Politik

Europawahl: Mathieu Grosch nicht mehr Spitzenkandidat [mit Interview]

Blick in den Plenarsaal des Europaparlaments in Straßburg. Foto: dpa

Mathieu Grosch (CSP-EVP), seit 1994 Vertreter der DG im Europaparlament, wird bei der Europawahl im kommenden Jahr nicht der Spitzenkandidat auf der Europa-Liste der CSP sein. Diese Ankündigung machte der ehemalige Kelmiser Bürgermeister bei einem Pressegespräch in Eupen. Der Meldung von Freitag folgt an dieser Stelle ein Interview mit dem EU-Abgeordneten.

Als Kandidat stehe er der Partei nach wie vor zur Verfügung, sagte Grosch, aber nicht mehr als Spitzenkandidat. Wer die Liste der CSP anführen werde, darüber sei parteiintern noch nicht entschieden worden.

Die Rede ist von Pascal Arimont, dem heutigen Fraktionssprecher der CSP im DG-Parlament, Regionalpräsident Luc Frank und von Robert Nelles, dem Direktor des Arbeitsamtes der DG.

Im Anschluss an die Pressekonferenz führte „Ostbelgien Direkt“ folgendes Gespräch mit Mathieu Grosch.

Mathieu Grosch bei seiner Pressekonferenz am Freitag. Foto: OD

Mathieu Grosch bei seiner Pressekonferenz am Freitag. Foto: OD

OD: Herr Grosch, welches sind die Gründe Ihres Verzichts auf eine weitere Spitzenkandidatur?

Grosch: Dies ist das Resultat von Überlegungen, die ich schon vor zwei Jahren angestellt hatte. Obwohl ich mich noch gut in Form fühle, sind vier Mandate sowohl auf kommunaler als auch auf Ebene des Europaparlaments genug. Es ist mehr als normal, dass der Bürger nach einer solchen Zeitspanne etwas anderes erwartet. Leider fand sich vor der Kommunalwahl in Kelmis niemand bereit, die Führungsrolle zu übernehmen. Ich selbst habe mich dann überreden lassen, nochmals anzutreten. Das war ein Fehler, wie ich schon oft gesagt habe.

OD: Welche Tätigkeit werden Sie künftig ausüben?

Grosch: Ich möchte dort helfen, wo dies gewünscht wird – auf europäischer, nationaler, regionaler oder lokaler Ebene. Da braucht man immer viele Hände, die mithelfen, und viele Köpfe, die mitdenken.

OD: Wie bewerten Sie aus heutiger Sicht Ihre sehr umstrittene Haltung im Jahre 2009, als Sie auf die CSP-Spitzenkandidatur für die PDG-Wahl verzichteten und einer Wiederwahl als Europaabgeordneter den Vorzug gaben, was Ihnen innerhalb der CSP heute noch übelgenommen wird?

Eine Außenansicht des Gebäudes des EU-Parlaments in Straßburg. Foto: Wikipedia

Eine Außenansicht des Gebäudes des EU-Parlaments in Straßburg. Foto: Wikipedia

Grosch: Mag sein, dass gewisse Leute darüber nicht glücklich waren, andere hatten sehr wohl Verständnis dafür. Solche Meinungsverschiedenheiten gibt es in einer Partei immer wieder. Man sollte aber die Bedeutung einer Vertretung im Europaparlament nicht unterschätzen. Die dort getroffenen Entscheidungen kommen vielleicht später beim Bürger an, weil sie zunächst noch in den einzelnen Mitgliedsstaaten umgesetzt werden müssen, sie sind aber trotzdem für die Menschen von größter Wichtigkeit. Die DG will eine gesicherte Vertretung in der Kammer, was wichtig ist. Eine gesicherte Vertretung im EU-Parlament ist aber mindestens genauso wichtig. Europa wird mehr denn je den Alltag der Menschen beeinflussen.

OD: Welche Bedeutung hat das Mandat im EU-Parlament für die DG?

Grosch: Wenn es um die Interreg-Gelder oder um den Sozialfonds geht, dann hat der Vertreter der DG schon eine wichtige Rolle zu spielen. Und als Koordinator für den Bereich Transport, wie ich es war und auch noch bin, kann man nicht nur für die DG einen Beitrag leisten, sondern für ganz Belgien, allein schon aufgrund der Mehrsprachigkeit.

Mathieu Grosch bei einem Diskussionsabend zum Thema Europa in Eupen. Foto: Gerd Comouth

Mathieu Grosch bei einem Diskussionsabend zum Thema Europa in Eupen. Foto: Gerd Comouth

OD: Wie bewerten Sie das Abschneiden der Euro-Gegner der „Allianz für Deutschland“ (AfD) bei der Bundestagswahl?

Grosch: Eine anti-europäische Bewegung gibt es schon seit Jahren. Was mir eher Sorgen macht, ist, dass sie immer stärker wird. Wenn ich sehe, dass heute selbst Gründerländer wie die Niederlande behaupten, alleine ginge es in vielen Bereichen besser, obwohl sie ganz genau wissen, dass die Lösung nur auf europäischer Ebene gefunden werden kann, dann ist das schon sehr bedenklich.

OD: Sind die Bezüge der Europaparlamentarier definitiv zu hoch, wie in der Öffentlichkeit immer wieder behauptet wird?

