Gesellschaft

Vivant fordert „Elterngeld“ für Mütter und Väter, die selbst ihr Kind betreuen wollen – Mehrheit übt Kritik

Eine Mutter bei der Kinderbetreuung. Foto: Shutterstock

Die Vivant-Fraktion hat im Parlament der DG die Einführung eines „Elterngeldes“ vorgeschlagen. Der Vorstoß von Fraktionssprecher Michael Balter wurde jedoch von den Fraktionen der Mehrheit (ProDG, PFF und SP) zurückgewiesen.

Balter sagte in seiner Rede im Parlament, die „Ostbelgien Direkt“ im Anhang zu diesem Artikel integral veröffentlicht, es wäre „eine Form der Gleichberechtigung, wenn Eltern, welche zu Hause bleiben, zumindest von der DG eine Entschädigung erhielten und zwar in Höhe der Gesamtkosten der externe Kinderbetreuung, runter gerechnet pro Kind“.

Wohl des Kindes hat Vorrang

Balter betonte, dass Tagesmütter und Kinderbetreuerinnen in den Krippen oder Kindergärten ihre Arbeit nach den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sicherlich gewissenhaft und im Sinne des Kindes ausüben, warf aber die Frage auf, ob eine externe Betreuung die eigene Familie wirklich ersetzen könne.

Michael Balter (links) und Alain Mertes von der Vivant-Fraktion.

Der Vivant-Fraktionssprecher erinnerte an den Artikel 22bis der belgischen Verfassung, in dem geschrieben stehe: „Das Wohl des Kindes ist in allen Entscheidungen, die es betreffen, vorrangig
 zu berücksichtigen.“

Also sollte man laut Balter alle politischen Maßnahmen, in dem Bereich der Familien und auch der Bildungspolitik, dem Leitgedanken dieses Verfassungsartikels unterordnen. Kinder sind unsere Zukunft – und ein richtiger Start ins Leben ist mehr als die halbe Miete.“

Unterdessen kritisierten die Mehrheitsparteien die Position von Vivant als „rückwärtsgewandt“. In der heutigen Zeit sei es wichtig, eine bestmögliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. In vielen Familien seien beide Elternteile berufstätig. Zahlreiche Familien seien auf zwei Einkommen angewiesen. Deshalb sei ein Ausbau der Kinderbetreuungsangebote zwingend notwendig.

Recht auf berufliche Selbstverwirklichung

Die Mehrheitssprecher bedauerten unisono, dass Vivant den Familien in Ostbelgien das Recht auf Kinderbetreuung streitig machen wolle. Aus Sicht der Mehrheitsfraktionen sei es vollkommen akzeptabel, wenn Mütter und Väter sich sowohl für einen Beruf als auch für Kinder entscheiden würden. Das eine dürfe das andere nicht ausschließen.

Ein Vater bei der Kinderbetreuung. Foto: Shutterstock

“Heutzutage darf man das Recht der Frau auf berufliche Selbstverwirklichung nicht mehr in Frage stellen”, stellten Lydia Klinkenberg und Liesa Scholzen (ProDG) deutlich klar. Vivants Äußerungen seien daher in der Tat rückwärtsgewandt.

“Genauso bedenklich sind Aussagen, die darauf abzielen, den Eltern – allen voran den Müttern – ein schlechtes Gewissen für die Inanspruchnahme einer Kinderbetreuung einzureden”, fügte Gregor Freches (PFF) hinzu und reagierte damit auf Michael Balter, der am Montag im Parlament die Behauptung aufgestellt hatte, die Kinderbetreuung habe einen negativen Einfluss auf das Wohlbefinden der Kinder.

In diesem Punkt widersprachen die Mehrheitsparteien Balter entschieden: “In Fachkreisen ist allgemein bekannt, dass die Kinderbetreuung sich positiv auf die Entwicklung der Kinder auswirkt”, so Kirsten Neycken-Bartholemy (SP). Außerdem entlaste das Angebot die Familien, die sich nicht zwischen Berufs- und Kinderwunsch entscheiden, sondern beide Wünsche miteinander verbinden wollten. (cre)

Unter nachfolgendem Link lesen Sie den vollständigen Text der Rede von Vivant-Fraktionssprecher Michael Balter im Parlament zum Thema Kinderbetreuung:

REDE M. BALTER (VIVANT) ZUM THEMA KINDERBETREUUNG

35 Antworten auf “Vivant fordert „Elterngeld“ für Mütter und Väter, die selbst ihr Kind betreuen wollen – Mehrheit übt Kritik”

