Politik

Statt 37 Millionen Euro kostet der Bahnhof von Mons 340 Millionen – MR fordert Untersuchungsausschuss

Der umstrittene Bahnhof von Mons. Foto: Shutterstock

Nach zehn Jahren Bauzeit wird der neue Bahnhof in Mons nun endlich fertig. Entworfen wurde das spektakuläre Gebäude vom spanisch-schweizerischen Toparchitekten Santiago Calatrava. Spektakulär sind auch die Kosten.

Die Kosten für den Bahnhof von Mons sind von 37 auf 340 Millionen gestiegen: Die MR will einen Untersuchungsausschuss beantragen, schreibt Sudinfo am Donnerstag.

„Diese Baustelle ist ein Skandal“, sagt der Vorsitzende der frankophonen Liberalen (MR), Georges-Louis Bouchez, der auch Gemeinderatsmitglied von Mons ist und sich am 13. Oktober als Spitzenkandidat der Liste „Mons en mieux“ zur Wahl stellt.

Der Bahnhof in Mons: Spektakulär ist nicht nur die Architektur, nicht minder extravagant sind die Kosten. Foto: Shutterstock

„Ursprünglich sollte der neue Bahnhof etwas weniger als 37 Millionen Euro kosten. Er wird am Ende mehr als 340 Millionen Euro kosten“, erklärte Bouchez gegenüber Sudinfo. „Wenn eine Kassiererin am Ende ihres Tages eine Differenz von 5 Euro in ihrer Kasse hat, riskiert sie, entlassen zu werden. Hier haben wir öffentliche Mandatsträger, die 300 Millionen Euro mehr als geplant verbrennen, und alle gehen beruhigt nach Hause. An einem bestimmten Punkt muss man mit der politischen Verantwortungslosigkeit aufhören.“

Laut RTBF hätte die SNCB für das gleiche Geld über 100 kleinere Bahnhöfe renovieren können.

Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss kann Experten, Zeugen oder Protagonisten anhören und, falls erforderlich, alle im strafrechtlichen Untersuchungsgesetz vorgesehenen Ermittlungsmaßnahmen ergreifen, insbesondere um Personen vorzuladen und ihre Aussagen unter Eid einzuholen. Gegen Personen, die die Aussage verweigern oder sich einer Falschaussage schuldig machen, sind strafrechtliche Sanktionen vorgesehen.

„Wir werden anhören, wen wir anhören müssen“, sagt Bouchez und nennt die Mitglieder von Eurogare, der in den 1990er Jahren gegründeten Tochtergesellschaft, die insbesondere die Projekte der Bahnhöfe von Lüttich und Mons leitete, die Mitglieder des Verwaltungsrates der Eisenbahngesellschaft SNCB, die verschiedenen Führungskräfte, die Verantwortlichen für die Baustellen, die politischen Verantwortlichen zu den verschiedenen Zeiten, sei es auf Ebene der Stadt, des Föderalstaates oder der Regionalregierung, unabhängig von der politischen Couleur.

10.01.2022, Belgien, Namur: MR-Präsident Georges-Louis Bouchez bei einer Pressekonferenz. Foto: Belga

Bouchez gegenüber Sudinfo: „Wir müssen die Dauer der Baustelle, die gestiegenen Kosten und die Verantwortlichkeiten, die dazu geführt haben, aufklären. Wir haben viele Dinge gehört. Für einige war es sogar von Anfang an unmöglich, eine solche Baustelle zu so geringen Kosten durchzuführen. Wenn es also in voller Kenntnis der Sachlage gemacht wurde, ist es noch schlimmer. Ich denke, dass hier potenziell politische oder sogar strafrechtliche Verantwortung übernommen werden könnte.“

Unklar bleibt, welchen Einfluss der mächtigste Mann von Mons, Elio Di Rupo, gehabt hat. Mons ist die Heimatstadt des ehemaligen wallonischen Ministerpräsidenten, der 18 Jahre lang Bürgermeister der Hauptstadt der Provinz Hennegau war. Kritiker unterstellen Di Rupo, er habe sich mit dem Bau des extravaganten Bahnhofs ein Denkmal setzen wollen.

Indes beteuert Di Rupo, er habe keinerlei Einfluss gehabt. Er sei zwar Vorsitzender der Jury gewesen, aber nur ein Mitglied von insgesamt elf. 0(cre)

31 Antworten auf “Statt 37 Millionen Euro kostet der Bahnhof von Mons 340 Millionen – MR fordert Untersuchungsausschuss”

  1. Mit Chimie

    … kann man Beton egal wie und egal wo und egal wann und in egal welcher Farbe, usw. produzieren.
    Guillemins: Ich kenne die Firma, die den Beton geliefert hat. Ich könnte Geschichten erzählen… RAL (Farbe), schreibe ich nur…
    Aber Lüttich, die RW, und alle anderen, die uns die Taschen leer pumpen, haben es ja! HAuptsache, Calatravas per Vertrag festgelegte „Vision“ wird gebaut.
    Die RAL von Mons wird wohl die selbe wie in Lüttich sein.

