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Droht ein neuer Krieg am Golf? Spannungen in der Region könnten Folgen für die Weltwirtschaft haben

13.06.2019, ---, -: Dieses Foto zeigt einen brennenden Öltanker. Inmitten der Spannungen mit dem Iran ist es nahe der Küste des Landes zu schweren Zwischenfällen mit Handelsschiffen von Reedereien aus Deutschland und Norwegen gekommen. Im Golf von Oman geriet der Öltanker „Front Altair“ der norwegischen Reederei Frontline nach einem Angriff in Brand. Foto: Uncredited/Iranian Students' News Agency, ISNA/AP/dpa

Die Lage am Golf hat sich nach den Zwischenfällen mit zwei Tankern weiter verschärft. Der Iran und seine Kontrahenten beschuldigen sich gegenseitig. Dahinter steckt ein Kampf um Macht und Einfluss.

Explosionen auf Tankern, Flammen und Rauch auf einem Schiff, Besatzungsmitglieder, die gerettet werden müssen: Die Nachrichten vom Golf klingen wie aus dem Vorspiel eines Kriegsfilms. Sie verschärfen weltweit die Sorgen, im Konflikt mit dem Iran könnte es tatsächlich zu einer militärischen Eskalation kommen. Doch viele Fragen sind offen – vor allem ist es völlig unklar, was genau am Donnerstagmorgen im Golf von Oman geschah und wer dahinter steckt.

KRIEGSGEFAHR: Die USA und ihr Verbündeter Saudi-Arabien, aber auch der Iran, beteuern, sie wollten keinen Krieg. Gleichzeitig aber überziehen sie sich mit gegenseitigen Vorwürfen. Washington übt mit dem Ausstieg aus dem Atomabkommen und den Sanktionen nicht nur wirtschaftlichen Druck auf den Iran aus, sondern entsandte auch einen Flugzeugträger und eine Fernbomberstaffel in die Region.

10.05.2019, Iran, Teheran: Ein iranischer Demonstrant verbrennt im Rahmen eines Protestes eine selbstgemalte Flagge der USA. Es ist längst Geschichte, dass die USA und der Iran einst enge Partner waren. Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa

Auch die Propaganda Saudi-Arabiens läuft seit Wochen heiß und kennt fast nur noch ein Thema: den Iran. Der Leitartikel eines saudischen Blattes forderte von den USA sogar „chirurgische Angriffe“ auf den Iran. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein militärischer Konflikt ausbricht, weil zu viele Kontrahenten gezündelt haben. UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnt vor einer „großen Konfrontation“ am Golf.

MOTIVE DER NEUEN ESKALATION: Darüber lässt sich nur spekulieren. Irans Gegner werfen Teheran einen Angriff auf die beiden Tanker vor. Sollte das stimmen, könnte die dortige Führung damit ihre Drohung untermauern wollen, die wichtige Straße von Hormus für den Schiffsverkehr zu sperren – was Einfluss auf die Versorgung der Welt mit Öl hätte. Dagegen deutet der Iran an, seine Gegner könnten die Zwischenfälle inszeniert haben, um einen Vorwand zu haben, noch härter gegen das Land vorzugehen – und es möglicherweise anzugreifen.

DIE WURZELN DER ESKALATION: Dahinter steckt ein Machtkampf der stärksten Regionalmächte. Das sunnitische Königreich Saudi-Arabien und auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sehen im schiitischen Nachbarn Iran einen Erzfeind. Dabei geht es nicht nur um religiöse Unterschiede, sondern auch um politischen Einfluss, Zugriff auf Ressourcen und die Kontrolle von Handelswegen in der Region. Saudi-Arabien wirft dem Iran vor, sich in die inneren Angelegenheiten der arabischen Welt einzumischen. Und in der Tat ist der Arm Teherans mittlerweile lang.

14.06.2019, Iran, Tehran: Wladimir Putin (r), Präsident von Russland, und Hassan Ruhani, Präsident des Iran, bei Gesprächen. Foto: Uncredited/Office of the Iranian Presidency/AP/dpa

SAUDI-ARABIENS ROLLE: Seit der Thronbesteigung des greisen Königs Salman Anfang 2015 hat das Land seine Politik gegenüber dem Iran verschärft. Der eigentliche starke Mann im Land ist Salmans Sohn, Kronprinz Mohammed bin Salman, 33 Jahre alt, ehrgeizig und mit einer einzigartigen Machtfülle ausgestattet. Viele Beobachter halten ihn für unberechenbar, zu allem fähig und für einen Scharfmacher. So führen auch die Spuren des brutalen Mords an dem regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in sein direktes Umfeld.

