Gesellschaft

„Achtung Opa! Senioren am Steuer“: Wie groß ist die Gefahr? [mit VIDEO]

Senioren am Steuer - eine Gefahr? Foto: dpa

Der Verkehrsunfall, dem die ostbelgische Regionalabgeordnete Monika Dethier-Neumann am Donnerstag zum Opfer fiel, hat das Thema „Senioren am Steuer“ wieder in den Vordergrund gerückt. Die Ecolo-Politikerin kollidierte auf der Autobahn E42 mit einem 80-jährigen Geisterfahrer. Bereits im Juli 2013 hatte ein Unfall auf der Vennstraße, bei dem ein 84-jähriger Autofahrer ums Leben kam, hierzulande eine Diskussion zu dieser Problematik ausgelöst.

Noch vor wenigen Tagen widmete das ZDF dem Thema unter dem Titel „Achtung Opa! Senioren am Steuer“ eine große Reportage. Auch andere Medien befassten sich in letzter Zeit mit den Auswirkungen des „demografischen Wandels“ auf die Sicherheit im Straßenverkehr.

Führerschein-Check für ältere Verkehrsteilnehmer?

Der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung nimmt in den kommenden Jahren erheblich zu. Und während bei den Jüngeren ein Trend weg vom Auto eingesetzt hat, steigt die Zahl der Autobesitzer in der älteren Generation. Die „Automobilisierung der Senioren“ ist so stark wie noch nie.

Ältere Autofahrer haben körperliche Defizite, dafür aber mehr Erfahrung. Gleichwohl überschätzen sie laut Studie oft ihre Fähigkeiten am Steuer. Foto: dpa

Ältere Autofahrer haben körperliche Defizite, dafür aber mehr Erfahrung. Gleichwohl überschätzen sie laut Studie oft ihre Fähigkeiten am Steuer. Foto: dpa

In Deutschland wird inzwischen über die Einführung eines Führerschein-Checks für ältere Verkehrsteilnehmer diskutiert. Der Automobilclub ADAC ist dagegen. Wer fordere, für die älteren Autofahrer einen verbindlichen Führerschein-Check einzuführen, müsse auch dafür sein, dass junge Menschen erst mit 25 Jahren ans Steuer dürfen, heißt es dort.

In der Bundesrepublik gab es Anfang 2011 insgesamt etwas mehr als 50 Millionen Führerscheinbesitzer, davon waren gut 9,5 Millionen älter als 65 Jahre. Allerdings waren nur 11% aller Unfallbeteiligten über 64 Jahre alt. Waren sie jedoch beteiligt, traf sie überdurchschnittlich oft – in zwei von drei Fällen – die Hauptschuld. In Belgien dürften die Verhältnisse ähnlich sein.

Körperliche Defizite, aber mehr Erfahrung

Die Ursache für die Verwicklung von Senioren in Unfälle sind häufig körperliche Defizite, die den Betroffenen oftmals nicht bewusst sind. So lassen mit fortschreitendem Alter Seh- und Hörfähigkeit nach, auch Konzentrationsfähigkeit, Beweglichkeit und Kraft nehmen ab. Und viele überschätzen ihre Fahrtauglichkeit, wie noch im Juli 2013 eine internationale Studie ergab, über die „Ostbelgien Direkt“ seinerzeit berichtete (siehe Link am Ende dieses Artikels).

An einem Fahrsimulator testen Senioren während eines Verkehrsseminars der Polizei ihre Fahrtüchtigkeit. Foto: dpa

An einem Fahrsimulator testen Senioren während eines Verkehrsseminars der Polizei ihre Fahrtüchtigkeit. Foto: dpa

Andererseits vermögen ältere Verkehrsteilnehmer ihre Defizite oft mit Erfahrung und einem besonnenen Fahrverhalten auszugleichen. Senioren am Steuer sind außerdem in der Regel weniger risikofreudig, verzichten eher auf riskante Überholmanöver oder warten an der Kreuzung länger. Hinzu kommt, dass sie sich häufig die Möglichkeiten der Technik zunutze machen, auf Automatikgetriebe umsteigen und Assistenzsysteme verwenden. Es gibt auch Senioren, die von der Möglichkeit Gebrauch machen, ihre Fahrtüchtigkeit testen zu lassen, z.B. mithilfe eines Fahrsimulators.

