Politik

Themenwoche des BRF zur ostbelgischen Autonomie: Was funktioniert nach fast 50 Jahren – und was nicht?

Staatssekretär Willy Schyns (Bildmitte) am 23. Oktober 1973 bei der konstituierenden Sitzung des Rates der deutschsprachigen Kulturgemeinschaft (RdK) mit seinem damaligen Mitarbeiter Max Mockel. Foto: DG-Parlament

Die BRF-Themenwoche vom 22. bis zum 26. Mai 2023 beschäftigt sich mit der Autonomie in Ostbelgien aus Sicht der Menschen. Eine Woche lang beleuchtet die Redaktion das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln auf allen BRF-Kanälen.

Nachdem im Mai 2022 der Fachkräftemangel eine Woche lang im Mittelpunkt stand, wurde nun zum zweiten Mal eine BRF-Themenwoche ins Leben gerufen. Sie hat zum Ziel, relevante Themen in den Fokus zu setzen und ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Thema ist diesmal die ostbelgische Autonomie, deren 50-jähriges Jubiläum im Herbst gefeiert wird. Am 23. Oktober 1973 wurde das erste Gemeinschaftsparlament eingesetzt, das sich zuerst Rat der deutschen Kulturgemeinschaft (RdK) nannte.

01.02.2014: Die Riege der ehemaligen bzw. amtierenden DG-Minister zum 30-jährigen Bestehen der Regierung der DG (v..l.n.r.): Marcel Lejoly (SP), Karl-Heinz Lambertz (SP), Hans Niessen (Ecolo), Joseph Maraite (CSP), Bernd Gentges (PFF), Mathieu Grosch (CSP), Bruno Fagnoul (PFF), Isabelle Weykmans (PFF), Oliver Paasch (ProDG) und Harald Mollers (ProDG). Nur Wilfred Schröder (CSP) fehlte an jenem Tag. Antonios Antoniadis (SP) und Lydia Klinkenberg (ProDG) waren noch nicht Minister. Foto: OD

Später wurde die Volksvertretung in Rat der Deutschsprachigen Gemeinschaft (RDG) umgetauft. Inzwischen heißt es Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft (PDG). Die Regierung hieß anfangs übrigens Exekutive der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

BRF-Chefredakteur Stephan Pesch: „Es ist spannend, die Entstehung und Entwicklung der Autonomie nachzuzeichnen. Vor allem aber wollen wir erfahren, wie sie wahrgenommen wird – in und außerhalb der Deutschsprachigen Gemeinschaft.“

Welche Errungenschaften hat sie hervorgebracht? Was funktioniert? Und was funktioniert nicht? Worin bestehen die Herausforderungen und Grenzen? Und obwohl es genügend Gründe gäbe, mit der Entwicklung der Autonomie für die deutschsprachigen Belgier zufrieden zu sein, gibt es auch Kritik. Vor allem in Bezug auf eine weitere Staatsreform gibt es unterschiedliche Meinungen, insbesondere bezüglich der Frage, ob die DG eine eigene Region in einem Belgien zu viert werden soll.

Die BRF-Themenwoche ist von Montag, dem 22. Mai, bis zum Freitag, dem 26. Mai, in allen Programmen des BRF zu hören und zu sehen: in den Sendungen „Am Morgen“ auf BRF1 und BRF2, in „BRF Aktuell“, im „Blickpunkt“ im BRF Fernsehen und in der BRF Mediathek, auf brf.be sowie in den BRF-Auftritten in den sozialen Medien. (cre)

24 Antworten auf “Themenwoche des BRF zur ostbelgischen Autonomie: Was funktioniert nach fast 50 Jahren – und was nicht?”

  1. Patriot Belgique

    Rat der Deutschen Kulturgemeinschaft.
    Den Begriff würde sich heute keiner mehr trauen :) Faktisch sind wir die deutsche Minderheit in Belgien aber so wie es jetzt ist „Ostbelgien“ tritt man niemanden auf die Füße und ich nenne mich auch lieber Patriot Belgique :) Sieht man ja beim ESC wie beliebt unsere Nachbarn sind.

  2. Freddy Derwahl

    Hoffentlich vergessen meine ehemaligen Kollegen im BRF die Kultur nicht: Literatur, Bühne, Ballet, Musik,, Bildende Kunst und Medien.
    Nur dies aus persönlicher Sicht: Ich war 1973 als Presseattaché von Staatssekretär Willy Schyns unmittelbar dabei. Alles sehr spannend, heute undenkbar..