Grosch: Im Vergleich zu gewissen Berufen, ist das, was ein EU-Abgeordneter verdient, immer zu viel. Im Vergleich zu anderen Berufen ist es nicht zu viel. (cre)

Siehe dazu auch „Standpunkt“-Artikel „Mathieu Grosch der Steinbrück von Ostbelgien?“

13 Antworten auf “Europawahl: Mathieu Grosch nicht mehr Spitzenkandidat [mit Interview]”

  1. Réalité

    „Nach Aussen“,scheint dieser Job so richtig „als Abschiebeplatz“!Die DG Bürger werden so kurz vor den Wahlen mit Informationen,Zahlen,Errungenschaften und Versprechungen zugeschoben und bombardiert,aber danach……da hört und sieht man nix mehr….von den“ sogenannten Gewählten“!?Was könnte doch „in diesen Etagen“ an Löhnen,Appanagen,Büro u Repräsentationskosten,Km Gelder,Büro u Telefonkosten gespart werden!??Aber nein davor wird zuallererst der Bürger tüchtig beschnitten!Der Matschö schiebt ab nä jahr eine ruhige Kugel schieben,und bei Gesundung desselben,öfters auf dem Golfplatz in Henri Chapelle zu finden sein.Bei all seinen Pensionsbezügen,kein Problem!

    • Réalité

      Verbesserung!Und muss heissen:
      …..Der Matschö schiebt ab nä Jahr eine ruhige Kugel,und wird bei Gesundung desselben,öfters mit dem langen Fred,auf dem Golfplatz in Henri Chapelle zu finden sein.Bei all seinen Pensionsbezügen,kein Problem!

  2. senfgeber

    Für die Bürger Europas wäre es eine gute Sache, den Versorgungsclub „Europäisches Parlament“ auf die Hälfte bis auf ein Drittel zu schrumpfen.

    Der Sitz für ostbelgische Politfunktionäre könnte dann auch ruhig entfallen.

    • Jürgen Margraff

      Hälfte bis ein Drittel schrumpfen, da reicht’s wenn die irrealistischen Bezüge dieser „Elite“ um diese Zahlen gekürzt werden, brauch nicht mal ein Ostbelgier weniger, nur soll der nicht mehr verdienen als ein hiesiger Bankzweigstellenleiter oder so in der Art. Die verdienen sich in Strassburg oder Brüssel ja dumm & dämlich. Da muß der Hebel angesetzt werden, nicht unbedingt an der Anzahl Parlamentarier… Auch die Kommisare sind überbezahlt und reformbedürftig.

      • Réalité

        Ja,Herr Margraff!Die Bezüge aller Abgeordneten,Senatoren,National-Provinzial usw….sind viel zu hoch,ganz sicher auch deren Anzahl!Da sollte unbedingt der Hebel zum Sparen angesetzt werden!Nicht zuletzt auch bei deren Pensionen die überdimensial happig sind!Kein Wunder da diese Summen ja von ihnen selbst „gebastelt“ wurden!

        • Marc Van Houtte

          Teils Richtig
          Bin bei Ihnen das wir bis zur Übertragung neuer Befugnisse es sehr gut mit 3 Minister machen könnten.
          Auch brauchten wir im Ministerium keine Verdopplung der Mitarbeiter seit 1999.
          Die Kosten fürs Sanatorium 26.000.000 sind Extrem und nicht zu vertreten.
          Die Karnevalssitzungen in Berlin und Brüssel brauchen wir nicht.
          Die Riesenfeiern vor der nächsten Wahl brauchen wir auch nicht.
          Wir brauchen auch keinen Sonnenkönig der sich von der RTBF begleitet Andorra, Lichtenstein, Monaco…. ansieht. wegen den Außen Beziehungen.
          Die DG braucht eine ganze Portion Bescheidenheit und Realität.
          Na ja kennen Sie die Bezüge für die Mittglieder des Parlamentes der DG ?
          Wahrscheinlich nicht sonst wüssten Sie das die Anwesenheitsgelder haben ich glaube so um die 195 Euronen /Sitzung. Da die in etwa 2.5/Monat Tagen ist dies ohne andere Einkünfte nicht zu machen.
          Daher ist die Macht des Parlamentes das ja die Regierung im Auge haben sollte ein Witz.
          Es wird immer mehr dann getagt wenn die Parlamentarier ihren eigentlichen Job nachgehen und daher fehlen.
          Also bitte differenzieren Sie.

  3. Es reicht!

    Ich finde wenn Herr GROSCH das Amt nicht annehmen will sollte er gar nicht mehr antreten und einem jüngeren die Chance geben gewählt zu werden. Sonst blockieren die etablierten Politiker die Listen ohne das junge Leute die Möglichkeit erhalten in die Politik einzusteigen. Sonst finden wir auf der Liste der PFF vielleicht noch Fred EVERS als Listendrücker?

      • die wahrheit

        Lieber Jim, ich stelle mit Bedauern fest, dass Du dich in dieser Szene nicht auskennst, ansonsten würdest Du so was nicht schreiben. Es wird Zeit, dass die breite Bevölkerung die volle Wahrheit erfährt, was es damit auf sich hat und wie unüberlegt unsere Politker Gesetzesvorschläge unterschreiben und für diesen Schwachsinn auch noch hohe Gehälter kassieren.

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