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Als Menschen für Regen beteten: Wird 2017 so trocken wie 1976?

7. Mai 1976: Auf der Place de la Monnaie in Brüssel verbringen Berufstätige ihre Mittagspause im Freien. Der folgende Sommer war außergewöhnlich heiß und regenarm. Foto: Belga

Der Monat Mai 2017 war anormal warm und arm an Niederschlägen. Das ergab die monatliche Statistik des Wetteramts in Uccle. Schon wird befürchtet, dass das Jahr 2017 ähnlich trocken wird wie das Jahr 1976, als sogar – die schon etwas älteren Leser werden sich noch gut daran erinnern – drastische Maßnahmen zur Verringerung des Wasserverbrauchs ergriffen werden mussten. Es wurde sogar für Regen gebetet…

Auch vor 41 Jahren kündigten sich Hitze und Trockenheit schon früh an. Im Mai herrschten, so wie 2017, bereits sommerliche Temperaturen.

Dachte man noch anfangs, das Wetter werde schon irgendwann umschwenken, so wurde mit der Zeit aber deutlich, dass 1976 ein außergewöhnlich heißes und regenarmes Jahr würde.

Sommer mit vielen Hitzeopfern

Die Hitze sorgte fast überall zu großen Problemen. Im Ruhrgebiet fuhren winterliche Streukolonnen, um aufgematschten Asphalt mit Sand griffig zu halten. Vor allem in den Großstädten und im älteren Teil der Bevölkerung mussten Hitzeopfer notversorgt oder in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

28. Juni 1976: In der französischen Gemeinde Lesparre-Médoc im Südwesten des Landes beten Gläubige, der Herrgott möge es so schnell wie möglich wieder regnen lassen. Foto: Belga

Mit der Zeit wurde der Wasserverbrauch eingeschränkt. Das Waschen von Autos und das Bewässern des Rasens oder Gartens wurden untersagt. Nur Getränkehersteller, Eisverkäufer und Betreiber von Freibädern konnten sich freuen.

Das Magazin „Der Spiegel“ schrieb in seiner Ausgabe vom 5. Juli 1976: „Darbende Natur, schwitzende Bürger: Europa hatte den heißesten Juni seit Menschengedenken. Straßendecken platzten, Börsenkurse sanken, Walen im Zoo drohte Sonnenbrand. Während Stadtbewohner Streß befiel, bahnten sich auf dem Land Milliardenschäden an. Und nicht nur der Schirmherstellerverband flehte um Regen.“

Kein anderes EG-Land jedoch war von der Dürre so sehr betroffen wie Frankreich, wo die Menschen wieder in die Kirche gingen – nicht nur, weil es dort kühler war als draußen, sondern um für Regen zu beten (siehe Foto anbei).

Mai 2017 zu warm und regenarm

Der Monat Mai 2017 war ebenfalls außergewöhnlich warm und regenarm, doch beschränkte sich dies nicht auf den Mai.

Wenn man den Zeitraum vom 1. Juli 2016 bis zum 31. Mai 2017 nimmt, so stellt man fest, dass in diesen 11 Monaten die Niederschlagsmenge 506,7 Liter pro Quadratmeter betrug. Normal sind 781 Liter. Dies ergibt ein Defizit an Niederschlägen von 274,3 Litern pro Quadratmeter, also rund 35%. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf „Ostbelgien Direkt“:

21 Antworten auf “Als Menschen für Regen beteten: Wird 2017 so trocken wie 1976?”

  1. Damals war ich 15 Jahre alt. Als in der Sonntagsmesse für Regen gebetet wurde, war ich beim Verlassen der Kirche Atheist, denn ich hatte schlagartig erkannt dass es zwischen dem Regentanz eines Schamanen und dem Auftritt von H. Gatzweiler keinen qualitativen Unterschied gibt. Jede Religion ist Aberglaube. 40 Jahre später schreibe ich gegen die Klimakirche, es hat sich nicht viel geändert, wenn Glaube auf Wissen trifft, gewinnt in der Regel der Glaube. Amen.

