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Remco Evenepoel macht es mit dem WM-Titel schon jetzt einigen der ganz Großen des Radsports gleich

25.09.2022, Australien, Wollongong: Der Belgier Remco Evenepoel steht nach seinem Sieg mit der Gold-Medaille auf dem Podium beim Abspielen der belgischen Nationalhymne „Brabançonne“. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

AKTUALISIERT – Mit dem Gewinn des WM-Titels am Sonntag in Wollongong (Australien) hat der Belgier Remco Evenepoel etwas geschafft, was vor ihm nur wenige ganz große Radsport-Legenden erreicht haben.

Remco Evenepoel ist Weltmeister geworden zwei Wochen nach seinem Sieg bei der Vuelta und fünf Monate nach seinem Triumph beim Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich.

In einer Saison eines der fünf „Monumente“ (Mailand-Sanremo, Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich und Lombardei-Rundfahrt) und eine der drei großen Rundfahrten (Giro d‘Italia, Tour de France und Vuelta) zu gewinnen, um dann auch noch Weltmeister auf der Straße zu werden, das ist in der Geschichte des Radsports nur ganz wenigen Fahrern gelungen.

25.09.2022, Australien, Wollongong: Der Belgier Remco Evenepoel beißt zum Schein auf seine Gold-Medaille, während er nach seinem Sieg auf dem Podium steht. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

Radsport-Legende Eddy Merckx schaffte dieses Kunststück im Jahr 1971. Bernard Hinault war 1980 der letzte Radprofi, dem dies gelang.

Evenepoel gewann zudem mit großem Vorsprung, was bei Weltmeisterschaften eher selten ist. 2 Minuten und 21 Sekunden trennten ihn und den Franzosen Christophe Laporte am Sonntag auf der Ziellinie. Es ist 39 Jahre her, dass ein Weltmeister mit mehr als einer Minute Vorsprung gekürt wurde: Greg Lemond war Adrie van der Poel 1983 auf der Ziellinie in Altenrhein (Schweiz) um 1’11“ voraus.

Für einen Vorsprung von 2’21“ oder mehr muss man bis ins Jahr 1968 zurückgehen. Vor 54 Jahren fuhr der Italiener Vittorio Adorni 9’50“ vor Herman Van Springel über die Ziellinie in Imola.

Im Alter von 22 Jahren und 8 Monaten ist Evenepoel obendrein der jüngste Weltmeister der letzten 29 Jahre. In der gesamten Geschichte der Straßenrad-WM ist der neue Weltmeister aus Belgien der siebtjüngste Sieger. Auch Eddy Merckx, bis dato der erfolgreichste Radsportler aller Zeiten, wurde 1967 im niederländischen Heerlen im Alter von 22 Jahren erstmals Weltmeister. (cre)

Wie einst Eddy Merckx: Remco Evenepoel holt Gold – Ärger um Mathieu van der Poel: Festnahme vor der WM

Remco Evenepoel bewegt sich immer mehr auf den Spuren des legendären Eddy Merckx. Wie sein Landsmann gewinnt er im Alter von 22 Jahren den WM-Titel. Dabei lag er vor zwei Jahren noch mit einem Beckenbruch im Krankenhaus. Für einen Skandal sorgt Mathieu van der Poel.

Remco Evenepoel zupfte sich auf dem großen Podium das Regenbogentrikot zurecht, dann legte er die Hand auf die Brust und stimmte die belgische Nationalhymne an. Wie sein legendärer Landsmann Eddy Merckx ist das Jahrhunderttalent im Alter von nur 22 Jahren am Sonntag bei der Straßenrad-WM in Down Under zum Titel gestürmt.

“Das ist ein Traum, unglaublich. Ich könnte stolzer nicht sein“, sagte Evenepoel nach einer beeindruckenden Triumphfahrt und sagte: „Ein Monument, ein schwerer Klassiker, eine Grand Tour und der WM-Titel. Ich habe in dieser Saison alles gewonnen, was ich gewinnen konnte. Das ist verrückt. Es wird eine große Party.“

25.09.2022, Australien, Wollongong: Der Franzose Christophe Laporte, Gewinner der Silbermedaille, der Belgier Remco Evenepoel, Gewinner der Goldmedaille, und der Australier Michael Matthews, Gewinner der Bronzemedaille, stehen auf dem Siegerpodest. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

Was an diesem herrlichen Frühjahrstag im australischen Wollongong mit dem Skandal um den kurzfristig festgenommenen niederländischen Mitfavoriten Mathieu van der Poel begann, endete mit der Krönung des „Kannibalen von Schepdaal“.