Indes ist unwahrscheinlich, dass relativ kurzfristig irgendetwas unternommen wird in dieser Frage. Welche Regierung legt sich schon gerne mit einer Altersgruppe an, die im Zuge des „demografischen Wandels“ immer größer und somit auch immer mächtiger wird?

Für viele ältere Menschen ist das Auto ein Stück Freiheit im Alltag – gerade in ländlichen Gebieten wie Ostbelgien. In Städten kann man sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen. Aufs Auto verzichten zu müssen, wäre demnach für so manchen Betagten fast schon eine kleine Katastrophe. (cre)

HIER die ZDF-Reportage vom 13. Oktober 2013 „Achtung Opa – Senioren am Steuer“

Nachstehend ein VIDEO, das „Ostbelgien Direkt“ schon im Juli nach dem Unfall eines 84-jährigen Autofahrers auf der Vennstraße veröffentlicht hatte:

Siehe auch Artikel „Studie: Senioren überschätzen ihre Fähigkeiten am Steuer [mit VIDEO]“

Siehe auch Artikel „Monika Dethier-Neumann: Unfall mit Geisterfahrer“

25 Antworten auf “„Achtung Opa! Senioren am Steuer“: Wie groß ist die Gefahr? [mit VIDEO]”

  1. Kommentator

    Ich denke, dass ein Eignungstest alle 5 Jahre ab dem 65. Lebensjahr angebracht wäre. Man kann natürlich nicht alle Senioren über einen Kamm scheren, aber jeder schwere Unfall, der von einem Senior verursacht wird, ist einer zuviel. Ich wüsste auch nicht, was dagegen spricht.

    • „aber jeder schwere Unfall, der von einem Senior verursacht wird, ist einer zuviel. Ich wüsste auch nicht, was dagegen spricht.“

      : aber jeder schwere Unfall, der von einem Junior verursacht wird, ist einer zuviel. Ich wüsste auch nicht, was dagegen spricht.

  2. Eastwind

    Natürlich kann man auch über die Jugendlichen am Steuer diskutieren, aber das ist hier nicht das Thema. Die zwei Unfälle in Ostbelgien, die hier erwähnt werden, wurden von einem 84-Jährigen und einem 80-Jährigen verursacht. Dass ältere Menschen eher als junge Menschen unter Hör- und Sehschwäche oder unter Konzentrations- und Bewegungsschwäche leiden, ist doch Fakt.

    • Zu:Die zwei Unfälle in Ostbelgien, die hier erwähnt werden, wurden von einem 84-Jährigen und einem 80-Jährigen verursacht.

      Hat man schon berechnen können/wollen wie schnell die “ Beteiligten und unschuldigen“ „Jüngeren Autofahrer“ unterwegs waren die in diese beide vermeldete Unfälle involviert waren?
      Solange es auf diese Fragen keine Vernünftige und vor allem, Richtige und Korrekte“ Antworten gibt möchte ich die „Ältere Beteiligten“ höchstens eine Teilschuld einräumen.
      Der der meint ich würde Übertreiben kann eine Woche mit mir mitfahren (Morgens und Abends) auf der Vennstrasse.
      Verblüffende Szenen verspreche ich Ihnen.

  3. Germano-Belgier

    „Jeder schwere Unfall, der von IRGENDWEM verursacht wird, ist einer zuviel !“

    Jedem der sich in ein Auto, auf ein Motorad, oder sonstige motorisierte Fortbewegungsmittel setzt, sollte klar sein dass dieses eine Waffe sein kann, und bei jedweder Unachtsamkeit Menschenleben, sei es das eigene oder das anderer, gefährdet werden können.