  1. 2 Punkte wurden bei der Diskussion noch nicht berücksichtigt.
    a) Kosten für die Allgemeinheit :
    Es ist keine Nullrechnung wenn man den Müttern die selbe Entschädigung gibt wie die Kosten einer Betreuung.
    Wenn die Mutter Zuhause bleibt und keinen Job ausübt, werde auch keine Steuern und Sozialabgaben abgeführt. Dies führt summa sumarum zu einem Minus in der Staatskasse.
    b) Familien mit Migrationshintergrund
    Für diese Kinder ist es wichtig so früh wie möglich mit Deutsch- bzw. Französischsprachigen zusammen zu sein.
    Die Forderung der finanziellen Unterstützung bestärkt die Mütter darin länger Zuhause zu bleiben und die Kids später in den Kindergarten zu schicken. Besonders bei Familien mit Migrationshintergrund wäre das eine schlechte Entscheidung.

    • schon wieder

      a) eben genau das ist es ja, es geht sich um die Staatskasse und nicht um das wohl des Kindes, dieser Punkt ist ja Kernthema
      b) kappes, sollten diese Eltern wirklich an Integration interessiert sein hindert niemand diese daran D/F zu sprechen, was aber die aller wenigsten tun

        • Réalité

          Haben Recht Henk! Die Leute können ja sehn wo se hinkommen! Hauptsache! Die Politik hat die Kassen geleert, dabei aber auch fürstlich an „sich dabei gedacht“!? Prämien, saftige Diäten, süffige Renten usw…
          Das war schon mal prioritär!
          Dabei Schulden bis ultimo drauf geknallt!
          Wo NIX mehr ist…..kann man NIX mehr holen……!?_?_?

        • Pensionierter Bauer

          Jede Region, auch wir Eupener, dürfen auf unsere Sprache und Ausdrucksweise stolz sein.
          Es ist doch schön, wenn man die Herkunft am Sprachgebrauch erkennt. Da ich meistens dort Urlaub mache wo sich überwiegend Deutschsprachige aufhalten ist mein Dialekt oftmals der Beginn von Gesprächen und dann auch von neuen Bekanntschaften.

  2. Edwin Kreitz

    Die Aussage von Kirsten Neycken-Bartholemy ist zu dem sehr bestürzend, die behauptet, dass in Fachkreisen festgestellt wurde, dass die externe Kinderbetreuung positiv für die Entwicklung der Kinder ist. Was meint sie und die sogenannten Fachkreise? Etwa, dass die Kinder schon Mathematik und eine zweite Sprache in der Kita lernen sollen. Positiv für die Entwicklung eines Kindes ist nur eine einzige Sache: VERTRAUEN. Und das ist wissenschaftlich nachweisbar nur zu erlangen, wenn das Kind die ersten Jahre nahe bei der Mutter ist. Wenn es „UMARMT“ wird, wenn bei der „Entdeckungstour der Welt“ plötzlich etwas passiert oder das Kind mit etwas neuem konfrontiert wird was es noch nicht kennt. Mit umarmen meine ich Verständnis aufbringen, erklären und eben wortwörtlich in den Arm nehmen. Das kann eine externe Kinderbetreuung nicht leisten. Dann muss man sich die Frage stellen was Eltern wollen: Kinder oder Konsum. Da muss man sich schon ehrlich machen. Es geht hier nicht um Rückwärtsgewandtheit sondern um Naturgesetze, die auch die Mehrheit eines PDG nicht umgehen kann. Und ja Herr Freches, die Mütter dürfen ein schlechtes Gewissen haben. Wenn der Zweitwagen, der große HD-Fernseher oder Urlaub wichtiger ist als die emotionale Entwicklung der Kinder.

    • Wenn der Zweitwagen, der große HD-Fernseher oder Urlaub wichtiger ist als die emotionale Entwicklung der Kinder.

      @ Edwin Kreitz

      Bei vielen Eltern hat aber auch die Erwirtschaftung der Miete eine gewisse Priorität.Was nutzt die tollste Elternliebe wenn kein Dach über dem Kopf ist. Betrachten Sie einfach mal das Durchschnittseinkommen und die „ortsübliche Mietbelastung.“
      Das Problem „Bruttolebensstil und Nettoeinkommen auf einen Nenner zu bringen wurde längst durch die Frage: Wie sichere ich mir das Nötigste zum Leben abgelöst.

