Gesellschaft

Europäischer Gerichtshof (EuGH): Unternehmen können das Tragen eines Kopftuchs unter Umständen verbieten

Darf die Beschäftgte eines Staatsunternehmens im Dienst ein muslimisches Kopftuch tragen? Foto: Shutterstock

Unternehmen können ihren Mitarbeitern unter Umständen das Tragen von religiösen Zeichen wie dem Kopftuch verbieten. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg hat am Donnerstag seine Rechtsprechung noch einmal bestätigt.

Wenn eine solche Neutralitätsregel allgemein und unterschiedslos auf alle Mitarbeiter angewandt werde, sei das keine unmittelbare Diskriminierung, entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Donnerstag in Luxemburg. (C-344/20)

Hintergrund ist ein Fall aus Belgien. Bei einem Bewerbungsgespräch für ein Praktikum in einer Wohnungsverwaltungsgesellschaft wurde eine Muslimin mit Kopftuch auf die unternehmensinterne Neutralitätsregel hingewiesen. Demnach müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf achten, dass sie ihre religiösen, philosophischen oder politischen Weltanschauungen weder durch Worte noch durch ihre Kleidung zum Ausdruck bringen.

26.01.2012, Luxemburg: Die beiden Türme des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Foto: Thomas Frey/dpa

Die Frau weigerte sich ihr Kopftuch abzulegen. Einen Monat später bewarb sie sich erneut und schlug vor, eine andere Art von Kopfbedeckung zu tragen. Darauf hieß es jedoch, dass ihr kein Praktikum angeboten werden könne, da keinerlei Kopfbedeckung erlaubt sei. Sie machte nun geltend, wegen ihrer Religion diskriminiert worden zu sein.

Der EuGH stellte aber auch klar, dass der Arbeitgeber es sich nicht zu einfach machen dürfe. Denn eine solche Neutralitätsregel könne durchaus eine mittelbare Diskriminierung darstellen, wenn sie nicht angemessen und erforderlich sei und kein rechtmäßiges Ziel verfolge.

Der Arbeitgeber muss dem EuGH zufolge ein wirkliches Bedürfnis nachweisen – etwa dass dem Unternehmen ein Nachteil entstehen könnte, wenn religiöse Symbole offen getragen würden. Der bloße Wille für weltanschauliche Neutralität reicht demnach nicht. (dpa)

18 Antworten auf “Europäischer Gerichtshof (EuGH): Unternehmen können das Tragen eines Kopftuchs unter Umständen verbieten”

  1. 9102Anoroc

    Bei Arbeitgebern die jetzt die Heizung runterdrehen werden müssen , macht eine Kopfbedeckung aber schon Sinn.
    Gut , es muss ja kein Kopftuch sein , Pudelmütze ist ja auch schicker und wärmer .

  2. delegierter

    wer das Kopftuch nicht auszieht, der ist immer noch nicht angekommen. Hier trägt man diese Art Bekleidung nicht. Wir sind hier in Westeuropa, nicht auf dem Markt in Istanbul. Sagt man das den Leuten nicht ehe sie her kommen. Sie wollen doch in eine bessere Welt. Da muss man sich auch ein wenig anpassen.
    Willkommen unter uns.

  3. Das Kopftuch ist das sichtbarste Zeichen der Unterdrückung der Frau in der islamischen Welt. Wenn wir das tolerieren, machen wir uns mitschuldig. Der islamischen Männerwelt muss klar gemacht werden, dass wir ihren Schwindel mit der Religion durchschaut haben. Ihr Ziel ist es, die Gleichberechtigung der Frauen mit allen Mitteln, so plump sie sind, zu verhindern.

    • Plump, plumper, ...

      Noch raffinierter ist doch die arabische Männerwelt. Sie verschleiert sich und trägt weite Röcke, um die Unterdrückung der Frau zu vertuschen.
      Sie richten ihren Frauen Etagen ein, wo Kühlaggregate Temperaturen erzeugen, um sich im Pelzmantel wohl zu fühlen.
      Alles nur, damit diese Frauen nicht in Davos oder St. Moritz spazieren gehen.

