Gesellschaft

Zum Weltfrauentag eine Aktion gegen häusliche Gewalt

Plötzlich liegen die Nerven schnell blank. Es kommt zu Streitigkeiten. Illustrationsfoto: dpa

Anlässlich des Weltfrauentages haben Gemeinden und Organisationen bei einer Pressekonferenz in Kettenis ein einjähriges Großprojekt zum Thema „Häusliche Gewalt“ vorgestellt, bei dem es um Hilfe und Prävention geht. Man schätzt, dass in Belgien jede siebte Frau bereits Opfer von häuslicher Gewalt geworden ist.

Namensgeber dieser Initiative ist eine Aktion der Bäckerinnung von Eupen und Umgebung, die im September eine Woche lange ihre Brote in Tüten mit der Aufschrift „Gewalt kommt bei uns nicht in die Tüte!“ austeilen werden.

„Die Aktionspartner sind auf uns zugekommen, und wir waren der Meinung, dass man solch eine Initiative unterstützen muss“, sagte Marc Keller, Vertreter der Innung: „Im Eupener Raum haben sich bislang circa zehn Bäckereien bereit erklärt, dem guten Beispiel zu folgen und sich zu beteiligen.“

Teilnehmer der Pressekonferenz in Kettenis, bei der die Aktion gegen häusliche Gewalt vorgestellt wurde. Foto: Jannis Mattar

Teilnehmer der Pressekonferenz in Kettenis, bei der die Aktion gegen häusliche Gewalt vorgestellt wurde. Foto: Jannis Mattar

Mit der Innung der Eifel stehe man in Kontakt. „Der Präsident war alles andere als abgeneigt. Alles Weitere muss dann bei einer Versammlung besprochen werden.“

Für ausgiebige administrative Vorbereitung sei keine Zeit gewesen, so Schöffin Claudia Niessen: „Kurz vor Karneval haben wir mit der Zusammenarbeit begonnen. Dass wir jetzt schon eine Pressekonferenz mit einem konkreten Konzept geben können, zeigt, wie dynamisch Politik heutzutage sein kann.“

In Deutschland wurde die Aktion bereits mit Erfolg durchgeführt. In Ostbelgien backt man anfangs noch kleine Brötchen. „Wir hoffen, dass sich das wie beim Schneeballeffekt entwickelt und sich die Zahl der Partner und Teilnehmer mit der Zeit noch erhöht.“

Komplizierte Lebensgeschichte im Hintergrund

Die häusliche Gewalt ist ein wichtiges Thema, das überall auf der Welt im stetigen Fokus steht. Bei den Tätern stehe oft eine komplizierte Lebensgeschichte im Hintergrund. Die Opfer seien häufig, aber nicht immer Frauen und Kinder, so Ruth Driessen vom Frauenzentrum PRISMA: „Kinder aus gewalterschütterten Ehen neigen im späteren Leben dazu, erneut Opfer oder selbst Täter von häuslicher Gewalt zu werden. Das Ganze ist ein Teufelskreis, den man unterbrechen muss.“

Eine Frau als Opfer von häuslicher Gewalt. Foto: dpa

Eine Frau als Opfer von häuslicher Gewalt. Foto: dpa

Die Anfänge seien oft schleichend, bis es immer häufiger und heftiger passiert. „Man muss dagegen angehen und darf es nicht hinnehmen.“ Das Frauenzentrum engagiert sich in zwei Bereichen. Es bietet konkrete Einzelfallhilfe an und setzt sich ebenfalls für Aufklärung und Sensibilisierung ein.

„Gewalt hat in der Familie überhaupt nichts zu suchen“, so Charles Servaty, Erster Schöffe der Gemeinde Bütgenbach. Allerdings sei gerade für diese Vorbeugung das Budget nicht groß genug. „Dafür stehen leider kaum Gelder zur Verfügung“, so Servaty.

Jede siebte Frau bereits Opfer häuslicher Gewalt

Konkrete Zahlen gebe es für die DG nicht, sagte Ruth Driessen gegenüber „Ostbelgien Direkt“: „Man schätzt, dass in Belgien jede siebte Frau bereits Opfer häuslicher Gewalt geworden ist, aber es ist halt nur eine Schätzung.“ In Deutschland sollen im letzten Jahr 14 Milliarden Euro an Kosten aufgrund von häuslicher Gewalt entstanden sein.

Gisela Cloot von den Landfrauen stellte klar, dass sich die Aktion nicht nur an Opfer richte: „Wir wollen alle Menschen erreichen. Damit sie häusliche Gewalt erkennen und die Opfer unterstützen können.“

Das hofft auch Claudia Niessen: „Wir freuen uns über jede Art der Unterstützung. Wer mitmachen und helfen will, ist gerne willkommen.“

Weitere Infos zu Informationsveranstaltungen und Beratung sind u.a. bei den Landfrauen, der Frauenliga und PRISMA zu bekommen.

JANNIS MATTAR

4 Antworten auf “Zum Weltfrauentag eine Aktion gegen häusliche Gewalt”

  1. Phantoma

    Bei den kleinen Brötchen, die die Stadt Eupen backt, braucht man doch keine Papiertüte. Claudia Niessen hat aber eine gute Gelegenheit gefunden, um mit wenig Arbeit viel Aufmerksamkeit als Powerfrau zu bekommen. Welche Konzeptarbeit hat sie konkret geleistet außer die Innung in die Pflicht nehmen? Den Rest machen die Vereinigungen und sie kann sich entspannt zurücklehnen.

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