Notizen

Die „Swing States“ entscheiden die Wahl in den USA

Eine Karte mit den "Swing States", auf die es ankommt (links) und die amerikanische Fahne (rechts). Fotos: picture alliance / dpa - Pixabay

Das Rennen ist eng, die Zeit ist knapp: Es dauert nur noch wenige Tage, bis die Wähler in den USA über einen neuen Präsidenten entscheiden. Für Kamala Harris und Donald Trump zählt im Wahlkampf nun jede Minute. Die Demokratin und der Republikaner sind vor allem dorthin gereist, wo am Ende über die Wahl entschieden wird – in den sogenannten „Swing States“.

Das sind ein paar Bundesstaaten der politischen Mitte, die bei vergangenen Wahlen mal mehrheitlich für die eine, mal für die andere Partei gestimmt haben. Sie „schwingen“ sozusagen zwischen Demokraten und Republikanern hin und her, sie sind das Zünglein an der Waage. Deswegen konzentrierte sich der Wahlkampf in diesem Jahr auf gerade einmal sieben Bundesstaaten.

Illustration: Pixabay

Der Grund dafür ist das Wahlsystem. Wer Präsident wird, entscheidet sich nicht anhand der Summe der landesweit abgegebenen Stimmen, sondern durch 538 Delegierte der Bundesstaaten. Die sogenannten Wahlleute werden proportional nach Bevölkerungsgröße aus den einzelnen Bundesstaaten und aus der Hauptstadt Washington entsandt. In fast allen Staaten gilt: Wenn ein Kandidat vorn liegt, bekommt er unabhängig von den genauen Stimmverhältnissen alle Wahlleute dieses Bundesstaats zugesprochen.

In vielen Bundesstaaten ist aufgrund vergangener Wahlen und aktueller Umfragen klar, wer gewinnen wird: Die 54 Stimmen Kaliforniens etwa gehen sicher an die Demokraten, die 40 Stimmen aus Texas an die Republikaner. Im reichen und gebildeten Nordosten stimmen die Menschen eher für die Demokraten, im tiefen Süden punkten eher die Republikaner.

Experten erwarten eine knappe Entscheidung in zwei Staaten im Norden der USA, in Wisconsin und Michigan im sogenannten „Mittleren Westen“. Das gilt auch für das östliche Pennsylvania und für vier Staaten im „Sun Belt“ der USA, die für ihr mildes und sonniges Klima bekannt sind. Nevada und Arizona liegen im Westen des „Sonnengürtels“, Georgia und North Carolina im Osten.

Pennsylvania (19 Wahlleute):

Pennsylvania gilt in vielen US-Analysen als der vielleicht wichtigste Staat der Wahl. Wegen der hohen Zahl an Wahlleuten ist ein Gesamtsieg für beide Kandidaten ohne diesen Staat deutlich schwieriger. Wichtige Themen in dem von einer starken Mittelschicht geprägten Staat sind die hohen Lebenshaltungskosten und die umstrittene Erdgas-Gewinnung durch Fracking. Zuletzt hatte Harris hier in Umfragen stets einen knappen Vorsprung behauptet.

01.11.2024, USA, Warren: Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige US-Präsident Donald Trump spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung am Macomb Community College. Foto: Julia Demaree Nikhinson/AP

Georgia (16 Wahlleute)

Nach sechs Siegen für die Republikaner konnte sich Joe Biden 2020 für die Demokraten erstmals wieder den Südstaat Georgia sichern. Besonders wichtig war für diesen Erfolg ein hoher Stimmanteil unter Schwarzen, sie stellen dort rund ein Drittel aller Wähler. Im Frühjahr hatten Umfragen aber gezeigt, dass Biden gerade unter jüngeren Schwarzen Boden verlor. Harris hat den Rückstand nur teilweise aufgeholt. In Georgia droht zudem erneut ein langes Gezerre um die Auszählung der Stimmen. Zuletzt hatte die stramm konservative Wahlaufsicht entschieden, dass alle Stimmen von Hand kontrolliert werden müssen. Damit scheint Streit über Tage und Wochen möglich.

