Meinung

Am Fachkräftemangel in Ostbelgien ist auch die DG schuld [Zwischenruf]

Ein Abteilungsleiter bei einem Arbeitstreffen mit Kollegen. Foto: Shutterstock

Der Belgische Rundfunk befasst sich seit Montag und noch bis zum 20. Mai im Rahmen einer Themenwoche mit dem Problem des Fachkräftemangels in Ostbelgien.

Nach einem Interview mit Sabine Herzet, der Direktorin des Arbeitsamtes der DG, berichtete der BRF auf seiner Internetseite, für den Fachkräftemangel in der DG seien hauptsächlich „zwei Gründe“ verantwortlich, nämlich die demografische Entwicklung und die Grenzlage.

In Wirklichkeit gibt es einen dritten Grund, der aber zumeist verschwiegen wird: Mitschuld am Fachkräftemangel ist auch die DG selbst.

Wie viele Fachkräfte sind in diesem halben Jahrhundert Autonomie nicht aus der Privatwirtschaft zur DG abgewandert, die alle Sicherheiten und Privilegien bietet, die man sich wünschen kann?

Am Sitz von Ministerpräsident Oliver Paasch wurde am 7. Dezember 2018 eine Analyse des Bestands, Bedarfs und Potenzials an Fachkräften in Ostbelgien vorgestellt, auf deren Grundlage der erste Aktionsplan des „Fachkräftebündnisses Ostbelgien“ erstellt werden soll. Foto: Gerd Comouth

Auch ostbelgische Gemeinden beklagen, dass dringend notwendige Fachkräfte nicht mehr für sie, sondern für die DG arbeiten.

Im Laufe der Jahrzehnte und aufgrund der stetig steigenden Zahl von Zuständigkeiten für die Gemeinschaft zogen es zum Beispiel etliche Lehrer vor, dem Unterrichtswesen den Rücken zu kehren, um im Ministerium der DG, in der Parlamentsverwaltung oder in dem immer größer und dichter gewordenen Netz von Vereinigungen und Einrichtungen, die von der DG komplett finanziert oder bezuschusst werden, unterzukommen.

Es gibt Lehrer, die von der Schule ins Fraktionssekretariat einer der im Parlament vertretenen Parteien abgewandert sind und dies damit begründeten, dass sie dort sogar mehr verdienten als im Lehrerberuf.

Inzwischen beißt sich die Katze schon in den Schwanz, denn die für immer mehr Bereiche zuständige DG leidet selbst unter einem Fachkräftemangel, was man daran ablesen kann, dass manches Stellenangebot mehrmals veröffentlicht werden muss, weil sich keiner oder kaum jemand auf das Inserat gemeldet hat.

Ein Zwischenruf.
Illustration: Pixabay

Was den Anteil der DG am Fachkräftemangel betrifft, so gibt der CSP-Abgeordnete und ehemalige Direktor des Arbeitsamts des DG, Robert Nelles, zu bedenken, dass viele der Fachkräfte, die heute in der Verwaltung der DG oder in deren Umfeld arbeiten, in früheren Jahren hier gar keine Stelle gefunden hätten und ins Inland oder ins Ausland abgewandert wären.

Allerdings hat auch Nelles vor einigen Monaten im Parlament der DG darauf hingewiesen, dass der Zuwachs an Zuständigkeiten für die DG nicht nur eine Frage der ausreichenden Finanzierung, sondern auch der dazu erforderlichen Fachkräfte sei und die DG mit zunehmenden Zuständigkeiten Gefahr laufe, nicht immer die qualifizierten Arbeitskräfte in genügender Anzahl zu finden.

Laut Nelles hat auch der hiesige Arbeitgeberverband bereits mehrfach auf die Konkurrenzsituation zur Privatwirtschaft und die Gefahren einer weiteren Regionalisierung hingewiesen.

Wenn man bedenkt, dass etliche DG-Politiker im Hinblick auf die nächste Staatsreform darauf bestehen, eine eigene Region in einem Belgien zu viert zu werden mit noch mehr Zuständigkeiten als bisher schon, kann man sich durchaus die Frage stellen, wie diese eigenständige Region überhaupt funktionieren soll, wenn Stellen gar nicht mehr mit ausreichend qualifiziertem Personal besetzt werden können. (cre)

35 Antworten auf “Am Fachkräftemangel in Ostbelgien ist auch die DG schuld [Zwischenruf]”

    • Lieber besserwisser,
      anscheinend arbeiten Sie nicht im Handwerk, sonst würden sie nicht solchen Stuss von sich geben. In Belgien verdient man weniger als in Deutschland. Daher gehen unsere guten Fachkräfte nach Deutschland und derjenige der über 3 Jahre Fachleute ausgebildet hat steht dumm da.

