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Madame Lagarde drückt weiter aufs Gaspedal – Vergeht der Präsidentin der EZB schon bald das Lächeln?

16.12.2021, Hessen, Frankfurt/Main: Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), verlässt eine Pressekonferenz nach einer Sitzung des EZB-Rats zur Geldpolitik in der Eurozone. Foto: Thomas Lohnes/AFP Pool/dpa

Angesichts steigender Inflationsraten senden Europas Währungshüter ein erstes Signal für ein Auslaufen ihrer ultralockeren Geldpolitik. Nur noch bis Ende März 2022 wird die Europäische Zentralbank (EZB) zusätzliche Wertpapiere im Rahmen ihres Corona-Notkaufprogramms PEPP erwerben.

Allerdings steckt die Notenbank weiterhin etliche Milliarden in den Kauf von Staatsanleihen und Unternehmenspapieren, wie der EZB-Rat am Donnerstag beschloss: Das allgemeine Kaufprogramm APP wird vorübergehend aufgestockt.

Ein abrupter Übergang müsse vermieden werden, begründete EZB-Präsidentin Christine Lagarde in Frankfurt. Ein Ende des Zinstiefs ist zudem nicht in Sicht. Zinserhöhungen im kommenden Jahr seien „sehr unwahrscheinlich“, bekräftigte Lagarde.

Der Sitz der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. Foto: Shutterstock

Die EZB hält eine expansive Geldpolitik weiterhin für notwendig, um ihr mittelfristiges Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen: Angesichts der gegenwärtigen Unsicherheit müsse der EZB-Rat „Flexibilität und Handlungsspielraum bewahren“.

Die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) kommentiert am Freitag den Unwillen der EZB, ihre Geldpolitik zu ändern: „In Frankfurt wird weiter aufs Gaspedal gedrückt. Das hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag klargemacht. Gewiss, der Inflationsdruck ist in Europa weniger breit als in den USA. Dennoch irritiert, wie nonchalant die EZB die Inflation, die mehr als doppelt so hoch ist wie das mittelfristig angestrebte Niveau von zwei Prozent, als bloßes Aufflackern präsentiert.“ Zusicherungen wie die von EZB-Präsidentin Lagarde, die eine Zinserhöhung im kommenden Jahr als „sehr unwahrscheinlich“ bezeichnet habe, „untergraben zusehends die Glaubwürdigkeit der EZB“, so die NZZ.

Inflation = Geldverbrennung. Illustration: Pixabay

Die Frankfurter Rundschau“ schreibt: „Aktuell ist wieder einmal Krise, und die großen Notenbanken stecken alle im gleichen Dilemma. Eigentlich müssten sie die stark gestiegene Inflation geldpolitisch einbremsen. Dann riskieren sie allerdings, die wegen der vierten Coronawelle ohnehin wacklige Konjunktur gleich mit zu bremsen. Während sich die USA und Großbritannien hier schon ein Stück vorwagen, belassen es die Europäer bei einem eher symbolischen Akt – und der These, dass die Inflation bald von selbst in sich zusammensinken werde.“

Nach Meinung von „The Telegraph“ geht die Ära des billigen Geldes zu Ende. Die Bank of England hat ihren Leitzins erstmals in der Corona-Pandemie angehoben. „Hier sind zwei Lehren zu ziehen. Die erste ist, dass Lockdowns mit wirtschaftlichen Kosten verbunden sind, die sich nicht einfach wegzaubern lassen, indem man mehr Geld druckt oder billige Kredite ausweitet. Die zweite Lehre besteht darin, dass Haushalte, Unternehmen und der Staat sich wieder bewusst machen müssen, dass die Gesetze der wirtschaftlichen Verknappung nicht aufgehoben wurden. Ein Jeder muss letztendlich mit dem auskommen, was er hat. Die Ära des immer billigeren Geldes geht zu Ende. Zentralbanken in Großbritannien und überall in der Welt werden die Zinsen weiter erhöhen müssen – ungeachtet des Zustands der Wirtschaft -, um das Hochschießen der Preise und eine Überhitzung der Immobilienmärkte abzuwenden.“ (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

9 Antworten auf “Madame Lagarde drückt weiter aufs Gaspedal – Vergeht der Präsidentin der EZB schon bald das Lächeln?”

  1. Solange meine bescheidene Rente auf dem Konto landet, macht der Staat alles richtig. Ich hatte noch nie Probleme mit der Kostensteigerung. Auf meinem Niveau war es auch schon früher ratsam, rechnen zu können.

  2. Es wird ja wohl kaum die Madame Lagarde alleine diese Entscheidung getroffen haben. Im wahrscheinlichsten Fall steht sie natürlich hinter dieser Entscheidung, aber sie hat ja ’nur‘ den Vorsitz und muß das Ergebnis dieser Entscheidung vortragen und verteidigen. Das diese Frau überhaupt diesen Posten bekommen hat zeugt allerdings vom europäischen Wahnsinn. Nach der Affäre Tapie in Frankreich hätte die Frau hinter Gitter gehört. Sie wurde verurteilt und für schuldig befunden, allerdings wurde sie auf Grund ihrer Persönlichkeit nicht bestraft.

    • Robin Wood

      @Toll
      „Nach der Affäre Tapie in Frankreich hätte die Frau hinter Gitter gehört. Sie wurde verurteilt und für schuldig befunden, allerdings wurde sie auf Grund ihrer Persönlichkeit nicht bestraft.“

      Sehe ich auch so.
      Was soll man von solchen Menschen dann noch erwarten? Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Siehe auch Vandenbroucke mit Agusta, Scholz mit Wirecard usw. Je korrupter, desto besser der Posten.
      Aber wir Steuerzahler machen das ja mit, solange eben das Gehalt pünktlich auf dem Konto ist…

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