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Frankreich: Rechtspopulist Éric Zemmour kandidiert für das Präsidentenamt im April

26.11.2021, Frankreich, Marseille: Eric Zemmour, rechtsextremer Journalist aus Frankreich, spricht mit Journalisten. Foto: Daniel Cole/AP/dpa

Der extrem rechte Publizist Éric Zemmour hat wie erwartet seine Kandidatur für die Wahl des französischen Präsidenten im April 2022 erklärt.

Seine Ambitionen machte der 63-Jährige, der in Wahlumfragen zeitweise sogar auf Platz zwei hinter Präsident Emmanuel Macron rangiert hatte, am Dienstag in einer Videobotschaft deutlich. Frankreich sei nicht mehr Frankreich, es gebe ein Gefühl der Enteignung und man müsse sich gegen einen Austausch der Bevölkerung wehren, sagte der umstrittene Populist. Zemmour kritisierte außerdem die EU und forderte, Migranten müssten sich in Frankreich anpassen.

27.11.2021, Frankreich, Marseille: Eric Zemmour (M), rechtsextremer Journalist aus Frankreich, winkt bei einem Besuch der Kathedrale von Marseille. Foto: Daniel Cole/AP/dpa

Zemmour gehört keiner Partei an und macht mit seiner Kandidatur der Rechtspopulistin Marine Le Pen Konkurrenz, die für das Rassemblement National antritt. Inzwischen liegt Le Pen in den Wahlumfragen wieder vor Zemmour, der zuletzt bei einem Besuch in Marseille von einer protestierenden Menschenmenge empfangen worden war.

Der Autor und Journalist Zemmour wurde mehrfach wegen rassistischer Äußerungen verurteilt. Trotz provokanter und rechter Aussagen in den letzten Monaten erlangte Zemmour große öffentliche und mediale Aufmerksamkeit, sicher auch wegen seines Erfolgs in den Umfragen.

Präsident Emmanuel Macron, dessen Kandidatur für eine zweite Amtszeit als sicher gilt, liegt in Umfragen mit einer Unterstützung von 25 bis 27 Prozent bislang klar vorne. Im zweiten Wahlgang würde – wie es aktuell aussieht – erneut Le Pen zur Herausforderin des europa- und wirtschaftsfreundlichen Präsidenten. Sie liegt in Umfragen bei rund 20 Prozent, Zemmour bei 12 bis 15 Prozent.

Nach den Befragungen keine große Rolle spielen werden wohl die Sozialisten, die mit François Hollande von 2012 bis 2017 den Präsidenten stellten. Für sie tritt die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo an, die zwar Bekanntheit genießt, in Umfragen aber um die fünf Prozent dümpelt.

Marine Le Pen, Parteichefin des Rassemblement National (früher Front National). Foto: Shutterstock

Auch der polternde Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon, der zum dritten Mal für das Präsidentenamt kandiert, kommt nur auf neun Prozent Unterstützung.

Die konservativen Republikaner bestimmen erst in den nächsten Tagen, wen sie für das Spitzenamt ins Rennen schicken. Unter anderem hat der ehemalige EU-Chefunterhändler für den Brexit, Michel Barnier, sein Interesse angemeldet.

Alle konservativen Bewerber haben die Migration und innere Sicherheit in den Fokus genommen, beides Themen, mit denen auch Rechtsaußen Zemmour Anhängerscharen in Veranstaltungshallen lockt. Am höchsten in den Umfragen schneidet bei den Republikanern aktuell mit 14 Prozent Xavier Bertrand ab, derzeit Präsident des Regionalrats von Hauts-de-France. Das konservative Lager hatte zuletzt 2007-2012 mit Nikolas Sarkozy den Präsidenten gestellt.

Die Bekanntgabe seiner Kandidatur wählte Zemmour geschickt aus. Am Dienstagabend wollten die Kandidaten der Republikaner eine große Fernsehdebatte führen. Zemmour wollte indessen auf einem anderen Sender kurz vor dem Start der Debatte ein Interview geben und so Aufmerksamkeit auf sich lenken.

Auch den Termin seines ersten Wahlkampfauftritts wählte er geschickt aus: Er legte ihn auf diesen Samstag in Paris. An diesem Tag wollten die Republikaner das Ergebnis ihres Mitgliederentscheids präsentieren. (dpa)

Nachfolgendes VIDEO zeigt Eric Zémmour bei einem Interview mit TF1:

27 Antworten auf “Frankreich: Rechtspopulist Éric Zemmour kandidiert für das Präsidentenamt im April”

  1. Paul Siemons

    Ich bin schon gespannt, wie man Zemmour, ein Jude, zudem mit Migrationshintergrund, das Etikett „Nazi“ verpassen wird. Nicht ganz einfach, aber für Gut- und Bessermenschen sicher kein Problem.

