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„Pandora Papers“: Brisante Finanzdokumente bringen Politiker, Geschäftsleute und Prominente in Bedrängnis

Foto: Shutterstock

Im Frühjahr 2016 sorgten die „Panama Papers“ für Aufregung. Nun hat ein internationales Journalisten-Konsortium erneut Millionen Dokumente zugespielt bekommen. Bringen die Enthüllungen wieder Politiker, Geschäftsleute und Prominente unter Druck?

Ein internationales Konsortium investigativer Journalisten hat erneut brisante Dokumente über das Finanzgebaren Hunderter Politiker und anderer Prominenter aus aller Welt zugespielt bekommen.

Demnach haben 35 amtierende und frühere Staatslenker sowie mehr als 330 Politiker und Amtsträger aus fast 100 Ländern Vermögen „mithilfe von intransparenten Trusts, Stiftungen und Briefkastenfirmen“ angelegt. Auch 1.200 Belgier werden in den brisanten Finanzdokumenten erwähnt. Die mehr als 11,9 Millionen Dokumente tragen den Namen „Pandora Papers“.

17.04.2013, Großbritannien, London: Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair und seine Frau Cherie Blair haben beim Kauf einer Immobilie von einem Steuerschlupfloch profitiert. Das geht nach Recherchen der BBC aus den „Pandora Papers“ hervor. Foto: Chris Jackson/POOL/AP/dpa

Sie wurden den Angaben zufolge dem Internationalen Consortium für Investigative Journalisten (ICIJ) von einer anonymen Quelle zugespielt. Die geheimen Dokumente von 14 in Steueroasen tätigen Finanzdienstleistern reichen bis ins Jahr 2021, wie es weiter hieß. Die „Pandora Papers“ seien damit das bislang größte Datenleck zu Geschäften in Steueroasen. In den vertraulichen Dokumenten fänden sich unter anderem auch Namen von prominenten Spitzensportlern und Firmenvorständen.

An den „Pandora Paper“-Recherchen waren den Angaben zufolge Journalisten von 150 Medienorganisationen aus 117 Ländern beteiligt. Zu den Partnermedien zählten unter anderem die „Washington Post“, der „Guardian“, der „Indian Express“, „Le Monde“ und „Aftenposten“. Die Ergebnisse der Recherche wurden weltweit veröffentlicht, wie es hieß.

Zu den in den Unterlagen erwähnten Politikern zählt auch der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis. Ihn treffen die Vorwürfe wenige Tage vor der Parlamentswahl in dem EU-Mitgliedstaat am 8. und 9. Oktober.

03.10.2021, Tschechien, Prag: Der tschechische Premier Andrej Babis nimmt an einer Fernsehdebatte vor den bevorstehenden Parlamentswahlen teil. Foto: Petr David Josek/AP/dpa

Babis soll nach Angaben des Recherchekonsortiums ein Landgut in Frankreich für 15 Millionen Euro auf intransparente Weise gekauft haben. Der Kaufpreis sei „über Briefkastenfirmen in Washington, Monaco und den Britischen Jungferninseln nach Frankreich“ geflossen, hieß es. Der Fall datiert demnach auf das Jahr 2009 und damit auf die Zeit vor dem Eintritt des Multimilliardärs in die Politik zurück.

Der Regierungschef wies die Anschuldigungen zurück: Es sei klar, dass er weder etwas Ungesetzliches noch etwas Schlechtes getan habe, sagte Babis der Nachrichtenagentur CTK am Sonntagabend. Er sprach von einem Versuch, ihn „zu beschmutzen und auf diese Weise die tschechischen Parlamentswahlen zu beeinflussen“.

In der Vergangenheit hatte sich Babis oft selbst als Anti-Korruptionskämpfer dargestellt. Nach einer neuen Umfrage im Auftrag des Senders CNN Prima News würde die populistische ANO von Babis bei der anstehenden Parlamentswahl mit 27,3 Prozent der Stimmen deutlich stärkste Kraft werden.