  2. Mischutka

    Da erinnert man sich, als sei es noch gar nicht so lange her. Mein Vater hatte für seinen Garten immer ein paar Fässer Regenwasser bereit stehen, doch diese Reserve war bald schon aufgebraucht. Ich weiß noch heute als eine „Super-Nachricht“ sich wie ein Lauffeuer durch Eupen verbreitete und das Grenz-Echo schrieb sogar eine große Schlagzeile -ich glaube auf der 1. Seite- : „Auf der Aachener Straße hat es ein paar Tropfen geregnet“ (o.s.ä.). War DAS eine Sensation.
    @ Dax :
    Stimmt. Es wurde viel für Regen in den Messen gebetet. Und als es dann regnete, lag das natürlich an diesen Gebeten, laut Kirche…..(ohne die würden wir wohl heute hier in einer Wüste leben). Auch Amen.
    MfG.

    • Vereidiger

      Ich vermute mal, Sie verweisen auf die Seite 1 des GE vom Montag 05.07.1976, auf der man unter dem Titel „Heißer geht es kaum mehr! – Nach 33 Tagen erster Regen – Katastrophe in der Landwirtschaft nicht mehr abzuwenden“ einleitend Folgendes lesen kann:
      „Brüssel, 5. – Haben die Gläubigen in Philippeville am Sonntag mehr oder inständiger um Regen gebetet, als die anderen Kirchgänger in Belgien? Fest steht, dass es in Philippeville gestern gegen 17 Uhr geregnet hat. Es waren zwar nur wenige Tropfen, nicht einmal genug, um den Straßenstaub anzufeuchten, aber es war immerhin der erste Regen seit vielen Wochen, der nicht nur die Landwirte für kurze Zeit aufatmen ließ. Floreffe erlebte zur gleichen Zeit ein kleines nasses ‚Wunder‘. Diese Gewittergüsse blieben jedoch die einzigen im ganzen Land. (…)“

      Tatsächlich ist auch das Ereignis auf der Aachener Straße festgehalten worden – im GE vom 08.07.1976, auf S. 3 unter dem einspältigen Titel „Regentropfen“ (gefolgt von 8 Pünktchen). Dort heißt es u.a.:
      „(…) Auch in Eupen muss es während der Nacht [von Mittwoch auf Donnerstag] oder am frühen Morgen stellenweise, so auf der Aachener Straße, leicht geregnet haben, wenn auch nur ganz kurz. (…)“

      Damals erhielt man das GE erst ab dem Mittag bzw. im Laufe des Nachmittags durch private Zusteller, nicht wahr? Auch das ist Zeitgeschichte…

      • Mischutka

        @ Vereidiger :
        Vielen Dank für die so genaue Info.
        Ja, es stimmt auch, das G-E. wurde zu dieser Zeit von privaten Zustellern im Briefkasten geworfen. Meistens so im Nachmittag. Und die Jungs waren immer ziemlich pünktlich. Ich kann mich auch noch sehr gut erinnern, daß meine Mutter bei hohen Temperaturen dem Zusteller immer eine Erfrischung anbot (man sah ihn ja vorbei kommen) und er war immer sehr dankbar dafür. Im Winter dann das Gegenteil : ein warmes Getränk war immer sehr willkommen für die Zeitungsträger. Du schreibst es auf den Punkt : „Zeitgeschichte“.
        MfG.

  3. Zaungast

    Aber sicher hilft Beten.
    Nur dass die Gedanken des Allmächtigen undurchschaubar sind und der Regen nicht unbedingt an der Stelle fällt, wo er gebraucht wird.
    Aber wer lange genug betet, ist sicher, dass er auch irgendwann erhört wird. Schließlich dauert keine Trockenperiode ewig.

    Es wäre ja auch zu einfach, wenn wir Menschen das Klima und das Wetter durch ein paar Vaterunser steuern könnten. Der eine will an den Strand und betet um Sonne, der andere sieht seinen Garten vertrocknen und will Regen…

    • Wir hatten kürzlich erst 2 sich folgende trockene Jahre. Es ist nicht das einzelne Ereignis das besorgniserregend ist, sondern die Häufung dieser extremen Ereignisse innerhalb kürzester Zeit!

  4. Gemein(d)e

    Also bei mir hat es die letzten Tag öfters geregnet , ich weiß nicht wie sie auf die Idee kommen so einen Artikel zu schreiben. liebes OD
    Ich kann sie beruhigen in 2016 hat es am Messpunkt Aachen mehr als 2015 geregnet und genau 59,5L mehr /m².
    wert 2016 :826,5l/qm
    wert 2015 767l/qm
    Auch gab es 2017 schon 32 Frosttage und der Herbst und Winter kommt noch. Im Vergleich gab es nur 14 Tage im ganzen Jahr 2014.

    quelle: http://www.wetterkontor.de/de/wetter/deutschland/rueckblick.asp?id=1&datum=01.06.2017&t=8

    • Da muss ich ihnen aber entschieden widersprechen. In der Eifel hat es im April genau 10 Liter Regen gegeben, normal sind 70 – 80 Liter. Bis Ende April fehlten 150 Liter Regen im Vergleich zum 35 jährigen Mittelwert. Das sind 45 % WENIGER Regen als üblich und, was das ganze noch dramatischer macht, genau dann als das Wachstum einsetzte! Der Mai hinkt auch mehr als 50 % hinter der Normalmenge Regen. Wir sind in der vollen Wachstumsphase und was jetzt nicht wächst, das wird auch nichts mehr (abgesehen vom Mais, der schafft es immer – leider).

  5. Guido Scholzen

    ja ja, der klimawandel in an allem schuld

    als es letzes jahr mai-juni zu feucht war, das war der klimawandel
    nun ist es zu trocken, das ist der klimawandel
    als es 2003 viel zu heiss war (aber nicht zu trocken), das war der klimawandel
    in syrien ist buergerkrieg, das ist auch der klimawandel schuld
    …..
    nun kommt mir nicht mit dem argument der ‚wetterextreme‘, die immer haeufiger werden.
    nicht mals im bericht des weltklimarates IPCC steht drin, dass wetterextreme haeufiger als frueher auftreten.
    also wenn sogar die das sagen, dann muss das ja stimmen, oder ;-)

      • Guido Scholzen

        vielen dank fuer die blumen.

        demletzt fuehrte ich auch eine konversation mit einem ‚klimaschuetzer‘ und praesentierte ihm widerspruechlichkeiten in dieser klima-„wissenschaft“.
        seine antwort war, das er es nicht wisse, wie bestimmte zahlen und rueckschluesse zustanden kommen, aber die klimaskeptiker wuessten ja auch nicht alles.
        stimmt. wir klimaskeptiker (wir nennen uns selber klimarealisten) koennen auch nicht schluessig erklaeren, warum es warmzeiten und eiszeiten gab.
        allerdings koennen wir mit dem vorhandenen datenmaterial sagen, dass diese momentane erwaermung des erdklimas voellig normal ist und nicht aus dem rahmen faellt wie immer beschwoert, das klima war schon mal waermer (mittelalter und roemerzeit) und wir koennen sagen, dass kohlendioxid und auch methan keinen wesentlichen einfluss auf die temperaturbildung haben.
        die wichtigsten klimafaktoren sind die sonne (sonneneinstrahlung und magnetfeld) und wasser in allen 3 aggregatzustaenden, und die daraus entstehenden relationen.
        Aber CO2 ? forget it.

  6. Pensionierter Bauer

    Als junger Milchbauer habe ich das schon als eine echte Katastrophe empfunden. Zum Glück wurde seinerzeit nicht so früh gemäht, sonst hätten wir nicht annähernd die Futtermasse für den Winter zusammen bekommen. Die Kleinbürgerlichen waren damals stinke sauer weil Autoputzen unter Strafe stand.
    Uns Bauern griff man mit dem „Dürrekredit“ unter die Arme.

    • Pensionierter Bauer

      Stimmt, wenn ich mich recht erinnere hat es damals so gegen Ende April das letzte mal richtig geregnet und dann gabs kaum noch Schäuerchen. Der echte Regen kam ierst n der zweiten Septemberwoche. Viele Bauern haben dann erst im Oktober ihre Futtervorräte einigermaßen für den Winter sicherstellen können. 1977 war dann ein sehr nasses Jahr, auch nicht gut für uns Bauern, aber es gab diesmal keinen Regenkredit.

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