    Undenkbar auch, dass der hochbegabte Agora-Theategründer Marcel Cremer so früh vons uns gehen musste und dass „Krautgarten“, die einzige Literaturzeitschrift im deutschsprachigen Belgien, kalt gestellt werden sollte, weil ihr Herausgeber Bruno Kartheuser politisch als „unerwünscht“ diskriminiert wurde.
    Von den Fehlurteilen einer ferngelenkten untertänigen Justiz ganz zu schweigen.

    Das soll keine Schwarzmalarei sein, doch zu denken geben. Kein Jubiläum ohne faire Rückblicke., wenn da auch manche Regionalhistoriker nicht immer hilfreich sind.
    Zu den im Oktober 1973 unvorstellbaren, uns landesweit blamierenden Affären Niermann,Schmitz und Horn fehlt noch immer ein ehrliches Wort der darin verwickelten Autonomie-Profiteure.. Das Juniläum bietet eine schöne Chance mit Altlasten aufzuräumen.
    Nicht zuletzt muss auch an einen Journalisten erinnert werden, ohne dessen Kompetenz und Ansehen es
    die Autonomie der zu Unrecht belächelten“petits gâtés de Belgique, so Jean Gol, nicht gegeben hätte: Kurt Grünebau, jverfolgter jüdischer Sozialdemokrat, Peuple-Redakteur, GE-Mitarbeiter und Korrespondent des Weltblattes „Neue Züricher Zeitung“. Die Liebe der deutschen Sprache und Kultur hat er sichdurch allee Höhen und Tiefen seines Lebens nicht nehmen lassen. Weder im Straflager der Nazis noch auf der Pressetribüne des Parlaments.
    Schon vom Tod gezeichnet musste 1987 noch miterleben, dass sein Einsatz für die Autonomie der deutschsprachigen Belgier unterwandert werden sollte. Denkbar viel Stoff fürdie BRF-Redaktion und alle Festredner.

    • Spannung

      Herr Derwahl, alles war sehr spannend, heute bundenkbar!? man kennt noch jemanden der auch alles sehr spannend fand? Je nach Geschmäckle kann das wahr sein, muss aber nicht!, Darohne wäre einfacher, und sicher billiger gewesen!?

    • Mikrokosmos

      Zu Freddy Derwahl: Ostbelgien war, ist und bleibt ein Mikrokosmos, in dem fast jeder jeden kennt. Und zumeist geht ohne Parteikarte hier bei uns gar nichts. Wer zu sehr aufmuckt, unbequem wird oder gar rebelliert, wird fertig gemacht. Bestes Beispiel: der nimmermüde Bruno Kartheuser und sein Lebenswerk „Krautgarten“. Ostbelgien kann zwar ohne „Krautgarten“ leben, ist aber kultuerell zweifellos ärmer geworden.
      Diese Liste kann man beliebig weiterführen: Alle Organisationen, die nicht angepasst waren, wurden eiskalt weggefegt, wie seinerzeit Oikos trotz massiver Proteste in der Eupener Bevölkerung.
      Der Hintergrund: Die DG kann sich vieles finanziell einfach nicht mehr leisten, da die Dotation von Brüssel kleiner wird. So wird es zwangsläufig zu weiteren Streichungen sowie zu „Fusionen“ (das neue Zauberwort für Einsparungen) kommen, zumal die Corona-Krise und die Energiekrise noch immer starke Schatten werfen…

  3. >Kleider machen Leute

    Ja Herr Eifel, er.
    Nur 13 Jahre spärer trugen so manche aus Ihrer Heimat stammende „Freiheitskämpfer“ zwar keine Sonnenbrillen, jedoch aus Düsseldorf auf Umwegen vom Onkel finanzierte Tarnanzüge.

  4. Der lachende Vagabund

    Alles ein dicke Nummer zu Gross geraten das Ganze! Bei solchern Instanzen klotzten die Erfinder bereits damals wohlweisslich auf gute Jobs und tiefe Nester. Schon Ulkig, für so wenig Leute eine solch Bombastische obere Etage! Im Nachhinein hätte einige Nummern kleiner dasselbe bewirkt, aber mit sehr viel weniger Geld, und damit zu Nutzen des Volkes, und nicht so ausufernd und überlaufen. Alles ist bei der nächsten Reform möglich. Daher sollte eine Verkleinerung auch ins Auge gefasst werden. Unbedingt!

