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LESERBRIEF – Von der Schulbank in die Wahlkabine

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Die Online-Artikel häufen sich, in den Briefkästen tauchen die ersten Wahlprogramme auf und regelmäßig drängt sich einem in Beiträgen das Lächeln eines Politikers nahezu auf. Das kann nur eines bedeuten: In Belgien stehen wieder Wahlen an, und das auf Europaebene erstmals auch für die Sechszehn- und Siebzehnjährigen.

Vielen ist jedoch nicht so richtig bewusst, wie Politik in unserem Land eigentlich gestaltet, strukturiert oder aufgebaut ist. Noch vor wenigen Jahren waren die meisten von uns in der Sekundarschule. Funktionen analysieren, Goethes Faust zitieren und das Periodensystem studieren gehörte dort zum Alltag. Doch ging es um Themen wie belgische Institutionen, Lobbyismus oder die aktuelle Regierung, war die Ratlosigkeit groß.

Eine Partei nur ihrer Farbe – dabei oftmals mit den deutschen Parteien verwechselt – und weniger der politischen Orientierung zuordnen zu können, kann für baldige Schulabgänger nicht die anzustrebende Norm sein. Wegen einer Lücke im Rahmenplan, eines lange nicht beachteten Problems in der Bildungspolitik oder einfach hervorgerufen durch das wachsende Desinteresse am Thema?

Nein, so einfach kann man nicht argumentieren, insbesondere nicht in Anbetracht der schon getätigten Reformen und neuen Ansätze, die erst beginnen Früchte zu tragen. Während die Verankerung politischer Themen in den fächerübergreifenden Rahmenplänen eine Basis darstellt, hängen der Wissenstransfer und die Ausgestaltung der Lehre in letzter Instanz immer noch von der Initiative der Lehrperson ab. Das Ergebnis: dürtig.

Obwohl in Geschichte über Demokratie, in Geografie über die Europäische Union oder in Wirtschaft über
Handelsbeziehungen diskutiert wird und verschiedene Lehrpersonen Aktualität und gesellschaftliche Probleme mit in den Unterricht einbeziehen, ist den Schülern oft nicht bewusst, dass dies einen aktiven Beitrag zu ihrer politischen Bildung darstellt. Deshalb entsteht dann der Eindruck, dass die Schule diesen Bereich vernachlässigt.

Wie also jungen Erwachsenen zusätzlich über andere Wege politische Kompetenzen vermitteln?

Zum einen halten wir die Integration von Ausflügen und Projekten in Kooperation mit politischen Institutionen für sinnvoll, sei es auf Ebene der Deutschsprachigen Gemeinschaft oder in Brüssel. Anstatt die verschiedenen Einrichtungen nur theoretisch durchzunehmen, bleiben ein Besuch im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft, ein Austausch mit Ministern oder die Teilnahme an einer Debatte länger im Gedächtnis und wecken zudem noch das Interesse der Heranwachsenden.

Zum anderen sind wir der Überzeugung, dass politikbezogene Rollenspiele zu verschiedenen Themenblöcken wie Klimaschutz, Mobilität und Jugendangebot die Diskussions- und Argumentationsfähigkeit der Schüler stärken und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Problemen fördern. Diese Maßnahmen können der Problematik entgegenwirken, dass die zum jetzigen Zeitpunkt vermittelte politische Bildung von den Schülern nicht als solche verstanden und ihr Interesse nicht geweckt wird.

Aber das Ziel muss lauten: Die politsche Bildung muss beim Schüler ankommen! Wie auch sonst soll in der Auseinandersetzung mit Politik und vor allem den anstehenden Wahlen eine wirklich durchdachte und reife Entscheidung getroffen werden? Vorzugsweise nicht mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf.

Auch wenn die politische Bildung eine gesamtgesellschatliche Aufgabe darstellt und bereits im Elternhaus beginnen sollte, haben Politik und Schule die Möglichkeit, notwendige Hebel umzulegen. Solange dies nicht gemacht wurde, folgt für uns der logische Schluss: Eine Wahlpflicht ab 16 Jahren ist nur nach entsprechender Aufklärung und Vorbereitung vertretbar.

30.05.2024 jDG (ProDG), i.A. Leon Falkenberg, Co-Vorsitzender

18 Antworten auf “LESERBRIEF – Von der Schulbank in die Wahlkabine”

  1. delegierter

    Nur weil den etablierten Partein die Wähler weglaufen oder gar der Wahl ganz fern bleiben, sollen jetzt die “ Minderjährigen “ ran. Jede Stimme bringt den Partein Geld, und wenn Wähler wegbleiben, bleibt also auch das Geld weg. Da viele in dem Alter noch nicht wissen was sie einmal arbeiten oder studieren werden, glaube ich auch nicht daß sie sich große Gedanken über das Politische machen und sich allenfalls von Aussagen oder einzelnen Themen leiten lassen.

    • Von der Schulbank in die Wahlkabine ,
      Das sind die praktischsten Wähler überhaupt .
      Denen kann man was vom Pferd erzählen , dann zücken die sofort ihr Smartphone und bestellen sich bei eBay einen Sattel.-)

  2. Magister

    Belgiens Institutionen und die Wahlen in den Schulen zu erklären, wäre eine wirklich gute Sache. Aber die Gefahr ist groß, dass die Lehrer mit ihren Wahlabsichten oder ihren politischen Präferenzen, die Schüler manipulieren.

  3. Westen KAPUTT!

    Ich betreue zZ einen 14jährigen (NAchhilfe). Ein netter Junge, eine gute Familie. Sein Niveau aber kann man getrost mit dem eines 8-9jährigen vor 30 Jahren vergleichen. Seine Schrift gleicht der eines 7jährigen, seine Rechtschreibung eines 8jährigen, seine Konzentrationsfähigkeit muß ich inzwischen in Nanosekunden messen. Aber faselt was von Mia Khalifa…
    Von Geschichte, Geografie keinen blassen Schimmer – von Politik ganz zu schweigen. Aber er weiß alles, er hat ja Google…
    Und die sollen wählen? Wir sind verdammt, Spengler und viele anderen haben Recht: Der Westen ist KAPUTT! Durch Ideologie, und nichts anderes!

    • Walter Keutgen

      Westen KAPUTT, dann muss man aber auch Google in das Fach Ideologie stecken, was auch stimmt, wenn man die Väter des WWW davon schwärmen hörte. Doch denke ich, dass ohne Geldgier, Google nie so groß geworden wäre.

  4. Westen KAPUTT!

    NAtürlich ist Google ideologisch gepolt, es filtert und filtert… Wiki ist die gleiche Betrügerei und Desinformation. So wie auch die „Faktencheckeher“, die allesamt von Soros, State Department, EU und CIA usw. finanziert werden.

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