  4. Die Kommentare hier in allen Ehren… wenn ich aber manchmal so in den Sparten von OD lese, ist dies auch eine „Männerdomäne“, und wenn Frauen sich zu Wort melden, werden sie oft für ihre Meinung runter gemacht! ☺️ Von den hier täglich anzutreffenden gleichen Männerpseudonymen

    • Als alter weißer Mann kann ich diesen Eindruck bestätigen. Nicht wenige Männer hier haben ein echtes Frauenproblem. Zwar nicht, wenn es um brave Frauen nach 60er-Jahre-Muster geht, aber wenn es selbstbewusste Frauen und solche mit Machtpositionen sind, nicht zu vergessen solche, die eine andere Meinung als der jeweilige männliche Forist äußern oder wenn es um „Frauen-Themen“ („Es gibt doch wohl Wichtigeres“ usw) geht. Andersdenkenden Frauen wird dann eine Klein-Mädchen-Perspektive bescheinigt, hatten wir hier kürzlich erst.

  5. Die verschleierte Islamisierung des westlichen Welt ist nicht mehr aufzuhalten. Mehrfach sind mir im Verkehr im Eupener Land Kopftuch-tragende Frauen aufgefallen, die als Fahrerrinnen von „Upper class“ PKWs“, wie SUV’s oder – um sie nicht zu nennen – , berühmte deutsche Angeber-Modelle, keinenfalls unterdrückt wirkten. Man staunt in sich hinein und kann sich die Frage nicht verkneifen, woher kommt das Geld? Öl-Millionaire haben nun auch Belgien für sich entdeckt (sieh AS). Und die leise aber weise Islamisierung des Westens schreitet voran. Ich könnte mir vorstellen, dass die marode Unterstädter Kirche bald von den besagten Millionären im goldenen Glanz einer Moschee wiederbelebt wird. Geld ist IMMER ein Argument…

    • „Man staunt in sich hinein und kann sich die Frage nicht verkneifen, woher kommt das Geld?“

      Warum genau fragen Sie sich, wo das Geld herkommt?
      Weil eine Frau das dicke Auto fährt, es womöglich selbst gekauft hat, kann das denn sein?
      Weil eine Kopftuchträgerin es fährt? Gibt das Kopftuch Mittellosigkeit vor?
      Weil eine Ausländern das Auto fährt? Kann die Geld haben? Von wem? Womöglich stellen ihre Ausbildung und ihr Einkommen die Durchschnittsverhältnisse in Belgien in den Schatten? Oder ist sie „Spielerfrau“? Oder Millionärsgattin?
      Wie ist es mit belgischen Frauen ohne Kopftuch und dicken Autos? Kann das mit rechten Dingen zugehen? Und woher hat eigentlich ein Mann mit dickem Auto das Geld? Fragen wir das auch?
      Fragen über Fragen…

      Zur Unterdrückungsfrage: Das Kopftuch ist in gewissen Ländern ein Unterdrückungsinstrument, aber nicht einmal dort für alle Frauen, nämlich nicht für die ultrafrommen iranischen „barfüssigen“ Frauen, die dereinst Khomeini mit an die Macht gepusht haben. Kopftuchtragende Frauen in Belgien werden das Teil vielfach freiwillig tragen, mit Ausnahme derer, die familiären Zwängen unterliegen. Es gibt ohne Frage selbstbewusste Frauen, die das Kopftuch aus religiöser Überzeugung tragen.
      Wohlgemerkt, Religion ist Opium für das Volk, aber man muss sehen, dass es wirkt, und die Religionsfreiheit akzeptieren.

