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Wird die Wehrpflicht in Belgien wieder eingeführt?

Foto: Die Trikolore an der Uniform eines belgischen Soldaten. Foto: Shutterstock

In acht Tagen sind es genau 30 Jahre her, dass die Wehrpflicht in Belgien abgeschafft wurde. Junge Menschen mussten nicht mehr rund ein Jahr damit verbringen, den Umgang mit Waffen zu lernen und im Gleichschritt zu marschieren.

Als die Wehrpflicht am 28. Februar 1995 abgeschafft wurde, dachten wohl die meisten Belgier, dass Europa uns ewigen Frieden sichern würde.

Schon viel früher hatte es immer häufiger Erleichterungen gegeben. Ab den 1970er Jahren wurde nach und nach in vielen europäischen Staaten die Möglichkeit geschaffen, statt des Militärdienstes einen Militärersatzdienst, welcher oft deutlich länger dauerte, zu leisten.

Belgische Soldaten bei der Parade am Nationalfeiertag 2012 in Brüssel. Foto: Shutterstock

Zu Beginn war es eher die Ausnahme, dass sich Männer für den Ersatzdienst entschieden. Dieser dauerte nicht nur länger, sondern war mit einer gesellschaftlichen Stigmatisierung verbunden und setzte oft eine Gewissensprüfung voraus, in der man glaubhaft darlegen musste, wieso man aus Gewissensgründen keinen Militärdienst leisten kann.

Heute nähert sich die Friedensära in Westeuropa dem Ende zu. 2022 marschierte die russische Armee in die Ukraine ein. Dieser Krieg auf europäischem Boden stellte alle Gewissheiten infrage. Hinzu kommen die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten und deren möglicher Ausfall als Schutzmacht für Europa. Wenn sich Europa nicht mehr auf die USA als Schutzmacht verlassen kann, muss die gesamte Verteidigungsstrategie neu überdacht werden.

Der Kelmiser Kammerabgeordnete Luc Frank (l), Mitglied des Verteidigungsausschusses, mit der FDP-Europaabgeordneten Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei der 70. Jahresversammlung des NATO-Rates in Montreal. Foto: Facebook

Die europäischen Länder werden also wieder mehr in ihre Verteidigung investieren müssen. Das verlangt nicht nur US-Präsident Trump. Das sagen inzwischen alle westlichen Staats- und Regierungschefs in Europa.

Das sagt auch der ostbelgische Kammerabgeordneten Luc Frank (CSP/Les Engagés), Mitglied des Verteidigungsausschusses. Für Frank fest: Europas Nationen müssen wieder eigenständig für die Verteidigung ihres Kontinentes einstehen. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, Russland alleine gegenüber zu stehen, um einen Frieden in der Ukraine gewährleisten zu können“. In dieser Hinsicht würden Verteidigungsausgaben prioritär, „um weiterhin unsere Freiheit, unsere Demokratie und unsere Bürger zu schützen“, so Frank.

Zwei Prozent des jâhrlichen Bruttoinlandprodukt (BIP) sind ein striktes Minimum, wahrscheinlich aber wird dies nicht reichen. Der Chef der belgischen Streitkräfte, Frederik Vansina, hat sich noch nicht über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht in unserem Lande geäußert. Gleichwohl hat er bereits deutlich gemacht, dass größere Anstrengungen unternommen werden müssen für die Verteidigung unseres Landes.

Vansina: „Wenn Donald Trump mit Putin ohne die Europäer und ohne die Ukrainer diskutiert, ist das für Europa demütigend. Aber Europa hat sich selbst in diese Position der militärischen Schwäche gebracht. Es ist absolut notwendig, das Ruder herumzureißen.“

Fallschirmjäger der belgischen Armee sitzen auf einem Unimog. Foto: Arnulf Stoffel/dpa

Und was ist mit der Wehrpflicht? „Angesichts der aktuellen Lage und der Anzahl der europäischen Länder, die eine Wehrpflicht haben, wird die Frage der allgemeinen Wehrpflicht in Belgien wieder aufkommen“, betonte Alain De Neve, Forscher am Institut Royal Supérieur de Défense, gegenüber den Tageszeitungen der Gruppe Sudpresse.

