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JEDERMANN ist wieder ein Volltreffer [Fotogalerie]

In seiner Paraderolle als "Häuptling Lapatsch" mokiert sich Edgar Paulus in eindrucksvoller Manier über die in Eupen mangelhaften Wochenenddienste von Ärzten und Apotheken. Foto: Helmut Koch

Seit 30 Jahren besteht und begeistert JEDERMANN. Am Freitag, Samstag und Sonntag trat die Eupener Kabarettgruppe im Foyer des Jünglingshauses mit einer neuen Produktion auf, übrigens die zwanzigste bisher. Weitere sechs Auftritte folgen. Das aktuelle Programm ist wieder ein Volltreffer.

Es ist ein satirischer Rücklick auf die wichtigsten Ereignisse der letzten zwei Jahre in Eupen, der DG, Belgien und weltweit.

Edgar Paulus, der dienstälteste Jedermann, der bei jeder Aufführung im Stil von Dieter Hildebrandt in der legendären Kabarettsendung „Scheibenwischer“ durch das Programm moderiert, erinnerte noch einmal daran, dass JEDERMANN im Gegensatz zu anderen Kulturanbietern von der DG keinen Zuschuss erhält. Und wenn die Gruppe schon kein Geld von der Politik bekommt, dann auf jeden Fall Stoff für ein neues Programm.

Mutter Renate Wünsche (r) mit ihren beiden Töchter Verena und Christina bei ihrer Nummer über OBL (Oder Besondere Lachnummer). Foto: Helmut Koch

Stoff hat es in den letzten zwei Jahren wahrlich jede Menge gegeben: der Ukraine-Krieg, PDG-, Regional-, Föderal- und Europawahlen am 9. Juni 2024, Kommunalwahlen am 13. Oktober 2024, eine Präsidentschaftswahl in den USA am 5. November 2024 sowie die Bundestagswahl in Deutschland am 23. Februar 2025. Und nahezu bei allen Wahlen kam es zu einem Mehrheitswechsel.

In der aktuellen Produktion treten für JEDERMANN Edgar Paulus, Odilia Gielen, Marc Mentior, Renate Wünsche, Rudi Theissen, Irmgard Kelleter, Fredy Bocken, Rolf Lennertz sowie Christina und Verena Wünsche auf. Neu ist auch die exzellente musikalische Begleitung durch Stan Deckers. Um Planung und Organisation kümmert sich Guido Belleflamme.

Durch den Kakao gezogen werden im aktuellen Programm:

  • die ehemalige Eupener Bürgermeisterin Claudia Niessen (Ecolo), die Präsidentin des Verwaltungsrates des Eupener Nikolaus-Krankenhauses geblieben ist, obwohl sie als Stadtoberhaupt abgewählt wurde;
  • DG-Ministerpräsident Oliver Paasch (ProDG), der im Schnellverfahren die SP durch die CSP als Koalitionspartner austauschte, obwohl dazu rein zahlenmäßig keine Veranlassung bestand;
  • die ehemaligen Minister Isabelle Weykmans (PFF) und Antonios Antoniadis (SP), die beim Ausscheiden aus ihrem Amt dank einer großzügigen Austrittsentschädigung von 318.000 Euro brutto (für Weykmans) bzw. 170.000 Euro brutto (für Antoniadis) „weich gefallen“ sind. Claudia Niessen und Antonios Antoniadis fanden sehr schnell eine neue berufliche Tätigkeit , wobei sich Antoniadis offensichtlich zu schade war, die Oppositionsbank zu drücken;
  • die eigens für die Eupener Stadtratswahl in Eupen gegründete Offene Bürgerliste (OBL), deren drei Buchstaben laut JEDERMANN auch für „Oder Besondere Lachnummer“ stehen könnten;
  • der ehemalige Kelmiser Bürgermeister Luc Frank;
  • Papst Franziskus, der sich anlässlich seines Besuchs in Belgien mit Äußerungen zu den belgischen Abtreibungsgesetzen und der angekündigten Seligsprechung von König Baudouin unbeliebt gemacht hat;
  • der frühere belgische Minister und EU-Kommissar Didier Reynders, der glaubte, er könne beim Lotto auch dann gewinnen, wenn er nicht auf die richtigen Zahlen gesetzt hat,
  • das Grenz-Echo, das sich immer mehr auf seinen Sportteil reduzieren lässt;
  • und natürlich auch Ostbelgien Direkt und dessen Kommentarspalten, in denen so mancher Wutbürger seine Ergüsse ablädt.