Spätestens seit Sonntag sind die Vergleiche mit Merckx angebracht. Im Stile des unersättlichen Altstars holte sich Evenepoel mit über zwei Minuten Vorsprung nach 266,9 Kilometern den Sieg vor dem Franzosen Christophe Laporte und dem Australier Michael Matthews.

72 Kilometer vor dem Ziel hatte Evenepoel bereits attackiert und nach und nach jeden Mitausreißer abgeschüttelt. „Auf so einem Kurs gibt es keinen Grund zu warten“, meinte der Youngster, der die Nachfolge des Franzosen Julian Alaphilippe antrat.

Evenepoel war im Eiltempo unterwegs – wie in seiner gesamten Karriere, die 2022 mit den Siegen beim Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich, dem Klassiker in San Sebastian, der Vuelta und nun bei der WM ihren Höhepunkt fand.

25.09.2022, Australien, Wollongong: Der Belgier Remco Evenepoel jubelt nach seinem Sieg. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

Evenepoel ist ein Ausnahmetalent, wie der Radsport nur wenige hervorbrachte. 2016 war er noch Junioren-Nationalspieler beim belgischen Fußball-Rekordmeister RSC Anderlecht, mit 16 Jahren lief er auch den Brüsseler Halbmarathon in 1:16:15 Stunden, ehe er seine Vorliebe für den Radsport entdeckte.

Nur zwei Jahre später war Evenepoel, dessen Vater Patrick auch für einige Jahre Radprofi war, schon Doppel-Weltmeister bei den Junioren. Genauso furios war sein Einstieg bei den Profis mit WM-Silber im Zeitfahren 2019, ehe ihn ein schwerer Sturz bei der Lombardei-Rundfahrt 2020 mit einem Beckenbruch zu einer neunmonatigen Pause zwang.

Doch Evenepoel kam stärker zurück und demütigte fast schon seine Rivalen. Auch der zweimalige Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar, ebenfalls ein Ausnahmekönner in jungen Jahren, konnte nichts ausrichten. „Dieses Jahr habe ich gelernt, mit dem Druck umzugehen“, sagte er.

25.09.2022, Australien, Wollongong: Der Belgier Remco Evenepoel jubelt nach seinem Sieg. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

Einer, der in den Titelkampf vielleicht hätte eingreifen können, brachte sich selbst um alle Chancen: Van der Poel war am Vorabend wegen eines tätlichen Angriffs im Hotel festgenommen worden. Es hatte eine Auseinandersetzung mit zwei Kindern gegeben, die mehrmals an seiner Tür geklopft hatten. Berichten zufolge wurde der Arm eines Mädchens verletzt.

Der 27-Jährige wurde wegen zweifacher Körperverletzung angeklagt und am frühen Sonntagmorgen auf Kaution wieder freigelassen. Am Dienstag muss Van der Poel vor Gericht erscheinen. Der frühere Cross-Weltmeister ging im Straßenrennen noch an den Start, gab nach gut einer Stunde aber auf.

„Es stimmt, ja. Es gab einen kleinen Streit“, sagte van der Poel dem belgischen TV-Sender Sporza vor dem Start. „Es ging um laute Nachbarn und die sind hier ziemlich streng.“ Er sei früh ins Bett gegangen. Viele Kinder im Flur seines Zimmers hätten es aber notwendig gefunden, an die Tür zu klopfen. „Nach ein paar Mal hatte ich genug. Ich bat nicht freundlich darum aufzuhören. Dann wurde die Polizei gerufen. Ich war erst um 4.00 Uhr wieder in meinem Zimmer. Das ist sicher nicht optimal. Es ist eine Katastrophe, aber ich kann nichts mehr ändern.“ (dpa)

Nachfolgend Tweets zum WM-Triumph von Remco Evenepoel:

14 Antworten auf “Remco Evenepoel macht es mit dem WM-Titel schon jetzt einigen der ganz Großen des Radsports gleich”

    • Velojeck

      Radfreund, es ist auch noch ein : de Lie da,ein Wallone, sowie noch ein junger Flame, der fährt im BORA Hans Grohe Team, kenne seinen Namen nicht!? Vieleicht Sie Herr Cremer, als der Sportkenner bei OD?

      • Radfreund

        @velojeck na klar, in diesem Jahr kann man die Liste noch viel länger schreiben in Sachen Raderfolge und -Talente in Belgien, super ! Auch alle Achtung für die regionalen Nachwuchstalente der Familie Rex, deren Werdegang zu beobachten macht auch Freude…

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