North Carolina (16 Wahlleute)

Eigentlich ist North Carolina konservativ: Mit Ausnahme von Barack Obama 2008 hat der Staat immer den republikanischen Präsidentschaftskandidaten gewählt. Doch durch viele Zugezogene und einen hohen Schwarzen-Anteil hofft Vizepräsidentin Harris auf eine Überraschung. Dafür könnte auch eine weitere Wahl am 5. November in dem Sun-Belt-Staat sorgen, denn North Carolina bestimmt auch einen neuen Gouverneur. Die Republikaner haben mit Mark Robinson einen extremen Kandidaten aufgestellt, der den Holocaust leugnet, ein Abtreibungsverbot durchsetzen will und zuletzt mit einem Skandal über Beiträge in Internet-Pornoforen für Schlagzeilen gesorgt hat.

Michigan (15 Wahlleute)

Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer von den Demokraten genießt hohe Beliebtheit, sie konnte vor zwei Jahren mit fast zehn Prozentpunkten Vorsprung ihre Wiederwahl sichern. So klar wird das Ergebnis im November sicher nicht: 2016 lag Donald Trump hier nur um 11.000 Stimmen vorne, 2020 ging der Staat mit rund zwei Prozentpunkten Vorsprung an Biden. Ob sich dieser Erfolg für die Demokraten wiederholen lässt, ist unklar, denn in dem Industriestaat leben besonders viele arabisch-stämmige Amerikaner, die Bidens Unterstützung für Israel kritisch betrachten.

01.11.2024, USA, West Allis: Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris spricht während einer Wahlkampfveranstaltung auf der Wisconsin State Fair Expo. Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

Arizona (11 Wahlleute)

Arizona an der Südgrenze östlich von Kalifornien hat sowohl bei der Präsidentschaft als auch bei den Mehrheitsverhältnissen im Senat eine Schlüsselrolle. Der progressive Demokrat Ruben Gallego tritt bei der Senatoren-Wahl in Arizona gegen Trump-Freundin Kari Lake an, die bereits 2022 im Rennen um den Gouverneursposten unterlegen war. Dort könnte außerdem ein Volksentscheid zum Abtreibungsrecht zusätzliche Demokraten-Wähler motivieren.

Wisconsin (10 Wahlleute)

Wisconsin ist besonders umkämpft: 2016 gewann Trump dort gegen Hillary Clinton, 2020 lag Biden vor Trump. Beide Male betrug der Unterschied bei rund drei Millionen abgegebenen Stimmen nur rund 20.000 Stimmen. In Wisconsin könnten deshalb Drittkandidaten eine besonders wichtige Rolle spielen, falls sie Harris oder Trump Stimmen streitig machen.

Nevada (6 Wahlleute)

Nevada schickt nur wenige Wahlleute nach Washington, aber auch sie könnten entscheidend sein. Im Silber- und Wüstenstaat im Südwesten sind Wirtschaftsthemen besonders wichtig: Die Erholung nach der Corona-Pandemie verlief schleppend, die Arbeitslosigkeit zählt zu den höchsten in den USA. Rund drei Viertel der Menschen in Nevada wohnen in und um die Glücksspielmetropole Las Vegas. Seit 1976 haben sowohl Republikaner als auch Demokraten den Staat je sechsmal für sich entscheiden können. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

25 Antworten auf “Die „Swing States“ entscheiden die Wahl in den USA”

  1. alter weißer Mann

    Vor acht Jahren schockierte der US-Präsidentschaftskandidat mit Aussagen, wie er Frauen ohne deren Zustimmung begrabschte. Jetzt entdeckt die Gen Z Trumps berüchtigten Kommentar auf TikTok und ist schockiert. Durch die Unterstützung von Gen Z und den Frauen (Abtreibungsdiskussion) wird Kamala Harris die Wahl deutlich gewinnen – trotz Umfragen. Da helfen Trump auch nicht die alten weißen Männer.

