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Soll der 8. Mai in Belgien wieder ein Feiertag werden?

08.05.2015, Berlin: Das Feuer einer Flamme ist am 08.05.2015 während der Feierlichkeiten zum Kriegsende am 8. Mai 1945 vor dem Deutsch-Russischen Museum vor dem Schriftzug „8. Mai“ zu sehen. Foto: Jens Kalaene/dpa

Die Wiedereinführung eines elften gesetzlichen Feiertags am 8. Mai wird angesichts der Symbolik, die dieser Tag darstellt, in Belgien wieder häufiger ins Gespräch gebracht.

Auf politischer Ebene herrscht jedoch kein Konsens über ein solches Vorhaben. Wenn schon ein zusätzlicher Feiertag eingeführt werden soll, könnten die jeweiligen regionalen Festtage den Vorzug erhalten.

Der 8. Mai ist in vielen Ländern, darunter auch Frankreich, ein gesetzlicher Feiertag. Andere haben am morgigen 9. Mai frei, wie in Russland und in mehreren Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. In allen Fällen soll der Kapitulation Nazideutschlands im Jahr 1945 gedacht werden.

08.05.2023, Belgien, Brüssel: Ein Veteran salutiert während der Gedenkfeier zum 78. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa am Grab des Unbekannten Soldaten in Brüssel. Vor genau 78 Jahren, am 8. Mai 1945 um 15.00 Uhr, erfuhr die europäische Bevölkerung, dass der Zweite Weltkrieg zu Ende ist. Foto: James Arthur Gekiere/Belga/dpa

Auch in Belgien wurde dieser „Tag des Sieges“ in der Vergangenenheit gefeiert. Im Jahr 1983 beschloss der belgische Staat jedoch, diesen freien Tag abzuschaffen.

1974 wurde die Zahl der gesetzlichen Feiertage auf zehn pro Jahr reduziert. Das Bildungsministerium strich ihn aus der Liste der schulfreien Tage. Neun Jahre später wurde der Feiertag auf nationaler Ebene endgültig abgeschafft.

Vierzig Jahre später sorgt diese Entscheidung immer noch für Gesprächsstoff. Ein Kollektiv „Koalition 8. Mai“ fordert eine Rückbesinnung auf diesen Gedenktag. Einige Parteien wären auch bereit, sich in dieser Richtung zu engagieren. Es wurden bereits erste Schritte unternommen, aber ein Durchbruch ist nicht in Sicht.

Nach wie vor haben die Gedenkfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs nicht den gleichen Stellenwert wie die zum 11. November. Im Gegensatz zum 8. Mai ist der Waffenstillstandstag am 11. November deshalb in Belgien ein gesetzlicher Feiertag.

Inzwischen plädierten indes Gewerkschaften und andere Organisationen dafür, den 8. Mai wieder zu einem gesetzlichen Feiertag zu machen. Die Initiatoren stellen fest, dass heute „die extreme Rechte zurückkehrt“ und es wichtig sei, „sich zu erinnern und wachsam zu bleiben“.

08.05.2023, Belgien, Brüssel: Soldaten stehen während der Gedenkfeier zum 78. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa am Grab des Unbekannten Soldaten in Brüssel. Foto: James Arthur Gekiere/Belga/dpa

Im Mai 2022 legte die PTB einen Gesetzesvorschlag vor, um der Forderung nach Einführung eines gesetzlichen Feiertags am 8. Mai nachzukommen. Ebenfalls im Jahr 2022 sprachen sich die PS und Vooruit für einen freien Tag am 8. Mai aus.

Für den Schriftsteller Tom Lanoye, der zu den meistgelesenen und preisgekrönten niederländischsprachigen Autoren gehört, ist es angesichts des Aufschwungs der extremen Rechten dringend erforderlich, den 8. Mai zu einem „Feiertag der Demokratie“ zu machen.

Die föderale Regierung will auch allen Belgiern einen zusätzlichen gesetzlichen Feiertag gewähren. Es wäre der elfte. Als Termin hat der föderale Minister Pierre-Yves Dermagne (PS) den Festtag der jeweiligen Gemeinschaft ins Gespräch gebracht. Für die DG wäre dies der 15. November, der bisher nur in den Schulen und in der öffentlichen Verwaltung ein freier Tag ist.

Die zehn gesetzlichen Feiertage, die es heute in Belgien gibt, sind: Neujahr 1. Januar, Ostermontag, Tag der Arbeit 1. Mai, Christi-Himmelfahrt, Pfingstmontag, Nationalfeiertag 21. Juli, Mariä-Himmelfahrt 15. August, Allerheiligen 1. November, Waffenstillstand 11. November, Weihnachten 25. Dezember. (cre)

17 Antworten auf “Soll der 8. Mai in Belgien wieder ein Feiertag werden?”

  1. Ein Gernefeiernder

    Antwort:
    Was mich betrifft: Als Rentner habe ich sowieso 365 Feiertage im Jahr.
    Aber für die Nochzurschulegehenden wäre das im Mai ein Tag weniger Unterricht. Dieser Monat ist schon mit freien Tagen überfrachtet: der 1. Mai (Tag der Arbeit!), Christi Himmelfahrt und Pfingstmontag. Dazu kommen – zumindest für die Französische Gemeinschaft – noch zwei Wochen „Oster“ferien.
    Anfang Juni laufen schon die Prüfungen an. Was bleibt dann noch?
    Auch für viele Betriebe gäbe es Probleme mit einem zusätzlichen langen Wochenende zum 8. Mai neben dem von Chr. Hf.
    Wenn, dann nur, wenn als Kompensation der 11. November wegfiele oder der Pfingstmontag gestrichen würde. Auch der 15. August könnte wegfallen, außer natürlich nicht in der Cité ardente!

    • 9102Anoroc

      Für einen – @ – gerne Feiernden – Rentner ; 15:33,
      möchten Sie anderen aber schon viele Feiertage streichen.
      Wahrscheinlich feiern Sie gerne alleine;
      sonst passt ihr Nickname nicht zu ihrem Kommentar.

  2. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Aus Respekt vor den Kriegsopfern sollte man den 8. Mai wieder einführen. Sonst geraten diese Menschen in Vergessenheit.

    Nur glaube ich nicht, dass das hilft gegen den Rechtsextremismus. Das ist eine Reaktion auf die aktuelle Politik. Hier sollte man sich keine falschen Hoffnungen machen.

  3. Bürgsreicher

    Da Krieg ja derzeit und besonders bei Wahlkampf-Pazifisten wieder „in“ ist, wundert es mich, dass noch niemand auf die Idee kam, den 1. September zum Feiertag zu erheben. Auch der Tag, an dem Hitler Selbstmord beging, der 30. April, bietet sich an. Der 30. Januar wäre auch eine Möglichkeit, denn immerhin starben an diesem Tag anno 1945 zehntausend Menschen, vor allem deutsche Frauen Kinder auf der Flucht, beim Untergang der Gustloff, was jedem Antideutschen von Wirtschaftsministerium bis Antifa bis heute das Herz erwärmen dürfte. Gut, es war ein russisches U-Boot, das die Gustloff versenkte. Das mindert angesichts der derzeitigen politischen Vorzeichen die Begeisterung wohl ein wenig. Aber hey, der Wind wird sich wieder drehen und die öffentliche Meinung mit ihm.
    Aber warten wir doch erst einmal ab, was heute in Moskau geschieht. Wenn die ukrainischen Drohungen, weltweit russische Zivilisten zu töten, in die Tat umgesetzt werden, dann brauchen wir wahrscheinlich bald ganz neue Gedenktage oder gar keine mehr.

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