      • Man könnte ja auch die Steuern senken, damit sich die Leute die Miete eher leisten können.
        Man könnte ja auch die Bauvorschriften lockern, damit die Entstehung von Wohnraum billiger wird.
        Außerdem, wenn Frauen wegen Kinderbetreuung dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen, sinkt das Angebot an Arbeitskräften und damit steigt der Preis der Arbeit, also der Lohn.

  3. Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt wird in der ganzen Diskussion nicht berücksichtigt : Warum keine Entschädigung oder zumindest das Einzahlen in die Rentenkasse für Frauen (oder Männer, in den meisten Fällen sind es eh die Frauen, die diese Entscheidung treffen), die sich für eine Teilzeitbeschäftigung entscheiden, um für die Kinder da zu sein. Es ich nämlich so, dass in den meisten Fällen, die Frauen den Kürzeren ziehen was Rentenansprüche betrifft oder die Versorgung im Falle einer Scheidung oder eines Todesfalles. Es sind meistens die Frauen, die dann finanziell schlecht versorgt sind, weil sie zwar nicht weniger „geackert“ haben, aber eben nicht dafür bezahlt werden (die Arbeit zu Hause, d.h. sich kümmern um die Kinder, eventuell kranke Angehörige….. sowie dem arbeitenden Partner den Rücken frei halten sollte sehr wohl als Arbeit betrachtet werden und eine Wertschätzung erfahren).
    Man mag mich für altmodisch halten, aber ich bin der festen Überzeugung, dass es sehr viel weniger Probleme gäbe (z.B. Burnout bei den Eltern und Kinder mit psychischen oder Problemen in der Schule……) wenn Kinder zwar nicht ausschließlich aber doch wieder mehr zu Hause betreut würden und die Familien wieder mehr Zeit hätten die Familie auch zu leben. Viele der heutigen Probleme, die auf zu großen Druck und Stress zurückzuführen sind, kosten die Allgemeinheit auch sehr viel Geld, davon wird aber nicht geredet.

    Nur um es festzuhalten : ich habe als Frau immer gearbeitet und weiß wirklich unter welch großem Druck man da oft steht. Außerdem habe ich über die Jahre im Freundes- und Bekanntenkreis bei Trennungen oft genug erleben müssen, dass die Frauen in den meisten Fällen sehr schlechte Karten haben. Da ist es oft so, dass der Mann Karriere machen kann/konnte und dem entsprechend gut verdient. Die Frauen aber schlecht da stehen und auch noch häufig sämtliche Hebel in Bewegung setzen müssen um wenigstens die Alimente für die Kinder zu bekommen. Dies nur so als Anmerkung !

  4. standpunkt

    es ist sehr bedenklich wie heute vom Staat eine Familie auszusehen hat. Konsum , Erfolg, …. werden von den Politikern erwartet. Alles ist auf Kapitalismus und Matrialismus ausgerichtet. Ich finde das sehr traurig. Der Beitrag von @Edwin Kreitz ist sehr angebracht und trifft es auf den Punkt… Aber die Politik treibt die Gesellschaft dazu.
    Der Mehrwert Zeit und Geduld für die eigenen Kinder auf sich zu nehmen und auf Luxus und Konsum zu verzichten wird von den Politikern und vielen in der Gesellschaft nicht respektiert.

  5. treesche

    Diese Elterngeld bringt doch nichts. Es wäre viel wichtiger, wenn DG-Regierung endlich Geld in die Hand nimmt, um unser unglaublich schlechtes Sekundarschulwesen reformiert. Es sind unsere Kinder, die dieses Geld eigentlich brauchen. Wir verheizen unsere eigene Zukunft. Wir haben Schulen, die den Namen eigentlich nicht tragen dürfen. Dort herrscht Willkür und Erpressung von Seiten der Schulleitung. Dann wundert man sich das die Jugendlichen nicht gerne in die Schule gehen oder ganz aufgeben.

  6. Elterngeld, Kindertagesstätten, Aubera, … alles toll aber was kommt als nächstes?
    Muss die Politik die Kinder bald noch machen nur weil die Eltern vor lauter Karriere und Selbstverwirklichungen keine Zeit mehr haben?

  7. Besonders bei Einzelkindern finde ich eine frühzeitige Kinderbetreuung und zeitigen Eintritt in den Kindergarten wichtig.
    Es ist wichtig dass sie mit anderen Kindern Kontakt haben.
    Einzelkinder viele Jahre von der Mutti behüten und verwöhnen lassen geht nach hinten los. Ein frühzeitiger Kontakt mit vielen Kindern ist mit Sicherheit sozialer als das Einzelkind zuhause mit Mutti zu lassen.

