Allgemein, Gesellschaft

Stimmung beim BRF ist „miserabel“

Radio-Moderator Patrick Knops, damals noch in Diensten des BRF.
Nach der Streikaktion von Freitag fragt man sich: Wie geht's jetzt weiter beim BRF? Im Funkhaus am Kehrweg ist die Stimmung anscheinend „miserabel“. An den vier Entlassungen nehmen viele Mitarbeiter und Hörer Anstoß – vor allem an der von Patrick Knops, der noch immer „total geschockt“ sein soll.

Ende August hatte der BRF „wahllos und willkürlich“ – so Gewerkschaften und Personal – vier Beschäftigten gekündigt, um das sich auftuende Haushaltsloch teilweise zu schließen. Das Defizit wird auf 500.000 Euro beziffert. Um dagegen ein starkes Signal zu setzen, riefen die Gewerkschaften CSC und FGTB am vergangenen Freitag zum Streik auf.

„Es sollte keine Arbeitsniederlegung sein“, so BRF-Journalist Frederik Schunck, „aber ein deutliches Zeichen nach innen und außen, dass wir Maßnahmen fordern.“ Ferdy Leusch von der CSC sprach im Zusammenhang mit den Entlassungen gar von unlauteren Mitteln. „Wir mussten bereits Lohnkürzungen hinnehmen mit dem Versprechen, dass keine Entlassungen folgen würden. Und nun ist es trotzdem so gekommen. Das ist nicht rechtens.“ Zudem befürchtete er, dass weitere Sparmaßnahmen anstehen. „Aber dagegen werden wir angehen“, gab sich der Gewerkschafter kämpferisch.

Patrick Knops war „Stimme und Gesicht des BRF“

Die Entlassung, die den größten Wirbel verursachte, ist die von Patrick Knops, der zu den beliebtesten Moderatoren gehörte. Weshalb der Direktionsrat gerade ihn auf die „Abschussliste“ gesetzt hatte, ist vielen unverständlich. „Im Direktionsrat des BRF gab es wohl einige, die Patrick Knops nicht mochten“, verriet uns ein Insider und fügte hinzu: „Möglicherweise hat eine Portion Neid eine Rolle gespielt.“

Das leuchtet vielen nicht ein. Ebenso wie seine Kollegin Jenny Dederichs habe Knops mit seinem „multimedialen, engagierten und professionellen Einsatz zum Erfolg der Radio- und Fernsehsendungen des BRF beigetragen“, so die Interessengemeinschaft der BRF-Journalisten in ihrer Stellungnahme von Freitag. Der 35-jährige Knops arbeitete rund 10 Jahre für den BRF, seit ungefähr drei Jahren war er fest angestellt.

Auch in der Hörerschaft muckt man gegen die Entlassung des Kelmisers auf, der noch immer „total geschockt“ sein soll. Patrick Knops sei „quasi die Stimme und das Gesicht, das man mit dem BRF verband“, meinte in einem Leserbrief Jayanti Boden aus Eupen, „der BRF hat heute eines seiner stärksten Pferde aus dem Stall gejagt.“

Geldproblem durch Selbstverschulden entstanden

Infolge der Entlassungen wurden Dirk Vandriessche und der BRF-Verwaltungsrat zum Rücktritt aufgefordert. Der Verwaltungsratspräsident hat sich bislang geweigert, dazu Stellung zu beziehen. Vandriessche wollte die Verantwortung für die Finanzengpässe nicht bei sich selbst bzw. beim Verwaltungsrat, ja nicht einmal beim BRF suchen. Gestiegene Personalkosten und eine Reihe externer Faktoren seien für den Finanzengpass verantwortlich, so das Statement des PFF-Politikers. Mit dieser Aussage erschütterte Vandriessche nicht nur seine Glaubwürdigkeit, sondern zog damit noch zusätzlich Ärger und Empörung auf sich.

