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Nach Drohungen von US-Präsident Donald Trump: Soll Kanada der Europäischen Union (EU) beitreten?

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US-Präsident Donald Trump hat mehrfach den Wunsch geäußert, Kanada zum 51. Staat der USA zu machen. Diese Aussagen haben in Kanada Unruhe ausgelöst.

Manchmal kann ein gemeinsamer Gegenspieler vereinen. Ein Gegenspieler, wie ihn viele im neuen US-Präsidenten Donald Trump sehen. Dessen Traum von einer Einverleibung von Grönland oder Kanada in die USA hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst und schafft Raum für neue Ideen, die noch vor kurzer Zeit als utopisch verworfen worden wären.

So sprach sich der ehemalige deutsche Vizekanzler und Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) bereits dafür aus, dass Kanada der Europäischen Union beitritt.

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„Ich würde das mal versuchen. Kanada ist ein enorm wichtiges Land. Es ist übrigens ein strategischer Anrainerstaat an der Arktis. Wir haben ja gar nicht so viele davon – außer Dänemark, Norwegen und Finnland. Wir müssen Bündnispartner sammeln. Das gilt übrigens auch für unsere Freihandelsverträge“, sagte Gabriel gegenüber dem Medium The Pioneer von Gabor Steingart.

Kanada liege zwar geografisch nicht in Europa, dafür ließen sich jedoch Lösungen finden, betonte Gabriel. „Es ist ja nicht so, dass das undenkbar ist. Die Zeiten, in denen die USA die globale Ordnung, wie wir sie kennen, aufrecht erhalten, sind vorbei. Für Deutschland und Europa liegt darin nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance.“ Während sich die USA in eine Hegemonialmacht mit imperialistischen Ansprüchen entwickele, müsse Europa „das Zusammenspiel von gemeinsamen Werten und Interessen unter veränderten politischen Bedingungen neu interpretieren”, so Gabriel.

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Abacus befürworten 46 Prozent der Kanadier den Beitritt ihres Landes zur EU. 29 Prozent der Befragten sind dagegen, ein Viertel ist unentschlossen. Was die Vorstellung des US-Präsidenten angeht, Kanada zum 51. Staat seines Landes zu machen, sagten nur zehn Prozent, dass sie dafür wären.

13.03.2025, Kanada, La Malbaie: Etwas zögerlich reicht die kanadische Außenministerin Melanie Joly (l) US-Außenminister Marco Rubio während eines G7-Außenministertreffens, die Hand. Foto: Saul Loeb/Pool AFP/AP/dpa

Die EU ist nach den USA der zweitgrößte Handelspartner Kanadas. Das Handelsabkommen CETA, das 2016 vorläufig in Kraft trat, nachdem es zunächst am Widerstand des damaligen wallonischen Ministerpräsidenten Paul Magnette (PS) zu scheitern drohte, hat die wirtschaftlichen Beziehungen erheblich vertieft. Kanadas Exporte nach Europa umfassen vor allem Rohstoffe wie Holz, Mineralien und Erdöl, während die EU Maschinen, Arzneimittel und Luxusgüter liefert. Auch geopolitisch arbeiten beide Seiten eng zusammen, sei es in der NATO, der G7 oder der G20. Eine noch tiefere Integration könnte die Entstehung eines neuen geopolitischen Machtblocks fördern.

Trotz der vielen Vorteile gibt es auch erhebliche Herausforderungen. Ein zentrales Problem ist die geografische Distanz. Kanada liegt Tausende Kilometer von Europa entfernt und hat keine physische Grenze zur EU, was die wirtschaftliche und politische Koordination erschweren würde. Zudem sieht das EU-Recht vor, dass nur europäische Staaten beitreten können. Eine Mitgliedschaft Kanadas würde daher grundlegende Änderungen an den Verträgen erfordern.

Ein weiterer Hinderungsgrund ist die enge wirtschaftliche Verflechtung Kanadas mit den USA. Rund 75 Prozent der kanadischen Exporte gehen in die Vereinigten Staaten. Ein EU-Beitritt könnte diese Handelsbeziehungen gefährden und die Spannungen mit den USA weiter verschärfen. Trumps Politik hat bereits gezeigt, dass er bereit ist, harte wirtschaftliche Maßnahmen zu ergreifen, um seine Interessen durchzusetzen. (cre)

7 Antworten auf “Nach Drohungen von US-Präsident Donald Trump: Soll Kanada der Europäischen Union (EU) beitreten?”

  1. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Trump ist ein typischer Amerikaner und das „manifest destiny“ die Grundlage seiner Denk- und Handelsweise. Das erklärt, warum er Kanada und Grönland anektieren will. Für einen Europäer vollkommen unverständlich.

    Es ist schon ausreichend, wenn Kanada am Binnenmarkt teilnehmen würde. Das würde die europäische Position gegenüber den USA stärken.

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