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Jahrestag des Massakers der Hamas: Der Nahe Osten am Abgrund – Israel führt einen Mehrfrontenkrieg

06.10.2024, Kanada, Ottawa: Pro-Israel-Demonstranten marschieren mit einem Banner und der Aufschrift "We will never forget 7.10." bei einer Gedenkfeier vom Rathaus zum Parliament Hill in Ottawa. Foto: Spencer Colby/The Canadian Press/AP/dpa

Am 7. Oktober 2023 richteten Terroristen aus dem Gazastreifen ein Massaker in Israel an. Ein Jahr und Zehntausende Tote später führt Israel nach eigenen Angaben einen Mehrfrontenkrieg.

Zum ersten Jahrestag des Terrorüberfalls auf Israel am 7. Oktober mit 1.200 Toten wächst die Sorge vor einem Flächenbrand im Nahen Osten. Ungeachtet aller Aufrufe zu einer Waffenpause startete Israel eine neue Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens. Die Bilder von Panzern, die durch sandiges Gelände rollen, gleichen denen vom Anfang des Krieges im vergangenen Oktober.

Israel führt nach eigenen Angaben einen Mehrfrontenkrieg gegen die Hamas im Gazastreifen, die Hisbollah im Libanon sowie gegen ebenfalls mit dem Iran verbündeten Milizen in Syrien, im Irak und im Jemen. Die größte Gefahr birgt jedoch eine Eskalation mit dem Iran.

06.10.2024, Israel, Jerusalem: Fotos, Blumen, Pflanzen und kleine Fähnchen schmücken die Gräber auf dem Friedhof in Modi’in-Maccabim-Re’ut, wo eine Gedenkfeier für die Opfer des 7. Oktober stattfindet. Foto: Ilia Yefimovich/dpa

Nach dem Raketenangriff des Irans am vergangenen Dienstag hat Israel eine „bedeutende Antwort“ angekündigt. Offen blieb nur wann, wo und wie. Der Iran drohte für diesen Fall schon eine „wesentlich härtere“ Reaktion als in der vergangenen Woche an.

Alles begann mit einem Überraschungsangriff der Hamas am frühen Morgen des 7. Oktobers vergangenen Jahres. Es war das schlimmste Blutbad unter israelischen Zivilisten an einem Tag seit dem Unabhängigkeitskrieg 1948. Tausende Bewaffnete der Hamas und andere Extremisten aus dem Gazastreifen durchbrachen damals die als unüberwindbar geltende israelische Sperranlage zu dem Küstengebiet.

– Für Israel war Massaker ein schwerer Schock: Am jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) wurden in israelischen Ortschaften in der Nähe des Gazastreifens Frauen, Männer, Kinder und Alte umgebracht. Überlebende berichteten von grausamer Gewalt, Vergewaltigungen und Verstümmelungen. Zahlreiche Opfer waren junge Teilnehmer eines Festivals in der Negev-Wüste. Für die israelische Gesellschaft war das ein großer Schock, der bis heute nachwirkt. Die Frage, wie die hochgerüstete Armee komplett überrumpelt werden konnte, will Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erst nach dem Krieg aufarbeiten lassen.

Israel ist durch das harte Vorgehen und die hohe Zahl an Todesopfern bei seinem Militäreinsatz im Gazastreifen und nun auch im Libanon international in die Kritik geraten. In dem Küstengebiet starben seit dem 7. Oktober nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde rund 42.000 Menschen, etwa ein Drittel davon Kinder und Jugendliche. Die Behörde differenziert nicht zwischen Bewaffneten und Zivilisten. Die UN haben diese Angaben als glaubhaft eingestuft.

27.11.2023, Israel, Beeri: Schutt liegt vor dem zerstörten Haus der ermordeten Friedensaktivistin Vivian Silver im Kibbuz Beeri im Grenzgebiet zum Gaza-Streifen im Süden Israels. Der Kibbuz Beeri ist einer der von den terroristischen Massakern der Hamas am schwersten getroffenen Orte. Fast 20 Prozent seiner mehr als 1.000 Einwohner wurden getötet oder in den Gazastreifen verschleppt. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

– Israel hat Kriegsziele bisher nicht erreicht: Zudem liegen nach UN-Angaben große Teile des Gazastreifens in Schutt und Asche. Dennoch hat Netanjahu die vorgegebenen Kriegsziele nicht erreicht, die Hamas zu zerstören und die mehr als 100 Geiseln zurückzuholen. Israel wirft der Hamas vor, in Wohngebieten, Krankenhäusern, Schulgebäuden und Moscheen zu operieren und Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu nehmen. Vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag läuft eine von Südafrika angestrengte Völkermord-Klage gegen Israel.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief erneut alle Beteiligten zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf. Die Würde der Menschen müsse geachtet werden. „Sie sind mit Rechten ausgestattet und sie haben Anspruch auf Schutz, humanitäre Hilfe und die Möglichkeit, in Sicherheit ein neues Leben aufzubauen“, so das IKRK.