      • Reuter N

        Solange die Handwerker von den Sesselfurzer diktiert werden wird das Handwerk nie respektiert. In den Führungspositionen müssen dringend Handwerker hin , dann würde so manches anders und mit Sicherheit besser bezahlt .

      • DR ALBERN

        @ Leser, es mag Ihrer Ansicht nach sein, in Deutschland verdient ein Handwerker mehr als in Belgien, aber denken SIE auch weiter, an die Renten, die sind bisher in Belgien besser! Da träumen viele Deutsche von!

  1. In meiner Familie gibt es Leute die nach dem dritten Bier damit kokettieren dass sie bei der DG, bzw. angeschlossener Dienste, untergekommen sind und ihr ganzes Leben noch nie wirklich arbeiten mussten….
    Das ist aber so gewollt damit schafft sich die DG genau die Abhängigkeiten die der Apparat braucht um von der Bevölkerung nicht in Frage gestellt zu werden. Zu viele Esser stehen an diesem Trog als dass er noch abgeräumt werden könnte….
    Dass es genau diese DG ist die jetzt gegen den „Fachkräftemangel“ vorgeht, ist ein weiteres Orwellsches Paradox. Der Verursacher stellt sich als Retter hin…..

  2. Alessandro Vega

    Der Lehrerberuf ist schlicht und einfach lächerlich unterbezahlt.

    Man studiert drei Jahre um dann 1700€ zu verdienen. ein Blick auf die Nachbarländer und schon wird klar wie lächerlich diese summe ist, dort bleibt netto teilweise mehr als das doppelte hängen.

    Wenn man jetzt noch Quereinsteiger mit minimalem Aufwand in die selbe Stufe stellt ist von einer Aufwertung keine Rede mehr und man muss sich nicht wundern, das die Leute demotiviert sind und abwandern.

    • Man braucht nicht ins Ausland zu fahren um besser bezahlte Lehrer zu finden, sondern nur in die französische Gemeinschaft und erst recht nach Flandern, wo der Unterschied schon sehr deutlich wird… schauen wir lieber gar nicht nach Deutschland, in die Niederlande oder Luxemburg. Und in Sekundarschulen sind Lehrer mit fünfjährigem Masterabschluss gefragt…
      Aber, vom Kindergarten bis zu Mathe im Abi, das wird jetzt alles mit bestens (in ein paar Abendkürschen oder vom Arbeitsamt) nachqualifizierten Quereinsteigern und Helfeshelferassistenten im Vollstatut übernommen… No Problem ! Pädagogen-Dumping…

    • In Sachen Einkommen wird ein Studium generell überschätzt. Lehre + Meister + Spezialisierung bieten oft wesentlich bessere Einkommensperspektiven. Nach meiner Einschätzung befassen sich die jungen Leute viel zu wenig mit diesem Aspekt bei der Berufswahl. Nachher kommt dann der Katzenjammer beim Blick auf den ersten Gehaltsauszug….

      • Ach Dachs

        Na. Immer noch nicht darüber hinweg, dass Sie kein Ingenieur sind. Ich meine, bei Ihren Fähigkeiten. Da läuft doch was falsch im System. Sie sind ja das beste Beispiel. Außer Herr Wahl, der ist ja Ingenieur, weiß nur keiner worin.

      • schlechtmensch

        Die Handwerksbetriebe deren Inhaber ich persönlich kenne, klagen eher darüber dass die Arbeitskräfte kaum bezahlbar sind mit all den Abgaben und Steuern. Wenn dann dazu noch etliche Kunden kommen die spät oder zum Teil garnicht bezahlen dann wird es eng.

    • Fachfrau

      Steuerbelastung und Lohnnebenkosten in Belgien sind einfach so, dass Betriebe und Arbeitnehmer abgestraft und die inaktive Bevölkerung weitgehend versorgt wird, verschuldet oder unverschuldet, auf die Dauer und in der Masse, verbunden mit Bürokratie und staatlichem Missmanagement, ist das einfach nicht mehr tragbar… fördert man Nichtstun wandern die Fleißigen ab, zieht man keine qualifizierte und leistungsbereite Migration an, komme die, die sonst keiner will … ich fürchte die (ost)belgische Spirale dreht sich nach unten und dass die DG Regierung dies ändern kann, außer kosmetisch, ist Augenwischerei und Wichtigtuerrei von Politik und Behörden…

    • Freiberufler Notarius X

      Versuchen sie als Freiberufler, der Verwaltungsangestellte oder Betrieb, der einen vielseitigen Mitarbeiter (alle m/w/d) sucht, mal gegen ein unkündbares Pöstchen im Ministerium, Parlament oder in einer Öffentlichen Einrichtung der DG anzutreten… viel Glück!

