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Vor 30 Jahren die Katastrophe der „Herald of Free Enterprise“ im Hafen von Zeebrugge – 193 Tote [VIDEO]

Die gekenterte "Herald of Free Enterprise" am 7. März 1987 im Hafen von Zeebrugge. Zum Glück blieb das Schiff auf einer Sandbank liegen, sonst hätte es noch mehr Tote gegeben. Foto: dpa

Es geschah an einem Freitagabend gegen 19 Uhr. In Belgien erledigten noch viele Menschen ihre letzten Einkäufe vor dem Wochenende, andere bereiteten sich auf einen Ausgeh-Abend vor, wiederum andere schauten fern und freuten sich auf einen Freitag-Krimi. Plötzlich kamen die ersten Eil-Meldungen: In Zeebrugge an der belgischen Nordsee-Küste gab es eine Schiffskatastrophe.

Erst mit der Zeit erfuhr man Genaueres über das, was geschehen war. Gegen 19 Uhr hatte das Fährschiff „Herald of Free Enterprise“ der Reederei Townsend Thoresen, die nach der Katastrophe in „P&O Ferries“ umbenannt werden sollte, den Hafen von Zeebrugge in Richtung Dover (Großbritannien) verlassen. An Bord waren 543 Passagiere und 80 Besatzungsmitglieder.

Das Fährschiff, Baujahr 1980, hatte an Bug und Heck Klappen knapp über der Wasserlinie, was ein schnelleres Be- und Entladen des Schiffes im Hafen ermöglichte.

Die „Herald of Free Enterprise“ 1984 im Hafen von Dover. Foto: Wikipedia

Als das Schiff in Zeebrugge auslief, schlief der mit der Kontrolle der Bugtore beauftragte Matrose in seiner Kabine.

Nach der Hafenausfahrt wurde das Schiff beschleunigt. Bei leichtem Seegang drang schnell eine große Menge Wasser durch die offenen Bugklappen in das Schiff ein. Durch die Wassermenge und die verrutschende Ladung neigte sich das Schiff nach Backbord, bis die „Herald of Free Enterprise“ innerhalb von zwei Minuten kenterte.

Glück im Unglück war die Tatsache, dass die „Herald of Free Enterprise“ nicht komplett unterging, sondern auf eine Sandbank in etwa neun Meter Tiefe auflief und auf der Backbordseite liegenblieb.

Mit Hilfe der schnell eintreffenden Rettungsmannschaften konnten mehr als 400 Menschen aus dem Schiff gerettet werden. Für 193 Menschen – unterschiedliche Quellen geben bis heute leicht abweichende Opferzahlen an – kam jedoch jede Hilfe zu spät.

Thatchers Dank an die Rettungskräfte

Für seine umsichtige und zugleich mutige Leistung wurde Wolfgang Schröder, der Kapitän des ersten am Unglücksort eintreffenden Schiffes, von der britischen Premierministerin Margaret Thatcher mit einem Dankesschreiben bedacht und vom belgischen König Baudouin mit einem Heldenorden geehrt.

Wie bei vielen anderen Katastrophen der Fall, war eine tragische Verkettung mehrerer Faktoren die Ursache des Kenterns.

Die Titelseite des Grenz-Echo vom Montag, 9. März 1987 (Zum Vergrößern Bild anklicken).

Um die Stillstandszeiten im Hafen und damit Kosten zu minimieren, war es gängige Praxis, die Bugklappen erst nach dem Ablegen auf dem Weg zur Hafenausfahrt zu schließen.

Da die Bugklappen von der Brücke aus nicht zu sehen waren und es auch keine Kontrollleuchten gab, die den Verantwortlichen auf der Brücke die Schließung der Klappen hätten bestätigen können, war es Aufgabe des Bootsmanns, dies zu kontrollieren. Der Bootsmann hatte sich laut Vorschrift aber während des Auslaufens ebenfalls auf der Brücke aufzuhalten, weshalb er die Kontrolle der Bugklappen einem Gehilfen übertrug.

Das offene Bugtor allein hätte selbst bei voller Fahrt das Schiff mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zum Kentern gebracht, da die Bugwelle nicht an die Unterkante des Autodecks heranreichte. In der Vergangenheit fuhren Schiffe der Reederei auch mit offenen Bugtoren, ohne dass dies zu Unfällen führte.

Um im Hafen von Zerbrugge mit seinen niedrig liegenden Laderampen festmachen zu können, hatte das Schiff jedoch die Ballasttanks geflutet, um es auf die Höhe der Hafenanlagen abzusenken. Durch die geringe Wassertiefe in Hafennähe entstand während der Fahrt zudem eine Sogwirkung (Flachwasser-Effekt), die das Schiff nach unten zog und so erst den Wassereintritt im Autodeck ermöglichte.

Die Katastrophe bewegte auch in Ostbelgien die Menschen zutiefst. Das Grenz-Echo druckte am Samstag, dem 7. März 1987, eine mehrseitige Sonderausgabe, die im Laufe des Tages u.a. von mobilen Zeitungsboten in den Straßen verteilt wurde. (cre/wikipedia)

Nachfolgendes VIDEO zeigt eine Dokumentation über den Untergang des Fährschiffs „Herald of Free Enterprise“ im Hafen von Zeebrugge am 6. März 1987:

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