Politik

Vielfliegerei über der UN-Klimakonferenz von Glasgow: Billige Polemik, Populismus oder doch auch Heuchelei?

An nur einem Tag landeten in Glasgow mindestens 52 Privatjets aus Europa, Afrika und Asien. Rund 400 Flüge wurden in Zusammenhang mit der Konferenz gezählt. Illustrationsfoto: Shutterstock

Die Schönen, Reichen und Mächtigen dieser Welt treffen sich beim UN-Klimagipfel in Glasgow. Der Großteil von ihnen reist nicht mit dem Zug an, sondern mit dem Flugzeug oder sogar im Privatjet. Die Vielfliegerei über der schottischen Metropole löst in den sozialen Medien Kritik und Häme aus. Zu Recht?

„Eine Flugreise ist ökologisch so ziemlich das schlimmste Verbrechen, das eine einzelne Person anrichten kann. Die Klimagasemissionen erwärmen die Erde mit verheerenden Folgen für Ökosysteme und Artenvielfalt. Fluglärm und Schadstoffe kommen noch dazu. Die Folgen sind tödlich. Und trotzdem reisen wir ungerührt.“

Das schreibt die „Süddeutsche Zeitung“, die sich gleichzeitig aber in einem anderen Artikel darüber empört, dass sich „rückwärtsgewandteste Kreise“, wie sie die Kritiker nennt, über die enorm hohe Anzahl Flugzeuge über Glasgow seit Beginn der Weltklimakonferenz COP26 ereifern.

09.11.2021, Großbritannien, Glasgow: Eine Nachbildung der wichtigsten Verhandlungsbühne der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow, auf der als Staatsoberhäupter verkleidete Aktivisten sitzen, ist während der UN-Klimakonferenz COP26 halb im Wasser des Clyde-Kanal versunken. In Glasgow ringen rund 200 Staaten für zwei Wochen darum, wie das Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, noch erreicht werden kann. Foto: Andrew Milligan/PA Wire/dpa

Mitarbeiter der britischen Zeitung „Daily Mail“ hatten sich am Sonntag an den Flughafen von Glasgow gestellt und dabei beobachtet, wer gipfelkonform andere zum klimabewussten Reisen aufruft, selbst aber ordentlich CO2 in die ­Atmosphäre pustet.

An nur einem Tag landeten in Glasgow mindestens 52 Privatjets aus Europa, Afrika und Asien. Rund 400 Flüge wurden in Zusammenhang mit der Konferenz gezählt. Das habe mindestens 13.000 Tonnen CO2 entstehen lassen – so viel wie 1.600 britische Durchschnittsbürger pro Jahr produzierten, so das Blatt.

Prinz Charles kam im Jet vom G20-Treffen in Rom, Amazon-Chef Jeff Bezos von einer Feier auf einer Jacht vor der Küste der Türkei. Joe Biden reiste mit vier Flugzeugen an – mit dabei ein Helikopter und ein ganzer Fuhrpark an SUVs. Und der britische Premier Boris Johnson ließ sich, wie berichtet, mit einem Privatjet von Glasgow zu einem Dinner in einem exklusiven Männerclub nach London fliegen.

Die Frage ist: Inwieweit ist der Vorwurf der „Heuchelei“ an die Adresse der wichtigen, nicht mehr wichtigen oder unwichtigen Prominenten, die in Glasgow eingeflogen und nach ihrem Statement für mehr Klimaschutz wieder ausgeflogen werden, nur „billige Polemik“ oder „Populismus“?

Oder gilt auch hier das, was der ostbelgische EU-Abgeordnete Pascal Arimont in Bezug auf den 50-km-Kurzflug im Privatjet von Ursula von der Leyen, der Präsidentin der Europäischen Kommission, von Wien nach Bratislava gesagt hat: „Wer Klimaschutz einfordert, sollte diesen auch selbst praktizieren, ansonsten wird er komplett unglaubwürdig“? (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

16 Antworten auf “Vielfliegerei über der UN-Klimakonferenz von Glasgow: Billige Polemik, Populismus oder doch auch Heuchelei?”

  1. „Die Schönen, Reichen und Mächtigen dieser Welt… “ und nicht zu vergessen, die Möchtegerne, die nur nach Glasgow geflogen sind um politische Reden ohne Hand und Fuß zu schwingen.

    So ist zum Beispiel auch ein kleiner liberaler Senator, der privat Motorsport betreibt (und vor kaum 2 Wochen in Francorchamps einen Unfall hatte) und noch bei den letzten Wahlen mit seiner Partei für den Ausstieg aus der Atomenergie und FÜR den Bau von Gaskraftwerken Wahlkampf betrieben hat, nach Glasgow geflogen um genau das Gegenteil zu reden von dem, was seine Partei und er privat seit 20 Jahren macht. Er wär besser zu Hause geblieben und hätte den Mund gehalten, da hätte er etwas zum Erreichen der Klimaziele getan und sein peinlicher Auftritt wäre uns erspart geblieben!

  2. Der kleine Belgier

    wir lügen uns fortlaufend Dinge vor wie z.B.
    „klimafreundliche Anreise mit dem Zug“
    Bevor nur eine Person mit dem Zug befördert werden kann, müssen hier
    ca. 400 Tonnen Stahl bewegt werden. Stromverluste am Stromabnehmer usw….
    Ist das in 2021 noch Klimafreundlich ?

    • Kevin Giebels

      Mit dem Zug reisen braucht erstaunlich wenig Energie. Stahl auf Stahl hat wenig Reibung und ist daher sehr effizient. Ein Elektromotor kann beim bremsen auch Energie zurückgewinnen….

  3. Besorgte Mutter

    Ganz klar Heuchelei!
    Sehen wahrscheinlich nur die Grünen und die ihnen zu Füßen liegenden Stiefellecker anders. Denn diese Leute sind ja schließlich davon überzeugt, dass sie das nur tun, um die Welt vor dem Bösen zu retten. In Wirklichkeit zerstören sie unser aller Wohlstand.

  4. Zuhörer

    Und in zwei bis drei Monate geht der Rummel wieder in einem anderen Land los. Auch viele Klimaschützer reisen zum Klimagipfel. Würden die alle Zuhause bleiben, dann würden sie dass meiste fürs Klima tun.

  5. Corona2019

    Und wie immer.

    Leute die Homeoffice empfehlen, fliegen durch die Weltgeschichte ,weil sie sich für das Wichtigste Zahnrädchen im Getriebe halten.
    Bei der nächsten Autofahrt sollte denen mal jemand bei 100 kmh den Rückwärtsgang mit Gewalt einlegen, danach verstehen sie vielleicht das jedes Zahnrädchen gleich wichtig ist.
    Das nächste Mal also bitte den Kaffeeklatsch über Video Konferenz abhalten.
    Den Kaffee dazu, kann ja der persönliche Sekretär, oder Sekretärin an den PC bringen.

    Außerdem.
    schon mal etwas von covid-19 gehört?.
    Wir möchten nicht ,dass ihr wieder neue Varianten ein Schleppt .

    Bleibt gesund, und verschwendet nicht immer unsere Gelder, um euch wichtig zu machen.

    Es gibt fast kein umweltschädliches Fortbewegungsmittel als die Flugzeuge, die ihr sinnlos nutzt, um über umweltschädliche Fortbewegungsmittel zu diskutieren.

  6. Ahnungslos

    Hallo zusammen . Laut uns doch ALLE anstatt immer nur zu labern einmal etwas vernünftiges tun und dabei das Handy ausmachen .Das wäre schon ein guter Anfang um das Klima zu verbessern .

      • Corona2019

        @ – Ahnungslos.

        Vergleichen Sie mal ein Handy Verbrauch mit dem Verbrauch eines Flugzeugs.
        Dazu kommt, dass durch Ihren Kommentar den sie gesendet haben, das handy mehr verbraucht hat.
        Und Antworten können sie mir ja eigentlich nicht mehr, weil sie sich dann ja nicht an ihren eigenen Vorschlag gehalten haben.
        Wir werden also nie mehr etwas von ihnen lesen.
        ist es das was Sie uns mitteilen wollten?

  7. Robin Wood

    Es läuft darauf hinaus, dass der kleine Mann die Zeche zahlen und sich klimaneutral verhalten muss. Die Reichen und die Regierungen machen weiter wie bisher. Heuchelei bis zum geht nicht mehr. Aber wir machen das ja alle mit. Lassen uns am Nasenring herumführen.

  8. Guido Scholzen

    Jesus sagt über Pharisäer+Heuchler: „Wehe euch, ihr Pharisäer! Denn ihr liebt es, in den Synagogen die vorderen Sitze zu bekommen und auf den Marktplätzen besonders gegrüßt zu werden. Wehe euch, ihr Gesetzesübertreter, weil ihr den Menschen Lasten aufladet, die sie kaum tragen können, doch ihr selbst rührt die Lasten mit keinem Finger an!
    Wie kannst du sagen: Halt still, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge.“

    ‚Gesetzesübertreter‘, darum geht es! Sie schreiben uns allen was vor, selber tuen die aber nichts!

    KLIMASCHUTZ IST UNCHRISTLICH.

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