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Aachener Karlspreis für „mutigste Frauen Europas“

26.05.2022, Nordrhein-Westfalen, Aachen: Swetlana Tichanowskaja (M), Oppositionspolitikerin aus Belarus, Veronika Zepkalo (r), Bürgerrechtlerinnen aus Belarus, und Tatsiana Khomich, die stellvertretend für ihre Schwester M. Kolesnikowa (Foto), die in Belarus inhaftiert ist, den Karlspreis entgeggennahm, stehen bei der Friedenskundgebung nach der Verleihung im Katschhof. Foto: Bernd Thissen/dpa

AKTUALISIERT – Am Himmelfahrtstag ist in Aachen der Internationale Karlspreis verliehen worden. Geehrt wurden drei Frauen aus Belarus, die dem autoritären Machthaber Alexander Lukaschenko die Stirn bieten.

Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo leben im Exil. Die dritte Preisträgerin Maria Kolesnikowa sitzt in Belarus im Gefängnis. Stattdessen reiste ihre Schwester Tatjana Chomitsch an.

In ihrer Laudatio würdigte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock die drei Trägerinnen des Internationalen Karlspreises aus Belarus als „mutigste Frauen Europas“. Die Grünen-Politikerin lobte den Einsatz der dreinOppositionspolitikerinnen für Freiheit und Demokratie.

Tichanowskaja und Zepkalo, die beide im Exil leben, bekamen bei der Preisverleihung großen Applaus. Für Kolesnikowa, die in ihrem autoritär regierten Heimatland in Haft sitzt, nahm ihre Schwester Tatjana Chomitsch die Auszeichnung entgegen.

26.05.2022, Nordrhein-Westfalen, Aachen: Teilnehmer einer Friedenskundgebung unter dem Motto „Karlspreis für den Frieden“ haben sich nach der Verleihung des Karlspreises auf dem Katschhof zu einem Peace-Zeichen aufgestellt. Foto: Stadt Aachen/dpa

Baerbock äußerte sich kritisch zu Einschätzungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90, nun werde es in ganz Europa eine automatische Entwicklung zu mehr Freiheit und Demokratie geben. Der Glaube, dass auch mit Diktatoren wie Alexander Lukaschenko in Belarus zu einem gewissen Grad Zusammenarbeit möglich sei, habe „uns vielleicht gegenüber dem belarussischen Regime zu zögerlich handeln lassen“. Hoffnungen, dass durch Handel allein bereits Wandel entstehe, hätten sich als Illusion erwiesen. „Das war falsch.“

Die Ministerin warf dem seit mehr als einem Vierteljahrhundert regierenden Machthaber in Minsk vor, Russlands Krieg in der Ukraine zu unterstützen. „Lukaschenko geht mit erschreckender Härte gegen seine Kritiker vor“, sagte Baerbock. „Damit stellen sich das russische und belarussische Regime mit menschenverachtendem Zynismus gegen all das, was uns in Europa ausmacht, all das, wofür Ihr drei, kämpft: Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte.“ Für sie sei klar, „dass wir in Zukunft noch kritischer hinschauen, noch entschiedener handeln müssen, wenn unsere Werte und unsere Freiheit angegriffen werden“.

Tichanowskaja: Einigkeit Europas wichtig

Die belarussische Karlspreisträgerin Swetlana Tichanowskaja hat auf die Bedeutung der Einigkeit Europas mit Blick auf den Frieden in der Ukraine und die Demokratie in ihrer Heimat Belarus hingewiesen.

26.05.2022, Nordrhein-Westfalen, Aachen: Preisträgerin Swetlana Tichanowskaja, Oppositionspolitikerin aus Belarus, spricht bei der Karlspreis-Verleihung im Rathaus auf der Bühne. Foto: Bernd Thissen/dpa

Diktatoren versuchten, den Westen zu spalten, sagte die im Exil lebende Oppositionsführerin am Donnerstag nach der Preisverleihung im Krönungssaal des Aachener Rathauses. „Sie versuchen, einen Keil zwischen die Länder der Europäischen Union zu treiben“, sagte sie.

Der Karlspreis gehöre nicht ihr oder dem Trio der damit ausgezeichneten Frauen, sondern allen Belarussen, die enorme Anstrengung und Hingabe in ihrem friedlichen, gewaltlosen Kampf gegen Tyrannei gezeigt hätten. „Er gehört auch jedem Kind, das darauf wartet, dass Mutter oder Vater aus dem Gefängnis entlassen werden“, sagte Tichanowskaja.

Mit dem renommierten Preis der Stadt Aachen ausgezeichnet wurde auch ihre Mitstreiterinnen Veronika Zepkalo, die sich mit einer emotionalen, persönlichen Rede bedankte. Die dritte Preisträgerin, Maria Kolesnikowa, ist in Belarus zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Daher nahm ihre Schwester Tatjana Chomitsch den Preis entgegen.

Chomitsch zeigte während der gesamten Zeremonie ein Foto ihrer Schwester Maria, die darauf mit ihren Händen ein Herz formt. Chomitsch betonte die weiter notwendige Unterstützung Europas: „Wir sind eine europäische Nation, die Pech hatte.“ (dpa)

23 Antworten auf “Aachener Karlspreis für „mutigste Frauen Europas“”

      • Besorgte Mutter

        Ich fände es eh besser, wenn man Länder-, Städte- und Regionsnamen immer so aussprechen würde, wie die Menschen vor Ort es tun.
        Mons wäre dann immer und überall Mons, Polen wäre dann immer und überall Polska, Lüttich wäre dann immer und überall Liége, usw..

        • Hirnsausen

          Schreibt jemand der in in einem dreisprachigen Land lebt. Belgien wäre dann was? Belgique,Belgie oder Belgien. Sollen wir ne Volksabstimmung in Brüxelles oder Brussel machen? Nicht, dass fie Polizei Sue dann da wieder verprügelt.
          Schön wird auch wenn die Mutti chinesische Städtenamen oder polinischen oder russische ausspricht. Franzosen freuen sich auf Städtenamen mit H. Chinesensen auf R und Italiener auch Sch.
          Vielleicht sollten Sie wirklich nach Brüssel. Paar Schläge auf den Hinterkopf erhöhen ja angeblich das Denkvermögen

  1. „Karls-Preis“ nur eine Verlängerung der ESC Show. „Karl der Grosse“, der Namenspatron dieser Show, war eher jemand der sich mit Lukaschenko oder Putin vergleichen lässt:
    https://www.wissenschaft.de/magazin/weitere-themen/taufe-oder-tod/
    „Taufe oder Tod“ war seine Devise bei der „Christianisierung“ der Sachsen. Aber solche Details übersteigen den Horizont der „Gutmensch*Innen“ die sich heute selbst feiern. Baerbock ist da genau richtig, die verlogene Show passt zu ihr…..

    • Besorgte Mutter

      So oder so ist es total heuchlerisch, wenn die da im Aachener Rathaus von der Verteidigung der Freiheit in ihren Reden plappern. Schon alleine weil Sie Werter Herr @Dax zurecht auf die Art und Weise der Regierungsart des Namensgebers hinweisen, aber auch wenn man wie ich erlebt hat, wie man am vergangenen 23. Januar in Brüssel friedliche Demonstranten durch vollkommen enthemmte Polizisten auseinander treiben ließ um am Ende des Tages hunderte total friedliche Menschen in eine Zelle einzusperren.
      Die, die so schön vor sich hin geplappert haben, die sollen zuerst einmal vor der eigenen Haustüre kehren. Dazu gehört auch diese Aachener Oberbürgermeisterin, die mit ihrem „Aachener Appel“ alle Coronamassnahmen kritischen Spaziergänger verleumdet hat, indem sie sie in die rechte Ecke zu stellen versuchte. Die soll sich auch in Grund und Boden schämen!
      Nichts desto trotz, diese drei Damen haben die Auszeichnung für den Kampf für die Freiheit vielleicht wirklich verdient, aber man muss sich fragen, ob die, die die Auszeichnung verleihen, überhaupt verstehen, was sie in ihrem eigenen Handeln so tagtäglich anstellen?

  2. Was nützt uns die goldene Freiheit wenn wir dafür Hunger und Leid erhalten werden . Die Ukraine sollte den Donbass an Russland abtreten . Es wäre die einzige richtige Entscheidung um viele Menschenleben
    auf beiden Seiten zu retten und um friedliche Lösungen zu finden .

    • Detlef
      Die Krim und der Donbass hat Putin schon Merkel machte damals Druck auf die Ukraine das sie Ruhe hatten, nur Putin will immer weiter er will ein Großrussisches Reich, es gibt schon Bomben die an der Polnischen Grenze nieder gingen die haben fast alle Angst und Putin wird nie aufhören Österreich ist neutral übrigends Finnland Schweden auch ohne Nato sind sie ei Gefundenes Fressen für Putin, soviel zu einer Friedlichen Lösung

  3. der heilige josef

    Die westlichen Provokationen der nahöstlichen und östlichen Welt die reißen nicht ab, jetzt werden doch Lukaschenkos Gegner mit dem Karlspreis hofiert, genau die die ihn notfalls mit Gewalt stürzen wollen. Der Regimechange Wahn wird uns noch Alle in den Abgrund reißen. Entweder hat man aus den Fehlern im Irak in Libyen oder in Afghanistan nichts gelernt oder man will ganz bewusst den brüchigen Weltfrieden gefährden.

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