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Weltklimagipfel läutet Abschied von der Kohle ein

24.09.2021, Brandenburg, Peitz: Wasserdampf steigt am frühen Morgen aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). Die UN-Klimakonferenz in Glasgow hat die Staaten der Welt erstmals dazu aufgefordert, den Ausstieg aus der Kohle einzuleiten. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Es gab Tränen, Wutausbrüche und Jubel – und nun ist der Klimagipfel nach zwei Wochen zäher Verhandlungen vorbei. „Blah, blah, blah“, ätzte Greta Thunberg aus der Ferne. Andere sehen aber auch Fortschritte.

Die UN-Klimakonferenz in Schottland hat mit einem als historisch gefeierten Beschluss den weltweiten Abschied von der Kohleverbrennung eingeläutet. Erstmals in der Geschichte der Weltklimagipfel gab es dafür einen Konsens unter den rund 200 Staaten.

Der am Samstagabend nach leidenschaftlichen Diskussionen gebilligte „Klimapakt von Glasgow“ enthält zudem die Forderung, „ineffiziente“ Subventionen für Öl, Gas und Kohle zu streichen. Die Formulierung wurde allerdings in letzter Minute auf Druck Chinas und Indiens abgeschwächt.

13.11.2021, Großbritannien, Glasgow: Alok Sharma (M), Präsident der COP26, wird bei der schließenden Plenarsitzung der UN-Klimakonferenz COP26 beklatscht. Foto: Christoph Soeder/dpa

Die weltweit bekannteste Klimaaktivistin Greta Thunberg zog hingegen eine vernichtende Bilanz des auch als COP26 bezeichneten Gipfels. „Die COP26 ist vorbei. Hier ist eine kurze Zusammenfassung: Blah, blah, blah“, twitterte die Schwedin. Sie war zur Halbzeit des Gipfels zusammen mit Zehntausenden Demonstranten auf die Straße gegangen und dann abgereist.

Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, äußerte sich ernüchtert. „Es ist ein wichtiger Schritt, aber es ist nicht genug. Es ist Zeit, in den Notfallmodus zu gehen.“

Die Mammutkonferenz mit 40.000 registrierten Teilnehmern sollte eigentlich schon am Freitag enden, wurde aber wegen stundenlanger Debatten bis in die späten Stunden des Samstags verlängert.

Die wichtigsten Beschlüsse im Überblick:

– Aufruf zum Abschied von der Kohle: EU-Kommissar Frans Timmermans ließ im Plenum seinem Frust freien Lauf, dass die Forderung zum Kohleausstieg auf Druck Chinas und Indiens noch abgeschwächt wurde. Statt von einem Ausstieg (phase-out) ist auf Druck der stark von Kohle abhängigen Staaten China und Indien nun nur noch von einem schrittweisen Abbau (phase-down) die Rede. Damit bleibt offen, ob beide Staaten jemals komplett auf Kohlestrom verzichten wollen.

24.09.2021, Indien, Dhanbad: Kohle wird an einem Tagebau in einen Lastwagen geladen. Die UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow hat mit einem als historisch gefeierten Beschluss den weltweiten Abschied von der Kohleverbrennung eingeläutet. Foto: Altaf Qadri/AP/dpa

Als sich mehrere Staaten bitterlich über die Verwässerung kurz vor der Schlussabstimmung beschwerten, kämpfte der britische COP26-Präsident Alok Sharma mit den Tränen. «Ich bitte um Verzeihung für die Art, wie das gelaufen ist», sagte der Gastgeber. Er fügte an: „Es ist auch von elementarer Bedeutung, dass wir dieses Paket schützen.“

– Bekenntnis zum 1,5-Grad-Ziel: In der Abschlusserklärung bekennen sich die Länder gemeinsam zu dem Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu stoppen. Dazu sollen sie bis Ende 2022 ihre bislang unzureichenden Klimaschutzpläne für dieses Jahrzehnt nachschärfen. Das ist drei Jahre früher als bislang vorgesehen. In der Erklärung wird zudem festgehalten, dass der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase weltweit noch in diesem Jahrzehnt um 45 Prozent sinken muss, wenn das 1,5-Grad-Limit erreichbar bleiben soll.

– Hilfen für arme Staaten: Zugesagt wurden auch mehr Finanzhilfen für arme Staaten, damit diese sich an die vielerorts fatalen Folgen der Klimakrise anpassen können. Zig Millionen Menschen sind schon jetzt häufiger mit Dürren, Hitzewellen, Stürmen und Überschwemmungen konfrontiert, weil sich die Erderhitzung beschleunigt. Konkret sollen diese Finanzhilfen bis 2025 verdoppelt werden, also von aktuell jährlich rund 20 auf dann 40 Milliarden US-Dollar (etwa 35 Milliarden Euro.)

