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Ingo Klein im Interview: „Lage der AS Eupen ist heute viel besser als nach dem ersten Abstieg im Jahr 2011“

Links: Der deutsche Geschäftsmann und ehemalige AS-Investor Ingo Klein. Rechts: Das Eupener Kehrweg-Stadion bei Flutlicht. Fotos: privat-Belga

Die AS Eupen muss absteigen. Es ist nicht das erste Mal, dass der ranghöchste ostbelgische Fußballverein aus dem Oberhaus ausscheidet. Das war auch am Ende der Saison 2010/2011 der Fall. Nach dem damaligen Abstieg übernahm der deutsche Geschäftsmann Ingo Klein die Geschicke am Kehrweg.

Klein holte im Sommer 2011 den erfahrenen ehemaligen Bundesliga-Trainer Wolfgang Frank nach Eupen. In jener Zeit kamen Spieler wie Ioannis Masmanidis, Jonas Deumeland und Christian Santos zur AS. Der sofortige Wiederaufstieg in die 1. Division war das Ziel. Ende 2011 jedoch wurde Investor Klein wegen illegaler Finanztransaktionen in großem Stil verhaftet.

13 Jahre später äußert sich Klein in einem Interview mit „Ostbelgien Direkt“ über die Lage der AS Eupen heute im Vergleich zu damals.

Ingo Klein (2.v.r.) im Jahr 2011 bei einer Pressekonferenz der AS Eupen. Links Trainer Wolfgang Frank. Foto: OD

OD: Ingo Klein, verfolgen Sie noch die AS Eupen?

Ingo Klein: Ja, ich verfolge die AS Eupen immer und informiere mich bei meinen Freunden aus Eupen.

OD: Dann haben Sie auch mitbekommen, dass die AS nach acht Jahren 1. Liga ohne Unterbrechung absteigen muss. Der Verein ist jetzt genau dort, wo Sie ihn 2011 nach dem ersten Abstieg aus der 1. Division übernommen hatten. Wie beurteilen Sie die Lage der AS Eupen heute?

Klein: Ich beurteile die Lage der AS heute als viel besser als damals. 2011 stand die AS vor einem Schuldenberg, der noch größer war, als mir bekannt war. Aspire hat die AS wirtschaftlich gut geführt und keinen Scherbenhaufen aufgebaut. Sportlich ist der Weg für einen Neuanfang in der 1B jetzt möglich. Die gesamte Infrastruktur, die personelle Ausstattung, die erfolgreiche Jugendarbeit, das alles schafft eine hervorragende Grundlage für einen Neuaufbau in der Challenger Pro League.

OD: Viele Fans werden sich noch an die Saison 2011/2012 erinnern, als Sie mit Trainer Wolfgang Frank und Spielern wie Masmanidis, Santos und anderen trotz der Enttäuschung über den Abstieg aus dem Oberhaus nach nur einem Jahr eine Euphorie auslösten, wie es sie in den Jahren danach im Kehrweg-Stadion nur ganz selten gegeben hat. Wäre so etwas Ihrer Meinung nach auch heute wieder möglich?

Klein: Euphorie entsteht durch Erfolg im sportlichen Bereich. Dazu dann auch noch begeisternden Fußball zeigen, und die Fans sind gerne dabei. Dann ist es auch weniger wichtig, ob man in der 1A oder der 1B spielt. Das Stadion wird sich mit Fans und Freunden des Fußballs füllen. Am Beispiel 1. FC Köln kann man sehen, dass dort auch in der 2. Liga das Stadion meistens ausverkauft war und sein wird. Jetzt ist die AS nicht der 1. FC, aber die Leute in Eupen und Umgebung sind, wenn schöner Fußball gespielt wird, sehr begeisterungsfähig. 2011 lag der Zuschauerschnitt, glaube ich, auf dem Niveau der AS in der 1. Liga, wenn nicht sogar darüber.

Das Bild spiegelt die allgemeine Atmosphäre bei der AS Eupen in der Saison 2011-2012 wider: Spieler der Schwarz-Weißen beim Tänzchen nach einem Tor oder einem Sieg. Foto: privat

OD: Ein wichtiger Baustein beim damaligen Neubeginn war Trainer Wolfgang Frank. Eine Identifikationsfigur wie Frank hat es später nicht mehr gegeben. Bartolomé Marquez Lopez, Jordi Condom, Claude Makélélé, Benat San José, Stefan Krämer, Michael Valkanis, Bernd Storck, Edward Still und Florian Kohfeldt – keiner hat überzeugt. Was hat Aspire falsch gemacht?

Klein: Es ist schwer aus der Entfernung zu sagen, was die AS falsch gemacht hat. Es steht mir auch nicht zu, das zu kritisieren. Eventuell hat man den einen oder anderen Trainer zu lange gehalten und wiederum andere zu früh entlassen. Aber das ist immer schwierig zu bewerten. Unter den ganzen Trainern sehe ich aber keinen Trainer, bei dem ich sagen würde, der steht für ein besonderes Spielsystem. Hier würde ich eine Änderung der Herangehensweise empfehlen. Die Verantwortlichen, ob in Katar oder in Eupen, müssen wissen, was für einen Fußball sie spielen wollen, welches System sie spielen wollen. Dann den entsprechenden Trainerstab zusammenstellen und das Ganze umsetzen. Mit dem Trainer die entsprechenden Spieler für ein solches System verpflichten und dabei auf ein knallhartes Leistungsprinzip setzen. Dies besonders bei der Entlohnung der Spieler.

OD: Der größte Flop war wohl Florian Kohfeldt. Hat man ihn überschätzt oder hat er den belgischen Fußball unterschätzt?

Klein: Florian Kohfeldt hat den belgischen Fußball, glaube ich, nicht unterschätzt. Ich bin enttäuscht von dem, was er abgeliefert hat. Die Gründe, warum das so passiert ist, kennen aber nur er und die handelnden Personen bei der AS. Er ist mit Sicherheit kein schlechter Trainer, aber in der abgelaufenen Saison und bei seinem Abschied hat er nicht gut ausgesehen. Es liegt zudem nicht immer nur an einer Person. Man gewinnt als Team und man verliert als Team, so ist das im Fußball. Nur bei so vielen Trainern muss sich die Systemfrage stellen.

OD: Trainer und Spieler sind gekommen und wieder gegangen, nur Generaldirektor Christoph Henkel ist seit 2012 geblieben. Was meinen Sie, müsste jetzt auch Henkel Platz machen?

23.09.2007, Hessen, Offenbach: Im Stadion Bieberer Berg in Offenbach der Offenbacher Trainer Wolfgang Frank (l) und der Mainzer Trainer Jürgen Klopp (r) vor Spielbeginn. Foto: picture alliance / dpa

Klein: Christoph Henkel kenne ich noch aus seiner Zeit beim 1. FC Köln und habe ihn bei der AS ein paar Mal getroffen. Ich kann mich über ihn immer nur lobend äußern. Ähnlich wie es für die Trainer gilt, gilt die Betrachtungsweise auch für den Geschäftsführer. Die Frage, ob mit ihm ein Neustart gelingt, kann nur aus Katar beantwortet werden. Auch Christoph Henkel musste eventuell Entscheidungen treffen, die er nicht unbedingt getroffen hätte, wenn er nicht auch vom Investor Vorgaben bekommen hätte. Auch hier gilt, dass im Team entschieden wurde und sich das Team von Aspire auch hinterfragen sollte.

OD: Wenn man jetzt wie im Sommer 2011 an Sie herantreten würde und Sie fragen würde: „Herr Klein, würden Sie sich noch einmal bei der AS Eupen engagieren? Wie würden Sie sich verhalten? Wäre das überhaupt möglich? Wenn ja, in welcher Funktion? Und wie kann man sicher sein, dass der Geldhahn diesmal nicht schon nach einigen Monaten zugedreht wird?

Klein: Zur Zeit bin ich beruflich voll eingespannt. Es wäre mir eine Freude und Ehre, mich bei der AS einzubringen. Im letzten Jahr gab es eine Situation, wo ich für so etwas bei einem anderen Klub gefragt wurde. Da habe ich das Ganze also schon einmal gedanklich durchgespielt. Meine Antwort war damals, dass ich in einer Beraterfunktion zur Verfügung stehen würde. Ich muss beruflich noch etwas zu Ende bringen, bevor ich mich ganz um Fußball kümmern könnte. Was den zweiten Teil der Frage mit dem Geld angeht, ist dieses ja abhängig vom Investor, und da gibt es keine Sicherheit. Damals wäre ohne die Vorkommnisse um meine Person der Geldhahn nicht zugedreht worden. Die größte Sicherheit für den Verein kann der Verein selbst schaffen: Genügend Sponsoren, genügend Zuschauer, die Ausgaben für Spieler im Rahmen halten – und dann benötigt der Klub keine Gelder von außerhalb. Hört sich etwas verträumt an, funktioniert aber. 2011 hätte es ohne die Altschulden hingehauen. Der Plan für den Wiederaufstieg gab es auch und hätte auch in der 1. Liga funktioniert. Wie sagt man: Der Weg ist das Ziel, und den Weg muss man mit Überzeugung gehen wollen. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

7 Antworten auf “Ingo Klein im Interview: „Lage der AS Eupen ist heute viel besser als nach dem ersten Abstieg im Jahr 2011“”

  1. Danke Herr Cremer !

    So sieht seriöser Sportjournalismus aus: Bestens informiert, keine Gefälligkeitsfragen, eine positive Zukunft im Blick.

    Allein Herrn Klein in dieser Trauerzeit zum Gespräch einzuladen, war ein Kunstgriff.
    Auch die Fairness gegenüber Herrn Henkel ist bemerkenswert.

    So kann es am Kehrweg wieder spannend werden und ein Wiederaufstieg gelingen.

  2. Taratata

    Euphorie entsteht durch ERFOLG. Dieser eine Satz zeigt das Ingo eigentlich wieder zurück kommen sollte. Mich würde das freuen denn wie er sagte D1 oder D2 spielt dann keine Rolle. Eupen braucht einen Macher, und Ingo ist so ein Mann.

  3. Na ja damals baute man als Investor Klein ein großes Luftschloss und plötzlich zerplatze das ganze Luftschloss und die KAS hatte nicht weniger Schulden als vorher… Nun soll genau diese Person als Ratgeber dienen… Ich habe da so meine Probleme mit…

    • Ming Sching sin fing

      Ingo Klein hat sein „Sponsoring“ auf Kosten eines Schneeballsystems finanziert.
      Dabei hatte er auch keine Skrupel Rentner um ihre Altersversorgung zu bringen.
      Alles andere als eine Lichtgestalt.

  4. Dr Fritz van ut jen aunderstadt

    Ja der Ingo hatte noch geile Ideen. Ich denke noch an das Gespräch ein Stadion an der Autobahn zu bauen. Wäre noch immer eine Option, aber es wird vieles schön geredet aus dieser Saison. Sportlich gesehen haben wir nur in der ersten Spielen überrascht. Und ausser den Gewinn einer Tranche haben wir überhaupt nichts zählbares geliefert. Nach dem das Geld ausblieb haben auch Santos, Masmainidis und Co über Arbeit eingestellt. Selbst Herr Frank wartete Montagsmorgens im Sucre Salé auf sein Kuvert, ansonsten hätte er nicht mehr trainiert. Die Zeit war geil aber sonst nichts… Ohne Moos nichts los

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