Die Krise der Tageszeitungen, die nicht neu ist und auch schon an dieser Stelle thematisiert wurde, hat jetzt auch Flandern voll erwischt. Die flämische Tagespresse hatte sich bisher noch einigermaßen behaupten können. Die aus der Fusion der Verlage Corelio und Concentra entstehende Mediengruppe „Het Mediahuis“, die De Standaard, Het Nieuwsblad, Gazet Van Antwerpen und Het Belang Van Limburg herausgibt, muss 205 von insgesamt 1121 Stellen abbauen. Fast jeder fünfte Arbeitsplatz fällt weg. 67 Journalisten wird gekündigt.
Die Besorgnis ist groß, einige – wie die flämische Medienministerin Ingrid Lieten (SP.A) – wähnen bereits die Pressefreiheit in Gefahr.
Die Zahl der abzubauenden Stellen könnte sogar noch höher liegen als die genannten 205, weil Teilzeitkräfte und ältere Mitarbeiter, die fast das Rentenalter erreicht haben, nicht unbedingt ersetzt werden. Die Gewerkschaften gehen davon aus, dass die Zahl der abzubauenden Stellen letztendlich bei rund 250 Mitarbeitern liegen wird.
Dass „Het Mediahuis“ Stellen abbauen werde, war zu erwarten, doch dass die Sanierung so umfassend ist, hatten auch die Arbeitnehmervertreter und die Redaktionsräte der einzelnen Blätter nicht erwartet.
Konkurrenz durch kostenlose Internetangebote
Die größten Probleme kommen dabei auf die Redaktionen von Gazet Van Antwerpen und von Het Nieuwsblad zu, denn „Het Mediahuis“ will Synergien zwischen beiden Zeitungen schaffen und plant auch den Umzug von Het Nieuwsblad nach Antwerpen. Dort soll der Hauptsitz der Gruppe entstehen. „Het Mediahuis“ will die Sanierung bis Ende 2015 abschließen.
Die Gründe für diesen Schritt liegen auf der Hand: Die Zeitungen nehmen auch in Flandern weniger Gewinne durch Werbung ein, und die Zahl der Leser von Druckerzeugnissen nimmt mit zunehmender Digitalisierung der Medienlandschaft weiter ab. Die Konkurrenz des Internets mit seinen vielen kostenlosen Angeboten kennt kein Erbarmen.
Krise diesmal gravierender – Bezahlschranken ein Flop?
Die Rationalisierung bei „Het Mediahuis“ erfüllt u.a. den Präsidenten des flämischen Journalistenverbandes (VVJ), Pol Deltour, mit großer Sorge. Diese Krise sei viel gravierender als die vorherigen, sagte Deltour in einem Interview mit dem Grenz-Echo: „Bisher wurden immer wirtschaftliche Gründe aufgeführt. Jetzt stecken wir aber in einer strukturellen Krise, die die Zeitungen und Magazine quasi in die Rezession drängt.“ Das digitale Zeitalter mit kostenlosen News weit und breit mache dem Printsektor schwer zu schaffen, so Deltour.
„Die Einnahmen auf dem Anzeigenmarkt gehen zurück, weil Unternehmen durch die Möglichkeiten des Internets nicht mehr ausschließlich auf die Printmedien angewiesen sind und sich in ihrer Werbung breiter aufstellen wollen. Zudem kann die Leserschaft nur schwer erneuert werden, weil die Jugend keine Zeitung mehr liest“, so der VVJ-Präsident. Sein Fazit lautet: „Wir müssen uns neu erfinden.“ Laut Deltour haben die Zeitungsverlage bisher den falschen Weg eingeschlagen.
Jedenfalls scheint auch der Versuch vieler Tageszeitungen, im Internet sogenannte „Bezahlschranken“ einzuführen, um redaktionelle Inhalte bezahlbar zu machen, keinen nennenswerten Erfolg gebracht zu haben. (cre)
Siehe auch Artikel „Stirbt die Tageszeitung?“
Ist das Grenzecho auch von der Krise betroffen oder ist Ostbelgien im Medienbereich eine Insel?
Das Grenz-Echo hat vor Monaten ne Bezahlschranke eingeführt. Man kann erahnen wofür.
Dass Jugendliche sich früher für Tageszeitungen interessiert haben, war eher die Ausnahme. Das Problem liegt eher am „oberen Ende“ der Altersskala : die ältere Kundschaft ohne Interneterfahrung stirbt aus…
Zappel Bosch, da muss ich Ihnen widersprechen. Ich habe als Kind jeden Tag das Grenz-Echo gelesen, auch wenn die Zeitung bis auf „Susi“ und den einen oder anderen Bericht im Sport ziemlich langweilig war. Heute lesen nur noch die wenigsten Kinder Zeitung. Sie hängen im Internet oder schauen fern.
„…die ältere Kundschaft ohne Interneterfahrung stirbt aus“
So ist es Zappel Bosch.
A propos“ ältere Kundschaft“:Ich erinnere mich da an eine lustige, belgische Filmkomödie mit dem Titel „Home Sweet Home, aus dem Jahre 1973 Da ging es.um die Bewohner eines Seniorenheimes. Diese „veranstalteten“ wegen ihrer Unzufriedenheit mit den dortigen Zuständen eine Aktion und warfen Matratzen,und sonstige Utensilien aus dem Fenster in den Hof und zündeten diese an.In spätestens 10-20 Jahren könnte eine ähnliche „Unmutsaktion“ wie folgt
aussehen: Bewohner , versiert mit dem Umgang von PC und Internet, würden dann ggflls. die Computer-Programme
eines solchen Senioren-Heimes „hacken“
und somit die Heimleitung zur Verzweiflung bringen.