Die Skyline von Panama City: In solchen Steuerparadiesen entziehen sich die Superreichen einer gerechten Besteuerung. Foto: Shutterstock

Bereits vor etwa fünfeinhalb Jahren hatte der Rechercheverbund mit der Veröffentlichung der „Panama Papers“ für Aufregung gesorgt. Dabei handelte es sich um Unterlagen der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, die von Journalisten weltweit ausgewertet wurden. Aus ihnen ging hervor, dass zahlreiche Politiker, Sportler und andere Prominente Vermögen in Offshore-Firmen hielten.

Durch die Enthüllungen gerieten Politiker, Geschäftsleute und Prominente unter Druck. So verlor der pakistanische Regierungschef Nawaz Sharif wegen Korruptionsvorwürfen sein Amt. In Malta gab es im Juni 2017 wegen der „Panama Papers“ Neuwahlen, in Island führte die Veröffentlichung zum Rücktritt des Ministerpräsidenten Sigmundur Gunnlaugsson.

Der internationalen Medien zugespielte Datenberg zeigte große Geldströme nach Panama, wo Tausende Briefkastenfirmen angesiedelt sind. Ob es sich dabei auch um strafbare Geschäfte handelt, prüften weltweit Staatsanwälte. Die 11,5 Millionen Dateien umfassten E-Mails, Urkunden und Kontoauszüge zu 214.000 Gesellschaften vor allem in der Karibik. Dabei tauchten die Namen von 140 Politikern oder Politikervertrauten auf. (dpa)

Was sind die „Pandora Papers“?

Hunderte Politiker, Amtsträger, Firmenvorstände und Spitzensportler in aller Welt sollen jahrelang Finanzdienstleister genutzt haben, um ihre Vermögen und Wertgegenstände zu verstecken. Das geht aus Unterlagen („Pandora Papers“) hervor, die internationale Medien ausgewertet haben. Ein Überblick:

05.05.2021, Belgien, Brüssel: Der jordanische König Abdullah II. spricht während einer Pressekonferenz. Foto: Johanna Geron/Pool Reuters/AAP/dpa

– Die „Pandora Papers“-Recherchen basieren nach Angaben der daran beteiligten Medien auf geheimen Dokumenten von 14 in Steueroasen tätigen Finanzdienstleistern und reichen bis ins Jahr 2021.

– Die Lecks sollen aus 11,9 Millionen Dokumenten bestehen. Es handle sich um das „bislang größte Datenleck zu Geschäften in Steueroasen“ in einer Dimension von rund 2,9 Terabyte, hieß es.

– Zu den Profiteuren der Offshore-Dienste sollen 330 Politiker und Amtsträger aus fast 100 Ländern gehören, darunter allein 35 derzeitige oder ehemalige Staats- und Regierungschefs.

– Die „Pandora Papers“ wurden dem Internationalen Consortium für Investigative Journalisten (ICIJ) von einer anonymen Quelle zugespielt. Etwa 600 Journalisten haben die Dokumente für weltweit 150 Medien in den vergangenen zwei Jahren ausgewertet.

– An der Auswertung waren in Belgien die Wirtschaftszeitung „De Tijd“, die neben der Zeitschrift „Knack“ und der Brüsseler Zeitung „Le Soir“, in Deutschland die „Süddeutsche Zeitung“, der NDR und der WDR beteiligt.

– Das Journalisten-Konsortium wurde 1997 als Projekt des „Center for Public Integrity“ (CPI) gegründet. Das CPI ist eine gemeinnützige Organisation in den USA, die sich der Aufgabe verschrieben hat, „Machtmissbrauch, Korruption und Pflichtverletzung durch mächtige öffentliche und private Institutionen aufzudecken“. (dpa/cre)

17 Antworten auf “„Pandora Papers“: Brisante Finanzdokumente bringen Politiker, Geschäftsleute und Prominente in Bedrängnis”

    • Pensionierter Bauer

      Das sehe ich genau so!
      Alles muss auf den Tisch und dann müssen diese Vögel vor ein anständiges Gericht gestellt werden. Aber hier beginnt wahrscheinlich schon ein neues Problem, denn Corona hat bewiesen, dass die meisten Richter auch nur Opportunisten sind und eine Krähe sticht der Anderen schon kein Auge aus. Auf der anderen Seite denke ich noch immer, dass die Hoffnung zuletzt stirbt.