        • Die Frage ist und bleibt der Bezug zur Religion.
          Ob eine Frau das Kopftuch aus persönlichen, vielleicht auch religiösen Gründen trägt, ob sie dazu gezwungen wird, oder es trägt, weil es ihr gefällt, kann nur sie selbst beantworten.
          Ich kann mich nicht erinnern, diesbezüglich das Resultat einer „Umfrage“ bei den Betroffenen selbst gelesen zu haben.

        • Wenn Frauen freiwillig das Kopftuch tragen, diskriminieren sie sich faktisch selbst, weil sie der Religion auf den Leim gegangen sind. Wie wollen sie diesen Frauen diesen Hokuspokus ausreden?

          • Wie ich schon oft erwähnte, ist das Tragen des Kopftuches nur das sichtbarste Zeichen der Diskriminierung der Frau. Die Dinge alle aufzuzählen, was Frauen im Islam alles erleiden müssen, sprengt jeden Rahmen. Wir sehen ja im Moment im Iran, wie weit die Männerwelt geht, um den Widerstand der Frauen niederzuknüppeln. Das, was wir aus diesen Ländern zu Gesicht bekommen, ist nur die Oberfläche im Bereich der Unterdrückung der Frauen im Islam. Im 21. Jahrhundert haben solche Praktiken keinen Platz mehr. Deshalb sollten wir, um diese Frauen zu unterstützen und moralisch beizustehen, nicht so scheinheilig tun, als ginge es um Religion.

            • Vieles, was Sie hier über die Unterdrückung der Frauen im Islam schreiben, stimmt. Auch, dass wir die Frauen unterstützen müssen. Ein Problem ist allerdings, dass im Schnitt gerade Frauen die Religion, mit der die Machthabenden die Unterdrückung als göttlich vorgeschrieben rechtfertigen, hoch halten, ein Phänomen, das übrigens auch bei anderen Religionen zu beobachten ist. Sie zwingen ihren Töchtern das Kopftuch auf und decken in vielen Fällen sogar so genannte Ehrenmorde. Diese schwarz vermummten „barfüssigen“ Frauen (heute würde man wohl sagen „fromme Frauen aus bildungsfernsten Schichten“) haben damals zu Tausenden für die Rückkehr Khomeinis in den Iran und die Umwandlung Persiens in eine islamische Republik demonstriert. Denen zu helfen, geht wohl vorrangig sehr langsam durch eine gute Bildung und Emanzipation (Vorsicht, die üblicherweise auf dieses Wort anspringende Männerriege in diesem Forum!). Ein langer Weg. Diesen Frömmlerinnen ihre Religion auszureden, dürfte ebenso schwierig sein. Die Selbstunterdrückung von Frauen durch Frömmigkeit sitzt sehr tief.

              • Das größte Übel fast aller Religionen ist die Indoktrinierung. Dieses Vorgang ist in den islamischen Staaten noch viel stärker verbreitet als im Westen. Von Kindesbeinen an wird den Menschen, die in diese Zwangsmühle geraten, etwas weis gemacht, das irgendwann vor vielen hundert Jahren mal jemand erfunden hat. Ein Glaube an Irgendetwas treibt im Laufe der Zeit viele Blüten, hat aber im Grunde nur eines im Sinn: Eine Minderheit hält auf diese Weise einen Großteil der Bevölkerung in Schach. Das System ist perfide, und auch die Frauen im Islam, die sie beschreiben, können sich diesem Zyklus nicht entziehen. Zu stark ist die Macht der kleinen Gruppe Menschen, die an den Hebeln sitzt. Wie ich schon erwähnte, mit Religion hat das Ganze nicht das Geringste zu tun.

                • Schon seit Jahrhunderten haben sich in allen Teilen der Welt weltliche und kirchliche (die haben wohl schon etwas mit Religion zu tun) Herrscher zusammengetan, um die Massen in Schach zu halten und, da die Religionserfinder und -Vermittler Männer waren, praktischerweise gleich die Frauen klein gehalten. Aufforderungen zur und Rechtfertigungen der Frauenunterdrückung finden sich übrigens auch im Alten Testament.

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