    • Hans Eichelberg

      „Um Ergebnis der US-Wahl 2024 zu beeinflussen: Trump wirbt mit Befruchtungsthema um Frauenstimmen.

      Während seines Auftritts in North Carolina hat sich Trump zudem selbst als „Vater der Befruchtung“ bezeichnet. Seine Konkurrentin Kamala Harris lüge, wenn sie behaupte, er sei gegen künstliche Befruchtung, betonte Trump in einer Wahlkampfrede in Greensboro im umkämpften Bundesstaat North Carolina. „Ich betrachte mich als den Vater der Befruchtung.“ Kurz vor der US-Wahl 2024 versucht der Republikaner mit dem Thema besonders Frauen und Familien anzusprechen. (fbu/dpa)“

  2. @alter weißer Mann
    „Vor acht Jahren schockierte der US-Präsidentschaftskandidat mit Aussagen, wie er Frauen ohne deren Zustimmung begrabschte.“

    Trump sagte: „Wenn du berühmt bist, kannst du mit Frauen alles machen. Du kannst ihnen an die Pussy fassen, alles.“
    Dies sind aber altbekannte Weisheiten, jeder weiß das, seit wann wissen Sie es?
    Wie alt sind Sie eigentlich, alter weißer Mann?

  3. Bemerkenswert ist doch, dass es nach 4 Jahren Trump und dann 4 Jahren Biden noch immer ein Kopf an Kopf Rennen bleibt.
    Weder Rot noch Blau konnten also wirklich überzeugen, „The winner is“ der, der in den letzten Tagen die Wähler am besten beeinflussen oder am besten schummeln konnte.

    • Die Hälfte der Amerikaner ist dümmer als der Durchschnitt ;-)
      Daher wird es vermutlich ein Kopf an Kopf rennen.
      Noch spannender wird es jedoch nach der Wahl, falls der egozentrische Narzisst nicht gewinnt.
      Uns Europäern sollte der Ausgang ziemlich egal sein…

      • „Uns Europäern sollte der Ausgang ziemlich egal sein…“ ???

        Leider wird Europa nicht stark genug sein, um den Plänen von Crazy Donald entgegen zu wirken. Er kann und wird mit Strafzöllen der europäischen Wirtschaft den Gnadenstoß geben.
        Natürlich wird es weiterhin die grossen Konzerne und deren Gewinne geben, aber eben nicht mehr in Europa…
        K. Harris wird zwar auch protektionistisch vorgehen, wahrscheinlich aber mit etwas mehr Moderation.

        • 5/11 – 18:32 – Falsch , Europa ist dem Untergang geweiht . Selbst wenn Donald Duck oder Janet Jackson Amerika regieren würde ;
          verändert das ja nicht , unsere korruptis in den obersten Reihen.

          • Noch so’n „Wir schaffen das nicht“ Defätist.

            Natürlich geht Europa Schritt für Schritt den Bach ‚runter. Das „sich auf anderen Kontinenten bedienen“ ist vorbei, die Menschenrechte haben in immer mehr Länder ausgedient.
            Aber anstatt überall „Korruptis“ zu sehen, sollte auch Sie sich der effektiven Probleme und Entwicklungen annehmen.
            Wer sich weigert, die reellen Ursachen zu akzeptieren, kann auch keine Lösungen finden…