    Genau so wie junge Autofahrer ihr Können erstmal unter Beweis stellen müssen, sollten ALLE Verkehrsteilnehmer regelmässig eine Auffrischung mitmachen, und sich selber fragen ob sie den stetig steigenden Anforderungen des Strassenverkehrs noch gewachsen sind.
    Ich persönlich habe schon mehrfach an Fahrsicherheitstrainings teilgenommen und kann dies nur jedem empfehlen. Die Erfahrungen die man dort sammelt und die Möglichkeiten die sich auf einem abgesperrten Gelände unter Anleitung erFAHREN lassen, zeigen mir immer wieder die Grenzen der Technik und des menschlichen Vermögens auf, und lassen mich in ‚freier Wildbahn‘ ein rücksichtsvollerer und der Gefahren bewusster Verkehrsteilnehmer sein.
    Leider muss man viel zu oft für andere mitdenken, auch so bin ich schon so manch brenzliger Situation entgangen.

    Sehr bedauerlich finde ich dass die Bustickets für Senioren nicht mehr gratis sind! Es ist zwar nur ein kleiner Trost, wenn man seinen Führerschein dann doch irgendwann einmal abgibt bzw. abgeben muss / soll, aber es würde die Mobilität wenigstens teilweise sichern.

  4. Marc Van Houtte

    Mit Selbsteinsicht kommt man nicht weit.
    Ich war neulich Abends in einer 90 Zone unterwegs vor mir fuhr ein älterer Herr 40 bis 50 Km/H.
    Es gab permanent Gegenverkehr sodass überholen nicht möglich war. Als der älterer Herr denn zuhause ankam fragte ich ihm ob mit seinen Auto was nicht stimme er antwortete mir nein alles in Ordnung aber er würde Abends schlecht sehen und die anderen würden ihm blenden.
    Seine Fahrweise hätte so manch einen verleitet doch zu überholen obwohl es sehr riskant war.
    Ein anderer älterer aus der Gegend hatte in den letzten 2 Jahren 6 Unfälle bei max 1500 Km in Jahr!!!!Der fährt heute noch einkaufen. Und versteht nicht das er es nicht mehr kann. Wenn ich ihn fahren sehe gehe ich in Deckung. Ab einen bestimmten Alter sollte man sich prüfen lassen.Mit der Freiwilligkeit kommt man nicht weit.
    Mit den Bustickets für Senioren hat Germano-Belgier Recht.

    • Eastwind

      @Marc Van Houtte: Sie sprechen da ein wichtiges Problem an, nämlich das des Langsamverkehrs. Das Thema ist noch tabu, weil es einfacher ist, sich mit den Schnellfahrern zu befassen. Aber die Langsamfahrer sind ein ganz großes Problem. Sie nötigen andere Autofahrer zum Überholen, mit unkalkulierbaren Folgen.

  5. die Wahrheit

    Als LKW Fahrer muss ich doch schreiben, dass die Senioren oft besser fahren, als die jungen Autofahrer. Die jungen Driver überholen oft riskant, scheren ein, dass man seinen 40 Tonner ganz schnell runter bremsen muss.

    Man soll auf keinen Fall den Senioren den Führerschein abnehmen. Es ist die letzte Freiheit, die sie noch haben und wir müssen auch bedenken, dass wir auch schnell alt sind.
    Und übrigens fahren die Senioren nur einige Kilometer um ihr Dorf rum.
    Was wir brauchen ist, mehr Rücksicht und nicht mehr.

    Und was Monikas Unfall betrifft : Es sind nicht nur alte Menschen die Geisterfahrer werden. Mein Kollege hatte zuletzt einen jungen Autofahrer unter seinem Kühlergrill, weil der junge Fahrer seine Spur verlassen hat. Müssen nun alle Jungfahrer daraufhin einen Test absolvieren????

    • Zuschauer

      Dem kann ich nur zustimmen. Ich bin zwar kein Brumifahrer, sehe aber mehrmals auf der N62 Richtung Luxemburg und zurück, wie LKWs geschnitten werden. Und morgens und abends im Berufsverkehr sind das keine 80jährigen am Steuer.
      Auch dem Argument den älteren Menschen ein weiters Stückchen Freiheit zu rauben stimme ich voll und ganz zu. Auch wir werden irgendwann alt sein.
      Ich wohne in der Eifel in einem Dorf, wo es kein Geschäft gibt und wo Busanbindungen schwierig sind. Da hilft älteren Menschen ein Auto sehr. Und auch im nächsten Dorf, wo es Geschäfte gibt, liegen diese fast einen Km auseinander.