– Israel gedenkt der Opfer des Terrorüberfalls: In Israel sind für den Jahrestag des Massakers am Montag zahlreiche Gedenkveranstaltungen geplant, bei denen vor allem der israelischen Opfer und der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gedacht werden soll. Angehörige und Freunde der Geiseln riefen zu einer Demonstration vor dem Amtssitz Netanjahus in Jerusalem auf.

Der Regierungschef wollte im Fernsehen eine Ansprache an die Nation halten. Staatspräsident Isaac Herzog wollte am Dienstagmorgen zu einer dreitägigen Fahrt zu den Kibbuzim und anderen Orten reisen, wo die Massaker stattgefunden hatten. „Wir alle leiden noch immer, und wir wollen der nationalen Trauer, den Tränen über die schreckliche Katastrophe, die uns heimgesucht hat, Raum geben“, teilte sein Büro mit.

22.11.2023, Israel, Ramat Gan: Ein Mann geht an einem Zaun mit Fotos von Geiseln vorbei, meist israelische Zivilisten, die während des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober entführt wurden. Foto: Oded Balilty/AP/dpa

– Schon vor dem Jahrestag Tausende Menschen bei Kundgebungen: In Rom kam es bei einer nicht genehmigten Pro-Palästina-Demonstration zu teils heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten. In London beteiligten sich am Samstag Zehntausende Menschen an einer propalästinensischen Demonstration. In Berlin beteiligten sich am Samstag laut Polizei weit über 1.000 Menschen an einem propalästinensischen Protestzug, rund 650 kamen zu einer proisraelischen Versammlung.

– Israelische Armee setzt Angriffe im Libanon fort: Im Libanon setzte die israelische Armee ihre Angriffe gegen die Hisbollah-Miliz fort. Die Luftwaffe habe in der Nacht „eine Serie gezielter Angriffe“ auf eine ganze Anzahl von Waffenlagern und „terroristischen Infrastruktureinrichtungen“ der Hisbollah im Raum der Hauptstadt Beirut geflogen, teilte die Armee am Morgen mit. Bis zum Morgen meldete die Staatsagentur NNA rund 25 Angriffe auf die südlichen Vororte von Beirut, örtliche Medien berichteten ebenfalls von massiven Attacken im Laufe der Nacht und am Morgen.

Das Gesundheitsministerium teilte mit, dass seit Beginn der neuen Konfrontationen zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon vor einem Jahr mehr als 2.000 Menschen getötet und nahezu 10.000 weitere verletzt wurden. Das Ministerium unterscheidet dabei nicht zwischen Zivilisten und Hisbollah-Kämpfern. Auch die Hisbollah beschoss nach eigener Darstellung Israel mit Raketen und Drohnen.

Im Gazastreifen rückten israelische Panzerverbände in das Gebiet von Dschabalia im Nordosten vor, wie die Armee mitteilte. Die Hamas habe versucht, sich im Gebiet neu zu gruppieren. Alle Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. (dpa)

12 Antworten auf “Jahrestag des Massakers der Hamas: Der Nahe Osten am Abgrund – Israel führt einen Mehrfrontenkrieg”

  1. Die größte Gefahr birgt jedoch eine Eskalation mit dem Iran ?
    Dann sollte man diese Eskalation vielleicht einfach sein lassen ?
    Vielleicht vergisst man auch , das durch diese Eskalation , andere Länder gefährdet werden , die mit den seit Jahrzehnten andauernden Streitigkeiten , nicht das Geringste zu tun haben ?
    Gibt es ein Land auf dieser Welt , dessen Führung es völlig gleichgültig ist, wenn durch Streitigkeiten dieses Landes , mit anderen Ländern , der gesamte Welt Frieden in Gefahr gebracht wird ?
    Und wieder darf man sich bedanken , für die dadurch entstehenden zukünftigen Flüchtlinge , die wir Europäer wohl aufnehmen müssen , weil sie aus Kriegsgebieten zu uns kommen werden.

