselben Probleme, sondern auch 601 Könige!(Parlamentarier)“.
      Verjeset!

      • Karin Wiesemes

        Könnte es sein, dass erst einmal ein ganz persönliches auf den Kopf stellen von Nöten wäre, bevor es um die Welt geht? Ein Schmerz erinnert einen möglicherweise daran, dass etwas in mir/uns zum Himmel stinkt. Könnte das System sich ändern, wenn der Mensch m/w die Komfortzone verlässt, sprich sich nicht mehr selbst vor den Kopf stößt, nur weil es bei anderen gut ankommt, der Karriere dient oder etwas wie Geld oder Macht einbringt? Was könnte da einer mit kräftiger Hand noch gross ausrichten?

  3. Johann Klos

    M T war ein ganz kleiner Schrotthändler, danoch sogar als Arbeitsloser angemeldet.
    Als er verhaftet wurde besaß er 6 Hauser – wenn auch nicht die schönsten und so um die 500.000 Belgische Franken waren auf seinem Konto – woher?
    Das Milieu behauptete immer, solche Entführungen wurden/werden gegen Bezahlung im Auftrag ausgeführt. Die meisten die da scheinbar etwas mehr wussten – wohl überwiegend aus diesem Milieu sind im Laufe des Ermittlungen „ums Leben gekommen. Aber auch korrioserweise einige die an der Ermittlung beteiligt waren. Alles weitere ist Spekulation.

  4. Ich muss gestehen, dass ich einfach nicht begreifen kann, dass da praktisch keine Reaktion, gerade seitens der von Louis
    direkt beschuldigten Politiker , wie beispielsweise unseren Premier Di Rupo, erfolgte. Von diesem behauptete L in seiner Rede vor dem Parlament, er habe sexuellen Kontakt mit zwei Minderjährigen Jungen gehabt. Dies hätten Gemeindepolizisten in einem Pk festgehalten. (Louis erwähnte sogar Pk-Nummer, Datum und Ort des „Geschehens“. Alles sei aber ohne Folgen für den Premier geblieben, wegen Verbot „von oben“ für die Polizisten, eine Aussage bei Gericht zu tätigen.Aber wie gesagt, keine Reaktion, kein Dementi vom Premier. Auch nicht von den Medien. Man stelle sich beispielsweise vor, etwas Ähnliches würde einem Politiker in D vorgeworfen; das gäbe doch ein Erdbeben. Bei uns weniger als nichts!
    Bezeichnend übrigens auch die Reaktion der anwesenden Parlamentarier/innen während der Rede von Louis. Bis auf die Mitglieder der NVA, sowie des Vlaams Belang, verließen alle übrigen einfach den Saal! Sozusagen die Flucht vor der Wahrheit.
    Kurios auch die Anklage gegen Louis :
    Geheimnisverrat ( dévoil de secret),
    Stichwort Autopsieberichte. Also keine etwaige Verleumdungsklage von Di Rupo
    wegen doch schwerwiegender Vorwürfe gegenüber seiner Person. Sehr merkwürdig das Ganze……..

    • Damien François

      Und wenn Sie mal in die oben genannte PDF Dutroux-Akte ab Seite 813 lesen wird Ihnen schlecht. Am besten nicht abends lesen…
      Man darf Kinder schänden und töten, wenn man an den richtigen Hebeln sitzt, ja.
      Dura lex sed lex? Gewiss: Ich durfte vor Kurzem EUR 176 (anstatt EUR 50) direkt an einen Gerichtsvollzieher (mit Schlosser dabei) bezahlen, der sonst mein Türschloss gewechselt hätte, weil ich mich geweigert hatte 2012 die Müllsteuer zu bezahlen. Und dies weil ich nur 2 Mülltüten/Jahr produziere (ich versuche so wenig wie möglich Verpackungsmüll zu kaufen, recycle und kompostiere), aber vor allem, weil ich nach Aussagen vom ehem. Polizeikommisaren „Verständnis haben sollte für die bulgarischen und rumänischen Alteisenhändler, die zwar illegal in Belgien sind und auch verbotenes tun“… „La Belgique, le pays du surréalisme“ – zu diesem Thema habe ich mal ein Seminar an der Uni in Aachen angeboten…

    • Das Schutzalter liegt in Belgien und Deutschland bei 16 Jahren. Es ist also ganz legal, einvernehmlichen nichtkommerziellen Sex mit Minderjährigen zu haben, wenn diese nicht jünger als 16 sind.

      Di Rupo ist während der allgemeinen Paranoia von dem Stricher Olivier Trugsnach beschuldigt worden, ihn missbraucht zu haben, wobei sich die Anschuldigungen als haltlos herausstellten.
      Man versucht seit Jahren Di Rupo irgendeinen Dreck anzuhängen. Da ist es nur verständlich, dass er jetzt nicht mehr auf das Geschrei aus der Kloake reagiert, einer Kloake, aus der übrigens auch Damien Francois agitiert.

      Es ist ja auch gar nicht verwunderlich, dass in einer Partei, die überall Kinderschänder sieht und überhaupt jeden hinrichten möchte, nämlich in der NPD, der Vorsitzende Apfel gerade gegangen wurde, weil er seine jungen Nazikameraden befummelt haben soll.