  8. die Wahrheit

    Eltern, die ihr Kind bzw Kinder selbst erziehen, sollen wirklich auch Geld erhalten. Sie sind immer benachteiligt. Vivant hat die Wahrheit gesagt. Es ist einfach unfair.
    Sie erhalten später keine Rente und nichts. Die Eltern, die ihre Kinder in Krippen stecken, arbeiten, oft nur, weil sie auf Luxus nicht verzichten wollen. Man hört oft : „Wir müssen zu zweit arbeiten, weil wir sonst unsere Raten nicht bedient bekommen“. Es spricht keiner, dass sie zuviel angeschafft haben. Deswegen sehe ich auch nicht ein, warum die Allgemeinheit die Kinderkrippen mitfinanzieren soll. Man kann nicht alles haben. Luxus oder Kinder.

    • Wenn die Krippen und Kindergärten rein privat funktionieren würden (komme mir keiner mit dem „freien“ Schulwesen, das ist auch steuerfinanziert), dann sieht jeder ob es günstiger ist, die Kinderbetreuung selbst durchzuführen oder outzusourcen.
      Restaurants werden ja auch nicht staatlich betrieben. Wenn ich wenig verdiene, dann ist es vielleicht günstiger selbst zu kochen, verdiene ich viel, bringt mir die eingesparte Zeit mehr als die Preisdifferenz Restaurant/Selber-Kochen.

  9. Hirn Ein

    Es ist wieder der Beweis, dass die Regierungen dieser Welt nur eines möchten. Produktive Bürger. Kinder sollen so schnell wie eben möglich 3 Sprachig sein, am besten noch Musikschule und Sport. Was die Kinder wollen, wird nicht gefragt. Eltern haben sicherlich zu wenig Zeit für ihre Kinder. Kinder sollten lernen wie man teilt, Güte, Liebe. Das lernt man nicht in der Schule, sondern in erster Linie von den Eltern. Doch wenn man diese nicht mehr sieht, wie sollen die Kinder es lernen? Eine Verrohung der Gesellschaft ist voll im Gange…

  10. Den Ahlen

    Und wieder einmal beweist die Mehrheit im Parlament der DG, dass sie nicht kritikfähig ist! Ob das an mangelnden Erziehung liegt? Sorry, aber der Kommentar musste raus.
    Die beiden Kontrahenten beschreiben sehr gut das Problem. Was soll man tun, um Eltern zu unterstützen ohne das diese Unterstützung gleich dazu animiert dem Staat auf der Tasche zu liegen? Ich sehe bei beiden Vorschlägen Positives und Negatives.
    Alle diejenigen, die sagen, dass man das früher auch nicht brauchte, übersehen, dass unsere Eltern und Großeltern auch nicht bis ins hohe Alter arbeiten gehen mussten! Damals gab es noch Omas und Opas, die zu Hause waren (auch wenn’s nur eine Oma oder ein Opa war).
    Die Zeiten haben sich geändert und die Politiker sollen sich nicht streiten, sondern Lösungen erarbeiten! Und das Problem liegt AUCH daran, dass wir Heerscharen von Politikern und Beamten von unseren Steuern durchfüttern müssen! DAS gab es früher auch nicht in dem Maße!

  11. In Deutschland hat das auch Prima geklappt. Es hieß „Herdprämie“ wurde von der CSU im Koalitionsvertrag mit der FDP festgeschrieben und von der GrKo 4 Jahre später sang- und klanglos beerdigt.

  12. Pensionierter Bauer

    Ich finde es nur gerecht wenn die Summe welche die externe Kinderbetreuung der Allgemeinheit pro Kind kostet dem Elternteil welches auf eine Berufstätigkeit verzichtet ausgezahlt wird. Ich verstehe nicht warum die Regierenden immer nur den Mainstream verfallen. In einer freien Gesellschaft müssen auch immer verschiedene Systeme miteinander konkurrieren, aber bitte von der öffentlichen Hand gleichbehandelt werden. Der Balter und seine Vivanttruppe gefallen mir immer besser.

  13. Wer zahlt?? Wie auch immer, die Politik kann nur Geld verteilen welches andere erwirtschaftet haben! Wer also Geld verteilen will, sollte auch sagen können wo es her kommt. Ach ja aus Brüssel, da kostet es uns ja nichts….

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