  3. Gastleser

    Warum?
    Gäste werden voll versorgt.
    Ich soll für den nächsten Arbeitsunfall die Spritkosten stemmen?
    Es gibt sicher gute Betriebe hier aber ich habe auch Läden gesehen die nur von Osteuropa leben und vergessen die Arbeiter anzumelden.
    Nö, es reicht.
    Ich habe studiert und seit der Kindheit malocht.
    Ich liebe meine Arbeit, aber so nicht.

  4. Kenne einige Personen die in Eupen für die DG “ arbeiten“.
    Alle die dort sind ,haben sich an das geforderte “ Leistungspensum“ gewöhnt.
    Die diesen Trott gewohnt sind,werden nie mehr in einem leistungsbezogen Betrieb unterkommen.
    Wann wird hier mal gesiebt.
    Wie man so hört;lässt es sich dort gut und ohne Stress “ arbeiten „

  5. Krisenmanagement

    Es fehlt an der Systematik dieser Katastrophenpolitik der DG. Das Geld der DG wird in die falschen Kanäle gepumpt. Man bezuschusst Vereine noch und nöcher. Letztes Beispiel ist ein Vereinshaus in Mürringen. Nur macht eine solche Politik Sinn? Immer mehr Geld wird in die Kontrolle der Bürger investiert. Mittlerweile sind in der Eifel überall Kameras installiert… In die Fake News-Bekämpfung wurde viel Geld investiert… Impfkampagne kostete viel Geld. Paasch und Co. leisten sich PR Berater, um ein gutes Image zu haben. Natürlich ist die DG zum grossen Teil am Fachkräftemangel selbst schuld. Es hat nicht nur mit den Geburtenschwachen Jahrgängen zu tun. In den Schulen der DG wurden jungen Menschen eingeimpft, wenn ihr gut in der Schule seit, kommt nur ein Studium in Frage. Aber auch die Weiterbildungsmöglichkeiten für ältere Arbeitnehmer sind in der DG sehr beschränkt. Da gibt es andere Gemeinschaften, die haben richtig viele Möglichkeiten, um z. B. ein Studium nachzuholen, um Lehrer zu werden. Ausbildungen müssen auch Abends, online oder am Wochenende nachgeholt werden können. Was ist hier?? Pflegekräfte werden genötigt sich impfen zu lassen. Das Betriebsklima stimmt auch nicht überall. Dann kommt noch das leidige Thema Bezahlung. Manche Unternehmen würden gerne jemand einstellen, aber die Kosten sind zu hoch.

    • Am Thema vorbei

      Was hat denn jetzt der Fachkräftemangel mit einem Kulturhaus zu tun???
      Das sind ganz andere Ressorts – und glauben Sie mir, ein Kulturhaus in einem Dorf, in einer Stadt ist ein wahrer Lebensquell für eine intakte Dorfgemeinschaft.
      Hat Ihr Beispiel irgendeine Fachkraft „abgeworben“???

      Der Fachkäftemangel ist aus meiner Sicht ein europäisches Problem. Arbeiter werden genügend ausgebildet, doch sind die Arbeitsbedingungen leider zu unterschiedlich, dass Jugendliche in der Heimat sesshaft werden.

      Ich nehme das Beispiel Luxemburg: wie kann es sein, dass ein Pendler in Luxemburg unter dem Strich deutlich mehr verdient als sein Kollege in Belgien, der darüber hinaus noch einen höheren Bruttolohn erhält?
      Wie kann es sein, dass ein Lehrer in Belgien am Ende seiner Karriere ca. 2800 € erhält, während ein Berufsanfänger im angrenzenden Luxemburg mit 3500 € netto startet? Das sind Ungleichgewichte die dafür sorgen dass Fachkräfte migrieren. Und hier liegt der Hase im Pfeffer!

      Erst wenn Europa sich nach der Einführung einer gemeinsamen Währung auch auf die Harmonisierung von Steuern, Gehältern und Mehrwertsteuer einigt, kommt eine Entspannung.

      • Krisenmanagment

        @ Am Thema vorbei! Ich sehe das natürlich nicht so. Ein Dorfhaus oder andere Subventionsprojekte haben durchaus mit dem Fachkräftemangel zu tun. Die Prioritäten der DG Regierung gehen meines Erachtens in die falsche Richtung. Die Subventionen gehen in die Vereine und nicht in Ausbildungsprogamme, Aufbaustudien, Umschulungen, Fortbildungen. Andere Regionen Belgiens sind da viel besser aufgestellt. Da hat die Beschäftigung und die Unternehmensansiedlung oberste Priorität. Man kauft sich halt die Wählerstimmen durch die übertriebene Förderung der Vereine.