            • @ – 5/11 – 10:24 – Wer sich weigert Korruption als Ursache allen Übels zu erkennen , ist entweder selber korrupt , oder möchte diskutieren bis es zu spät ist .
              Von diesen Leuten gibt es ja auch mehr als viele glauben .
              Anwälte brauchen die korrupten in der heutigen Zeit nicht mehr .
              Ein paar Leute die im Netz dafür bezahlt werden , Friede Freude Eierkuchen zu predigen , reichen oft schon , um die Mehrheit der Bürger mit ihrem eigenen Geld ,von der angeblichen Ehrlichkeit der Wirtschaft und Politik zu überzeugen.
              Außerdem haben sich die hiesigen Bürger selbst , nie auf anderen Kontinenten bedient , sondern die korrupten gleichen Charakters , denen die Ausbeutung Spaß machte , weil sie immer mehr Stücke vom gestohlenen Kuchen , privat eingesackt haben.
              Da machte in der Vergangenheit , sogar das belgische Königshaus keine Ausnahme .
              Was sie versuchen ist : Uns Verständnis dafür einzupauken , dass unser Land von einem höheren Anteil ausländischer Bevölkerungsgruppen überrumpelt wird , als wir selbst Staatsbürger im Land haben ;
              und das noch selbst schuld sein sollen.

              Sorry , aber dafür kann ich kein Verständnis haben .
              Wenn die neu hinzugekommenen es in ihrem Land nicht schaffen , ihre Rechte durchzusetzen und sich deshalb teilweise ! auf dem Rücken der hiesigen Bevölkerung ein faules Leben schaffen möchten .

              Glauben Sie ich hätte in meinem Leben Tag und Nacht gerakert , damit man mir und anderen Bürgern unseres Landes , in 5 Jahren erzählt -Dass die Rentenkassen leer sind- ?
              Es ist nun mal die Korruption die dafür gesorgt hat , dass wir dort angekommen sind wo wir jetzt stehen .
              Lösungen? ja klar , da gibt es leider nur eine .Es ist das wegschließen des kriminellen teils der Wirtschaft und Politik.
              Das ist natürlich genau so einfach , wie das durchsetzen der rechte von Menschen , in einem von der Diktatur geführten Land .-)
              Und bevor wir selbst in einer solchen Situation geraten , muss es erlaubt sein , zuerst noch mal so richtig frech zu werden :-)
              Fordern Sie also andere nicht dazu auf , lösungen für Probleme zu suchen zu suchen , die unmöglich von normalen Bürgern gelöst werden können .
              In dem Moment wo der Normalbürger diese Probleme löst, heißt der Lösungsansatz !!Krieg!!
              und diesen wollen wir auch nicht ! entsteht aber auch meist durch Korruption .

              • @ANOROC
                04/11/2024 11:53
                „Fordern Sie also andere nicht dazu auf , lösungen für Probleme zu suchen zu suchen , die unmöglich von normalen Bürgern gelöst werden können .“ 👍

                …die von denen gelöst werden müssen, die für diese Probleme verantwortlich sind, das sind natürlich nicht die normalen Bürger.
                Die Namen und Adressen dieser Verantwortlichen sollten veröffentlicht werden, damit man sie zur Haftung heranziehen kann.

  4. Harris ist die ideale Nachfolgerin von Biden.
    Wenn man sich ihre Reden und Interviews im Original anhört, erkennt man eine amerikanische Bärbock. Sollte Onkel Donald gewinnen, rechne ich mit sich landesweit ‚entzündenden‘ friedlichen Protesten wie bei BLM vor einigen Jahren. Die lokalen Antifagruppierungen werden bestimmt teilnehmen.

  5. Der Alte

    Abwarten und Tee trinken. Eigentlich ist das Ergebnis nur von messages Interesse. Bemerkenswerter ist der fast global zu beobachtenden Verlust des Vetrauens in die sogenannten Eliten. Siehe Spanien heute.

    • @ – Der Alte 21:47 – Ihr Kommentar hat wenigstens mit Wahrheit zu tun .
      Es ist ein großer Fehler , einigen von der Elite , überhaupt Respekt zu schenken .
      Es gibt Menschen denen darf man überhaupt kein Respekt schenken , weil diese sonst unser Vertrauen missbrauchen , dass wir auch nicht mehr , bei jedem von diesen Kandidaten haben sollten .

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