    • Man sollte nicht immer Nationalsozialismus und Jugendverfolgung in einen Topf werfen.
      Bei Hitlers NS-Regime waren zwar die Juden, deren angeblicher Reichtum und deren Eifluss der Hauptfeind, Zemmour sieht das nicht so eng…
      Seine Ziele sind ähnlich, die Feinde aber breiter gefächert.

    • Quod erat...

      Mit BERBERISCHEN Wurzeln auch noch.
      Tja, jetzt wird’s schwierig für die Eine-Welt-Sozialisten ihn als Rassisten zu porträtieren. Aber sie werden es tun auch wenn es keinen Sinn macht.

    • Überbevölkerungslegende, oder doch nicht?

      Die drehen und wenden doch alles wie sie es brauchen, Paul. Es ist wie mit der Bevölkerung: Der erste Karlspreisträger, der für seine Parole „Der Mensch der Zukubft wird ein Mischling sein“ (ADEL, 1922) schrieb vor genau einem Jahrhundert, daß sich Europa nach Afrika und sich mit diesem vermischen sollte, weil Europa… überbevölkert wäre. Heute, 100 Jahre später, heißt es: „Wir haben ein demographisches Problem! Wir müssen massig Menschen importieren!“.
      Wie viele Einwohner hatte Europa damals?
      Wie viele Einwohner hat Europa heute? Überbevölkert? Ha ha haa….
      Ja, wir sind überbevölkert, aber nicht wie die Migrationsgeilen es meinen.

  2. Peter Müller

    Der kommt zur richtigen Zeit. Da werden einige drauf springen, die mit unseren Witzfiguren nicht mehr zufrieden sind. Wir steuern in eine sehr schlimme Zeit, die wir fast alle nur von hören , und sagen kennen.

    • Corona2019

      @ – Peter Müller 9:33

      Sie haben weder etwas zu befürchten, noch etwas zu hoffen.
      Ob man jetzt für ihn oder gegen ihn ist .
      Man lässt solche Leute nicht an die Spitze der Regierung.
      Dafür wird bei den Wahlen in der heutigen Zeit viel zu viel manipuliert.
      Wobei man sich sowieso die Frage stellen muss, .
      hat es überhaupt jemals in der Politik ehrliche Wahlen gegeben?
      Ich kann das aber auch nicht beantworten.
      Wer kann?
      Der werfe den ersten Stein 😉

        • Corona2019

          @ – 5/11
          03/12/2021 9h13

          Man kann auch überhaupt keiner politischen Richtung zugehörig sein, um Beobachtungen, die man im Laufe der Jahre gemacht hat zu äußern.

          Da sie einer politischen Richtung zugehörig sind, akzeptieren Sie solche Kommentare natürlich nicht.

          Werde mich deswegen aber nicht streiten, man könnte es auch so formulieren, dass es eine Glaubenssache ist.
          Sie glauben in diesem Falle an das Gute, ich nicht.

          Und im Falle der Pandemie sehe ich es eben anders.
          Da glaube ich eben an eine Sicherheit, die andere abstreiten, und somit zum Gegenteil der allgemeinen Sicherheit beitragen.

          Das sind eben zwei verschiedene Themen, wobei natürlich auch bei letzterem aufgrund einiger Politiker ,so manches schiefgelaufen ist in der Pandemie.
          Möchte das jemand abstreiten?
          Glaube nicht, das kann niemand.
          Hier kann man nur auf die Pharmaindustrie hoffen, dass diese bald einen Impfstoff entwickeln bei dem eine herdenimmunität möglich wird.
          _______________________________________________
          @ – mediaverdreh contröllchen

          Sollten Sie mich meinen, mein Nick Name ist Corona 2019

          • Das mit dem „glauben“ ist so eine Sache.
            Man findet immer einen Grund oder einen Schuldigen, und schiesst dann an der Realität vorbei.
            „Ich mach‘ mir die Welt – widdewidde wie sie mir gefällt …“ :
            Bequem, aber zu einfach — und gefährlich.

  3. Ich bereue die Zeit wo Menschen wie Le Pen, Zemmour, AfD, … und deren Befürworter und Wähler verachtet und vermieden wurden. Gott sei Dank war das so, weil man aus den Ereignissen des letzten Jahrhundert’s gelernt hatte. Aber der Mensch ist vergesslich und heute hört man immer mehr Stimmen, die eigentlich vor Scham stumm bleiben sollten.

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