Gesellschaft

Immer weniger Briefe: Neue Aufgaben für die Briefträger?

Werden künftig Briefe in der Regel nur noch alle paar Tage zugestellt? Foto: OD

Die Internetwelt hat den Berufsalltag des Briefträgers drastisch verändert: Im E-Mail-Zeitalter werden Briefe nur noch verschickt, wenn unbedingt nötig. Auch sind von Jahr zu Jahr weniger Tageszeitungen auszutragen. Lediglich der Paketdienst boomt. Kein Wunder, dass es bei der Post Überlegungen gibt, neue Geschäftsfelder für die Postboten ausfindig zu machen.

Die Rationalisierung im Postwesen ist schon seit Jahren in vollem Gange. Wegen der geringeren „Fracht“, die von den Postboten transportiert wird, lässt sich Johnny Thijs, der Chef von Bpost, immer neue Dinge einfallen, um die Produktivität zu halten bzw. zu erhöhen.

Dienstleistungen für Privatfirmen?

Der Briefträger, so wie es ihn lange Zeit gab und wie auch Kinder ihn in vielen Lesebüchern wahrgenommen haben. Foto: Shutterstock

Der Briefträger, so wie es ihn lange Zeit gab und wie auch Kinder ihn in vielen Lesebüchern wahrgenommen haben. Foto: Shutterstock

Wie jetzt verlautete, könnten die Briefträger in Zukunft neben der Zustellung von Zeitungen und Briefen noch andere Aufgaben wahrnehmen, zum Beispiel im Auftrag von Privatunternehmen.

„Die Post verfügt über ein landesweites Netz, das es uns ermöglicht, einmal am Tag an fast jedem Ort zu sein. Gleichzeitig haben viele Firmen den direkten Kontakt zu ihren Kunden aus budgetären Gründen verloren“, sagte Post-Chef Thijs in einem Zeitungsinterview: „Wir führen deshalb Gespräche mit diesen Firmen, für die wir dank unserer Präsenz vor Ort gewisse Aufgaben wahrnehmen könnten.“

Thijs denkt da zum Beispiel an spezifische Dienstleistungen im Auftrag von Versicherungsgesellschaften, die von Briefträgern übernommen werden könnten, oder das Ablesen von Strom- oder Gaszählern. Mehr sagt der Boss von Bpost dazu noch nicht, um nicht mitten in der Ferienzeit beim Postpersonal für Unruhe zu sorgen.

In den 80er Jahren noch 60.000 Postbedienstete

Tatsache ist, dass immer weniger Menschen Briefe verschicken. Dieser seit Jahren anhaltende Trend setzte sich auch im ersten Halbjahr 2013 fort. Bei den Privatbriefen verzeichnete Bpost im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2012 einen Rückgang um 4,7%. Der Verlust fiel deutlich höher aus als in den Vorjahren. Erfreulich dagegen die Bilanz beim Paketzustelldienst der Post. Hier konnten die Einnahmen um 16,8 Millionen oder 17% gesteigert werden.

Im Internetzeitalter wird die Paketzustellung für die Post immer wichtiger. Foto: Shutterstock

Im Internetzeitalter wird die Paketzustellung für die Post immer wichtiger. Foto: Shutterstock

Was etwaige neue Aufgaben für die Briefträger betrifft, so gaben sich Vertreter der Gewerkschaften gesprächsbereit. Grundvoraussetzung sei allerdings, so André Blaise von der Gewerkschaft CSC-Transcom, dass die Arbeitsbedingungen für das Personal, insbesondere für die 13.000 vertraglich angestellten Personen (von 30.000 Postbediensteten insgesamt), nach wie vor gut seien. Blaise befürchtet, dass diese Mitarbeiter bei einer weiteren Umstrukturierung des Unternehmens ihren Job verlieren könnten. „In den 80er Jahren gab es noch 80.000 Postbedienstete, in 4 bis 5 Jahren werden es vielleicht nur noch 20.000 sein“, so Blaise. Andere Gewerkschaftsvertreter legten Wert darauf, dass das Personal für eventuelle neue Aufgaben auch entsprechend geschult werde.