„Wir werden uns dieser Debatte nicht verweigern können“, so De Neve: „Wenn man wirklich die Rückkehr zum Wehrdienst in Betracht zieht, muss man sich überlegen, ob man einen freiwilligen oder einen Pflichtdienst will, und vor allem, wie die Betreuung aussehen soll. Denn das erfordert eine ganze Organisation. Man könnte nicht von heute auf morgen zum Wehrdienst zurückkehren.“

In Österreich, der Schweiz, Dänemark, Norwegen, Finnland, Lettland, Litauen, Griechenland gibt es die Wehrpflicht bereits, Schweden hat sie 2017 wiedereingeführt, Kroatien hat dies ebenfalls gerade getan, Serbien wird sie bis September nächsten Jahres einführen, während unsere Nachbarn, Deutschland und die Niederlande, darüber nachdenken, ob sie die Wehrpflicht wiedereingeführen sollen.(cre)

62 Antworten auf “Wird die Wehrpflicht in Belgien wieder eingeführt?”

  1. Also die Wehrpflicht,wäre alleine schon gut,um die jetzige Generation mal beizubringen, was Respekt und Selbstständigkeit ist. Die körperliche Verfassung würde auch vielen gut tun,da es dann täglich Sport gibt,und die welche Militärdienst schon lange hinter sich haben ,sind dadurch auch nicht krank geworden,sondern gestärkt nach Hause gekommen.Ich habe 12 Monate Dienst gehabt und würde es immer wieder machen,hat auf keinen Fall geschadet.

    • Frunk Furian

      Deutschunterricht gab es anscheinend während dieser 12 Monate nicht.
      Den Kindern oder Jugendlichen Respekt und Selbständigkeit beizubringen ist vorrangig Aufgabe der Eltern, ebenso wie die Förderung der sportlichen Aktivitäten.
      Zudem war es den jungen Männern gegenüber sehr ungerecht, die Mädchen konnten nach Ausbildung oder Studium beruflich durchstarten, während die jungen Männer ein Jahr verloren.

      • Es gab tatsächlich,kein Deutschunterricht ,da es keine Deutschsprachige Einheit mehr gab.Aber Was hat das mit dem Thema zu tun.Und die Aufgaben der Eltern,wobei beide im Berufsleben stehen,eher fraglich

  2. Militärdienst ja, Armee wozu?

    Eine kleine belgische Armee macht wenig Sinn, heutzutage. Nein, weder Russland, noch Iran, Nord-Kora oder China wollen uns an die Gurgel. Die USA irgendwann, vielleicht, ja, denn Grönland ist nur der Anfang.
    Die innere Sicherheit, die dauernden Probleme mit den Ausländern aus muslimischen Ländern und Afrika (Gangs sind idR aus diesen Regionen), das muß Priorität haben. Also mehr Polizei und Spezialkräfte, die dafür (Guerilla) ausgebildet sind, die aber NICHT gegen… uns, Hiesige, arbeiten, wie wir bei Corona gesehen haben, sondern gegen die üblichen Verdächtigen. Wie oft sieht man immer wieder dieselben alles kaputt machen, in Brüssel vor allem? Und immer in denselben Vierteln.
    Ein anderes Problem, auch wenn es bei Weitem nicht so akut ist wie in Schland: Die LINKEN Gruppierungen, die Antifa. Aber da diese staatlich geschützt sind… Und was die oben Genannten angeht, die „Neu-Belgier“ (und oftmals ILLEGALE): Da Sie Europa verändern SOLLEN (wie viele deutsche Politiker seit Langem fordern und sich auch darüber freuen), wird es auch nichts.
    Eine kleine Armee wie ein belgisches Heer bringt nichts da die neuen Technologien eh „Krieg“ neu definieren.
    Aber als eine Art „Erziehungsanstalt“, dann für Männer und Frauen, wieso nicht „Militärdienst“.
    Auch in Schulen sollte zBsp ein Kampsport PFLICHT sein. Nicht damit der Schulhof zum Kriegschauplatz wird, sondern weil man sich durch Kampfsport besser beherrschen kann (man lernt SEHR schnell wo seine Mängel sind), man Selbstsicherheit und Ruhe trainiert, und nicht zuletzt sich besser verteidigen kann wenn man mit dem Mob (siehe oben) zu tun hat. In der Regel wird jemand, der Kampfsport betreibt viel ruhiger und auch „deeskalierend“ sich verhalten, als ein Prügelknabe.
    Ich spreche aus Erfahrung (nein, bin kein Prügelknabe)…

  3. 08/15 Eupener

    ich finde das sehr “ Gut “ , dann bekommt die jünger Generation ma wieder Gehorsam/Pflicht Verantwortung und Höflichkeit beigebracht.
    das sollte für alle sein, und die jenigen die nicht Tauglich sind für einen Militärdienst, sollten 1 – 2 Jahre im zivilen Dienst ( In Altenheimen, Krankenhäusern, usw ihren Dienst tun, da diese Institutionen sowieso zu wenig Personal haben…..)
    unsere Generation hat die Militärzeit nicht geschadet..

