Politik

Reparieren statt Wegwerfen: Neues EU-Gesetz über Recht auf Reparatur [Fragen & Antworten]

Alte Handys und Smartphones liegen in einem Container, ehe sie geschreddert werden. Foto: Julian Stratenschulte/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa

Das Handy geht nach genau zwei Jahren kaputt und es ist günstiger, sich ein neues zu kaufen, als es reparieren zu lassen? Das soll durch ein neues EU-Gesetz künftig anders werden.

Handys, Staubsauger, Wasch- und Spülmaschinen: Diese und andere Geräte sollen in der EU künftig repariert werden müssen, wenn der Kunde es verlangt. Das EU-Parlament will nun grünes Licht für ein seit Langem gefordertes „Recht auf Reparatur“ geben. Fragen & Antworten zu dem Vorhaben:

– Was ist das neue „Recht auf Reparatur“?

In der EU sollen Kunden in Zukunft das Recht haben, bestimmte Geräte reparieren zu lassen. Betroffenen muss also grundsätzlich eine Reparaturoption angeboten werden, solange das Produkt noch reparierbar ist. Konkret geht es vor allem um Haushaltsgeräte und Alltagsprodukte wie Handys, Staubsauger, Wasch- und Spülmaschinen. Unter das Gesetz fallen Waren, bei denen die EU bereits in anderen Rechtstexten Anforderungen an die Reparierbarkeit festgelegt hat. Die Liste der betroffenen Produkte kann daher in Zukunft noch erweitert werden.

Ein defektes Smartphone. Foto: Pixabay

Hersteller müssen den geplanten Regeln zufolge außerdem Informationen bereitstellen, um Reparaturen auch unabhängigen Werkstätten zu erleichtern. Zudem sollen unabhängige Reparaturdienste nicht mehr am Einbau von gebrauchten oder 3D-gedruckten Ersatzteilen gehindert werden können.

– Gibt es eine Gewährleistung für reparierte Produkte?

Ja, es soll nach Angaben der EU-Staaten eine Gewährleistung eingeführt werden, die für ein Jahr nach einer Reparatur gilt. Das soll sicherstellen, dass Verbraucher darauf vertrauen können, dass sich eine Reparatur lohnt.

– Welche Auswirkungen hat das Vorhaben auf die Umwelt?

Als die EU-Kommission ihren Vorschlag für eine Umsetzung der neuen Vorgaben präsentierte, schätzte sie, dass im Verlauf von 15 Jahren 18,5 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen sowie 1,8 Millionen Tonnen Ressourcen eingespart werden und 3 Millionen Tonnen weniger Abfall anfallen dürften. Wenn sich dies bewahrheitet, werden die neuen Regeln positive Auswirkungen auf die Umwelt haben, da weniger Produkte aufgrund kleiner Defekte entsorgt werden.

Eine Platine mit elektronischen Bauteilen in einer Musikanlage der DDR-Firma RFT wird in einer kleinen Werkstatt für alte Radios, Schallplattenspieler oder Hi-Fi-Anlagen repariert. Foto: Jens Büttner/dpa

– Wie werden Reparaturen darüber hinaus gefördert?

Jeder EU-Staat muss mindestens eine Maßnahme zur Förderung von Reparaturen einführen. Diese Auflage kann beispielsweise durch Reparaturgutscheine, durch die sich der Staat an den Kosten einer Reparatur beteiligt, erfüllt werden. So werden Reparaturen für Verbraucher günstiger. Denkbar ist aber auch, Informationskampagnen oder Reparaturinitiativen Räume bereitzustellen.

– Welche weiteren Schritte braucht es noch?

Mit der Zustimmung des EU-Parlaments müssen nur noch die EU-Staaten final zustimmen. In der Regel ist das eine reine Formalität, da Unterhändler der EU-Staaten daran beteiligt waren, als die neuen Regeln ausgehandelt wurden. Wenn alle Institutionen zugestimmt haben, kann der Rechtstext im EU-Amtsblatt veröffentlicht werden. Dann müssen die Vorgaben innerhalb einer Frist von zwei Jahren in nationales Recht umgesetzt werden. (dpa)