Bin ich der Einzige der keine Zeitung liest weil das zu umständlich ist? Im Bus etc… Die sollen endlich die Zeitungen in Din A4 drucken dann würde ich das wieder lesen anstatt online. Auch wenn es etwas teurer wäre. Das unhandliche Format ist ein Problem. Das andere Problem ist daß die Menschen sich in den letzten Jahren daran gewöhnt haben daß die Informationen im Internet kostenlos zu bekommen sind und vorallem schneller.
Auch die öffentlichen Fernsehsender haben Probleme, junge Menschen anzuziehen. Die schauen sich lieber die Privatsender an. Dagegen kann man nichts machen. Zeitungen haben nicht nur den Nachteil, dass sie kosten. Das könnte man noch in Kauf nehmen. Sie sind auch zu langsam, weil sie noch gedruckt und anderntags noch ausgetragen werden müssen. Ich glaube aber nicht, dass es den Zeitungen gelingen wird, ihre Personalmasse zu halten, wenn sie nur noch im Internet erscheinen. Das rechnet sich dann nicht mehr.
Hallo zusammen ! Ich habe es an dieser Stelle schon öfters geschrieben und viele, die mich kennen, haben mir beigestanden : Die Zeit der „Tageszeitungen“ ist vorbei ! Wie so vieles (Kino, Theater usw…) andere auch. Dafür gibt es jetzt hunderte TV-Sender. Für jeden etwas. Es sind nur noch einige wenige, ältere Menschen, die kein Internet haben, die „Zeitung“ lesen. Und die verlassen uns (leider) auch bald. Ausserdem ist eine Zeitung VIEL zu langsam. Was z.B. heute passiert, muss geschrieben, gedruckt, verteilt werden. Das dauert …. Nicht so im Internet : wenn um 12 Uhr etwas passiert (wichtig oder nicht), kann man es um12.05 Uhr im Netz lesen. GRATIS und überall. Da kommt niemand mehr auf die Idee, DAS GLEICHE anderen Tags nochmals zu lesen, da die Sache(n) schon nicht mehr aktuell ist (sind). Und man soll für diesen „alten“ Kram auch noch bezahlen. Und für gewisse „Tageszeitungen“ im Internet in ABO nehmen ??? Nein danke – denn ALLES steht doch ÜBERALL 100 % KOSTENLOS im Web. In allen Sprachen (wenn man will) und mit vielen Kommentaren. Da werden sich noch viele wundern. Warten wir mal 2-3 Jahre noch ab, da wird es sich nicht mehr lohnen, für eine Handvoll Leser eine Zeitung zu drucken. Und für „unterwegs“ gibt es ja schon Mini-Laptops, die in jede Jackentasche passen – und bequemer zu handhaben sind als Zeitungen. Das wird auch der Werbe-Markt merken und immer mehr Anzeigen in Internetzeitungen schalten. Aber nur, wenn letztere GRATIS sind. Dann erreichen diese Werbungen viel mehr Leser als die aussterbenden Papierzeitungen. Zum Schluss : es gibt ja auch „Blätter“ die das nicht verstehen (wollen) und dann nachher weinen, weil sie Redakteure entlassen müssen.
Was ein Glück, dass OBdirekt das sehr gut verstanden hat – es dauert nicht mehr lange (garantiert), dann ist man die „Nr 1“ in Ostbelgien – mit grossem Abstand !
MfG. an alle Leser und Kommentatoren. Und an die vernünftigste Redaktion in Ostbelgien !
@Mischutka
Glauben Sie wirklich, dass es OD lange geben wird? Von Wasser und Luft allein kann kein Journalist leben. Und mit Werbung alleine kann sich höchstens der Wochenspiegel über Wasser halten.
Vielleicht bin ich da die Ausnahme, aber ich lese immer noch lieber auf Papier als auf Bildschirm. Ausserdem ist eine Papierzeitung nicht an WLAN, 3G oder Akkulaufzeit gebunden, sondern kann immer, überall und ohne vorheriges Einschalten gelesen werden. Was die Aktualität der Informationen betrifft, hat die Zeitung den unschlagbaren Vorteil, dass die Infos bereits sortiert und konsolidiert wurden, bevor sie gedruckt werden. Damit entfällt die Gefahr von voreiligen „Schnellschüssen“, wie sie im hier-und-jetzt-Ticker häufig vorkommen. Dass die Zeit des Kinos und des Theaters abgelaufen ist, glaube ich eher nicht; schon alleine, weil diese Freizeitaktivitäten es einem erlauben, mal aus dem Haus zu kommen und sich unter die Menschen zu mischen. Das geht auch mit 2000 TV-Sendern nicht.
So sehe ich das auch. Die Beteiligung des GE an der Proma AG ist nicht „unschuldig“…
Zappel Bosch, ich glaube nicht, dass die Proma AG sich eine Zeitung leisten kann, die Verluste einfährt. Man hat das ja auch schon letztes Jahr beim BRF gesehen. Die DG wollte nicht Geld zuschießen, um das Defizit auszugleichen.