  2. delegierter

    Solange diese roten Genossen das Sagen haben, wundert einen doch garnichts.
    Wer hat denn die Aufträge unterschrieben und die Angebote angeholt, der hat wohl kräftig mitkassiert und durchgewunken. Da ist wohl nicht von Experten die Rede, eher von Flachen ( besser noch Ein-Weg-Flaschen ). Welche Kontrollorgane haben denn da alle versagt ? Achja, tiefste Wallonie, alles normal.

  3. Ohnee,ohnee

    Was machen wir nun?! Das stinkt zum Himmel! wartet mal bis die TRAM zahlen von Lüttich rauskommen?! Dann wohl Hunderte unnôtige Nistplätze besetzen. Senat, Provinzen usw. Wo steuern wir noch hin mit der Rassebande?
    Pflegeleute verunken, Strassen miserabel instandsetzen und bauen und so vieles mehr.
    Sich sehr gut bezahlen lassen, dazu fette Pensionen! Herz was willst Du mehr?

    • Wenn man sich beim Bau auf das Wesentliche konzentriert hätte , der Funktionalität und nicht des Prunks ;
      hätten die 37 Millionen wahrscheinlich völlig ausgereicht.
      Dazu kommt der korrupte Sumpf , der nicht daran glaubt dass er eines Tages trocken gelegt wird .
      Spätestens beim nächsten Bürgerkrieg schüttet man euch so viel Katzenstreu in den Rachen , dann ist nichts mehr, mit über die Bevölkerung lachen.
      Hoffentlich haben jetzt ein paar Staatsanwälte so viel Respekt vor der eigene Bevölkerung und Sperren mal ein paar von dem korrupten Pack , längere Zeit hinter Gitter, sonst nimmt das bestehlen der Bevölkerung niemals ein Ende.

  4. Warum werden diese Spielchen nich öffentlich betrieben? Ist das überhaupt erlaubt? Dann kann der Arbeiter sich demnächst auch seinen Lohn etc Festsetzen!? Hier, das ist ja allerhand, kein Wunder dass diese Posten so begehrt und gesucht sind!? Da kann ruhig weiter Aufdeckung betrieben werden.

  5. besserwisser

    Der Bahnhof von Mons ist ein Wunderbarer Entwurf eines Grossen Architekten, er wir der Stadt Mons viele Touristen bringen, auch wenn ELIO mit (Seiner PS) dem geld anderer Leute nur so um sich Verteilt hat.
    In Eupen war es sein Kollege Antionadis, auch er ist weg, sSch zu schade um im DG Parlament zu sein, da sieht man das es nur um persönliche Moneten geht?
    Nun ist nichts mehr zu verteilen und seine Ex Kollegen müssen nun sehen wie sie aus der Situation rauskommen???

  6. Theaterstück

    Es ist nunmal so, Belgien ist eines der reichsten Länder der Welt. Nur haben wir ein riesen Problem, das ist die rote Wallonie und die Bequemlichkeitskultur der Roten. Man kann von Bouchez und seiner Politik halten was man will, er ist unbequem und stellt die richtigen Fragen. Man darf nicht vergessen, dass er sich hier viele Feinde macht mit seiner unbequemen Art, wovor ich meinen Hut ziehe. Auch in unserer DG ist der rote Einfluss noch viel zu hoch. Es wird wie selbstverständlich eine Austrittsentschädigung bei freiwilliger Abgabe des Ministerposten verlangt, das ist ein Skandal. In der Verfassung steht, dass Sie Diener des Volkes und Ihrem Gewissen unterworfen sind. Haltet euch dran, denn in der Verfassung gibt es auch das Recht auf Widerstand des Volkes bei Missachtung der Verfassung !

  7. Das Geld ist ja nicht „weg“, es hat nur ein anderer….
    Letztlich ist es ja nicht das Gehalt der (zu vielen!) Politiker das Problem, das Problem ist die damit verbundene Günstlingswirtschaft!! Durch solche Projekte werden Mio € unter das „Volk“ gebracht, vorzugsweise über Kanäle und an Empfänger welche die Politik kontrolliert. Das beginnt bei den undurchsichtigen halböffentlichen Finanzierungsgesellschaften, geht über Baufirmen bis hin zu den Gewerkschaften. Alle regen sich heute auf um morgen dann doch wieder mitzumachen…..

    • @ – Dax 08:37 Wenn sich keiner aufregt , wäre das Ziel erreicht und der nächste Bahnhof würde dann 3,4 Milliarden Euro kosten , um die anscheinend alleine regierende – BKP – Befürworter korrupt Partei nicht verhungern zu lassen.-)

  8. Kopfschüttel

    @Theaterstück
    Eher geht ein Kamel durch‘s Nadelöhr als dass der Ostbelgier sich auflehnt. Der trottet lieber mit der Masse. In einer kleinen Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt, wird der Aufbegehrende zum Stillschweigen gebracht, da er oftmals in einer beruflichen Abhängigkeit steht.
    Trottet weiter. Die Regierenden werden euch danken.

  9. Vereidiger

    Ja ja, die Weltmeister im Ausgeben und Verteilen von Steuergeldern und im Leben auf Pump haben sich da ein wunderschönes Denkmal setzen lassen. Der Stadt Mons kann es recht sein, der Rest der Wallonie legt drauf und erfreut sich einer in allen Belangen maroden Infrastruktur.

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