Dem Unternehmen Bpost geht es jedenfalls sehr gut, wie die jüngsten Bilanzzahlen zeigen. Es ist das erste Mal seit dem Bösengang, dass die Post ihre Geschäftsbilanz vorlegt. In der ersten Jahreshälfte konnte das Postunternehmen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zulegen. Es erzielte einen Umsatz von 1,23 Milliarden Euro und erwirtschaftete einen Gewinn von 181,5 Millionen Euro. (cre)

16 Antworten auf “Immer weniger Briefe: Neue Aufgaben für die Briefträger?”

  1. Eastwind

    Vielleicht sollten die Briefträger, während sie die Post zustellen, auch noch Eis verkaufen oder Kartoffeln liefern? Spaß beiseite! Wenn Flexibilität der Preis dafür ist, dass der Briefträger seinen Arbeitsplatz behält, dann ok. Aber bis wo kann diese Flexibilität gehen? Demnächst müssen die Briefträger immer neue Aufgaben erfüllen und bis zum 67. Lebensjahr arbeiten. Immer mehr, immer mehr, immer mehr…

  2. Jürgen Margraff

    Nur noch 30.000 Postbüllen. Dabei sind seit den 80er nicht weniger Häuser in Belgien, eher viel mehr, man braucht sich nur die Baukräne an allen Ecken & Kanten anzuseh’n. Aber Profitdenken regiert die Welt, die Briefträger die früher eine Diensttour von 3-400 Briefkästen haben heutzutage eine von 700, die sie innerhalb kürzer Zeit als früher erledigen müssen. OK die alten Leute werden ins Altenheim abgeschoben und brauchen den sozialen , zum uniformierten Pensionsüberbringer nicht mehr,das Geld kommt eh auf’s Konto, nicht mehr ins Haus. Weniger Risiko für die Postler & die Kunden (falls die Postler mal streiken, kommen die Penunzen doch an) – aber ein Briefräger hat heute keine Zeit mehr mit seinen Kunden zu klönen oder ’ne Tasse Kaffee zu trinken, schaffe, schaffe Häusle baue… Geld regiert die Welt !

  3. Réalité

    das wird aber langsam des guten zu viel!?
    Wo hört dieser Spuk wohl auf!?Da werden die Briefträger wohl noch für vieles von Nutzen,und zu gebrauchen sein!Da sind noch eine so grosse Zahl an Dienstleistungen aufzuführen,dass diese Menschen sowas von „Allrounder“ sein/werden müssen….nur einige Beispiele:Strom-Wasserableser,Versicherungsmakler,Anlageberater und Bankkartenverkäufer,Lieferungsservice von Supermärkten,Tante Emmaläden,Metzgern,Bäckern,Haarschneider,Lockenwickler….usw…usw…(paar zum lachen sollten möglich sein,wie:Seelentröster,Skatbruder,Pämperswickler,würde wohl schnell von cleverle Oli abgeworben werden….!?)
    Gegenvorschlag!
    Der Staat sollte die 3 Chefposten:Post-Gefängnis u Bahn fusionieren!Damit mal ein guter Versuch ob obiges wohl ne gute Lösung wäre…..!?
    Werden wir nur mehr von Halbidioten verwaltet!?

  4. Werner Pelzer

    Thijs denkt da zum Beispiel an spezifische Dienstleistungen im Auftrag von Versicherungsgesellschaften, die von Briefträgern übernommen werden könnten, oder das Ablesen von Strom- oder Gaszählern.

    Ich lach mich schlapp. Da malocht der Briefträger schon seit zehn Jahren am Anschlag, und da kommen die Herren in ihren klimatisierten Büros mit so einem Wahnsinn.

    Übrigens werden noch täglich sieben Millionen Sendungen zugestellt. Vonwegen es werden weniger Briefe zugestellt. Zwei Beispiele: Früher gab es jede zwei Monate eine Stromrechnung, heute jeden Monat, schon mal hier doppelt so viel. Früher gab es nur einen Anbieter für Telefon, Gas, Strom usw. Jetzt gibt es mehrere für das gleiche Produkt, und jeder von denen muss verschickt seine Rechnungen.

    Privat wird natürlich kaum noch geschrieben, aber dafür langen die Behörden, Firmen und Gesellschaften doppelt zu.

    Aber klar, Cheffe behauptet das Gegenteil, und da machst du als kleiner Arbeiter nichts.

  5. Schnecke

    Ich habe mich vor kurzem mit einem Briefträger unterhalten. Es ist unglaublich welchen Arbeitsdruck die Briefträger haben. Täglich für 700 bis 800 Briefkästen, zwei bis drei Werbungen und sehr viel adressierte Werbung. Der Briefträger sagte mir auch was er als Monatslohn hat. Das ist wirklich eine Frechheit. Man kann sich nur wundern das es noch Leute gibt die diesen harten Beruf machen für 1500 Euro im Monat. Von wegen weniger Post, es ist eben nur anders als früher, aber viel stressiger für die Briefträger.

