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Luxemburgs Premier Bettel ärgert sich über belgische Reiseampel: „Wir werden bestraft, weil wir ehrlich sind“

Xavier Bettel, Premierminister von Luxemburg. Foto: John Thys/AFP Pool/dpa

Seit Anfang Juli informiert die belgische Regierung über den Verlauf des Infektions-Geschehens in anderen europäischen Ländern. Der Einfachheit halber bedient es sich auf seiner Internetseite einer Ampel, über die auch hier auf „Ostbelgien Direkt“ regelmäßig berichtet wird.

Zur „grünen Zone“ gehören jene Länder, in die man unbesorgt einreisen kann, ohne Einschränkungen befürchten zu müssen. Bei den „orangen“ Staaten wird zu erhöhter Wachsamkeit geraten. Und von nicht notwendigen Reisen in „rot“ markierte Ländern wird abgeraten. Wer aus einer „roten Zone“ nach Belgien zurückkehrt, muss sich testen lassen und in Quarantäne begeben.

19.06.2020, Luxemburg, Bascharage: Medizinische Mitarbeiterinnen kümmern sich um eine Person, die mit dem Fahrzeug zu einer der Stationen gekommen ist, um sich auf den Coronavirus testen zu lassen. Foto: Harald Tittel/dpa

Seit Kurzem wird das Großherzogtum Luxemburg als „orange Zone“ ausgegeben. Das bedeutet, dass Belgien seine Landsleute ausdrücklich zu erhöhter Wachsamkeit mahnt, sollten sie nach Luxemburg einreisen wollen.

Der Zugang zum Nachbarland ist nicht verboten, und Arbeitnehmer, die dorthin fahren müssen, sind stets zur Einreise berechtigt. „Sie sollten sich jedoch dessen bewusst sein, dass sie sich in einem Gebiet befinden, in dem die Infektionsrate höher ist als in Belgien“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums der Agentur Belga.

Solche Appelle eines befreundeten Nachbarlandes ärgern derweil den luxemburgischen Premierminister Xavier Bettel, der kritisiert, dass sein Land bestraft wird, weil es die meisten Tests im Vergleich zur Einwohnerzahl durchführt.

Ein Schild an der Grenze von Belgien nach Luxemburg. Foto: Shutterstock

„Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sagen uns: ‚Testen, testen, testen’. Das tun wir auch, wir testen 20 Mal mehr als Frankreich, 20 Mal mehr als Belgien und 10 Mal mehr als Deutschland, weil wir überzeugt sind, dass es durch möglichst viele Tests gelingen wird, die Ansteckung durch das Virus schneller zu stoppen. Wir testen mehr als 10.000 Menschen pro Tag. Luxemburg hat eine Sterblichkeitsrate, die eine der niedrigsten ist“, sagte Bettel der Nachrichtenagentur AFP am Rande des Gipfels der 27 Staats- und Regierungschefs in Brüssel.

Der luxemburgische Premierminister betonte, sein Land dürfe nicht bestraft werden, „weil wir ehrlich sind, weil wir transparent sind, weil wir weitsichtig sind“.

Außerdem, so Bettel, gebe es Berufspendler. „Wir haben auch Belgier, Franzosen und Deutsche im Großherzogtum getestet. Sie werden in unseren Zahlen berücksichtigt, obwohl sie keine Einwohner sind“, sagte der luxemburgische Regierungschef der Brüsseler Tageszeitung „Le Soir“. (cre)

Welche Zone für Urlaub aus Belgien rot, orange oder grün ist, erfahren Sie unter folgendem Link:

FÖD AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

25 Antworten auf “Luxemburgs Premier Bettel ärgert sich über belgische Reiseampel: „Wir werden bestraft, weil wir ehrlich sind“”

  1. Pensionierter Bauer

    Wer auf Ehrlichkeit setzt wird bestraft!
    Das ist leider eine alte Weisheit die sich immer aufs neue bestätigt. Ob im Beruf, in der Politik oder gleich wo, den Grossmaulern und Aufschneidern wird oftmals mehr geglaubt als denjenigen die die Sachen ehrlich darstellen.
    Habe in meinem Berufsleben so manche Kollegen gekannt, die nie Probleme im Betrieb kannten und dann plötzlich wie aus Nichts mit allem Baden gingen.
    Trotzdem, ich bin ein aufrichtiger Christ und die zehn Gebote sind für mich noch immer eine Richtschnur im Leben.

      • Friedrich Meier

         Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?  Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! – und siehe, in deinem Auge steckt ein Balken! Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen!

        • Pensionierter Bauer

          Diese Frage stelle ich mir auch gerade.
          @Alanis Moresnet soll jetzt dafür die Beweise liefern, denn wenn sein Nickname korrekt ist, dann könnte er sogar aus meiner näheren Nachbarschaft stammen.

  2. Krisenmanagement

    Wehr ehrlich ist wird bestraft. dieses Ampelsystem ist doch lächerlich. Wäre mal gespannt, wieviel Corona in Belgien haben. Wenn wir alle getestet würden, wäre ratzfatz die Grenzen zu. Luxemburg passt sehr gut auf und soll von den Belgiern bestraft werden.

  3. Marcel Scholzen eimerscheid

    Dieses Ampelsystem ist eine neue Version der Ausgangssperre.

    Anstatt sich auf die Anzahl Infektionen zu fokussieren, sollte man besser die Anzahl Erkrankungen im Auge behalten. Das ist aussagekräftiger.

    • Walter Keutgen

      Marcel Scholzen eimerscheid, Logisch, Übertrieben, die Anzahl Infizierter wäre nur richtig, wenn man sie genau ermitteln würde. Tut man aber nicht, die Tests sind verschieden und haben verschiedene Fehlerraten, man testet mehr oder weniger je nach Land. Wenn man wenigstens die Gesamtzahl Getesteter und so den prozentualen Anteil veröffentlichen würde. So hat Bettel Recht.

  4. Krisenmanagement

    Bin eigentlich kein negativ denkender Mensch, aber ich befürchte, dass die Ampeln bald wieder auf Rot sind in Belgien. Die Grenzen werden auch wieder dicht gemacht. Eifel und Ardennen sind so voll. In den Lokalen sitzen alle schön kuschelig eng zusammen. Das muss zur Katastrophe führen. Diese Regierung hat noch immer kein Programm, um dem Horeca Sektor zu helfen. Damit zu kleine enge Lokale erst garnicht öffnen müssen. Luxemburg macht alles richtig. Die Testungen sind dringend notwendig. Das Pflegepersonal dort wird ständig getestet mit System. Die Belgische Regierung in Form von Frau Wilmes und CO sollten nicht mit dem Finger auf andere Länder zeigen. Dieser Haufen in Brüssel ist getrieben von der Angst, die durch die Staatsvirologen geschürt wird.

    • @Krisenmanagement: Täglich warnt das Krisenmanagement vor der Gefahr des Virus. Doch die eine Gruppe hält sich nicht oder nicht rigoros genug an den Regeln und einige drohen den Verantwortlichen sogar regelmäßig mit dem Tod. So einfach ist es eben nicht, gegen eine gesundheitliche Gefahr anzukämpfen.

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