16 Antworten auf “Reparieren statt Wegwerfen: Neues EU-Gesetz über Recht auf Reparatur [Fragen & Antworten]”

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    Handys, Staubsauger, Wasch- und Spülmaschinen: Diese und andere Geräte sollen in der EU künftig repariert werden müssen, wenn der Kunde es verlangt. Das EU-Parlament will nun grünes Licht für ein seit Langem gefordertes „Recht auf Reparatur“ geben.
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    Vorab, es gibt kaum ein Gerät in unserem Haushalt welches ich noch nicht aufgeschraubt und repariert hätte. Aktuell habe ich einen HIFI Verstärker von 1995 auseinander genommen, Reparaturwahrscheinlichkeit, wenn es ein defektes Schaltteil ist, gut, ansonsten Recycling da alte Platinen die 1993 in Malaysia montiert wurden doch aus der Zeit gefallen sind. Die 25 Jahre alte Waschmaschine von Miele hingegen habe ich vor ein paar Wochen wieder reparieren können. Kurzum, ein weiterer Irrsinn unserer EU-Bürokraten die noch NIE ein Gerät aufgeschraubt haben. Wahrscheinlich scheitern sie schon am Wechsel der Mine in ihrem Kugelschreiber. Wer soll solche Reparaturen ausführen? Kosten? Kaum zu bezahlen verglichen mit dem Restwert alter Geräte… Ach ja, der Staat (also wir alle…) soll „Reparaturgutscheine“ ausstellen so dass es „nichts kostet“ – es zahlt halt ein anderer.
    18 Mio T CO2 in 15 Jahren eine „Riesen Menge“… 😁. Alleine China emittiert 11000 MioT/anno, macht alsoo nach 15 Jahren 165.000 Mio T. Da sind die 18 Mio T etwa 0,011% der CO2 Freisetzung Chinas – wo der ganze schöne Kram ja herkommt… 🤦‍♂️ Wir werden von einer irren EU-Bürokratie arm regiert. Diese EU kann weg.

    • @ DAX

      Ich wäre schon dafür, dass Ersatzteile vorgehalten werden müssen. Auch ein Schaltplan ist oft sehr nützlich, früher war der bei vielen Geräten dabei. Ich weiß, dass man den auch selbst erstellen kann, was aber immer mit großem Aufwand verbunden ist, je nach Komplexität des Gerätes.

      Bei mir liegen jetzt schon drei kaputte Bohrmaschinen rum, weil die Geschwindigkeitsregelung kaputt ist (die jüngste ist 4 Jahre alt – komplette Laufzeit ca. 30 Minuten), ein Ersatzteil mit einem Wert von 5€ ist nicht zu bekommen!

      Das Ganze macht aber nur Sinn, wenn der Preis für das Ersatzteil nicht den Wert des Gerätes übersteigt – und das wird mit Sicherheit so sein, weil der Handel an einem guten Geschäft interessiert ist.

      • Das Ganze kann sich nur rechnen wenn man selbst in seiner Freizeit daran rumschraubt. Bringen sie das einmal zu jemandem der offiziell 70 €/h abrechnet. Da kostet alleine das Aufschrauben mehr als das 5 Jahre alte Bügeleisen noch wert ist….

        • @ DAX

          Stimmt! Es gibt aber schon Senioren die ehrenamtlich Reparaturen in geselliger Atmosphäre durchführen (z.B. in Kettenis) – das finde ich gut. Da unsere Politiker uns „ruinieren“ werden viele so etwas in Zukunft dringend benötigen, siehe die enormen Zuwächse bei der Tafel.

          • Peter Müller

            Eine schöne Sache ,um einigen Leuten die Langeweile zu vertreiben. Ich habe auch einen Freund, der an alles rumschraubt. Oft höre ich, Teile gibt es nicht mehr/ zu teuer, oder sind so verbaut, dass man sie nicht auseinander nehmen kann. Z.B. Stecken, die verschweisst sind.

    • Gute Frage!

      @ Gastleser

      Gute Frage! Die EU beschließt ein „Recht auf Reparatur“ und gleichzeitig berät sie über ein Gesetz welches es verbietet Autos zu reparieren – haben die eigentlich noch alle Latten im Zaun?! Wir werden von Idioten regiert!

  2. ubuntuuser

    Loriot hatte recht als er damals sagte “ die bauen die Fernseher so das sie kaputt gehen „, das hat sich mittlerweile geändert, jetzt ist das Betriebssystem so gemacht das unsere Computer zeitig kaputt gehen, das liegt vor allem am Datei System NTFS „New Technology File System“ das auf alle Windows PC’s und laptop’s vorinstalliert ist. Windows ist die Größte Verarschung die unsere Moderne Welt je zu bieten hatte, es funktioniert weder auf kleine noch auf große Rechner, selbst Microsoft arbeitet nicht damit ! da sollte sich mal unsere EU drum kümmern, stattdessen nutzen diese Scheiße selber… diese Deppen … pfui pfui pfui

  3. Unlogisch

    Ich lese schon die Mail von Amazon:
    Verehrter Kunde, Sobald Sie die Unkosten für die Anfahrt in Höhe von 200€ überwiesen haben, wird unser Techniker einen Termin inenerhalb von 6 Wochen abmachen….

  4. Symbolpolitik für das blöde Stimmvieh. Mähh, mähh… Wäre es der EU ernst damit, sie müsste nur die gesetzliche Garantie auf 10 Jahre festlegen. Es ist problemlos möglich jedes Gerät so zu konstruieren dass es bei sachgemässem Gebrauch 10 Jahre problemlos funktioniert. Statt dessen verteilt man „Reparaturgutscheine“ und verweist auf die „Seniorenwerkstatt“.. mähh, mähh…

    • @Zuhörer. Leider musste ich schon feststellen das für Fahrzeuge über 15 Jahre Ersatzteile schlecht bis gar nicht verfügbar sind. Da sieht die Situation für manche Oldtimer besser aus. Selbst bei Elektronikkomponenten für E-Fahrräder , die selbe Erfahrung, ‚z.Z. nicht verfügbar‘ . Das ist ziemlich ernüchternd.

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