Politik

Fred Evers: „Ich Schöffe? Weiß ich nicht, aber ich bin bereit zu helfen“

Fred Evers zieht sich nach kurzem Internezzo aus der aktiven Politik wieder zurück. Foto: OD

Er war Abgeordneter, Senator, Regionalabgeordneter, RdK-RDG-PDG-Mitglied, Ratspräsident und 24 Jahre Bürgermeister. Schöffe war Fred Evers noch nie. Das könnte sich jetzt, wo er 77 Jahre alt ist, ändern. Er stehe für ein Mandat im Eupener Gemeindekollegium zur Verfügung, wenn man ihn frage, sagt er im Interview mit „Ostbelgien Direkt“.

Fred Evers sprudelt nur so vor Vitalität, als wir ihn in seinem schmucken Anwesen am Binsterweg am Eupener Stadtrand besuchen. Mit 813 Vorzugsstimmen erzielte er am Sonntag bei der Stadtratswahl das zweitbeste Ergebnis auf der PFF-Liste. Es hätte nicht so viel gefehlt, dann könnte er jetzt sogar noch einmal Bürgermeister werden.

Über Stand der Verhandlungen laufend informiert

OD: Herr Evers, inwieweit sind Sie persönlich in die Koalitionsverhandlungen in Eupen eingebunden?

Evers: Ich gehöre nicht zu den Verhandlungspartnern selbst, aber die Gewählten werden laufend informiert. Wir haben schon die Möglichkeit, unsere Meinung zu äußern, wenn Sie das meinen.

everspff

Fred Evers Anfang Oktober bei einer Wahlveranstaltung der Eupener PFF.

OD: Werden Sie Schöffe?

Evers: Das kann ich Ihnen beim besten Willen zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Momentan wird noch über den programmatischen Teil des Koalitionsabkommens der künftigen Mehrheit gesprochen. Das ist ja auch das Wichtigste. Die Zusammensetzung des Gemeindekollegiums steht erst danach zur Diskussion.

OD: Aber Sie hätten schon die Ambition, Schöffe zu werden?

Evers: Ambition ist zu viel gesagt. Ich bin wie immer bereit zu helfen. Es sind viele junge Leute dabei, die meisten haben noch keine Erfahrung. Da könnte es schon sein, dass mein Rat gefragt sein wird. Dazu bin ich bereit.

Alter spielt nicht die entscheidende Rolle

OD: Der Zeit- und Energieaufwand, den ein solches Amt erfordert, wäre für Sie kein Problem?

Evers: Ach wo, ich war schon Abgeordneter, Senator, Bürgermeister und noch einiges mehr, das war für mich kein Problem. Weshalb sollte es für mich heute ein Problem sein, Schöffe zu werden?

OD: Sie sind heute einige Jahre älter als damals.

Evers: Die 12 oder 15 Jahre, die ich jetzt älter bin, die spüre ich nicht. Ich muss immer lachen, wenn ich Leute höre, die sagen: „Der alte Bock soll aufhören“. Maria Bellin-Moeris ist mit 83 Jahren in den Stadtrat gewählt worden!

OD: Allgemein ist in der Politik schon ein Generationswechsel zu erkennen. Jetzt kommen aber Sie als 77-Jähriger und werden vielleicht sogar Schöffe. Ist das nicht ein Widerspruch? Sollten die Alten nicht Platz machen für die Jungen?

Evers: Nun, in Spa ist der Bürgermeister 82 Jahre alt. Ich bin mir nicht so sicher, dass das Alter eines Amtsinhabers eine Rolle spielt. Entscheidend ist, in welchem körperlichen und geistigen Zustand er sich befindet. Und Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich bin ja auch nicht als Kandidat angetreten, weil ich Langeweile habe. Vielmehr bin ich monatelang von Leuten dazu aufgefordert worden, noch einmal anzutreten, und ich habe das auch gemacht, um meiner Partei einen Dienst zu erweisen. Außerdem: Sollte ich denn tatsächlich Schöffe werden, dann muss das ja auch nicht für sechs Jahre sein. Wichtig ist, dass ich mit meiner Erfahrung den jungen Leuten helfen kann. Wichtig sind nicht die Posten – es kommt in erster Linie darauf an, was im Interesse der Stadt getan werden muss.

Nicht Eupens „heimlicher Bürgermeister“

evers2-normal

Steht für Fred Evers die Tür zum Schöffenamt offen? Foto: OD

OD: Welches sind die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Fred Evers von 1977, als er zum ersten Mal Bürgermeister wurde, und dem von heute?

Evers: Ich habe seitdem natürlich vor allem viel Erfahrung sammeln können. Ich war 1977 zum ersten Mal überhaupt Stadtratsmitglied. Allerdings muss ich zugeben, dass ich damals erfahrene Leute wie Kurt Ortmann, Peter Duyster, August Pitsch oder Bub Fatzaun an meiner Seite hatte. Mit dem Alter wird man natürlich auch ruhiger, sieht die Dinge etwas gelassener. Man akzeptiert, dass es auch andere Meinungen geben kann. Man lernt, dass es immer mehrere Wahrheiten gibt.

OD: Auf jeden Fall wird man behaupten, sollten Sie Schöffe werden, dass Fred Evers „der heimliche Bürgermeister“ von Eupen sein wird. Was sagen Sie dazu?

Evers: Das werde ich definitiv nicht sein. Im Übrigen gibt es da ja auch noch Claudia Niessen. Ich habe nicht den Eindruck, dass Frau Niessen sich gerne auf die Füße treten lässt. Ich respektiere eine gewisse Hierarchie, weil das in einer Demokratie notwendig ist.

Nicht Führungsspieler, sondern Teamworker

OD: Auf jeden Fall müssten Sie als Schöffe vielleicht zum ersten Mal in Ihrer politischen Laufbahn lernen, sich unterzuordnen. Nicht so einfach für einen „Führungsspieler“ wie Sie, oder?

Evers: Damit habe ich überhaupt kein Problem. Ich bin echt ein Teamworker. Wissen Sie, in den 24 Jahren, in denen ich Bürgermeister war, ist im Eupener BSK nicht einmal abgestimmt worden. Wir haben immer den Konsens gesucht und ihn auch gefunden. Wenn man einmal damit anfängt, abzustimmen, dann gibt es nur Querelen. (cre)

 

14 Antworten auf “Fred Evers: „Ich Schöffe? Weiß ich nicht, aber ich bin bereit zu helfen“”

  1. Sollte er wirklich das Mandat als Schöffe annehmen, nehme ich alles zurück was ich gesagt habe. Er ist eigentlich in der aktuellen Sitaution unverzichtbar. Bei den gehandelten Schöffen muß ganz einfach jemand dabei sein, der Erfahrung hat. Claudia Niessen ist jung, hat aber eine gewisse politische Erfahrung, wobei eher weniger auf Kommunalebene. Tom Rosenstein ist ein absoluter Neuling. Annabell Mockel ist da ebenfalls noch ein „Frischling“. Der Einzige mit etwas Erfahrung wäre Herr Baumgarten, aber auch er müßte im Falle eines Schöffenamtes noch einiges hinzulernen (ohne es böse zu meinen). Da braucht man ganz einfach bei so viel Jungend einen erfahrenen Mann, denn Herr Klinikenberg ist es garantiert nicht!! Wie gesagt, würde er es annehmen – châpeau!!

  2. dr fritz ut gen aunderstadt

    Tach van aunder gen haas,

    sollte de lange Fred zrückkommen, dann würd ich aber nochemal dat Jespräch mit de CSP suchen… der Fred mit de Maria Bellin als Doppelspitze vör Öüpe, dat wär doch ens wat?

    Zurück jerudert, aber de Richtunkgstömmt!

  3. senfgeber

    helfen will er, helfen, der Gute, helfen, ja helfen. Was hat er doch für ein gutes Herz, der helfende Fred.
    Oder will er sich nicht einfach mal ins Gespräch bringen, der Fred mit dem guten Herzen?

  4. also ich finde auch: Hut ab für Herrn Evers! Ich würde es auch befürworten, jemand erfahrenes in das Schöffenamt zu sehen und zu hören! Er bringt nämlich mehr als Erfahrung in dieser Branche mit sich! Er hat Kriesen durchgestanden und auch dementsprechend gehandelt! Hat so mache Kritik einstecken müssen und sich doch nicht unterkriegen lassen!
    Wie er schon sagt, ich denke das Alter keine Rolle spielt, man ist so alt wie man sich fühlt! Und ich denke er ist absolut der richtige Mann am richtigen Platz! :-)
    Da kann sich so manch Politiker eine sehr dicke Scheibe von abschneiden!!!!
    Er steht zu seinem Wort und lässt sich nicht verbiegen! :-)
    Das ist was Eupen nochmal braucht!
    Klasse dieser Mann! Er weiss was er will und vor allem wohin er will!
    Und das kann ich nur gut finden.
    Alle Achtung Herr Evers! Ein ganz dickes Lob an Sie!
    Da kann man sich vielleicht nochmal über Gerechtigkeit bezüglich der Asylanten freuen ;-)

  5. LieberNicht

    Oh Gott, bitte nicht! Ich kenne jemanden, der vor den Wahlen unfreiwillig von ihm mit bester Thekenmull zugequatscht wurde und das Gefühl nicht loswurde, dass er nicht mehr so besonders klar im Kopf ist. Und diese ätzenden Leserbriefe, die eines erfahrenen Politikers wirklich nicht würdig waren, sprechen da wohl dieselbe Sprache… Es sind genug jüngere Leute in den Stadtrat gewählt worden, die noch mitten im Leben stehen und eine Chance verdienen.

  6. wieso denn anonym Herr Gielen?
    Willkommen im Internet :-)
    Es geht sich doch nur um die Themen, nicht aber wer es schreibt. Oder ist dies so sehr für Sie von Bedeutung?
    Das Thema hatten wir schon einmal hier in diesem Forum und Herr Cremer hat sich bereits schriftlich dazu geäussert, ich finde dann müsste man das Thema doch auch auf sich beruhen lassen. :-)
    LG

  7. Münch Sébastien

    Egal wie man dazu steht oder auch nicht. Der Eupener hat gewählt und seine Stimme abgegeben. Jetzt finde ich es nur richtig, dass die Personen mit den meisten Stimmen auch Verantwortung übernehmen. Denn es ist bestimmt nicht gut, wenn nur junge, aber bestimmt motivierte und ambitionierte, Personen Verantwortung übernehmen. Daher ist es doch gut wenn Herr Evers ein Schöffenamt übernimmt, vielleicht nur für drei Jahre z.B. und in dieser Zeit seinen Nachfolger „einarbeitet“. Das kann doch nur gut für Eupen sein. Und seien wir mal ehrlich, wenn jemand fast 25 Jahre Bürgermeister unserer Stadt war, kann er nicht so schlecht gewesen sein. Da können die Eupener auch sagen was sie wollen. Aber lassen wir uns überraschen. Zuerst bis nächste Woche und dann die nächsten sechs Jahre.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern