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BRF-Themenwoche zum Fachkräftemangel in der DG

Ein Kfz-Mechaniker bei der Arbeit. Foto: Shutterstock

Die BRF-Themenwoche vom 16. bis zum 20. Mai 2022 beschäftigt sich mit dem Fachkräftemangel in Ostbelgien und seinen Folgen. Eine Woche lang beleuchtet die Redaktion das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln in allen BRF-Programmen. Zu Wort kommen Auszubildende, Unternehmer und Experten.

Das Thema Fachkräftemangel hat Ostbelgien längst erreicht: Viele – vor allem kleine und mittelständische – Betriebe zwischen Kelmis und Ouren suchen händeringend nach Personal.

Ausgehend von der demografischen Entwicklung und der Ausbildungssituation in der DG nehmen die BRF-Redakteure die Problematik eine Woche lang unter die Lupe.

BRF Studio

Ein Studio im BRF-Funkhaus. Foto: OD

BRF-Chefredakteur Stephan Pesch: „Wir begleiten Lehrlinge im Arbeitsalltag, gehen auf die Erwartungen und Perspektiven der Auszubildenen in Ostbelgien ein und beleuchten die Schwierigkeiten der Unternehmen, geeignetes Personal zu finden. Was sind die Gründe dafür? Und wie sehen die Lösungsansätze aus? Mit diesen und weiteren Aspekten befasst sich die BRF-Themenwoche zum Fachkräftemangel.“

Die BRF-Themenwoche ist von Montag, 16., bis Freitag, 20. Mai 2022, in allen Programmen des Belgischen Rundfunks zu hören und zu sehen: in den Sendungen „Am Morgen“ auf BRF1 und BRF2, in „BRF Aktuell“, im „Blickpunkt“ im BRF Fernsehen und in der BRF Mediathek, auf brf.be sowie in den BRF-Auftritten in den sozialen Medien.

Alain Kniebs, BRF-Direktor, fügt hinzu: „Mit der BRF-Themenwoche wollen wir brennende Themen ins Bewusstsein der Menschen rücken. Wir wollen genau hinhören und hinsehen, wie es um den Fachkräftemangel in Ostbelgien bestellt ist. Das wird mit Sicherheit nicht die letzte BRF-Themenwoche sein. Auch künftig wollen wir Themen in den Fokus setzen, die für die Zukunft unserer Gesellschaft entscheidend sind.“

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

15 Antworten auf “BRF-Themenwoche zum Fachkräftemangel in der DG”

  1. deuxtrois

    Einer der wichtigen Gründen kann man direkt hier nachlesen:
    https://www.iawm.be/auszubildende/finanzen/

    Zitat:
    „im 1. Jahr der Fachkunde zwischen dem 1. Juli bis zum 30. Juni des darauffolgenden Ziviljahres: 249,60 Euro
    im 2. Jahr der Fachkunde zwischen dem 1. Juli bis zum 31. Dezember: 305,10 Euro
    im 2. Ausbildungsjahr vom 1. Januar bis zum 30. Juni: 443,52 Euro
    im 3. Jahr der Fachkunde zwischen dem 1. Juli bis zum 31. Dezember: 520,07 Euro
    im 3. Ausbildungsjahr vom 1. Januar bis zum 30. Juni: 567,22 Euro
    bei Fachkursen, die besucht werden, wenn die Ausbildung auf ein Jahr verkürzt wird oder wenn der Ausbildungsvertrag im letzten Jahr verlängert wird: 567,22 Euro“

    Diese Vergütungen sind ein Witz und eine Beleidigung für jeden angehenden Lehrling. „Lehrenjahre sind keine Herrenjahre“ klingen für manche wohl markant, aber sie dienen jedenfalls nicht dazu, die Lehrjahre in seiner Form auf zu werten. Selbst unsere deutschen Nachbarn haben da weitaus bessere Vergütungen (in den meisten Berufen sogar direkt das Doppelte dieser Vergütung). Die Löhne sind hier leicht höher, als in der Wallonie und orientieren sich wahrscheinlich auch nur, nach diesen.

    Ein anderer Grund: Die Lehre richtet sich fast ausschließlich an eher Jüngere, eine Art von „Erwachsenenausbildung“ haben das IAWM oder das ZAWM überhaupt nicht an zu bieten – oder nur in Form von Einzelkursen, die die Bewerbungsmappe etwas aufwerten, aber keine grundlegende Ausbildung ersetzen können (offizielle Diplome sind ja gerne gesehen).