  6. Es lebe die Privatisierung! Wie auch in den Fällen Telekoms und Energie wird der belgische Bürger dem Raubkapitalismus geopfert. Super! Ich schlage vor, dass die Postbotinnen demnächst sexuelle Dienstleistungen anbieten – hab‘ da schon die eine oder andere knackige entdeckt!
    Ehrlich, wo hört der „Rationalisierungs- und Optimierungs“schwachsinn auf? Die „Schule von Chicago“ lässt grüssen! Selbst innerhalb der Familienverantwortungen wird ja fleissig privatisiert und immer mehr Bereiche des häuslichen Zusammenseins fallen der Geld-Ethik zum Opfer. So las ich gestern, dass es immer weniger… Essenstische in den Familien gibt! Dabei ist sie ja das Oxymoron schlechthin, die „Privatisierung“ der Familien, ist die Familie doch die letzte Bastion des Privaten vor dem Individuum selbst.
    Der Raum und die Zeit sind es schon lange, und das Wasser ist ja bald dran – ich frage mich wann die Luft privatisiert und zu einem Mammon-Produkt wird.
    Und das ist Fortschritt?

  7. „Es ist das erste Mal seit dem Börsengang, dass die Post ihre Geschäftsbilanz vorlegt. “
    Und genau da liegt der Hase im Pfeffer.
    Das ist selbst in der Privatwirtschaft so.
    Geht beispielsweise ein( gut geführtes) Familienunternehmen an die Börse, ist das
    zwar oftmals profitabel für die Aktionäre.
    Da Letztere aber nur an ihren Profit(zuwachs) denken, ist es hingegen ergo schlecht für den Arbeitnehmer, da meistens nur im Sinne der Aktionäre gedacht und gehandelt wird : sprich, es erfolgen Rationalisierungen und daraus entstehen wiederum Entlassungen beim Personal.
    Was das „Los“ der Briefträger angeht, schließe ich mich den vorherigen Kommentaren an. Er ist gleichermaßen
    „Zeitmaschine“ und „Versuchskaninchen“
    gnadenloser Bosse. Sein Job nahezu eine olympische Disziplin, immer weiter, immer schneller…..

  8. „Das Problem der Kleinaktionäre“ – um Fidel Castro zu persiflieren. Seit Mitte der 80er Jahre, in der „Reagan-Thatcher-Ära“, ist Otto-Normalverbraucher zum Aktionären geworden. Die Zahl deren ist explodiert, war es davor doch nur eine kleine Minderheit, die (sich erlauben konnte) mit Aktien und Sonstigem (zu) hantier(t)e(n). Jetzt sind es sogar Kinder, die Aktien besitzen, und dank des Internets ist es ja auch viel einfacher geworden, Aktionär zu werden. Somit steigt der Druck auf die Unternehmen enorm, denn nun sind es nicht mehr bloss die „Bosse“ und ein paar wenige reiche… Aktionäre, die Druck machen, sondern auch der Mann von der Strasse. „Hey! Isch will auch wat vom Kuchen!“. Und es ist fast jedem egal, wie man zu mehr Rendite kommt – Hauptsache, meine Tasche werden gefüllt! Beinahe niemand wird sich dafür interessieren, mit welchen sozialen und ökologischen Konsequenzen fleissig Geld virtuell aufgeblasen wird. „Ist mir doch scheissegal, wie bei Foxconn produziert wird, ich will Rendite!!!!!!!!!!!!!!!!!!“
    Diese Entwicklung ist lethal, sozial-moralisch und ökologisch-ethisch.
    Jeder, der Aktien und Ähnliches besitzt sollte man überlegen…
    Und wenn VIVANT den Finger in die Wunde legt, tja, dann werden sie ausgelacht. Arme Leute… Sowohl als auch!

  9. Mischutka

    Da fragt man sich doch, ob diese (Damen ?) Herren zu lange in der Sonne gelegen haben ! Oder schon im langen Winter einen (erheblichen) Schaden irgendwo erlitten haben.
    Wie wäre es, wenn diejenigen, die sich solchen Blödsinn ausdenken, weil sie wohl nichts anderes zu tun haben, mal selbst für 2 Monate als Briefträger arbeiten würden ??? So einen Monat bei Eis und Schnee, bei Minustemperaturen – und einen Monat im Hochsommer bei +30 ° im Schatten ??? Und natürlich in begrenzter Zeit ! Wenn diese dann überschritten wird, pro 5 Minuten – eine Strafe : -100 € und je 1 x die ganze Strecke barfuss ablaufen …….! Letzteres wäre noch gut für die Gesundheit und würde die Gehirnzellen ausbesseren …!

  10. Es reicht!

    Wie hier über die armen Briefträger hergezogen wird ist eine Riesenschweinerei.
    Wer will denn noch diesen Job heuzutage ausüben. Wenn andere noch träumen müssen diese Armen schon bei jedem Wetter durch die Ortschaften ziehen! Werden von streunenden Hunden angefallen in manchen asozialen Vierteln vielleicht noch von einer Jugendgang ausgeraubt und zusammen geschlagen. Man sagt Ihnen Sie müssten dieses Amt bis mindestens 62 Jahren ausüben. Bekommen Konkurrenz von privaten Firmen die mit ihren Sklaven auch noch permanenten Lohndruck ausüben. Wo soll das noch Enden?
    Die Chefs können ja mal gerne diesen Beruf für einige Wochen ausüben. Mal schauen ob Sie dann noch die selbe Meinung haben?

  11. NeuKetteniser

    Sind wir mal ehrlich – es ist doch in fast jedem Unternehmen so, daß deren Führungsspitzen ihre Vorstellungen auf Papier bringen, WIE letztendlich alles in der Praxis auszusehen hat, aber wie sagt man so schön: Papier ist geduldig.

    Mich wundert allerdings, daß in diesem Zusammenhang die Postgewerkschaften Gesprächsbereitschaft zeigen und im Falle deren möglichen Zustimmung nach diesen Verhandlungen (darüber ist m. E. das letzte Wort aber noch nicht gesprochen) hätte Johnny Thijs, seines Zeichens Chef von Bpost, wieder einmal gewonnen. Doch wie sähe es im Endeffekt mit dem gesamten Postpersonal aus ? Damals noch 80.000 Bedienste, heute deren 30.000, in 4 bis 5 Jahren vielleicht nur noch 20.000 ….. ist das nicht beängstigend ? Würden die Untergebenen diesen Druck, den sie ohnehin schon ausgesetzt sind, durch diese geplanten Expandierungen weiterhin standhalten ? Wie mögen wohl die entsprechenden Dienstleistungsunternehmen auf die Vorschläge der Führungsriege von Bpost reagieren ?

    Johnny Thijs dürfte dies wohl wenig jucken. Hauptsache, „sein Unternehmen“ floriert, der Börsengang stimmt, es werden Gewinne erzielt, um nur ja wettbewerbsfähig zu blieben und das auf Kosten des Personals, welches flexibel sein muss, da wie erwähnt anderweitige Aufgaben folglich noch hinzukämen, um den Kundenservice zu garantieren. Aufgrund dessen könnte Johnny Thijs sich sein millionenschweres Jahresgehalt um einiges aufstocken, ist er doch ohnehin bestbezahlter Manager in ganz Belgien. Das Postpersonal hätte dann wie schon so oft die Arschkarte gezogen, ganz zu schweigen von den Monatsgehältern, doch was tut man nicht alles, um seinen Job zu behalten, ausgenommen diejenigen, deren Zeitverträge zwischenzeitlich abgelaufen sind. Man dürfte gespannt sein, welch glorreiche Ideen bei Bpost demnächst noch so aus den Hut gezaubert werden …..

  12. Jürgen Margraff

    Ich war mal Postler… Als ich vor zig Jahren mit dem Vorschlag kam wie man den Herren da oben mal zeigen könne was ’ne Harke ist haben die mich für verrückt erklärt. Bpost gehört auch jetzt noch zu 50% + 1 Aktie Papa Staat und ist Teil des Kommunikationssystem mit z.B. Belgacom. Damals sagte ich „Wenn ihr Druck auf die ausüben wollt, so ist das ganz einfach OHNE Streick zu erreichen – wie? Alle Telefon & Faxleitungen zu den Brüsseler Ministerien abschalten, die Einzahlungen auf die Konten der Finanzämter auf ein Sperrkonto überweisen wo das Finanzministerium nicht sofort drankommt, wie lange funktionniert ein Aussenministerium OHNE Kommunikationsmittel, ein Innenministerium ohne Fax & Internet ?? Aber die Postler & RTTler wären bei der Arbeit, streikten demzufolge nich UND MÜSSTEN also ihren Lohn ausbezahlt bekommen (nur womit, Papa Staat bezähe ja kein Frischgeld mehr, das wäre LUSTIG)

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