      • Damien François

        Mmmmmmmmmmmmmmmmmmm… armer DR, ja.
        Dann gehört wohl der gesamte Justizapparat zur Kloake, denn es sind Polizisten, Gendarmen, Richter, usw. die diese Aussagen gemacht, oder zu Protokoll gebracht haben. Siehe besagte PDF Datei.

        Tja, nach reifer Überlegung: In einer verkehrten Welt ist es vielleicht idT besser aus der Kloake heraus zu reden als an der Oberfläche! Deshalb betrachte ich, nüchtern gesehen, Ihren Kommentar, als Kompliment.
        Ich danke!

      • In dem Fall, welcher die Äußerungen von Louis gegenüber Di Rupo angeht, handelt es sich um Kinder unter 16 Jahren. Diese Sache hat nichts mit der vermeintlichen Stricheraffäre zu tun.

  5. @Damien F.

    Sie sind also traumatisiert, weil Sie Müllsteuer zahlen mussten. Diese Steuer ist sicherlich Unrecht und es ist richtig deren Zahlung zu verweigern, zumindest von einem moralischen Standpunkt aus, von einem praktischen aus schießen Sie sich damit ins Knie.
    Aber daraus zu schließen, es gäbe da eine ganz große, ganz pervese Verschwörung ist schlicht plemplem.

    Das erinnert ein bisschen an den Fall Mollath, bei dem auch viele glauben, dieser Irre wäre das Opfer einer Verschwörung.

    Und noch einmal:
    Der überdimensionierte Staat ist ein Problem an sich, da braucht es keine Verschwörung. (Sehen Sie es so: Wenn der Staat nicht so überdimensioniert und deshalb so habgierig wäre, gäbe es gar keine Müllsteuer.)

    • Damien François

      Traumatisiert wegen der Müllsteuer, ich? Jesses! Nee, ich bin nur stinksauer. Aber diese Müllsteuer ist nicht die eigentliche Ursache, natürlich – nur ein Tropfen mehr… Das eine – Müllsteuer – vergleiche ich nicht mit dem anderen – die Akte Dutroux, alle Fragen, die L Louis zu Di Rupo (und übrigens auch zu Israël) stellt. Das interpretieren Sie so. Ja, ich habe eine Nebeneinanderstellung gewagt; das Gesetz ist eiskalt wenn es um eine kleine Sache geht, und um einen kleinen Mann, aber es greift in bestimmten Fällen nicht durch, wenn es sich um grosse Delikte, von «grossen» Männern handelt. Ich prangere nicht das eine – Affären – wegen des anderen – Müllsteuer – an.

      • Ich kann Sie ja verstehen, dass das der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich glaube 1996 lief bei vielen Menschen in Belgien das Fass über. Dieser ständige staatliche Murks, und dann kostet es auf einmal Kinder das Leben. Das war vielen Menschen zu viel. Aber man muss nüchtern bleiben. Bei Dutroux war keine Verschwörung, das ganze Versagen des Staates war nicht heimlich, sondern so öffentlich wie nur möglich. Allein dass so einer überhaupt frei kam war skandalös genug. Die weiteren Details brauche ich nicht zu wiederholen, weil Sie die wohl noch besser als ich kennen.

        Eine Lösung kann nur darin bestehen, den Staat auf ein striktes, aber funktionierendes Minimum zu begrenzen.

        • Damien François

          Mamama, wie meine Sherpa-Freunde meinen, wenn ich Blödsinn am Berg mache… :-))
          Wenn 2 Polizisten/Gendarmen Di Rupo abends anhalten und sie selbst stellen fest, und halten auch fest, dass dieser 2 nicht gerade einmal halbwüchsige Jungen (12 und 13, oder 13 und 14 Jahre alt) im Auto hat, deren Unterleib nackt ist, sind es Aussagen aus erster Hand, die zu Protokoll gebracht wurden – von und durch Polizisten/Gendarmen. Nichts weniger als das! Nichts für ungut, wir bleiben also zweier Meinungen! :-))
          Ich bin auch entsetzt weil ich, ehrlich gesagt, damals – also 1996 – selber den Kopf voll hatte mit einer ähnlichen Geschichte zu tun hatte. Zwar nicht so schlimm, mit einem nicht-so-dramatischen Ende, und auch nur im „Mikro“ – mehr „Makro“ als diese Dutroux und Konsorten-Geschichte geht’s wohl kaum. Dennoch, eine dreckige Geschichte, die eine Person, die mir nah war, betraf; ich habe damals die Augen geöffnet und hinter dem Vorhang geschaut, sozusagen…
          Ich befasse mich jetzt sozusagen zum ersten Mal mit dieser Dutroux Sache. Und ich kann’s einfach nicht glauben.
          Ich bin nicht ihrer Meinung, dass der Staat begrenzt werden soll; er sollte aber anders gestaltet sein, o ja. Die Marktwirtschaft, die ja den Anspruch erhebt, DIE regulierende Kraft zu sein, ist noch schlimmer; der Wolf im Schafspelz. Brave neue Welt. Anderswo her muss der Wechsel kommen. Aber der kann nicht kommen, da wir… fort-schreiten.

        • Damien François

          Und, da Sie mich vorhin ja als «traumatisisert» bezeichneten: Das Trauma kam 10 Jahre später, 2006, als ich Präsident des… Medienrates wurde. Aber das ist eine andere Geschichte ! :-)))

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