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Gerichtsurteil im Kuss-Skandal: Geldstrafe von fast 11.000 Euro für Rubiales sorgt für Empörung

20.08.2023, Australien, Sydney: Luis Rubiales (M), Präsident des spanischen Fußballverbandes RFEF, umarmt die spanische Nationalspielerin Aitana Bonmati auf dem Podium nach dem Sieg Spaniens im Finale der Fußballweltmeisterschaft der Frauen gegen England im Stadium Australia in Sydney. Foto: Alessandra Tarantino/AP

In der Kuss-Affäre des spanischen Fußballs stand bis zuletzt Aussage gegen Aussage. Nach eineinhalb Jahren gibt es ein Urteil. Dieses allerdings stellt nur wenige zufrieden.

Im Kuss-Skandal des spanischen Fußballs ist ein unerwartet mildes Urteil gefällt worden und hat zu Empörung und Enttäuschung geführt. Ex-Verbandsboss Luis Rubiales wurde zwar der sexuellen Aggression schuldig gesprochen, weil er die Spielerin Jennifer Hermoso nach dem WM-Finale 2023 gegen ihren Willen auf den Mund geküsst hatte.

Um eine Haftstrafe von zweieinhalb Jahren, die die Staatsanwaltschaft gefordert hatte, kommt er aber. herum. Ihm wurde nur eine Geldstrafe von knapp 11.000 Euro auferlegt.

15.09.2023, Spanien, Madrid: Luis Rubiales (r), ehemaliger Präsident des spanischen Fußballverbands, vor dem Nationalen Gerichtshof in Madrid. Foto: Manu Fernandez/AP/dpa

– Rubiales darf sich dem Opfer nicht nähern: Der Angeklagte werde „zu einer 18-monatigen Geldstrafe von 20 Euro pro Tag verurteilt“, hieß es in einer Mitteilung des Staatsgerichtshofs in Madrid. Außerdem werde Rubiales untersagt, sich der Spielerin in einem Umkreis von 200 Metern zu nähern und ein Jahr lang mit ihr zu kommunizieren. Gegen das Urteil können beide Seiten Einspruch erheben.

Diese Geldstrafe sei „minimal“, klagte die Europaabgeordnete und frühere spanische Gleichstellungsministerin Irene Montero. Im Internet meinten viele, Rubiales könne die Strafe aus der Portokasse zahlen. Der angesehene Journalist und Influencer Fonsi Loaiza verglich auf der Plattform X ironisch das Jahresgehalt von Rubiales als Verbandspräsident, das 930.000 Euro betragen habe, mit der geringen Strafe.

– Spanischer Fußball „komplett verfault“: Im TV-Sender „La Sexta“ schlug Analyst Pablo Pombo in die gleiche Kerbe und befand, das Urteil sei „völlig unzureichend“. Empört rief er: „Ich hoffe, dass es bald mehr Verurteilungen im spanischen Fußball gibt, denn es ist klar, dass er komplett verfault ist.“ Der Verband Progressiver Frauen Spaniens teilte mit, man sei ob des milden Urteils „tief enttäuscht“.

14.08.2023, Neuseeland, Auckland: Spaniens Cheftrainer Jorge Vilda (l) und Spielerin Jennifer Hermoso stellen sich vor dem Spiel im Eden Park den Fragen der Journalisten. Foto: Alessandra Tarantino/AP

Rubiales war der sexuellen Aggression beschuldigt worden, weil er Hermoso bei der Siegerehrung nach dem 1:0-Finalsieg über England bei der WM in Australien auf den Mund geküsst hatte. Dem 47-Jährigen war aber auch Nötigung zur Last gelegt worden, weil er zusammen mit damaligen Mitarbeitern die Spielerin anschließend unter Druck gesetzt haben soll, damit diese ihn entlastet.

Vom Vorwurf der Nötigung wurde Rubiales allerdings – ebenso wie die drei Mitangeklagten – freigesprochen. Neben Rubiales hatten im Madrider Vorort San Fernando de Henares auch Ex-Frauen-Nationaltrainer Jorge Vilda, der frühere RFEF-Sportdirektor Albert Luque sowie der ehemalige Marketingchef des Verbandes, Rubén Rivera, auf der Anklagebank Platz genommen.

– Richter begründet mildes Urteil: Die Begründung von Richter José Manuel Fernández-Prieto für das relativ milde Urteil lautete: Es sei bewiesen worden, dass Hermoso gegen ihren Willen geküsst worden sei. Dabei habe es aber keine Gewalt oder Einschüchterung gegeben. Nötigung sei nicht bewiesen worden. Der spanische Verband und die Profiliga des Landes ließen nur wissen, man respektiere das Urteil.

Der Skandal überschattete im August 2023 den WM-Triumph der Spanierinnen. Im Zuge der Affäre trat Rubiales wenig später als Chef des RFEF zurück. Er wurde unter anderem vom Weltverband FIFA für drei Jahre gesperrt. Rubiales wies alle Vorwürfe mehrfach und bis zuletzt zurück und versicherte, er habe Hermoso vor dem Kuss um Erlaubnis gebeten und diese auch erhalten.

28.08.2023, Spanien, Madrid: „Jenni, wir sind bei dir – #EsIstAus“, steht auf einem Plakat während einer Demonstration gegen das Verhalten des Präsidenten des spanischen Fußballverbandes RFEF Rubiales. Foto: Jesús Hellín/EUROPA PRESS/dpa

Im Prozess hatte Hermoso gleich am ersten Verhandlungstag berichtet, der unfreiwillige Kuss habe bei ihr „Ekel und Abscheu“ ausgelöst und „einen der glücklichsten Tage meines Lebens überschattet“. Die 34-Jährige hatte auch erzählt, sie sei in den Tagen nach der WM nicht nur von Rubiales, sondern auch weiteren damaligen Verbandsmitarbeitern unter Druck gesetzt worden, damit sie die Sache herunterspiele und Rubiales nicht beschuldige.

– Hermosos Flucht aus Spanien: Sie habe auch einen wahren Spießrutenlauf mit Belästigungen, Beleidigungen und sogar Todesdrohungen erlitten. „Eine Zeit lang hatte ich Angst, auf die Straße zu gehen“, sagte sie. Irgendwann habe sie deshalb den Entschluss gefasst, „mit der ganzen Familie Madrid zu verlassen“, berichtete die Stürmerin, die aktuell für Tigres Feminil in fernen Mexiko spielt.

Inmitten der allgemeinen Empörung fand Politikerin und Aktivistin Irene Montero aber etwas Trost: „Vor nicht allzu langer Zeit war es undenkbar, dass die Justiz einen nicht einvernehmlichen Kuss als sexuelle Aggression anerkennt. Der Feminismus ändert alles: Nur Ja heißt Ja.“ (dpa)

23 Antworten auf “Gerichtsurteil im Kuss-Skandal: Geldstrafe von fast 11.000 Euro für Rubiales sorgt für Empörung”

    • Anton aus Tirol

      „zu einer 18-monatigen Geldstrafe von 20 Euro pro Tag verurteilt“ 18 Monate x 30 tage = 540 Tage x 20 € = 10.800 €, diese Geldstrafe kassiert der Staat. Hermoso kann jetzt Schmerzensgeld einfordern, die Summe dürfte wohl wesentlich höher sein.

    • Ramona Rammel- Haaperscheidt, natürlich an die Staatskasse. Die Frau kann auch Schadensersatz verlangen. Nur 1 Euro oder doch mehr? Im selben Prozess oder einem folgenden Zivilprozess? Das entält uns die Presse wieder mal vor. Sonst könnte man sich nicht so empören oder doch?

  1. Mein Gott, man muss sich doch fragen, in welcher Welt wir heute leben.
    „Der Verband progressiver Frauen Spaniens“ – also wohl links-grün – ist tief enttäuscht.
    Vielleicht hätte Luis Rubiales mal, anstatt vor überschwänglicher Freude eine Spielerin seiner Mannschaft zu küssen, mit einem Auto in die Menge fahren sollen. Dann hätten die „Girls“ von den „progressiven Frauen“ bestimmt eine Demo gegen Rechts für sein Wohl organisiert …

    • Besorgte Mutter

      @Hans, dass sehe ich genauso.
      Wenn man das gesamte Video sieht, dann habe ich keineswegs den Eindruck, dass die Spielerin angewidert war. Der gute Mann war genauso wie die Spielerinnen überglücklich über den Titel und dieser Kuss war doch nur der Ausdruck seiner überschwänglichen Freude.
      Wenn ich heute hier schreibe und so an meine jüngeren Jahre und so manch ausschweifende Party zurückdenke und dann diesen Fall hier zugrunde lege, dann hätte ich wahrscheinlich jeden Montagmorgen bei der Polizei gesessen und eine ganze Reihe von jüngeren Herren wegen Belästigung anzeigen müssen. Stattdessen erfreute ich mich jeden Mon
      tag des vergangenen Wochenendes und wusste, dass mein Immunsystem erneut gestärkt wurde.
      Die heutige Wokegesellschsft verfällt immer mehr zu einem Haufen von mimi mimi Pussys
      Wie schön, dass wir in der geilen Zeit der 70er, 80er und auch noch 90er Jahre unsere Freiheit so richtig ausleben konnten.

      • Richtig besorgte Mutter, es waren eher die Ungküssten die frustriert waren.
        Im Saal Heidberg wurde jedes Mädchen das reinkam bewertet- wir waren großzügig und gaben nie. weniger als 7 auf 10.
        Heute würde es dafür Anzeigen hageln. Damals hagelte es Küsschen.
        Man darf ja noch nichtmal mehr einer Frau sagen sie sei hübsch.
        Aber Vollverschleierung müssen wir tolerieren…

        • Schmunzel

          @ Hans
          Ja die guten alten Zeiten ( u.a. auch in Eupen). Ich weiss nicht, ob folgende Geschichte tatsächlich so stimmt : auf einem Ball, sagen wir es war in Eupen, fragte ein stadtbekannter Mann( positiv gemeint) seine Tanzpartnerin : “ Wie ist denn dein Name? Die Dame : Dörchen. Oh das trifft sich ja gut erwiderte dieser : Ich heiße “ Vikdörchen“. ….

      • Unbesorgter Vater

        „Wenn ich heute hier schreibe und so an meine jüngeren Jahre und so manch ausschweifende Party zurückdenke und dann diesen Fall hier zugrunde lege, dann hätte ich wahrscheinlich jeden Montagmorgen bei der Polizei gesessen und eine ganze Reihe von jüngeren Herren wegen Belästigung anzeigen müssen. “

        Ach du lieber Himmel – hmm – ich meine liebe Besorgte Mutter.

        Jetzt erinnere ich mich und es fällt mir wie Schuppen vor den Augen : Sie waren das also damals; tja, war das doch eine schöne Zeit….

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