      • Das Ding

        @ Peter S
        Ob Sie für irgendwas bezahlen müssen, bezweifle ich immer mehr! Ich glaube eher, dass Sie an der Brust des Sozialfonds nuckeln, und somit am Steuerzahler. Womit mal abgesehen von @ Anoroc, alle anderen genauso für Sie bezahlen!
        Natürlich werden Palästinenser nach Europa kommen, nicht alle, aber viele davon mit Sicherheit Terroristen, die dann ebenfalls vom Steuerzahler finanziert werden, und der Steuerzahler dafür mit Bombenexplosionen und Messerangriffen belohnt wird.
        Ich denke, dass @ Anoroc‘s Posting so zu interpretieren ist.
        Schönen Tag noch @ Peter S, und gut Schluck weiterhin

        • @ – Das Ding 08:46 – Ja ungefähr.
          Wie sich die Flüchtlinge verhalten , hängt von jedem einzelnen Flüchtling ab.
          Sicher ist , dass niemand eine kriegs-verlagerung von dort nach hier haben möchte.
          Und wie schon mehrmals erwähnt , haben wir Hilfe zu leisten wenn Leute aus Kriegsgebieten kommen ;
          nur mit dem Unterschied , dass ich alle nach Hause schicken würde , die sich hier tummeln , aus Ländern , in denen überhaupt kein Krieg mehr herrscht .
          Man muss es realistisch sehen .
          Hilfe kostet Geld und sollte trotzdem sein ;
          Aber um uns zum Narren halten zu lassen , sind wir zu sehr verschuldet .

          Zu hoffen bleibt: Das Perer .S unsere Kommentare gut schluckt und Wünsche deshalb auch weiterhin gut Schluck .
          PS : Unsere Kommentare , beinhalten zum Leid von -@ Peter.S nur eben kein Jupiler …..

  2. Alles begann mit dem überraschungsangriff der Hamas………
    wer bitte schön glaubt den sowas???
    Stellen wir uns vor….Eupen ist Israel,und Lichtenbusch ist der Gazastreifen.
    Eupen hat den besten Geheimdienst der Welt und merkt angeblich nicht,wenn in Lichtenbusch hunderte Raketen in Stellung gebracht werden,und Truppen sich in Bewegung setzen….
    lach mich schlapp ,aber gut wenn die gesteuerten Medien das so darstellen….und genug Idioten darauf rein fallen bzw das glauben.
    ( Saddam Hussein s angebliche Massenvernichtungswaffen und 9/11 lassen grüßen)
    Netanjahu hat es billigend in Kauf genommen,um einen Grund zu haben den Gazastreifen endlich anzugreifen bzw Platt zu machen.
    Es war ja auch naiv vom Westen zu glauben, Netanjahu würde dem vor kurzem geplanten 21 tägigen Waffenstillstand zustimmen,da er zu diesem Zeitpunkt durch gezielte Tötung von Generälen und erfolgreichen Angriffen Oberwasser hatte .
    Bei einem Waffenstillstand hätte er zugelassen,das sich seine Gegner an den verschiedenen Fronten wieder neu positionieren können.

    Nichts ist so wie es scheint…
    Aber wer glaubt Netanjahu wäre der Gute,und alle anderen die Bösen …
    Wer glaubt Selensky wäre Gute( hat im Schatten von Corona 3 Jahre lang Krieg gegen sein eigenes Volk geführt) und Putin der Böse…

    …der irrt gewaltig,und glaubt nur das ,was ARD, ZDF und Bild ihm versuchen zu erzählen…

    • @Maurice, Sie haben nicht Unrecht.
      Ausser, dass es weder „Truppen“ gab, noch wurden „hunderte Raketen in Stellung gebracht“.

      Offensichtlich konnte und kann die israelische Armee nur aus der Ferne zerstören, ist aber gegen Angreifer auf dem Mofa machtlos…

      Den Angriff vom 7/10 konnte Niemand anders als Israel vermeiden. Das jetzt ein Jahr andauernde Massaker, die sinnlose Zerstörung, gehen aber auf das Konto des gesamten Westens.

      Bibi und seine Kumpanen haben mit ihrer Zerstörungswut das Ende Israels eingeleitet, daran werden auch Milliarden im Überfluss nichts ändern. Kein arabischer Staat wird die Vertreibung von 5 Millionen Palästinensern hinnehmen.

  3. Das Ding

    Vor weg möchte ich sagen, dass das was da vor einem Jahr abgelaufen ist, furchtbar und mit nicht zu beschreibender Grausamkeit war.
    Zum zweiten ist die Reaktion Netanjahu‘s darauf mittlerweile völlig überzogen!! Das sehen auch viele Israelische Bürger so, wenn man sich so manches Interview an hört.

    • Pensionierter Bauer

      Hätte die Hamas die Geiseln schnell wieder freigelassen, dann hätte das zehntausenden Palästinänsern das Leben geretttet. Der Gazastreifen wird von einer Terrororganisation regiert und denen ist das Schicksal des eigenen Volkes absolut egal und genauso handelt die Hisbollah im Libanon.

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