Der Titel des 20. Programms von JEDERMANN lautet übrigens „Farben Blues“ in Anspielung auf die Bezeichnungen für die Föderalregierung, die sich mal „Schweden-Koalition“ (Blau und Gelb) nannte und sich jetzt „Arizona-Koalition“ nennt (Blau, Rot, Gelb und Orange). Ein „Flaggensalat“.

Irmgard Kelleter und Rolf Lennertz über den Rechtsruck, der sich heute überall in Europa manifestiert. Foto: Helmut Koch

Natürlich war auch der Rechtsruck, der sich neuerdings in ganz Europa bei Wahlen bemerkbar macht, im 20. Programm von JEDERMANN ein Thema.

Doch im Gegensatz zu Kabarettisten und Satirikern im deutschen Fernsehen behandelt JEDERMANN das heikle Thema „nie bös und gemein“, wie die Kabarettisten selbst im abschließenden Lied (siehe unten) von sich behaupten, und vor allem nicht einseitig und schon gar nicht belehrend.

Während bei der Nummer „Omas gegen Rechts“ Irmgard Kelleter gewissermaßen den „Gutmenschen“ darstellt, spielt Rolf Lennertz den „Populisten“, wie er leibt und lebt. So kommen zu diesem Thema, das unsere Gesellschaft spaltet, zumindest beide Seiten zu Wort.

Ein besonderes Lob hat auch Edgar Paulus verdient, der bekanntlich bei jedem Programm als „Häuptling Lapatsch“ auftritt. Diesmal mokiert er sich in eindrucksvoller Manier über die in Eupen mangelhaften Wochenenddienste von Ärzten und Apotheken, über die auch „Ostbelgien Direkt“ schon berichtet hat. Von den wohl 20 Auftritten des „Häuptlings Lapatsch“ in den 30 Jahren von JEDERMANN ist der aktuelle ohne Zweifel der beste.

Das gilt übrigens ganz allgemein für dieses 20. Programm der Kabarettgruppe, die selbst nach 30 Jahren es schafft, noch besser zu sein als beim letzten Mal, was man von einigen der von der DG fürstlich geförderten Kulturveranstalter nicht unbedingt behaupten kann…

Fazit: Die Gruppe JEDERMANN hätte es mit Sicherheit verdient, mit der „Goldenen Feder“ ausgezeichnet zu werden. Wenn nicht jetzt, nach 30 erfolgreichen Jahren ohne Steuergeld, wann dann? (cre)

Nachfolgend das Lied, das am Ende der Vorstellung von allen Mitgliedern der Kabarettgruppe JEDERMANN als Zugabe vorgetragen wurde:

Dreißig Jahre Jedermann

Dreißig Jahr Jedermann
wir waren immer dicht dran
und ließen wirklich niemanden aus.
Ob’s gefiel oder nicht,
jeder bekam seinen Stich,
da blieb mancher verärgert zu Haus.

Manchmal fällt es uns schwer,
doch wir lieben es so sehr
Spott und Hohn im Geleit
doch nie bös und gemein
So verging Jahr um Jahr
und es ist uns ganz klar
dass nichts bleibt, dass nichts bleibt, wie es war.

Nachfolgend eine FOTOGALERIE mit Bildern von Fotograf Helmut Koch vom Auftritt der Kabarettgruppe JEDERMANN an Freitag, dem 14. März 2025, im Eupener Jünglingshaus (Zum Vergrößen Bild anklicken):

2 Antworten auf “JEDERMANN ist wieder ein Volltreffer [Fotogalerie]”

  1. Ein unverbesserlicher CSP-Wähler

    Edgar Paulus als begabter Jedermann-Spötter ist auch als „Lapatsch“ gewiss einen Umweg wert. Noch schöner wäre es jedoch, wenn er bei seinen Sticheleien, fairerweise aus seiner eigenen kurvenreichen politischen Laufbahn erzählen würde. Dann gäbe es für ihn bei der OBL als „Lachnummer“noch ein Pöstchen .
    Seine Seitenhiebe um „Fördergeld“ von Oliver Paasch sind weniger witzig. Staatlich bezahltes Kabarett wär einternational ein Unikat. Lapatsch im Wartezimmer der Finanzabteilung… wo es doch für die ehrenamtlichen Spassvögel keine bessere Sonderprämie als Beifall gibt.

  2. Eastwind

    Erstklassige Aufführung von Jedermann und ein Beweis dafür, dass die DG ihre Gießkannenpolitik im Kultursektor neu überdenken. Jedermann zeigt, dass es auch anders geht. Ikob oder Agora, brauchen wir die überhaupt gerade jetzt, wo gespart werden muss. Oder plant Paasch ein Sondervermögen Kultur?

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