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Nächste Sensation: Deutschland verliert gegen Japan – DFB-Auswahl setzt vor Spielbeginn Zeichen gegen FIFA

23.11.2022, Katar, Al-Rajjan: Die deutsche Mannschaft bei ihrer Aktion vor dem Spiel gegen Jan (Bild links). Takuma Asano (l) von Japan gegen Antonio Rüdiger (oben) von Deutschland (Bild rechts). Fotos: Christian Charisius/dpa - Tom Weller/dpa

AKTUALISIERT – Das deutsche Team erlebt den nächsten WM-Auftaktschock. Wie 2018 geht die erste Partie verloren. Beim 1:2 gegen Japan rächt sich der Chancenwucher. Vor der Partie zeigt Manuel Neuer & Co. eine vielbeachtete Geste.

Moralischer Erfolg für Deutschland – aber Riesenfrust über den nächsten WM-Auftaktschock: Nach dem 1:2 (1:0) gegen Japan droht der deutschen Nationalmannschaft wie 2018 in Russland schon wieder das Vorrunden-Aus.

Zwei Joker-Tore des Freiburgers Ritsu Doan (75. Minute) und des Bochumers Takuma Asano (83.) rissen Bundestrainer Hansi Flick und sein Team aus allen Träumen. Die zahlreichen vergebenen Chancen nach dem Elfmetertor von Ilkay Gündogan (33.) rächten sich brutal. Vor dem Anpfiff punkteten die Fußball-Nationalspieler noch mit einer vielsagenden Geste gegen die FIFA.

23.11.2022, Katar, Al-Rajjan: Japans Takuma Asano (M) jubelt nach dem Tor zum 1-2. Foto: Robert Michael/dpa

Nach dem Verbot der „One Love“-Binde hielten sich Kapitän Manuel Neuer und seine zehn Teamkollegen beim Mannschaftsfoto vor dem Anpfiff demonstrativ die Hand vor den Mund.

Ein starkes Bild, das da vor 42.608 Zuschauern aus dem Chalifa-International Stadium in die Welt hinausging. Auch auf dem Platz präsentierte sich das DFB-Team lange gut, auch wenn Flick in seiner großen Coaching Zone nur einmal jubeln durfte. Das Auslassen mehrerer Topchancen, nicht nur beim Pfostenschuss von Gündogan (60.), wurde am Ende brutal bestraft: Die Defensive zerfiel bis auf Torwart Neuer zusehends. Am Sonntag geht es gegen Spanien schon um alles beim Kampf um den Einzug ins Achtelfinale.

Zumindest ein politischer Doppelpass gelang an diesem bemerkenswerten Mittwoch: Auf der VIP-Tribüne, wo FIFA-Präsident Gianni Infantino saß, trug Bundesinnenministerin Nancy Faeser die für Neuer verbotene „One Love“-Binde für Vielfalt. Die SPD-Politikerin hatte sie erst unter ihrem pinken Blazer verborgen, den sie nach dem Anpfiff auszog.

23.11.2022, Katar, Al-Rajjan: Deutschlands Ilkay Gündogan trifft per Elfmeter zum 1:0. Foto: Robert Michael/dpa

Die Hand-vorm-Mund-Aktion der Nationalspieler könnte der Auftakt zu den bekannten drei Affen gewesen sein: Diesmal nichts sagen – und dann womöglich nichts hören und nichts sehen bei den weiteren zwei Vorrundenspielen.

Sportlich erinnerte das 1:2 an die WM vor viereinhalb Jahren, als ein 0:1 gegen Mexiko das schmachvolle Vorrunden-Aus einleitete. Bei allen bisherigen vier Weltmeistertiteln konnte das deutsche Team sein Auftaktspiel gewinnen.

Nach dem Symbol vor dem Anpfiff gab es auf dem Rasen direkt eine klare Rollenverteilung. Die Japaner überließen dem DFB-Team komplett das Spiel und warteten lediglich auf die gefürchteten Umschaltmomente nach eigenen Ballgewinnen. Auch wenn Flick genau vor dieser Qualität gewarnt hatte, sorgte der viermalige Asienmeister damit das erste Mal für Gefahr. Gündogan, der von Flick den Vorzug gegenüber Leon Goretzka erhalten hatte, verlor in der achten Minute den Ball in der gegnerischen Hälfte. Die Japaner überbrückten rasant das Mittelfeld, Daizen Maeda stand bei seinem Treffer aber klar im Abseits.