  5. Frank Mandel

    Ein Land, das heißt Belgien und mehr Unterschiede wie sonst nirgendwo.
    Sollte mal überDacht werden.
    Aber von der Welt viel erwarten.
    Wo ist denn nun die belgische Einheit?
    Ich sehe die ausschließlich beim Königshaus.
    Für alle gleichermaßen da.
    Wird vielleicht Zeit, dieses zu erwidern?!
    Die Einteilung in drei (für viele zwei) separate Zuständigkeiten, nicht mehr zeitgemäß.
    Mehr Hindernisse als Vorteile.
    Was geht?

  6. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Das große Manko ist, dass die Bevölkerung nie richtig mit eingebunden wurde. Die Bevölkerung wurde nie gefragt, ob sie die Autonomie überhaupt will. Es war ein Gnadenamt von oben für Untertanen. Das Kanton Jura in der Schweiz ist ungefähr so groß wie die DG und hat auch ungefähr soviele Einwohner. Da konnte die Bevölkerung abstimmen über die Frage, ob das Jura ein eigenes Kanton werden soll. Wenn die Autonomie langfristig gelingen soll, muss die Bevölkerung auch die Möglichkeit mittels direkter Demokratie mitentscheiden können.

      • Paul, das Bürgerding wie Sie es nennen ist eh nur eine kopfnickende Gesellschaft die ja und Amen zu allem was sie eingetrichtert bekamen, sagen . Hatte selbst mal das Vergnügen an einer Bürgerbefragung bezüglich der DG telefonisch teilzunehmen. Es waren dabei nur vorgeschriebene Antworten zugelassen . Bei einer persönlichen Antwort wurde das Gespräch immer unterbrochen und auf die Regel hingewiesen. Alles Lug und Betrug am Wähler . Werde selber nicht mehr zur Wahl gehen und hoffe das noch viel mir folgen werden um weitere Idioti zu unterbinden.

  7. Der Zyniker

    Hmm… 50 Jahre?!?
    Das heißt wohl, dass es die ersten 30 Jahre aufwärts ging, um 2000~2005 der Peak erreicht wurde und es seit dem nur noch bergab geht – Zumindest gefühlt! Kenne kaum noch jemanden, der nicht direkt auswandern würde, wenn es ihm finanziell möglich wäre bzw. nicht „Verpflichtungen“ hier halten würden, geschweige „gewollt“ Kinder kriegen möchte.

  8. Hop Sing

    Schyns wird mal wieder ins Bild gerückt, als ob er grossen Anteil am Autonomiegedanken Ostbelgiens gehabt hätte. Schyns wurde damals als willfähriger Knappe der CSP und ihrer Vervierser Lehnsherren auf den Schild des Staatssekretärs gehoben um den Eifeler Bauern weiszumachen, welche Zuständigkeiten sie zukünftig wohl selbst hätten….Schyns hat diese Zielsetzung nie vertreten. Dass ehemalige Berater dieser Marionette ( à la Derwahl) jetzt Lobpreisungen einfordern, dürfte allenfalls auf ein übersteigertes Selbstbewusstsein zurückzuführen sein.

  9. Krisenmanagement

    Die Kleinheit dieser Deutschsprachigen Gemeinschaft hat ihre Grenzen. Veränderungen werden erfolgreich verhindert indem man, eine angebliche Mehrheit vorspiegelt. Eigenverantwortung gibt es in dieser Regierung nicht. Es geht einzig allein darum seinen eigenen Posten zu verteidigen. Viele hängen am Tropf dieser Parteien.
    Nur welche Folgen hat das?
    Wie sieht es im Gesundheitswesen aus?
    Wie werden unsere Senioren versorgt?
    Wie sieht es im Bildungswesen aus?
    Warum wird die Amtszeit der Minister nicht beschränkt auf 2 Legislaturen?
    Wer übernimmt die Verantwortung für die C-Zeit?
    Welches Demokratieverständnis hat die DG Regierung aus PRODG, SP, PFF?
    https://ostbelgienlive.be/desktopdefault.aspx/tabid-4873/ (Werbung für Grippeimpfung seitens des Gesundheitsministers)
    https://ostbelgienlive.be/desktopdefault.aspx/tabid-7581/catid-1625 (Coronaimpfung noch immer möglich, warum?)
    https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/pfizer-janine-small-fremdschutz-impfstoff/

    • Lösungsvorschlag

      Um den Laden wieder Gangbar zu kriegen: Verkleinern und abspecken. 4 Minister sind 3 zuviel. Das vorige hat uns zudem einen grossen Schuldenberg fabriziert. An dem haben noch fast 2 Generationen zu knabbern. Wenn das der Sinn uns zweck ist von alledem, ja dannn?! Alles Schönreden das hilft nur den Rednern.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern