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Von Brüssel bis Madrid: Wie Europas Metropolen hartnäckig gegen die Luftverschmutzung kämpfen

Ein italienischer Stadtpolizist versperrt privaten Fahrzeugen die Einfahrt in die Via dei Fori Imperiali neben dem Kolosseum, nachdem diese Anfang August 2013 in eine Fußgängerzone umgewandelt wurde. Foto: Massimo Percossi/ANSA/dpa

Wenn sich der Smog wie eine Dunstglocke über die Stadt legt, steigen die Gefahren für die Gesundheit der Bewohner. Deshalb sperren viel Städte Abgas-Sünder im Straßenverkehr aus. In vielen europäischen Metropolen sind die Regeln strikter als in Deutschland.

Fahrverbote – das ist in Deutschland für viele ein Reizwort. Hierzulande ordnen immer mehr Gerichte Fahrverbote für ältere Diesel an. In Hamburg sind Einschränkungen auf zwei Streckenabschnitten schon in Kraft, unter anderem in Berlin, Frankfurt, Stuttgart, Köln, Bonn und Essen sollen Verbote kommen.

Zahlreiche europäische Metropolen kämpfen indes schon seit Jahren hartnäckig gegen Luftverschmutzung. Hier sind weitgehende Fahrverbote oft längst an der Tagesordnung. Eine dpa-Umfrage zeigt, zu welchen Mitteln Großstädte im Ausland greifen.

BRÜSSEL: Die belgische Metropole hat einen mehrjährigen Plan aufgestellt, um die Luftqualität langfristig zu verbessern. Seit Anfang des Jahres gilt für sehr alte Diesel mit der Schadstoffklasse Euro 1 – oder ganz ohne Euronorm – im Großraum Brüssel ein Fahrverbot. Bis 2025 sollen die Regeln von Jahr zu Jahr verschärft werden.

Ab 2022 sind den Plänen der Stadt zufolge auch Diesel mit Schadstoffnorm 4 verboten. Von 2025 an sollen nur noch Diesel-Autos mit der Euronorm 6 in der belgischen Hauptstadt fahren dürfen.

Autoverkehr in Brüssel. Foto: Shutterstock

Um die Einhaltung der Verbote kontrollieren zu können, hat die Stadt zahlreiche Kameras installiert. Seit Oktober sind 350 Euro Strafgebühr fällig, wenn man innerhalb der Zone mit einem verbotenen Diesel erwischt wird. Jeder hat jedoch an maximal acht Tagen pro Jahr die Möglichkeit, sich vom Fahrverbot freizukaufen: Mit einem Tagespass zum Preis von 35 Euro dürfen die Brüsseler ausnahmsweise auch mit ihren eigentlich verbotenen Autos in die Stadt fahren.

ROM: Was Fahrten in die Stadtzentren angeht, gibt es in Italien klare Regeln. In Rom zum Beispiel braucht es dafür eine Genehmigung, die nur Anwohner bekommen können und die sie kaufen müssen.

Aber auch in anderen Teilen des Landes gelten strenge Vorschriften: Norditalien hat alten Diesel-Autos in der kalten Jahreshälfte den Kampf angesagt. Seit Oktober bis Ende März gelten im Vergleich zu anderen Wintern verschärfte Fahrverbote im Piemont, der Lombardei, in Venetien und Emilia-Romagna.

Auch wenn kein Schadstoff-Alarm besteht, müssen Altfahrzeuge der Schadstoffenklasse 3 und älter an Werktagen tagsüber in der Garage bleiben. Durch die Ausweitung der Fahrverbote sind in diesem Winter nach Schätzungen der Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“ 1,1 Millionen Autos mehr betroffen.

PARIS: In der französischen Hauptstadt sind die Regelungen im Kampf gegen Abgase sehr streng. Schadstoff-Plaketten für Autos sind Pflicht. Dieselautos mit Erstzulassung vor 2001 und Benziner mit Baujahr vor 1997 dürfen in der Woche tagsüber nicht mehr überall fahren.

Ab Mitte 2019 wird es noch strikter: Dann dürfen die alten Autos gar nicht mehr im Großraum Paris fahren. Konkret geht es um das Gebiet, das von der Autoroute 86 eingeschlossen ist. Der äußere Autobahnring umschließt die Stadt und den Kranz etlicher Vororte.

Autos fahren über die Champs-Élysées in Paris (Frankreich). Im Hintergrund der Arc de Triomphe. Foto: Peter Kneffel/dpa

Paris schafft zudem vor der Stadt große Parkplätze, um die Menschen zu animieren, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu fahren. Auf längere Sicht gehen die Pläne von Bürgermeisterin Anne Hidalgo noch weiter: Geht es nach ihr, soll das historische Zentrum der Hauptstadt in einem Fußgängerbereich umgewandelt werden. Der Plan betrifft die ersten vier Arrondissements der Metropole. In diesen Bezirken liegen berühmte Touristenattraktionen wie die Kathedrale Notre-Dame, das Louvre-Museum, das Centre Pompidou oder die malerischen Seine-Inseln Île de la Cité und Île Saint Louis.

OSLO: Norwegen fördert mit steuerlichen Mitteln den Kauf von Elektroautos und ist damit sehr erfolgreich. Fast die Hälfte aller neu zugelassenen Fahrzeuge ist inzwischen elektrisch. Bis 2025 soll kein Neuwagen in Norwegen mehr mit fossilen Brennstoffen laufen.