  6. Frank Mandel

    Betriebe müssen wieder lernen in den Menschen zu investieren und Menschen an sich zu binden, um diese selbst zu Fachkräften auszubilden.
    Wer nur im Rahmen von Vorstellungsgesprächen auf ein Diplom guckt und hofft, hat noch keinen Menschen gewonnen, geschweigen denn diesen kennen gelernt.
    In vielen Menschen stecken Fachkräfte, Menschen auf Leitungsebene müssen wieder lernen diese für sich zu gewinnen und selbst ausbilden. Mit Verbindlichkeiten.
    Ein Diplom ersetzt keine Form der praktischen Kenntnisse.
    Wenn Menschen auf Leitungsebene Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kompetenzen nicht interpretieren können, was erwartet man dann von einer Fachkraft?
    Wenn Menschen sich keiner Zugehörigkeit bewusst sind, dann geht man.

    • Dr Fritz van ut jen aunderstadt

      Ja da haben sie vollkommen Recht. Aber genau dieses will die Politik ja. So können sie in den Schulen besser kanalisieren und sich den Nachwuchs nachziehen. Herr Nelles wird im Beitrag genannt, der aber jahrelang für eine Miss und Statisikwirtschaft im Arbeitsamt verantwortlich war. Mit Der Übernahme der Zuständigkeit für die Arbeit hat man eine große Chance verpasst um unsere kleine Region in eine Vorreiterrolle zu positionieren. Leider sind aber gerade im ADG Arbeit und Arbeitswille ein Fremdwort

      • komisch?

        Dr Fritz! komisch, gerade der Wirtschaftszweig wir immer wieder Hochgejubelt von unsern Regierenden, der MP und Frau Weykmans brauchen das bei jedem Termin als Aushängeschild. Dass dabei nicht alles rund läuft, dass wird nie gesagt.

  7. Lehrling

    Ich mache eine Lehre zum Fliesenleger, Ende 2.Lehrjahr. Verdienst: 450 € .
    Ich werde von deutschen Lehrlingen ausgelacht, die da sagen, dafür würden die nicht mal aufstehen! Wenn meine Eltern nicht meine Krankenversicherung/ Gewerkschaftsbeiträge bezahlen würden, hätte ich mit 20 J so gut wie nix.
    Kleine Wohnung, eigenes Auto? Guter Witz
    Und jeder wundert sich, warum man hier keiner mehr ins Handwerk will

    • Gastleser

      Jepp.
      Reicht nicht mal für ein Moped.
      Und ja, gute Lehrlinge arbeiten von Anfang an voll. Opa oder Vater hatte ja auch eine Werkstatt wo man seinen Kram repariert hat.
      Fliesen legen hatte mal jeder halbwegs drauf, schweissen auch.
      Also oben Mal auf 50 Prozent runter und den Azubis 1000,- Cash in die Hand -wenn sie gut sind!

    • Das kommt daher dass man die Lehre inzwischen pervertiert hat. Zu meiner Zeit ging man 14 Jahren in die Lehre, da wohnte man eh noch zu hause, war mit 16 Jahren Geselle und konnte mit 20 Jahren schon Meister sein. Dann stimmte auch das Einkommen. Heute muss man zuerst das Abitur machen bevor man eine Lehre beginnt. Das ist aber nicht der Sinn eines Abiturs!! Die Lehre beginnt heute im selben Alter wie ein Studium. Das kann nicht funktionieren. Wie so vieles nicht was die Politik über Jahre am Bildungs(un)wesen verändert hat….

      • Gastleser

        Na ja, Meister sein oder den Titel haben sind ebenfalls ein Problem.
        Ich habe keinen gemacht, damals reichte das Geld nicht.
        Und warum auch – ich kann meine Arbeit recht gut.
        Selbst die Fortbildung war nur langweilig.
        Enden wie der Herr Ing. (Gut bezahlt, dumm wie Brot) will ich auch nicht.

  8. Sehr richtig Herr Mandel. In einem ersten Schritt muss ein Unternehmen lernen in sein Personal zu investieren, langfristig muss dann aber auch dafür gesorgt werden das die Leute ‚ bei der Stange bleiben‘. Wenn nach einigen Jahren im Betrieb die Routine eintritt, reagieren die Menschen unterschiedlich. Manche Leute brauchen die Sicherheit der Routine, andere Leute brauchen neue Herausforderungen. Personalmanagement brauch viel Fingerspitzengefühl.

  9. Gastleser

    Es ist ja nicht mal das Geld.
    Ich habe für 10 DM malocht, beim Chef gegrillt und mit den Kollegen Aachen unsicher gemacht.
    Man trug das Firmenlogo mit Stolz.
    Bei Feiern ging es vom Restaurant bis zur Stripbar, oft auch auf die Wache…
    Jeder hat jedem geholfen, Krankmeldung nahe Null.

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