Denn so ein Haushaltsloch taucht nicht plötzlich und unerwartet auf, ist zu vermuten. „Der BRF war immer ein besonders spannender und einzigartiger Arbeitsplatz in unserer Region“, so Redakteur Rudolf Kremer gegenüber „Ostbelgien Direkt“. „Man hat unserer Generation damals sehr interessante Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt, und wir konnten mit den Jahren etwas Tolles aufbauen. Folglich war die Stimmung immer gut. Das ist jetzt ein bisschen anders.“

Das Geldproblem ist laut Kremer durch Selbstverschulden entstanden: „Wir sind immer mit den Dotationen ausgekommen, auch wenn wir in technologischen Fortschritt investiert haben. Während der langen Zeit der Führungslosigkeit sind dann große Fehler gemacht worden.“

Lückenlose Aufklärung des Finanzproblems

Der Regionalsekretär der FGTB, Olaf Bodem, forderte eine lückenlose Aufklärung des Finanzproblems des BRF: „Die Verantwortlichkeiten müssen geklärt werden. Die Führung des Senders kann sich nicht so einfach aus der Affäre ziehen.“ Doch er verlangte zudem langfristige Maßnahmen für die Zukunft. „Die Finanzen des BRF müssen ab sofort durch unabhängige Kontrollen überprüft werden. Zudem fordern wir, dass den Gewerkschaften ein monatlicher Bericht vorgelegt wird.“

Mal sehen, was die Zukunft bringt. Die nächste Sitzung des Verwaltungsrates ist nach Angaben von Präsident Vandriessche für den 18. September vorgesehen. Jeder weiß: Weitere Sparmaßnahmen wird es wahrscheinlich geben. Und die Stimmung im BRF ist in diesen Tagen, so ist zu vernehmen, „miserabel“. Das Arbeitsklima zusätzlich belastet hat dem Vernehmen nach die Entscheidung der Direktion, einen Journalisten zum stellvertretenden Chefredakteur zu befördern – angeblich ohne vorherige Rücksprache mit der Redaktion, was einigen überhaupt nicht gefallen hat…

JANNIS MATTAR und GERARD CREMER

Zum Thema BRF verbreitete die CSP am Montag eine Stellungnahme.

 

12 Antworten auf “Stimmung beim BRF ist „miserabel“”

  1. Ein Expat

    Wenn man daran denkt dass der BRF ein ganzes Team (3 Leute) 1 Woche nach Korsika schickt um über den „weltberühmten“ Rallye Fahrer Neuville zu berichten, kann man sich nicht darüber wundern dass irgendwann ein grosses Loch in der Bilanz ist. Und ich bin sicher dass das nur ein Beispiel von vielen ist… Ist das für einen lokalen Radio/TV Sender rational? Wer über lange Zeit über seine Bedürfnisse lebt, muss halt irgendwann die Konsequenzen akzeptieren. Dieser Moment scheint nun gekommen zu sein und vielleicht ist es der gute Moment um den BRF neu auszurichten und eine finanziell gesunde Zukunft zu planen.

    • Ein Expat …
      Wann bitte schön hat der BRF denn 3 Leute 1 Woche nach Korsika zu einer Rallye geschickt?…
      Falls Sie die Portugal Rally meinen… alle anfallenden Unkosten wurden von Citroën BENELUX getragen.
      Die Arbeitszeit wurde nur wie für einen normalen Sportdienst berechnet…
      Also bitte bei der Wahrheit bleiben und nicht solche Gerüchte in die Welt setzen!

