Leserbrief

Johann Klos: Das Freundschaften-Blabla

Eine Freundschaft ist wie ein Baum! Es kommt nicht drauf an, wie hoch er ist, sondern wie tief die Wurzeln sind! So würde auch ich eine langjährige Freundschaft zu einem lieben Menschen definieren. Außerdem: Jeder, der einen Vierbeiner zu seinen Freunden zählen darf, weiß genau, wie ernst vor allem unsere Wegbegleiter diesen Spruch nehmen.

Dann gibt da noch einen anderen: Lieber anständige Gegner als falsche Freunde.

Genau dieser Spruch dürfte Geschichte schreiben. Seit nun bald 70 Jahren wurde uns Mitteleuropäern vorgespielt, dass wir einen mächtigen Freund auf der anderen Seite des Atlantiks haben. Heute nun hat man uns dank Herrn Snowden eines Besseren belehrt.

Von Freundschaft war nie die Rede! Variable Interessenpartnerschaft nennt man das heute. Was blieb den Diplomaten auch anders übrig, wenn da mal was rauskommt, das nie rauskommen durfte?

Nun, dank Herrn Snowden wissen wir ja jetzt, dass es in der Politik keine Freunde gibt.

Wollen wir hoffen, dass vor allem die Bürger etwas daraus gelernt haben.

Von unseren EU-Spitzen scheinen die USA nun mal gar nicht viel zu halten. Wie kann es sein, dass deren Geheimdienste Wanzen in den Übertragungssystemen der EU-Verwaltungsorgane einbauen und die gesamte „geheime“ zwischenstaatliche Korrespondenz mitlesen konnten? Somit wurde der gesamte interne Krach unserer Spitzenpolitiker mitgelesen. Nicht auszumalen, welche geostrategischen Vorteile sich unsere „Freunde“ dadurch verschaffen konnten.

Auch unsere Länder werden Nachrichtendienste haben. Auch unsere EU-Spitzen hätten wissen müssen, dass diese „Herrenfreundschaften“ nur Futter fürs gemeine Volk waren. Somit sollten wir festhalten: Auch die EU lebt in Sachen New-Technologie immer noch in der Steinzeit.

Die Art und Weise, wie sich die EU-Außendarstellung mit dieser Thematik auseinandersetzte, kann schon mit dem Begriff Dilettantismus beschrieben werden.

Die weitere Reaktion nach dem Verdauen dieser Pille: zuerst brüskierte Aufschreie, die sich nach einigen Tagen in Unterwürfigkeit umwandelten. Soviel zu unserem EU-Selbstbewusstsein.

Ist nun Herr Snowden ein Verbrecher oder – wie manche behaupten – ein moderner Bürgerrechtler? Darüber wird die Geschichte urteilen.

Ich würde mir wünschen, dass es auch in Europa Länder geben würde, welche nicht auf Druck des großen „Freundes“ ein Asylantrag erst gar nicht in Betracht ziehen, sondern zuerst einmal hören, was der Mann uns alles noch zu sagen hat, und vielleicht auch würdigen, was er bisher schon an Wahrheiten preisgegeben hat.

Aber vielleicht gibt es ja auch in unseren Gefilden Leute, die das schon alles wussten. Vielleicht soll das Volk ja auch nicht alles wissen.

3.7.2013 Johann Klos, Eupen

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern