Leserbrief

Gino Cremer: Offener Brief an Frau Ministerin Isabelle Weykmans

Sehr geehrte Frau Ministerin Weykmans, liebe Isabelle,

ich habe Deine „Gedanken zum Jahrewechsel“ aufmerksam gelesen und wollte mich eigentlich gar nicht öffentlich dazu äußern. Doch kann ich es nicht unkommentiert lassen. Vorweg möchte ich sagen, dass ich mit dem aus Deiner Feder stammenden Text im Prinzip einverstanden wäre – Wenn Du aktuell zumindest nicht selber im Glashaus säßest und ihn verfasst hättest. Noch vor wenigen Monaten hättest Du meine vollste Zustimmung erhalten.

So ist die Rede „von einem dicken Fell“, welches du Dir in der jüngsten Vergangenheit zulegen musstest aufgrund der harschen Kritik in allen Medien (von wem sie auch kommen mag). Nach Deinem verbalen Rundumschlag im Alten Schlachthof waren es jedoch erstmal „die anderen“, die sich ein „dickes Fell“ zulegen mussten, ehe Du selber zur Zielscheibe wurdest. Pünktlich zur „Wahlkampf-Prime-Time“ in Eupen. Zufall oder gewollte öffentliche „Treibjagd durch das Dorf“?

Nach der unglücklichen E-Mail anlässlich der BRF-Entlassungen gab es (moralisch betrachtet) eigentlich nur eine Wahl: sich entschuldigen. Das geschah nicht. Wofür auch, magst du Dir gedacht haben? „Ich habe doch nichts verbrochen“. Stimmt absolut. Entschuldigen ist aber kein Schuldeingeständnis, sondern eine Frage des Respekts, des Anstandes und schlussendlich sogar der (politischen) Größe. Das sollte Dir als ehemalige Pfadfinderin bewusst sein. Eine Entschuldigung. Ein Sorry. Ein Satz. Ein Wort. Es hätte gereicht. Stattdessen haben alle inklusive der bösen Medien alles falsch verstanden, ja sogar eine üble Kampagne geführt. Die Sau durchs Dorf gejagt. Schade. Chance vertan.

Die Menschen sind unsicher, Isabelle. Ist euch Ministern das überhaupt bewusst? Keiner traut sich doch mehr den Mund aufzumachen (Stichwort: „Deckmäntelchen der Anonymität“). Mangel an Mut? Oder Angst vor Konsequenzen? Wo ist das „gute Beispiel“, das man von einem Politiker erwarten darf? Wo ist denn euer Mut? Warum habt ihr nicht den Mut eure Auslandskosten offenzulegen, auch wenn sich der Ministerpräsident noch ziert? Wo ist das Profil, der Mut, die Courage? Um deinen Trainer-Vergleich aufzugreifen: Hier ist jetzt der feinfühlig-verständnisvolle „Kumpel-Typ“ als Trainer gefragt, Isabelle. Nicht der „rauhe Hund“, der jede Kritik mit harschen Mitteln sanktioniert!

Menschen werden entlassen, viel Geld wird investiert, Auslandskosten bleiben unbekannt. Viele Fragezeichen tun sich auf. Statt Unsicherheit mit Transparenz, Kommunikation und Verständnis im Keim zu ersticken, werden Kritiker jedwelcher Art mit einem Fußtritt herausbefördert – ja sogar Drohungen bleiben nicht aus. Sieht so „Bürgernähe 2.0“ aus? Ist das die Transparenz, die ein „moderner Bürger“ von seinen gewählten Ministern erwarten darf? Warum werden berechtigte Fragen wie die von Karl-Heinz Braun zu den Medientätigkeiten der DG mit einer derartigen Arroganz der Regierung abgeschmettert? Warum muss Minister Mollers zu einem ernsten Thema eine – zu einem anderen Zeitpunkt sicherlich witzige – Satire zum Besten geben – unter schallendem Gelächter der Mehrheitspartner ? Ist das echt nötig? Darf man dann noch jammern, wenn man auf der anderen Seite „eins übergebraten bekommt“?

Ich will niemanden belehren, nur erklären, dass man sich nicht wundern muss, wenn man den Zorn des Volkes (meiner Meinung nach vollkommen unnötig) auf sich lenkt und dann „durchs Dorf gejagt wird“. Und nicht als Sau, sondern als gewählter Volksvertreter.

Das war 2012. Wir schreiben 2013. Zeit genug, die Dinge anders anzupacken. Transparenter. Offener. Kommunikativer. Verständnisvoller und weniger gereizt. Ruhig Blut. Geht mit gutem Beispiel voran. Allesamt. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es doch heraus.

Ich wünsche Dir viel Erfolg in 2013. Ich bin mir sicher, dass Dein Pfadfinder-Herz genau weiß, wie das Jahr 2013 richtig gut verlaufen kann.

Viele Grüße,

Gino Cremer

12 Antworten auf “Gino Cremer: Offener Brief an Frau Ministerin Isabelle Weykmans”

  1. Unwahre Worte !

    “ Nach Deinem verbalen Rundumschlag im Alten Schlachthof waren es jedoch erstmal “die anderen”, die sich ein “dickes Fell” zulegen mussten, ehe Du selber zur Zielscheibe wurdest. Pünktlich zur “Wahlkampf-Prime-Time” in Eupen. Zufall oder gewollte öffentliche “Treibjagd durch das Dorf”?“

    Es liegt mir fern, Weykmans in Schutz zu nehmen, aber Gino Cremer sollte die Kirche im Dorf lassen:

    „Pünktlich zur Wahlkampf-Prime-Time“ wurde in Eupen die Grundsteinlegung der 2. Phasen eingeweiht. Damit die zurückgebliebene CSP das machen kann, schickte sie ohne Skrupel Einladungen raus, auf denen die DG dafür verantwortlich gemacht wurde, dass sie so unfähig und langsam sind.

    Pünktlich zur „Wahlkampf-Prime-Time“ hat Weykmans deshalb REAGIERT und NICHT agiert. Was würden Sie dazu sagen, wenn Sie von Freunden zu der Einweihungsparty ihres Hauses eingeladen werden und man in der Einladung sich dafür entschuldigt, dass es so lange gedauert hat und die Schuld auf Gino Cremer schieben.

    • Gino Cremer

      Unwahre Worte, Sie haben Recht bezüglich der Einladungen der CSP. Das war vom Timing schlecht gewählt. Richtig. Dennoch: Ich glaube es ist nicht durchgesickert worum es mir geht. Der Ton macht die Musik! Und es gibt eben einen kleinen aber feinen Unterschied zwischen REAGIEREN und total aus der Haut fahren! Eine Reaktion war absolut legitim in Bezug auf diese Einladung. Aber diese Reaktion war überzogen und kein Ausdruck souveränen Handelns. Zudem war der Zeitpunkt ebenso unpassend (von beiden Seiten). Im Grunde kamen eben einige Dinge auf einmal „Ende 2012“. Alle meine Worte übrigens als „unwahr“ abzustempeln ist ebenso „unwahr“. Dann müssen Sie die Kirche eher im Dorf lassen.

      Lange Rede, kurzer Sinn: Reagieren JA, aber ruhig Blut.

  2. Fad Finder

    Was zum Teufel soll dieser Pfadfinderschwachsinn? Als ließe sich aus der Zugehörigkeit zu solch einem Verein eine moralische Überlegenheit ableiten. Es handelt sich bei Frau Weykmans um eine liberale Politikerin, die sich so verhält, wie sich liberale Politiker halt verhalten. Egomanisch, beratungsresistent und nur auf den eigenen Vorteil aus. „Entschuldigen“ existiert in deren Wortschatz nicht. Das ist immer so gewesen und wird immer so sein. Und das, obwohl einige von denen bei den Pfadfindern waren. omg.

    • Gino Cremer

      Hallo Fad Finder. Dann trennen Sie auch bitte zwischen Ihrem offensichtlichen „Hass“ auf liberale Politiker und der „Pfadfinder-Kiste“. Kein Pfadfinder wäre so vermessen „moralische Überlegenheit“ für sich zu beanspruchen (wo hab ich das vermerkt?). Aber offensichtlich waren Sie nicht bei den Pfadfindern. Mir geht es um sozialen zwischenmenschlichen Umgang und der wird einem sowohl bei Pfadfindern als auch bei anderen Jugendgruppen beigebracht. Ich selber war jahrelang Pfadfinder, ebenso wie Isabelle Weykmans. Das ist die Verbindung. Natürlich ist Pfadfindertum kein Freifahrtschein, aber wichtige grundlegende Werte bekommt man eben vermittelt :)

  3. Fad Finder

    „wichtige grundlegende Werte bekommt man eben vermittelt“.

    Anscheinend ja nicht, sonst müssten Sie die liberale Ministerin ja nicht explizit bei ihrer Pafdfindervergangenheit packen und sie damit in die moralische Pflicht nehmen. Die liberale Egomanie scheint immun gegen die fieselschweifsche Wertvermittlung zu sein. Und nur am Rande, mit „Hass“ hat das alles nichts zu tun. Mehr mit dem Wissen darum, wo der Feind des „kleinen Mannes“ zu verorten ist. Auch wenn er/sie/es samstagsnachmittags ein Halstuch trug.

  4. senfgeber

    Merken die „durchs Dorf Gejagten“ gar nicht, dass man sie an diesen Futterkrippen gar nicht braucht? Aber warum dann dieses Hängen an den Futtertrögen? Den Zirkus abschaffen und alles ist gut.

    • Polemik erster Güteklasse.
      In der Politik ist es so, wie in manchen Beziehungen. Ist die Frau erst einmal weg, vermisst man sie …
      Glauben sie wirklich, ein Gemeinwesen lässt sich ohne demokratische und politische Strukturen organisieren ?
      In welcher Welt leben sie ?

      • senfgeber

        Man fragt sich, in welcher Welt Sie leben, dass Sie einen aufgeblasenen Polit-Apparat normal finden. Gemeinwesen lassen sich wesentlich abgespeckter verwalten, und wenn Sie aus Ihrer Welt mal herauskommen können Sie sehen, wo es andernorts schlanker und effizienter geht. So etwas macht man in größeren Städten mit einer Handvoll Leuten, und zwar ziemlich gut und unpolitisch. Ich halte es aber für gut möglich, dass Sie mangels Alternativen gar nicht aus Ihrer Welt kommen wollen und sich an den Trögen laben wollen. Miefen Sie schön gefräßig weiter.

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