  2. Maas Harald

    Ich kann dem Artikel nur zustimmen, mit der Entlassung von Patrick Knops hat der BRF wirklich kein glückliches Händchen gehabt… Auch mit Frau Dederichs spielten wohl eher private Kisten (in einer öffentlichen Einrichtung!) mit. Mit Produktobjektivität oder gar Hörer- und Zuschauerverständnis hat das wohl nichts mehr zu tun. Oder wie schrieb es jüngst eine Redakteurin des BRF in einem social network: „..und wir behalten doch wohl nicht stattdessen so schnulzenmoderatoren oder solche, die immer noch nur eher zufällig französische ortsnamen korrekt aussprechen können! es muss möglichkeiten geben, gegen solche entscheidungen anzugehen!!!“ :D A propro teure Sendungen… ist es wirklich nötig tägleich einen Redakteur teuer zu zahlen, damit abends im BRF eine (1!) Stunde Jazz oder andere Spartenmusik läuft? ich finde: nö!

  3. Frank Bosch

    Ein Verwaltungsratvorsitzender, der solche „Kloppse“ nicht mindestens 1 Jahr im Voraus kommen sieht, gehört m.E. nicht auf diesen Posten. Ich vermute sehr, dass der Vorsitzende während der letzen Jahre kaum oder nur minimal mit dem geschätsführenden Direktor (und gleichzeitig Finanzdirektor!) kommuniziert hat (die sind ja auch beide aus anderen Parteien…). Ansonsten gibt es keine Erklärung dafür, dass ein Haushalt plötzlich so stark aus dem Ruder läuft!!! Dass nun keiner die Verantwortung für das Fiasko übernehmen will, zeugt nur vom Unsinn politisch besetzter Aufsichtsräte und der Vergütungen, die sie für ihr „Sitzfleisch“ erhalten…

  4. Holger Scheel

    @Harald Maas: Die Spartenmusiksendungen gehören meiner Auffassung nach aber zum Programmauftrag eines, wenn auch kleinen, öffentlich-rechtlichen Senders dazu. Das Programm darf sich nicht nur in Sendungen wie „Lifeline“ oder „Frisch auf!“ erstrecken. Außerdem machen Hans Reul und Werner Barth, um nur zwei zu nennen, einen guten Job. Wenn man hier sparen würde, könnte man den BRF gleich einstampfen und durch 100,5 oder Radio Sunshine ersetzen.

    Aber nicht nur beim BRF, auch beim (über)großen Bruder WDR muss gespart werden. Und siehe da, seit anderthalb Jahren gibt es keine WDR2-Nachtschicht mehr, auch keine WDR-Nachrichten von 0 bis 5 Uhr, das übernimmt jetzt alles NDR 2 aus Hamburg. Warum auch nicht, man muss ja nicht in jedem Sender das Rad neu entwickeln.

    Der BRF kooperiert schon seit langem erfolgreich mit dem DLF (siehe Brüssel, aber auch Internationale Presseschau oder Korrespondentenberichte in BRF aktuell). Vielleicht wäre das ja noch ausbaufähig, die Hörer in der DG und auch außerhalb würden von der Qualitätsmarke Deutschlandfunk sicher profitieren…und der BRF könnte sich auf seine Kernkompetenz, also belgische Innenpolitik, Euregio und DG konzentrieren.

  5. ein Selbstständiger

    Als Selbstständiger , habe ich Verständnis für den Brf zu hohe Kosten beim Personal da muss man eben Personal entlassen ist zwar traurig das die kleinen dranglauben müssen ist aber eben so und der Staat sollte mal überlegen ob sie die sozialen Lasten nicht mal senken sollten sonst sind irgendwann nur noch Kündigungen weil ein Arbeitgeber das nicht mehr zahlen kann. ich habe Arbeit für Angestellte aber die Kosten sind viel zu hoch.

  6. Frank Bosch

    Ich würde das gesamte BRF-Fernsehen ausgliedern (teilweise werden Sendungen ja schon anderweitig produziert) und ggf. (mit einigen „professionels“) dem Medienzentrum „zuschieben“, zzgl. zum Offenen Kanal. Notfalls auch direkt zum Triangel. Dann würden zumindest die wirklichen Kosten dieser beiden „Hobbies“ unseres MP sichtbar. Die Budgets müssten natürlich entsprechend angepasst werden.
    Die journalistischen „Zutaten“ zum BRF-Blickpunkt liefert – falls überhaupt – der BRF (meist sind das ohnehin – maximal – die bebilderten Nachrichten von BRF aktuell im Hörfunk). Aus der Übertragung der PDG-Sitzungen macht man eine Radiosendung auf BRF 2 (mit gesprochenem Kommentar : „Jetzt schreitet der Abgeordnete XYZ zum Rednerpult“… ). Bebilderte Zusammenfassung bei Medienzentrum-TV. Das würde vielleicht auch die Plenarsitzungen wesentlich verkürzen…

  7. Dieter Kuckart

    Spartenmusiksendungen müssen für mich nicht zur Grundversorgung gehören. Das erscheint mir etwas vorsintflutlich vor allem in Anbetracht der winzigen Größe des BRF. Dieser muß nicht mit einem WDR oder SWR mithalten können und kann es auch nicht.

    Was das Pfund des BRF sein sollte ist journalistische Kompetenz und die Informationsaufbereitung aus der DG, der Euregio und aus aller Welt. Das sollte ausgebaut werden.

    Fernsehen ist m.Wissens im Vergleich zu Radio viel zu kostspielig und befriedigt vermutlich auch die Eitelkeiten der beteiligten Mitarbeiter (nicht nur der Politiker). In Südtirol ist/war der lokale Fernsehteil beim Sender RAI Bozen auch sehr bescheiden – ich meine sogar bescheidener als beim BRF.

    Fernsehen ist zudem ein Medium das seinen Zenit überschritten hat und schleichend weniger wichtig wird.
    Was bleiben wird ist Radio und Internet.

    • Dieter Leinard

      Ich glaube es geht hier nicht um die Frage der Grundversorgung sondern um den öffentlich-rechtlichen Auftrag. Wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender nicht mehr den Anspruch hat, auch musikalischen Ausdrucksformen und Künstlern Platz zu bieten, die sich jenseits des kommerziellen Pop-Mainstreams oder volkstümlichen Schlagers bewegen, wäre dies wohl ein zusätzlicher Substanzverlust.
      Der BRF hat neben seinem Informations- und Unterhaltungsauftrag auch einen Bildungsauftrag auch im kulturellen Bereich. Wenn man Musik im Rundfunk nicht allein als Füllmaterial zwischen Wortbeiträgen versteht, bietet sich gerade hier die Möglichkeit das Bild des Senders nachhaltig zu prägen und sich wohltuend von dem Einheitsbrei der Privaten abzusetzen.
      Ich kann nicht einsehen, dass der BRF sein 2. Programm der Schlager- und volkstümlichen Musik widmet und daneben auf jeglichen Qualitätsanspruch verzichten soll. Im Gegenteil ! Um seine öffentliche Finanzierung zu rechtfertigen gilt es, sich gerade durch Qualität in der Information und Unterhaltung von den Privaten zu unterscheiden.

  8. Jean Lovenberg

    Es ist skandalös, welch ’schmutzige Wäsche‘ hier mittlerweile gewaschen wird. Hier werden unbescholtene Bürger an den Pranger gestellt. Hier „wissen“ scheinbar Leute gaaanz viel Insiderwissen ;) nicht wahr Herr „Schauss“, solche Dinge dürften doch eigentlich nur Direktionsmitglieder wissen, oder?!… . Ob das nun wahr ist oder nicht, tut nichts zur Sache. Moralisch ist das ziemlich verwerflich. Die Entlassenen haben ihren Job verloren, den sie sehr gut gemacht haben, weil die Verantwortlichen im BRF nicht mit unserem Steuergeld umgehen konnten. Und genau diese Verantwortlichen stehen für ihre Fehler nicht ein und kleben an ihren Stühlen. Und das in einem öffentlich rechtlichen Rundfunk, der für 70.000 Menschen sendet.. erschreckend!

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