      • dr skater

        warum müsst ihr „könige der landstrasse“ überhaupt die N 62 benutzen ?? Wenn ihr nicht den verkehr dort blockiert seid ihr sowieso nur gefährlich und zu schnell unterwegs! Ich muss die strecke offt genug benutzen und komme bei manchen Leuten nur zu dem schluss dass die Eifler in sachen „AUTOFAHREN“ echt ein Rad abhaben und leider auf ihren Fahrstyl noch stolz sind. das Dorf wo der „Alte“nur noch rumfährt heisst EIFEL

        • die wahrheit

          Hallo dr. Skater, als Eupener und auch Brummifahrer will ich Dir mal was schreiben, was hast Du gegen die Eifler? In Eupen sind auch schlechte Fahrer unterwegs. Nur die Eifler helfen, anstatt zu maulen. Wenn wir (die N62) fahren, fahren wir die für euch. Ihr wollt ja schließlich die Güter haben oder? Und hast du schon mal einen 40Tonner gefahren? Mach zuerst mal den Führerschein und dann rede mit. Und übrigens ein bisschen NIveau gegenüber die Eifler wäre schon angebracht, oder?

  6. Einige Zeit her hat mir so’n Tattergreis die Rechtsvorfahrt genommen, musste dann erst mal ein Moment überlegen, um ganz zerstreut zugegeben, dass er nur nach links geguckt hatte. Freiheit hin oder her, wenn man in dem Alter kommt, wo’s zu kognitiven und physischen Beeinträchtigungen kommt, sollte die Kompetenz des Fahrers regelmässig überprüft werden.

  7. An dr skater

    Selten soviel dummes ,wirres Zeug gelesen.
    Würde mal gerne die Autoindustrie hören,sollte die ältere Generation nicht mehr Fahren dürfen.
    So wären die Strassen frei für die Jüngeren.
    Dann hätten wir jeden Tag Berichte von Unfäll mit jungen Leuten.
    Müssten dann alle Bäume entfernt werden.

    Vor den nächsten Schreiben bitte überlegen !!

  8. Werner Pelzer

    Ein verpflichtendes Fahrsicherheitstraining fände ich auch angebracht. Der zunehmende Verkehr plus die vielen Rechtsvorfahrten, Kreisverkehre und Verkehrsinseln haben das Autofahren in den letzten Jahren total verändert. Daran hat sich so manches Senior nicht gewöhnen können.

    • Ein Fahrsicherheitstraining ist eine Sache für jedermann. Ältere Menschen sollten jedoch automatisch, auf ihre Sehkraft hin getestet werden. Vom Arzt auf den Einfluss von Medikamenten und ihren Wechselwirkungen hingewiesen werden. Untenstehendes Fazit von So-So teile ich.

  9. Bin fast 30 Jahre weltweit im Aussendienst unterwegs.
    Fahre ca 100.000 km pro Jahr mit dem Auto.
    Um alle Termine zügig und rechtzeitig abzuarbeiten muss man ,wenn es erlaubt ist,schnell fahren.
    Europaweit wird nirgendwo so unüberlegt,sogar rücksichtlos gefahren wie in der deutschen und belgischen Eifel( nord u. Süd )
    In keinem Teil Europas stehen soviel Kreuze am Wegrand wie in unserer Gegend.
    Wenn ich gut sehen kann,stehen diese Kreuze für sehr junge Fahrer.
    Ältere Fahrer mögen hin und wieder Hindernisse sein( langsame Fahrweise )
    Beser langsam und zu spät ankommen ,wie niemehr !!!!!
    Ansonsten wird man nicht alt um die jungen Hitzköpfe zu beruhigen ( Ironie )

        • karlh1berens

          wo bitte ist der Unterschied zwischen einem Unfallverursacher „unter Drogen“ und einem Unfallverursacher „unter Träumen“ – mal abgesehen davon, dass das eine als legal und das andere als illegal bezeichnet wird. Und wo ist der Unterschied für das Opfer. In anderen Kulturen würde der Unfallverursacher in beiden Fällen gelyncht.

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