  4. Ein alter Eupener

    Unser Abgeordneter aus Kelmis mit der militanten FDP-Dame beim Manöver in Montreal. Beide noch unbewaffnet. Wenn das nur gut geht.

    Jetzt werden auch die aussortierten Ardennenjäger in der Ratz-Kaserne von Vielsam remobilisiert. Ihr alter Schlachtruf: „Halten und beissen.“ Ihre Waffe, ein Wildschwein-Maskottchen und im Nahkampfgegen Putins Wodka-Mörder, enorm trinkfest.

  5. Das wird dauern …

    Die höchste Priorität unserer Politiker ist die „Zementierung“ ihres Postens und der damit verbundenen fürstlichen Pension – alles andere ist zweitrangig.

    Mit der Wiedereinführung des Militärdienstes, verliert man die Stimmen der Gutmenschen, die immer noch daran glauben, Frieden ohne Waffen schaffen zu können.

    Das Desaster war vorhersehbar, aber der Krümmungsradius der Gurke, die Lieferketten und ein Vorantreiben des Klimaschutzes mit der Brechstange selbst auf die Gefahr hin, dass die ganze Wirtschaft Europas den Bach runter geht, ist diesen Leuten wichtiger!

    Weiter so liebe Politiker, Ihr schafft das!

  6. Unmöglich. Vor 40 Jahren wurden an die 40.000 „Milicien“ pro Jahr eingezogen. Die dafür benötigte Infrastruktur wurde komplett geschleift, es gibt diese Kasernen schlicht nicht mehr und die baut auch keiner wieder auf. Im übrigen ist die Zeit der Massenheere eh vorbei, eine hochqualifizierte Berufsarmee ist heute der Garant für die Sicherheit. Wir haben aber eine „bunte“ Gendertruppe….

    • Herbert G.

      Richtig, in einer Zeit der AWACS, Laserkanonen, Kampfroboter und Drohnen braucht man nicht mehr den Soldaten mit Gewehr in der Hand, wie in Verdun oder selbst noch im Kessel von Stalingrad.

    • „Im übrigen ist die Zeit der Massenheere eh vorbei, eine hochqualifizierte Berufsarmee ist heute der Garant für die Sicherheit. Wir haben aber eine „bunte“ Gendertruppe…“

      Genau so ist es. Krieg ist heutzutage pure „Hy-Tech“ mit der nur gut ausgebildete Soldaten umgehen können. „Normale“ Milizpflichtige sind hierfür nicht geeignet, könnten nur als Kanonenfutter“ herhalten und in Armeen wie in Russland oder Nordkorea sterben.

      • @Herbert G. & Unsinn
        So ist es.

        Die Politiker, die eine Wehrpflicht fordern, kommen zum Großteil aus dem Reservoir ehemaliger Zivildienstleistenden (Pflegebetten- und Rollstuhl-Schieber).

        • Ein alter Eupener

          „Pflegebetten und Rollstuhl-Schieber“, das ist eine widerliche Entgleisung im Kontext von Berufsarmeen. Kranke und Behinderte werden beleidigt.
          Das darf der lobenswerterweise stets tolerante Chefredakteur nicht durchgehen lassen.

  7. Bäderkönig Eduard

    Lasse mich nicht von verrückt gewordenen Politikern im Westen aufhetzen, gegen China, Russland, Iran oder Nord Korea. Denn unsere Politiker wollen nur die Profite der heimischen Rüstungsindustrie erhöhen an denen sie oftmals durch eigene Aktienpakete beteiligt sind. Das tägliche Gerede von immer mehr Waffen und Soldaten in allen Medien hängt den meisten Bürgern zum Halse raus.

  8. Hat nichts mit dem Thema zu tun, aber da ein paar User nach Anoroc gefragt haben, soll ich alle User von ihm nett grüßen. Er liegt z Zt im Krankenhaus, und befindet sich langsam auf dem Weg der Besserung

  9. Die Wahrheit

    Militärdienst für Männlein und Weiblein! 1 Jahr! Natürlich für alle!
    Das würde ich mir als ehemaliger Soldat gerne mal ansehen!
    Manche werde dann mal Pünktlichkeit, Disziplin, Anstand, Teamwork lernen.
    Wer sich nicht fügt, der wird von der Truppe fügig gemacht!