DIE ZIELE DER USA: Die USA erklären, dass der Iran internationalen Terror unterstützt, etwa Organisationen wie die Hamas im Gazastreifen oder die Hisbollah im Libanon, und den US-Verbündeten Israel mit ballistischen Raketen bedroht. Washington will Teheran zwingen, dies zu beenden. Außenminister Mike Pompeo hatte insgesamt zwölf Punkte vorgelegt, die der Iran einhalten müsse, um von den nun geltenden Wirtschaftssanktionen wieder loszukommen. Dazu gehört auch jeglicher Verzicht auf militärische Atompläne – die Iran ohnehin bestreitet und auch die Internationale Atomenergiebehörde derzeit nicht kritisiert.

TRUMPS PLÄNE: Trumps Außenpolitik ist erklärtermaßen nicht interventionistisch – er will keinen Krieg und hält den Irak-Einmarsch für einen Fehler. Eine lange militärische Auseinandersetzung möglicherweise mit Todesopfern unter US-Soldaten wäre auch für seinen Wahlkampf ein großes Risiko. Allerdings gibt es Interessen einflussreicher Verbündeter wie Israel und Saudi-Arabien, die im Iran ihren Intimfeind sehen, das Land stärker als nur mit Wirtschaftssanktionen zu bändigen. Trumps Sicherheitsberater John Bolton galt lange Zeit als Verfechter eines militärisch erzwungenen Regimewechsels – offen sagt er das seit seinem Engagement im Weißen Haus nicht mehr. Derzeit steht die Devise: Maximaler Druck über wirtschaftliche Sanktionen mit dem Ziel, den Iran an den Verhandlungstisch und zu einem umfassenden Deal zu zwingen, der das aus US-Sicht zu lasche Atomabkommen von 2015 ersetzen soll.

MILITÄRISCHE INTERVENTION: Wie könnte eine militärische Intervention der USA aussehen? Nach allen Aussagen von Fachleuten ist ein Einmarsch wie im Irak 2003 eher auszuschließen – eine solche Operation würde womöglich jahrelangen Krieg mit kaum abwägbaren Risiken bedeuten. Von Experten als denkbar betrachtet werden aber Angriffe auf ausgewählte Ziele, zum Beispiel mit Marschflugkörpern. Auch dies gilt auf Grund der Größe des Landes, der Topographie und der Stärke der iranischen Streitkräfte als komplizierter als etwa jüngst in Syrien, wo Trump einen Fliegerhorst beschießen ließ.

22.05.2019, Iran, -: Durch die Straße von Hormus wird fast ein Drittel der weltweiten Ölexporte verschifft. Foto: Farshid-M. Bina/dpa

DIE POLITIK TEHERANS: Der Iran will in erster Linie eine Rückkehr der USA zum Atomabkommen von 2015 und eine Aufhebung der Sanktionen. Diese haben zu einer akuten Wirtschaftskrise im Land geführt. Die Währung Rial hat seit dem vergangenen Jahr die Hälfte ihres Wertes verloren. Verhandlungen mit Trump und seiner Regierung sind laut Teheran zwecklos, solange er sich nicht an die auch von den USA unterzeichneten Abmachungen wie den Atomdeal hält. Auch der derzeitige Konflikt mit den USA und die Spannungen in der Region sind laut Präsident Hassan Ruhani die Folgen des amerikanischen Ausstieges aus dem Abkommen. Daher seien Verhandlungen mit Trump nur dann denkbar, wenn der die Sanktionen beendet und «sich wieder an den Tisch (des Atomdeals) setzt, den er verlassen hat», so der Präsident.

DIE FOLGEN FÜR DIE WELTWIRTSCHAFT: Die Straße von Hormus ist für die Ölstaaten am Persischen Golf von enormer Bedeutung. Ein großer Teil der globalen Ölversorgung verläuft durch das Nadelöhr, das an der engsten Stelle nur knapp 40 Kilometer breit ist. Allerdings schätzen Experten die Wahrscheinlichkeit einer Sperrung als eher gering ein. Wichtige Golf-Förderländer hätten ein starkes Interesse an reibungslosen Passagen durch die Straße von Hormus. Sie dürften daher auf alle Beteiligten starken Druck ausüben, damit Öllieferungen durch die Meerenge gewährleistet blieben.

DIE ÖLPREISE: Die jüngsten Zwischenfälle können nach Einschätzung des Mineralölwirtschaftsverbandes höhere Kraftstoffpreise für Autofahrer zur Folge haben. Nach Einschätzung Schallenbergers bleiben die Folgen einzelner Angriffe auf Öltanker aber begrenzt. Sie könnten die Ölpreise auf dem Weltmarkt nur für kurze Zeit nach oben treiben. Sollten die politischen Spannungen in der Region jedoch eskalieren und zu einer Sperrung der Meerenge führen, wäre dies „eine Katastrophe für den weltweiten Ölhandel“, sagt Schallenberger. Dann können die Ölpreise 10 bis 15 US-Dollar je Barrel nach oben schießen. (dpa)

20 Antworten auf “Droht ein neuer Krieg am Golf? Spannungen in der Region könnten Folgen für die Weltwirtschaft haben”

  1. Wimm van Haneghem

    Habt nur er was Geduld , denn die Amtszeit von Donald neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu , ja dann kann man die Welt wieder aus einem normalem Blickwinkel betrachten . Wenn die Demokraten dann wieder diktieren wo es lang geht , kommt alles wieder in Fahrt und die weltwirtschaftslage sieht dann ganz anders aus .

  2. RaymondW

    Seit 1950 haben unsere „Freunde“ aus Übersee nichts anderes getan als Kriege zu entfachen. Es werden Dinge behauptet die sie nicht beweisen können oder provoziert. Jeder dieser Kriege basierte auf Lügen. Wenn jetzt jemand glaubt mit einem Amtswechsel würde das aufhören der glaubt noch an Märchen. Obama wurde unrechtmäßigerweise der Friedensnobelpreis verliehen. Zeitgleich führte er in mindestens 6 Ländern Krieg. Die Amis machen auf der ganzen Welt was sie wollen. Sie missachten Verträge und verhängen Strafen und Verbote. Demnächst wird wohl der Iran, Venezuela (humanitäre Hilfe nennen sie das dann), China und Russland weiter provoziert bis es dann wieder knallt. Wer gebietet ihnen Einhalt? Warum müssen die EU-Staaten (NATO) das weiter mitmachen?

    • Marcel scholzen Eimerscheid

      Die USA sollte man nicht unnoetig verteufeln. Sind wie jede Grossmacht. Wollen expandieren. Macht und Einfluss gewinnen notfalls mit Gewalt. Russen, Englaender und Franzosen sind auch nicht besser. Ist eben Kolonialismus einer Grossmacht.

      • deuxtrois

        „Die USA sollte man nicht unnoetig verteufeln. Sind wie jede Grossmacht. Wollen expandieren. Macht und Einfluss gewinnen notfalls mit Gewalt. Russen, Englaender und Franzosen sind auch nicht besser. Ist eben Kolonialismus einer Grossmacht.“

        Nur, dass weder Russen, Engländer noch Franzosen im Vergleich zur USA eine „Großmacht“ sind, und auch nicht ihre Interessen so vehement auf dem Erdball vertreten. Aber ich sehe schon, Kritik an den USA sind nicht erwünscht. Dabei geht es immer nur um das liebe Geld. Leute, wacht mal endlich auf.

  3. DenAhlen

    Und dann die Schlagzeile: das könnte Folgen für die Weltwirtschaft haben! Da bleibt einem glatt die Spucke weg! Ist das ernsthaft das Schlimmste an diesem Krieg und eine Schlagzeile wert?

  4. Ahnungslos

    Leute , habt alle doch noch etwas
    Geduld . Nach der Voraussagung
    eines Weltforschers wird es bis 2020
    einen großen Knall weltweit geben .
    Danach soll es allen Überlebenden wieder besser gehen . Also abwarten und Tee trinken .

  5. Jockel F.

    Alle Jahre wieder. Die Urlaubszeit in den meisten Industrieländern steht kurz bevor, deshalb müssen die Ölpreise nach oben. Die Wetten an den Börsen stehen, der Profit muss maximiert werden. Hier geht es vor allem um den Flugverkehr, wo bei einem weltweiten Umsatz von etwa 561 Milliarden Dollar im Passagierverkehr einiges zu holen ist. Hinzu kommt, dass sowohl beim Passagiertransport als auch beim Frachtverkehr mit American Airlines und FedEx zwei US-Firmen weltweite Spitzenreiter sind. Der US-Oligarchie (siehe hierzu die Studie der Professoren Martin Gilens und Benjamin Page) dürfte es aus diversen Gründen durchaus Recht sein, wenn die europäische und asiatische Konkurrenz höhere Kraftstoffpreise zahlen muss, während „ihre“ Firmen an der billig sprudelnden Quelle sitzen.
    Natürlich ist das nur ein Aspekt des Ganzen.

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