    Vermutlich ist es aber einfacher und billiger (aber nicht unbedingt zielführend), Politiker und Branchenvertreter in die Schulen zu schicken um den Schülern zu erklären, dass das Handwerk eine tolle Sache ist – und sehen sich dann im Glauben, die Situation dadurch irgendwie magischerweise verbessert zu haben.

  2. Liegt es wirklich am Geld? Meine Generation bekam im ersten Jahr 10 Euro. Heute sind es 25 Mal mehr. Es ist ja immer noch eine Ausbildung. Das heißt, dass die Lehrlinge im ersten Jahr für den Betrieb mehr Hindernis sind als Hilfe. Ich glaube, der wahre Grund für den Fachkräftemangel in den Handwerden ist das mangelnde Ansehen bei den Eltern. Die glauben, dass ihre Kinder für Größeres und Wichtigeres als das Handwerk bestimmt sind. Egal, wie begabt oder nicht begabt sie sind. Und dann die Jugendlichen selbst und besonders die jetzige Tiktok-Generation. Die meisten wollen sich nicht die Finger dreckig machen, die Knochen ruinieren und schon gar nicht bis 67 Jahre auf dem Bau arbeiten. Bei solchen Aussichten wird es wohl beim Fachkräftemangel bleiben. Da können die Politiker mit so warmherzigen Worten kommen, wie sie wollen. Die meisten Argumente sprechen aus der Sicht der heutigen Jugend eher gegen ein Handwerk.

    • deuxtrois

      „Liegt es wirklich am Geld? Meine Generation bekam im ersten Jahr 10 Euro. Heute sind es 25 Mal mehr. Es ist ja immer noch eine Ausbildung. “

      Es liegt, wie diese Sätze aussagen, auch nicht nur am Geld, sondern auch an der Wertschätzung.

      „Das heißt, dass die Lehrlinge im ersten Jahr für den Betrieb mehr Hindernis sind als Hilfe. “

      Das glaube ich kaum, wenn man sieht, wie viele Lehrlinge schnell mal zum „Kehren“ oder „Rasenmähen“ geschickt werden und damit die „Drecksarbeit“ der anderen machen.

      „Die glauben, dass ihre Kinder für Größeres und Wichtigeres als das Handwerk bestimmt sind. “

      Ich höre von Eltern eher „die Betriebe schätzen die Lehrlinge nicht genug, ich will dass meine Kinder mit dem nötigen Respekt behandelt werden“.

      „Egal, wie begabt oder nicht begabt sie sind. Und dann die Jugendlichen selbst und besonders die jetzige Tiktok-Generation. Die meisten wollen sich nicht die Finger dreckig machen, die Knochen ruinieren und schon gar nicht bis 67 Jahre auf dem Bau arbeiten. “

      Warum sollte man sich auch bei einer Arbeit die Finger schmutzig machen, den Körper kaputt schuften, und dafür ein Bruchteil der Studierten bekommen? Da kann man durchaus schon das Gehalt als Problem sehen. Auch das Handwerk benötigt zunehmend weiterführende Qualifikationen.

      Genau Beiträge wie solche, zeigen die Mentalität, die zu dieser Lücke im Handwerk geführt hat.

      • Meine und die Mentalität der damaligen Lehrlinge stimmte. Wir beendeten unsere Ausbildung meistens mit dem Gesellenbrief. Aber diese Zeiten sind längst vorbei. Fragen Sie mal bei Betrieben mit Lehrlingen nach, wie begeistert sie sind.

        • deuxtrois

          „Fragen Sie mal bei Betrieben mit Lehrlingen nach, wie begeistert sie sind.“

          Brauche ich nicht, denn im eigenen Betrieb waren die Lehrlinge ab dem Tag der Erhöhung ihrer Löhne definitiv mehr gewillt, gute Arbeit zu leisten.

          Kommen Sie mal in das neue Zeitalter an, erst dann wissen Sie, welche „Zeiten schon längst vorbei sind“. Neoliberalismus ist nicht die Lösung für einen Fachkräftemangel, sondern nur dann gefordert wenn es um die Gehaltsklasse geht, aber niemals zur Beurteilung von Anfrage und Nachgebot auf dem Markt, wenn es mal zu Ungunsten der Betriebe kommt.