  10. Guido Scholzen

    Welchen Sinn macht denn eine Wehpflicht? ich bin ein Gegner davon.

    vor 30 jahren wurde dies in Belgien abgeschafft, seitdem hat sich viel getan in Sachen Militär und zwar TECHNOLOGISCH.
    Was nutzt es heutzutage, eine verpflichtende allgemeine Wehrdienstzeit von z.B. 1 Jahr einzuführen?
    Die Infantrie ist nicht nur ein Mensch mit einer Waffe verschiedenster Art umzugehen, sondern im vergleich zu damals (Kalter Krieg) ist die Technik vorangeschritten.
    Von der Kommunikation über Elektronik im Helm+Waffen bis hin zur Bedienung einer Drohne ist alles vorhanden im Repertoire Grundausbildung, also viel mehr Minimum als noch vor Jahrzehnten. Hochmoderne Waffensysteme benötigen Experten für Betrieb, Wartung und Einsatz.
    Daraus ergibt sich, dass ein Soldat ein qualifizierter Beruf ist, und nicht nur ein bewaffneter Mensch in Uniform. dass es in Ländern wie Ukraine und auch Russland noch eine Wehrpflicht gibt, ist für mich ein Zeichen dafür, dass es sich hierbei um einen konventionellen Krieg primitivster Art wie im 20. Jahrhundert handelt, wo es normal ist, dass Soldaten ausschliesslich Kanonenfutter sind, und keine High-Tech-Armee-Angehörige wie in der US-Army. Allein die Verluste der Russen werden auf bis zu 450.000 Mann geschätzt, die der Ukrainer auf bis zu 50.000 (offizielle Zahlen). Der Vorteil der Ukrainer im logistischen Bereich besteht darin, dass die NATO im Hintergrund mithilft. In NATO-Armeen sind nur noch ca. 20%-25% der Armee-Angehörige zu den aktiven Kampftruppen zu zählen, der Rest ist für die Infrastruktur einer Armee zuständig. Und im Ukraine-Krieg sind soviele Soldaten an der Front gefallen wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen haben. Und das sind wie gesagt nicht alles NATO-Kampftruppen.
    Anstatt eine Wehrpflicht einzuführen, sollten die in ihren Armeen mal strukturell aufräumen.
    Hier als Beispiel die deutsche Bundeswehr, ein erschreckendes schlechtes Beispiel einer Truppe. Und der Bericht ist schon 2 Jahre alt.

    So steht es WIRKLICH um das MILITÄR DER DEUTSCHEN!
    https://www.youtube.com/watch?v=Uar3uUO6THQ
    Die beste schonungslose Analyse!

    • Guido Scholzen

      Sorry, aber diese Formulierung geht an der Realität vorbei: die Jugendlichen müssen sich nicht melden, sondern die werden vom Staat ‚kontaktiert‘.
      Ich musste mich damals auch nicht melden, sondern ich wurde kontaktiert.
      Eine Wehrpflicht ist wie die Steuerpflicht ein vom Staat ausgehender Zwang, etwas zu tun. Jeder Wehrpflichtige ist ein Zwangssoldat!
      Wenn es ums Steuernbezahlen geht, melde ich mich auch nicht freiwillig beim Staat, der meldet sich bei mir… wer tut denn sowas schon gerne???😬

  11. Sollen unsere Kinder nun wieder zu Mördern ausgebildet werden, nur damit irgendwelche Regierungsidioten ihre Kriegsspielchen spielen können um sich die Taschen noch mehr füllen zu können. Kein Stück Land auf Erden ist es Wert ,Menschenleben dafür zu opfern. Menschen aller Länder, werdet endlich wach und beendet diesen Irrsinn.

  12. Beobachter

    … also verpflichtender Militärdienst ist doch kontraproduktiv … die heutigen „Belgier“ haben doch sehr häufig nur die belgische Nationalität weil sie EU-Bürger sein möchten. Ihr Herz schlägt im Grunde doch für Tunesien, Marokko, die Türkei … oder gar für Russsland… im Ernstfall würden die eher die eigenen „Kameraden“ ihrer Einheit erschiessen

  13. Parent-Falkenstein

    es würde vielleicht nicht schaden,aber das muss nicht sein,außerdem präsentiert sich der Kelmiser Exbürgermeister mit der kriegsbebefürworterin Agnes Strack Zimmermann..da ist er aber sicher stolz drauf,mal im Mittelpunkt zu stehen.Schade für Ihn.

  14. Tireur Minimi

    Ich denke, dass der Milizdienst unserer Jugend gut tun würde. Bei mir ist es mittlerweile 35 Jahre her und ich habe heute noch Kontakt zu Waffenbrüdern in ganz Belgien. Ich hoffe natülich nicht das unsere Jugend in den Krieg ziehen soll. Jedoch wäre da eine 1 jährige Ausbildung mit Sicherheit von Vorteil statt wenn (hoffentlich nie wieder)Krieg ausbrechen würde und unsere Jugend dann unvorbereitet an die Front geschickt werden müssten! Pour une dent, toute la gueule! 2CY

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