01.11.2021, Großbritannien, Glasgow: Klimaaktivistin Greta Thunberg (M) trägt eine Maske, während sie zusammen mit anderen Aktivisten an einer Demonstration am Rande des UN-Klimagipfels COP26 in Glasgow teilnimmt. Foto: Andrew Milligan/PA Wire/dpa

– Hilfe nach Klimaschäden: Erstmals wird auch die jahrelange Forderung armer Staaten aufgegriffen, einen Geldtopf für Hilfen bei Schäden und Verlusten einzurichten. Gemeint sind etwa Zerstörungen oder erzwungene Umsiedlungen nach Dürren, Sturmfluten oder Wirbelstürmen. Die Staaten werden aufgefordert, dafür Geld einzuzahlen. Konkrete Summen dafür werden aber nicht genannt. Es soll nur „technische Unterstützung“ nach Schadensereignissen bereitstehen, aber nicht der komplette Schaden beglichen werden.

Der Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig nannte es „schon bitter, dass wieder einmal die von der Klimakrise besonders betroffenen, ärmeren Länder des Globalen Südens an den Rand gedrängt wurden“.

– Regelbuch für Pariser Abkommen komplett: Geregelt wurde etwa, dass künftig Klimaschutzziele für fünf Jahre vorgelegt werden und nach einheitlichen Standards berichtet wird. Bei der Frage, wie künftig Emissionsminderungen zwischen Staaten gehandelt werden können, gab es ebenfalls eine Einigung. Dabei sei es gelungen, Schlupflöcher auszuschließen, hieß es.

Den Samstag über hatten stundenlange, hitzige Debatten die Beratungen verzögert. Politiker standen dicht zusammen, gestikulierten wild und diskutierten. Timmermans umgarnte die Delegierten schließlich: „Ich flehe euch an, nehmt diesen Text an.“ Der nächste Gipfel, die COP27, findet im November 2022 in Ägypten statt.

Die ersten Pressestimmen sind eher negativ: „In der Klima-Erklärung fehlen jedoch konkrete Verpflichtungen, keine verbindliche Angabe zur Kohlenstoffdioxid-Reduktion“, gab der italienische „Corriere della Sera“ zu bedenken.

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

15 Antworten auf “Weltklimagipfel läutet Abschied von der Kohle ein”

  1. Schon wieder ein Durchbruch? Was ist denn aus den Pariser Beschlüssen geworden? Klopapier? China, Indien und Russland mache eh was sie für richtig halten und nur der Öko-besoffene Westen schaltet seine Stromversorgung ab. Was für ein Klimazirkus, mit 25.000 Teilnehmer die aus aller Welt einfliegen um das „Klima zu retten“. Wir, Europa, sind nicht mehr zu retten….

  2. Pensionierter Bauer

    Und was kommt nach Kohle, Oel und Naturgas?
    Dann wird man uns die ganze Landschaft mit Windrädern, Solarfelder und anderem Gedöns zubauen. Selbst Waldflächen dürfen dafür sogar gerodet werden.
    Lustig fand ich aber, dass in den vergangenen Tagen der BUND (pro Windkraft) vor dem Sitz des NABU (Windkraftkritisch) eine Demonstration abgehalten hat. Die Ökobewegungen fangen jetzt schon an aufeinander loszugehen.

  3. der heilige josef

    Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dem Klimawandel sei Dank, gekommen um hier wieder den Blei und Zinkerzbergbau aufzunehmen. Kostet doch die Tonne Zinkerz am Weltmarkt zur Zeit 600 Euro. Und hier liegen unter uns ca. 20 Millionen Tonnen. Ostbelgien wird wieder zu einer reichen Rohstoffregion wie damals als man extra einen eigenen Saat gründete ( Neutralgebiet ) da sich die 3 Grenzländer vor lauter Gier nicht anders einigen konnten. Vielleicht investieren sogar die Scheichs aus Saudi Arabien.

  4. Friedrich Meier

    „Blah, blah, blah“, ätzte Greta Thunberg aus der Ferne.
    Alleine dafür, dass die Bekloppte sich jetzt ärgert, haben die vielen Liter Kerosin für die Teilnehmer des Treffens sich schon gelohnt.

  5. Guido Scholzen

    Wann Schluss ist mit der Kohle, bestimmen Afrika, Indien und vor allem China!😁😁😁

    Zum Mitschreiben:
    China wird in den nächsten Jahren mehr Kohleleistung dazubauen, wie in D’land und anderswo in Zukunft stillgelegt werden wird.
    Der Weltklimagipfel ist die offizielle Einleitung für die Deindustrialisierung Europas.
    Alles Quatsch. Alles Klimaquatsch.

    • Ach Dachs

      Ganz ehrlich Dachs, Sie trauern solch einer Firma nach, die über Leichen geht? Sie wollen Ihren Wohlstand auf Verbrechen einer solchen Firma erhalten? Das ist Ihr Zukunftsmodell für eine globales gesellschaftliches Funktionieren?
      Denen muss man die Türe aufhalten und mit eine riesen Tritt hinauswerfen. Aber zuerst sollen die Ihren ganzen Schrott beseitigen. Ich kann mit Ihnen echt nichts anfangen, Sie stehen genau für das Modell was uns hierhin gebracht hat und von dem Sie behaupten es funktioniert nich mehr. Sie sind einfach nur zum fremdschämen.

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