  1. Weisswäscherei

    Super das die Medien solchen Sumpf trockenlegen. Und das soviele Politikprediger dabei sind, das wundert mich gar nicht. Alle Namen müssen veröffentlicht werden. Sehr drollig das in Belgien soviele Politiker Auslands-Zweitwohnungen haben, und zwar in den teuersten Ferienregionen im Süden? Da sollten auch mal Recherchen getätigt werden.

    • Piersoul Rudi

      Dazu gab es mal eine Untersuchung bei die Eheleute De Gucht, wegen ein Weinbaugebiet, Mitwisserschaft bei Aktienverkäufe und eine Villa in Italien.
      Am Anfang war alle easy, bis sich die BBI(Inspektionsdienst des Finanzministeriums) mit der Sache befassen sollte/wollte…
      Auf einmal war „Ende de Untersuchungen“ weil, angeblich, ohne Zustimmung bestimmte unterlagen untersucht wurden.
      Resultat;
      Ende der Debatten, und De Gucht und Frau freigesprochen.
      …Dossier Ad Acta…Beamte erst suspendiert, danach befördert…
      Das war nur 1 Bsp.
      So wird es auch in diese ganzen Fällen vor sich gehen.
      Die eine Krähe…usw…
      Aber bloß kein Kanister voll tanken in L, und über die Grenze mitnehmen…
      Das ist Steuerhinterziehung…
      MfG.

  2. Ob es 1200 oder 5000 Belgier dibd das interessiert die nicht, denen wird nichts passieren die werden sich freikaufen. Das schlimme an der ganzen Sache ist das es hier nur um Steuerhinterziehung geht, das Geld kommt in den meisten Fällen von Menschen die auf raffinierte Weise betrogen wurden.

  3. Corona2019

    @ – Weisswäscherei

    Das mit den Zweitwohnungen einiger Politiker in den teuersten Ferienregionen im Süden , oder sogar außerhalb Europas, hat zufällig mit dem Artikel zu tun , der hier sehr eng beisteht, wobei es sich um die Unsummen im Lotto handelt.

  4. delegierter

    ich hoffe, dass die Liste oft genug kopiert und sicher hinterlegt wurde. Mir ist aber bange dass das Ganze, wie so üblich, und mit künstlich verlängerten Ermittlungen gegen verschiede Herrschaften oder Institutionen in die Länge gezogen wird und dann verjährt ist.

  5. der heilige josef

    Warum läuft der findige Steuertrickser Tony Blair überhaupt noch frei herum ? Er hätte sich längst in Den Haag vor dem internationalem Strafgerichtshof verantworten müssen, aber westliche Kriegstreiber bleiben verschont weil es hier keine mutigen Ankläger gibt.

  6. Ich verstehe den Titel nicht.
    Wieso sind Politiker, Geschäftsleute und Prominente in Bedrängnis?
    Die müssen keine Strafe zahlen, bekommen die Kohle nicht eingezogen oder sonst was.
    Denen gehört das Geld konfisziert, zum Leben wird es ja anscheinend nicht gebraucht.

  7. STEUERAMT

    Bei den 1200 sind doch bestimmt einige aus der DG. Bin mal gespannt ob das Steueramt in St.Vith und Eupen den MUT hat hier tätig zu werden oder ob weiter wie bisher der kleine Arbeiter die Zeche zahlen muss?

  8. Corona2019

    @ – Steueramt

    Ich glaube es ist wahrscheinlicher ,
    das die Raumpflegerin vom Steueramt vielleicht am Ende einen Beitrag zum Sachverhalt leisten kann,
    weil solche Dokumente meistens unter dem zu kurzen Tischbein und Boden geklemmt werden, damit der Tisch nicht wackelt. .-)

  9. Corona2019

    @ – BSR

    Nein, natürlich nicht während der
    Arbeitszeit.
    Aber vielleicht danach, und wenn denen etwas verdächtig vorkommt, werfen Sie die papiere mit etwas Glück bei der BSR in den Briefkasten :-)

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