          • Ich bin schon in der heutigen Zeit angekommen. Als mein Sohn die Lehre als Gärtner anfing, hat er schnell das Handtuch geworfen. Das war ihm körperlich viel zu schwer. Dann wechselte er in den Metallschlosserbereich. Auch dort wurde ihm nichts geschenkt, die Hände oft verbrannt vom Schweißen und mit der Flex zu hantieren war auch alles andere als ungefährlich. Hat er aber durchgehalten. Doch leider ging der Betrieb, als er Geselle war, schon nach einem halben Jahr bankrott. Danach ist er zur Fabrik gegangen, verdiente 30 Prozent mehr und hatte eine geregelte und – im Gegensatz zum Schlosserberuf – ungefährliche Arbeit.

            Und es gibt noch einen Unterschied zu früher und heute: Wir fingen mit 14 Jahren an und hatten mit 18 den Gesellenbrief in der Tasche. Heute fangen die meisten mal mit 20 Jahren an zu überlegen, was man denn machen könnte. Da hatten wir damals schon den Militärdienst hinter uns und gründeten wenig später eine Familie und standen im Leben unseren Mann.

    • Kevin Giebels

      Leider haben Sie nur all zu recht. Eine klassische Ausbildung hat zur Zeit leider nicht den besten ruf.

      Das ist dann doch sehr schade, denn mit einer Ausbildung steht man in Stellenmarkt oft besser da, als mit einem Unidiplom. Nur etwa 30% der Studenten werden nach dem Studium auch in dem Bereich arbeiten, für den sie studiert haben…

  3. Peter Müller

    Das ganze System ist schlecht.
    Ich habe noch zu D-Mark Zeiten in Deutschland eine Ausbildung gemacht.
    Da war der verdienst schon doppelt so hoch. Ausserdem werden die Ausbildungsjahre bei der Rente mitgerechnet
    Lehrlinge werden in Belgien sehr oft als billige Handlanger ausgenutzt. Aber auf der Rechnung vom Kunden, werden sie als Geselle abgerechnet.
    Da geht man besser auf de Fabrik und verdient besseres Geld.
    Auch die Schulzeiten der Lehrlinge sind nicht optimal.
    Eines besteht aber immer noch. Wer etwas im Handwerk erreichen will ,kann sich eine goldene Nase verdienen, denn der Spruch, Handwerk hat goldenen Boden, gilt noch immer.

    • Gastleser

      Darf ich fragen was Sie schaffen.
      Ich habe fast alles gemacht, Rüben hacken (ja das gab es mal), Zeitung austragen, Stroh stapeln.
      Dann das Moped um zum Betrieb zu kommen.
      Dann eine gute Ausbildung -aber schlecht bezahlt.
      Und nein, Azubis waren keine Last sondern Arbeitssklaven: Klo putzen, ganz oben auf das Gerüst, Pausenraum putzen, Zement (50kg) schleppen + die normale Arbeit.
      Ich hatte gute Ausbilder und viel Spaß-hat sich gelohnt.
      Ich hoffe ich konnte „meinen“ Azubis auch was beibringen…
      Trotzdem werden da viele ausgenutzt.

    • Gastleser

      Evtl sollte man das Konzept der Wanderschaft wieder einführen…
      Siegellack!
      Zahlt der Meister nicht, hat er keinen Spaß.
      Klaut ein Reisender oder baut Mist ist er nirgendwo sicher.
      Und das gilt bis Afrika…

    • Peter Müller
      Ich machte auch eine Ausbildung 1969 das erste Jahr 95 dm das 2 105 dm das 3 jahr115 dm
      Werkstatt saubermachen gehörte auch dazu , als ich meinen Gesellenbrief hatte bekam ich 1200 dm
      Netto , wärend ungelernte damals so 500 bis 600 dm hatten

      • Peter Müller

        Im Baufach wurden ganz andere Summen bezahlt Ich kenne Leute aus unserer Umgebung die mit etwas nebenarbeit soviel Geld verdienen , dass Studierte blass werden. Einige fahren mit dem Benz oder BMW durch Eupen.

  4. Reiner Mattar

    Am besten dem Beispiel von Ministerin Klinkenberg folgen, die hat schließlich das Patentrezept für den Lehrermangel schon gefunden: Wer schon Geselle als Schlosser ist, der macht ruckizucki in eineinhalb Jahren eine Umschulung als Friseur, und alle Probleme sind gelöst! (Ironie aus)

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