Die Stadt Oslo, die im Winter häufiger von Abgaswolken eingenebelt wird, macht das Fahren von Dieselautos besonders unattraktiv. Wird die Luft dick, müssen sie draußen bleiben. Schon jetzt sind die Mautgebühren für Benziner und Diesel ziemlich hoch, ab März gibt es in der Stadt 84 solcher Stationen.

Auch das Parken im Zentrum wird immer schwieriger und teurer. Die Innenstadt soll in knapp einem Jahr komplett autofrei sein. Im nächsten Schritt werden die Kreuzfahrtschiffe gedrängt, auf Strom umzustellen.

KOPENHAGEN: 3.000 Dänen sterben Schätzungen zufolge jedes Jahr aufgrund von Luftverschmutzung frühzeitig. Daher will der Kopenhagener Bürgermeister Frank Jensen, dass ab nächstes Jahr keiner in der Stadt einen neuen Dieselwagen kauft, denn in der Umweltzone darf er damit nicht mehr fahren.

Nur ältere Autos, die vor dem 1. Januar 2019 angemeldet wurden, sollen erlaubt sein. Ab 2030 soll der Verkauf von Dieselfahrzeugen in Dänemark ganz verboten werden, so die Pläne der Regierung.

STOCKHOLM: In Schwedens Hauptstadt gibt es Pläne, im Stadtzentrum ab 2020 Umweltzonen einzuführen, in denen der Verkehr bei hoher Abgasbelastung reguliert werden kann. Noch ist aber nicht beschlossen, wie diese Regulierung aussehen soll. Den Bewohnern von Stockholm wurde abgeraten, ein Dieselfahrzeug anzuschaffen.

Stockender Autoverkehr in der Gran Via in Madrid. Foto: Shutterstock

MADRID: In der spanischen Hauptstadt wurde wegen hoher Luftverschmutzung erstmals am 28. Dezember 2016 ein Fahrverbot für bestimmte Fahrzeuge verhängt: Damals durften innerhalb des Autobahnrings M-30 nur Autos und Lkw mit geradem Kfz-Kennzeichen fahren, nachdem sich über Madrid eine Dunstglocke gebildet hatte.

Die Stadtregierung will nun noch weiter gehen: Schon in den nächsten Monaten werden Fahrzeuge, die nicht einem direkten Anwohner gehören, aus dem Stadtzentrum verbannt – und zwar nicht nur in den engen Gassen der Innenstadt, sondern etwa auch auf der wichtigen Verkehrsachse Gran Vía.

Überhaupt wird die ganze Stadt radikal umgebaut, auf zuvor mehrspurigen Straßen führt demnächst nur noch eine Fahrspur in jede Richtung. Erlaubt sind dann überhaupt nur noch Taxen, Busse, Lieferwagen und Autos mit Elektroantrieb. (dpa)

Eine Antwort auf “Von Brüssel bis Madrid: Wie Europas Metropolen hartnäckig gegen die Luftverschmutzung kämpfen”

  1. klagemaurer

    Liebe DUH.
    Liebe Grün*innen,
    Liebe Öko-Aktivisten,
    Liebe sonstige „Berufene“,

    ich möchte endlich mal was eindeutig klar stellen:

    Ich möchte nicht:
    – gerettet werden und nicht in Watte eingepackt werden,
    – vor dem angeblichen bösen Auto beschützt werden,
    – nicht vor der Kreuzfahrt
    – nicht vor dem LKW
    – dem Omnibus mit Dieselmotor
    – dem Kohlekraftwerksabgas
    – dem Furz einer Kuh
    – dem Rülpser eines Schweins

    Ich möchte auch nicht beschützt werden
    – vor dem Abgas meines Adventkranzes
    – meines Gartengrills
    – dem Zigarettenqualm in der Innenstadtkneipe

    -sonst irgendwas, wo gegen ihr angeblich in meinem Namen kämpft, beschützt werden!

    Warum nicht?

    1. Weil ich ein erwachsener Mensch bin, der eigenverantwortlich, selbstbestimmt und klar im Kopf ist.
    Nach dem gelten Recht bin ich voll geschäftsfähig und kann in jeder Lebenslage eigene Entscheidungen treffen und darf mit den Rechtsfolgen leben.

    2. Weil ich MEIN Leben leben möchte, kein Leben in Watte und Pampers, im Obhut von Staat, Öko-Clubs oder sonstigen angeblichen Gutmeinenden…

    3. Weil ich die Entscheidungen für das Wohl meiner Kinder selbst treffe und mir auch dabei nicht vorschreiben lassen will, was gut und böse ist und was meine Kinder für gut und böse zu halten haben.

    4. Weil ich die Vorzüge der Industrialisierung, sämtliche Erfindungen unserer Zeit und sämtliche Annehmlichkeiten gerne nutze und mich freue, dass es sie gibt. Ich möchte nicht zurück in die Steinzeit und dort ein alternatives Feuer machen, damit ich die Luft in meiner Höhle nicht verpeste!

    Also ich fasse zusammen:

    ICH MÖCHTE NICHT:

    – VON EUCH BESCHÜTZT WERDEN
    – VON EUCH VERTRETEN WERDEN
    – DAS IHR IN MEINEM NAMEN SPRECHT
    – DAS IHR IN MEINEM NAMEN KLAGT

    P.S.

    Ihr solltet einfach mal darüber nachdenken, wer in wessen Auftrag wo sitzt, arbeitet und Geld kassiert….

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