Deutschland zeigte sich zunächst beeindruckt. Die Angst, ausgekontert zu werden, war der Flick-Auswahl deutlich anzumerken. Erst Mitte der ersten Halbzeit wurde das Offensivspiel mutiger, nach vorne ging es nur mit viel Laufbereitschaft. Für sein 17. WM-Spiel war Thomas Müller rechtzeitig fit geworden, im zentralen Mittelfeld agierte der 33-Jährige sehr umtriebig, seinen Aktionen fehlte aber die Präzision.

23.11.2022, Katar, Al-Rajjan: Japans Ritsu Doan trifft zum 1:1. Foto: Robert Michael/dpa

Torschütze Gündogan und Joshua Kimmich als Doppel-Sechs kam eine enorme Bedeutung zu. Einerseits mussten der Kapitän von Manchester City und sein Nebenmann des FC Bayern das deutsche Spiel gestalten, durften dabei aber auch nicht nach hinten aufmachen. Vier Minuten nach der ersten deutschen Chance durch einen Kopfball von Abwehrchef Antonio Rüdiger (16.) sorgte Kimmich per Distanzschuss für die zweite Annäherung ans japanische Tor.

Ein feiner öffnender Ball des 27-Jährigen auf den Leipziger Linksverteidiger David Raum leitete die verdiente Führung ein. Nach sicherer Ballannahme war der WM-Debütant im Strafraum von Japans Torwart Shuichi Gonda nur per regelwidriger Grätsche zu stoppen. Gündogan verwandelte sicher und behielt mit dem siebten verwandelten Elfmeter im siebten Versuch seine 100-Prozent-Quote im Nationaltrikot.

Das 1:0 gab dem deutschen Team zunächst noch Sicherheit. Mit flexiblem Positionswechsel agierte die deutsche Offensive nun dominant. Kurz vor der Pause jubelte Sturmspitze Kai Havertz zunächst, bei seinem Treffer stand der Profi des FC Chelsea aber im Abseits.

Bayern-Offensivspieler Jamal Musiala, nun viertjüngster DFB-Spieler bei einer WM, bewies mehrfach seine Extraklasse. Mit einem Solo im Strafraum tanzte der 19-Jährige gleich fünf Japaner aus, verpasste aber die Krönung: Sein Schuss strich über das Tor (52.). Sein Münchner Teamkollege Serge Gnabry war hingegen nur selten zu sehen.

23.11.2022, Katar, Al-Rajjan: (vl) Japans Ao Tanaka, Deutschlands Thomas Müller und Japans Wataru Endo in Aktion. Foto: Robert Michael/dpa

Defensiv erlaubte sich vor allem Dortmunds Nico Schlotterbeck immer wieder Wackler und war dem WM-Niveau zunächst nicht gewachsen.

Das Spiel wurde offener, Japan wechselte offensiv, brachte unter anderem Doan sowie Asano und setzte nun auf eine Dreierkette. Mit seiner Kunst am Ball leitete Musiala eine weitere Großchance ein, Gündogan traf jedoch nur den Außenpfosten. Leon Goretzka und Jonas Hofmann anstelle von Gündogan und Müller sollten für Frische sorgen. Der Gladbacher Hofmann hatte direkt die Riesenchance zum 2:0, auch gegen Gnabry rettete jedoch der japanische Keeper (70.).

Die Chancenverwertung blieb der Kritikpunkt im deutschen Spiel – und dieser Wucher rächte sich: Mit einer Riesenparade rettete Neuer zunächst noch gegen Junya Ito (73.). Wenig später war der Bayern-Keeper jedoch geschlagen: Eine scharfe Hereingabe konnte Neuer nur nach vorne klatschen lassen, der Freiburger Doan nutzte dies eiskalt und belohnte die Japaner für ihre Drangphase.

Das deutsche Team war geschockt. Schlotterbeck stand nach langem Freistoß weit von Asano entfernt, agierte zu zaghaft und konnte den Bochumer beim zweiten Gegentreffer nicht stören. Ein letzter Versuch von Goretzka ging daneben – die nächste Auftakt-Schmach war perfekt. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

42 Antworten auf “Nächste Sensation: Deutschland verliert gegen Japan – DFB-Auswahl setzt vor Spielbeginn Zeichen gegen FIFA”

  1. Werner Radermacher

    Man kann dieses Bild auch so verstehen: ja FIFA, wir gehorchen, schweigen und spielen Fussball. Oder nichts hören, nicht sehen und nichts sagen. Weil diese Aktion ja auch affig ist.
    Interessant, dass in Deutschland kaum Autos mit kleinen Fähnchen unterwegs sind und ich habe erst bein lesen in einer Zeitung erfahren, dass D. führt. Früher hätten mich die „Knaller“ daran erinnert. Anzeichen, dass auch viele Fussballfans diese ganze „Bindediskussion“ affig finden?

  2. Klasse Aktion ‼️
    Fußballer stehen in der Öffentlichkeit. Ihre „Stimme “ wird gehört (gesehen).Gerade die Sportler,bei solch einem Großereignis,mit Millionen Leuten vor dem Bildschirm können auf Missstände jeglicher Art hinweisen.
    Chapeau,für diese Geste an die Deutsche Nationalmannschaft.

    • Besorgte Mutter

      @Heinz P., da stimme ich uneingeschränkt zu.
      Als eine die viele Freunde in Deutschland hat, tut es mir richtig weh mit ansehen zu müssen, wie ein ganzes Land sich mehr und mehr der Lächerlichkeit Preis gibt.
      Warum müssen kleine Minderheiten uns immer ihren Willen aufs Auge drücken.
      Lasst Fußball bitte Fußball sein!
      Noch eines für die Freunde der Frau Faeser, am deutschen Wesen ist die Welt noch nie genesen!
      Meine Sorgenfalten, die werden noch immer tiefer.

      • FC-Bayern-Fan

        @Eupener,
        nicht nur Schlotterbeck sondern auch noch Raum.
        Mit 2 Schrottspieler hat man keine Chance.
        Raum spielt seine Bälle meistens nach hinten und somit wird ein Angriff blockiert bezw.
        der Spielfluss unterbrochen.
        Bin vom Trainer enttäuscht, dass Er das nicht sieht. Auch werden gute Spieler
        ausgetauscht aber die beiden dürfen weiterspielen.
        Deutschland guckt schon nach günstige Rückflüge, wo sie natürlich auch Binden
        tragen dürfen.

        • Karli Dall

          ……“günstige Rückflüge, wo sie natürlich auch Binden
          tragen dürfen.“

          Im Flieger – natürlich – da können sie sich auch vom ZDF, in Gestalt von Frau Neumann, interviewen lassen….

  3. Die Wahrheit

    Ich glaube schreiben zu dürfen, dass das Bindenproblem zur Zeit nicht mehr bei den aktuellen Nachrichten an erster Stelle steht. Es gibt Schlimmeres für Deutschland nun 😥😥😥😥

  4. Robin Wood

    Vielleicht hätten sich die Spieler mehr auf das Spielen als auf diese Aktion konzentrieren sollen.
    Die Mannschaft(en) und Länder konnten schon vor Jahren protestieren, taten sie aber nicht.
    Jetzt ist es zu spät für solche Aktionen.
    Zuerst rumtösen, wir tragen die Armbinde, dann klein beigeben.
    Jetzt diese Mund-zuhalten-Aktion.
    Gegen Katar schimpfen wegen Menschenrechten, aber beim Gas-Kauf sind diese egal = Heuchelei pur.
    Sport ist Sport und Politik ist Politik.
    Wenn die Spieler wirklich gegen die Politik der Katarer sind, hätten sie zuhause bleiben und vor allem früher rummäkeln sollen – aber dann gibt’s kein Geld = Geld regiert die Welt. Deshalb sollten sich die Mannschaften diese Heuchelei sparen.
    Schade, dass sich die Spieler von der deutschen, grünen Politik instrumentalisieren lassen.

  5. @Opa
    Sie vermischen Sport mit Politik.Ich bin kein 🇩🇪 Fan,aber Zitat: Können keinen Fußball spielen,aber die große Klappe aufreißen.
    Ich behaupte nicht🤣das die Deutsche Nationalmannschaft Fußball spielen kann und ihre große Klappe aufreißt,aber eins ist sicher,die haben eine Reaktion gezeigt,wo NIEMAND mit gerechnet hat.

    • Mäusekönig

      1. Funktionäre und Spieler machen sich zum Affen. „Hand vor den Mund halten“ : einfach lächerlich
      2. Warum muss Deutschland stets in vorderster Front sein?
      3. Deutschland kann getrost die Rückreise planen. Spanien wird diese Komikertruppe entzaubern.

      • Robin Wood

        @Mäusekönig
        „2. Warum muss Deutschland stets in vorderster Front sein?“

        Die Deutschen wollen nach dem 2. Weltkrieg der Welt zeigen, dass sie doch die „Guten“ sind. Sie wollen zeigen, dass sie alle Menschen lieben, respektieren und vor deren Kultur Achtung haben.
        (Interessantes Buch dazu: Der deutsche Untertan – Von der Entwöhnung des eigenen Denkens)
        Allerdings wollen die Deutschen auch den EU-Staaten ihre Ideologie regelrecht aufzwingen.
        Man sieht es an der deutschen grünen Politik, die schon an eine Art Umerziehung und missionarischen Eifer erinnert: kein Fleisch mehr essen, die eigene Kultur aufgeben aber andere Kulturen begrüssen, grüne Energien fördern (auch wenn dies die Deindustrialisierung Deutschlands und somit Armut zur Folge hat), E-Autos werden gefördert (obschon es nicht genug Strom gibt), nicht mehr fliegen (obschon die Politiker munter durch die Welt reisen), anderen Ländern vorschreiben wie sie zu leben haben bzw. welche Politik sie betreiben sollen…
        Vor allem Deutschland mischt sich ständig in die Belange anderer Staaten ein und will den Weltretter spielen. Leider spielen andere Staaten da mit. Immer mehr EU-Staaten fühlen sich von den Deutschen in der EU gegängelt und werden unzufriedener.

  6. Die Fans im Stadion interessieren sich nicht für diesen Sche…, Die feiern und machen Laola.
    Es ist ein Fest und besonders für die Länder die in der Nähe von Katar sind.
    Die können jetzt ohne Probleme ins Stadion.
    Politik sollten Politiker machen und für die Menschenrechte sollen die NRO Einsatz zeigen.

  7. Gut, wenigstens verloren nach dieser blöden Aktion. Kommt davon wenn man sich auf „Binden Quatsch“ oder „Mund zu halten“ konzentriert anstatt auf das Wesentliche.
    Wo waren all diese Heuchler als auch deutsche Funktionäre tatkräftig mitgeholfen haben als Katar die WM „zu geschustert“ wurde?
    Dieses „Gedöns“ ist nur noch zum kotz…. Es ist genau das was diese WM jetzt schlecht macht.

  8. Peter Müller

    BP
    23/11/2022 16:04
    Im Vorfeld auf dicke Lippe machen und danach einfach null Eier in die Hose. Sollten probieren besseren Fußball zu spielen. Die deutschen Medien echt ätzend…
    Ihre Dumheit und einigen anderen hier, ist nicht zu überbieten.
    Was haben wir denn gemacht, nichts.Sollten wir nicht auch mit der Binde auflaufen !.
    Was unsere Nachbarn gemacht haben finde ich gut, wenn es auch nichts bringt, ausser, dass sich ein Paar Kleingeister hier das Maul darüber zerreissen. Also Aktion gelungen.

  9. Experte nr1

    in den berichterstattungen der grossen deutschen zeitung sollte es zukünftig heissen: wie übersteht unsere DEUTSCHE nationalmannschaft die vorrunde und nicht auf wen könnten wir im 1/8 , 1/4 , 1/2 oder sogar finale treffen. lächerlich!! da wurden sie mal wieder auf den boden der tatsachen zurück geholt

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