Vor 75 Jahren wurde in Düsseldorf das Land Nordrhein-Westfalen im Nordwesten Deutschlands gegründet. Das hatte eher wenig mit dem Rheinland und Westfalen zu tun, aber sehr viel mit dem Zweiten Weltkrieg, dem Ruhrgebiet und der Sowjetunion.
Auf dem Giebel prangt in goldenen Jugendstil-Lettern das Wort „Stahlhof“. Das zeugt noch von den ersten Besitzern des Gebäudes, dem Stahlwerkverband der mächtigen Ruhrbarone.
Doch kurz nach dem Zweiten Weltkrieg haben hier andere das Sagen: Der Stahlhof in der Düsseldorfer Bastionstraße unweit der Königsallee ist Sitz der britischen Besatzungsbehörde – ganz einfach deshalb, weil er als eines von wenigen Verwaltungsgebäuden noch steht. In holzvertäfelten Räumen werden hier die entscheidenden Besprechungen für Dekret 46 geführt: die Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen am 23. August 1946.
Es ist eine Entscheidung der Labour-Regierung von Premierminister Clement Attlee – von Ex-Premier Winston Churchill abfällig als „Schaf im Schafspelz“, als Langweiler, geschmäht. Doch was Deutschland betrifft, denkt Attlee genauso wie sein konservativer Vorgänger. Churchill vertritt die Meinung: „Ein Frieden mit Deutschland ist dringend, und ebenso dringend ist es, mit der Politik der Rache und Bestrafung Schluss zu machen. Der Blick muss entschlossen auf die Zukunft gerichtet werden.“
So sieht es auch Attlee. Dieser demokratische Sozialist erkennt mit als Erster, dass der große Gegner nun nicht mehr Deutschland, sondern die Sowjetunion ist.
So weit ist Frankreich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Nach den Erfahrungen der beiden Weltkriege verfolgt die Regierung in Paris den Plan, weite linksrheinische Gebiete zu annektieren. Das Ruhrgebiet soll von Deutschland abgekoppelt und dauerhaft einer Reihe westeuropäischer Länder unterstellt werden. So will Frankreich erreichen, dass Deutschland nie wieder Krieg führen kann – denn das Revier ist seine Rüstungsschmiede. Die Bedeutung der Ruhrkohle kann zu dieser Zeit gar nicht überschätzt werden. Denn egal, ob Verkehr, Heizenergie, Stromerzeugung – nichts geht ohne den Brennstoff.
Doch das Ruhrgebiet liegt nun mal nicht in der französischen, sondern in der britischen Besatzungszone, und Premierminister Attlee hält nichts von einer Zerschlagung. Ohne sein Kraftzentrum an der Ruhr wäre Deutschland aus seiner Sicht auf Dauer destabilisiert und zur Armut verdammt.
“Eine Kloake von schlecht bezahlten, unterernährten und ausgebeuteten Arbeitern im Zentrum Europas birgt die Gefahr der Verminderung des gesamten Lebensstandards auf dem Kontinent“, meint Attlee. Ein am Boden liegendes, hungerndes Deutschland wäre auch höchst empfänglich für die Versprechungen der Sowjetkommunisten.
Attlee befürchtet sowieso, dass die vielen hunderttausend Arbeiter im Revier bei erstbester Gelegenheit eine kommunistische Regierung wählen könnten. Darum schließt er die mutmaßlich rote Hochburg vorsorglich mit katholisch-konservativ geprägten Gegenden wie Ostwestfalen, dem Niederrhein und der Eifel zusammen. Dieses agrarische Hinterland kann den Ballungsraum dann gleich auch mit Nahrung versorgen.
So entsteht das Bindestrichland Nordrhein-Westfalen. „Operation Marriage“ ist der Projektname der Briten dafür – das Rheinland und Westfalen sollen verheiratet werden. Aber um sie geht es nur am Rande – alles dreht sich ums Ruhrgebiet, die größte Industrieregion Europas.
Auch als Reaktion auf die Gründung von Nordrheim-Westfalen entwickelt die französische Regierung nun ein anderes, völlig neuartiges Konzept zur Einhegung Deutschlands. Es basiert nicht mehr auf Konfrontation, sondern auf Kooperation: 1950 initiiert Außenminister Robert Schuman die Einrichtung eines gemeinsamen Pools für Kohle und Stahl, der von einer überstaatlichen Behörde kontrolliert werden soll. So soll Deutschland – aber auch Frankreich – die Verfügungsgewalt über seine Schlüsselindustrien entzogen werden. Bundeskanzler Konrad Adenauer geht sofort darauf ein. Und so entsteht 1951 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl – die Keimzelle der heutigen Europäischen Union. (dpa)
Die Westfalen wollten in der Tat lieber mit den Hannoveranern/Niedersachsen zusammengehen. Mentalitaetsmaessig geht da nicht soviel zwischen den beiden Landsmannschaften. Aehnlich wie bei Badenern und Wuerttembergern. Heute wird NRW schon lange gelebt aber nicht geliebt (vor allem letzteres nicht in Westfalen). Viele Rheinlaender vermissen auch heute noch den ‚Sueden“, der -weil Teil der frz. Zone- mit der damals bayr. Pfalz ein Bundesland RP bilden musste.
Der gute Mann heißt ARMIN Laschet, nicht Achim (s. auch Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Armin_Laschet)
@ 2.Bild, heisst er nicht Achmet?