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Corona-Kontakt-Tracing geht in der DG an den Start – Antoniadis: „Alle Daten streng vertraulich behandelt“

V.l.n.r.: René Jost, Direktor des Eupener St. Nikolaus-Hospitals, Norbert Heukemes, Generalsekretär des Ministeriums, Minister Antonios Antoniadis, Karin Cormann, Fachbereichsleiterin Gesundheit und Senioren im Ministerium, und Dr. Marc Franckh, Präsident des Ärztekreises im Norden der DG. Nicht im Bild Dr. Frédéric Marenne, Chefarzt am Eupener Krankenhaus. Foto: Gerd Comouth

Eine erfolgreiche Ausstiegsstrategie aus der aktuellen Kontaktsperre zur Eindämmung des Coronavirus erfordert neue Maßnahmen. Der belgische Föderalstaat, die Regionen und die DG setzen dabei auch auf das sogenannte „Kontakt-Tracing“.

Um näher zu erläutern, was es mit dieser Methode auf sich hat und wie sie in der DG angewandt werden soll, fand am Freitag im Europasaal des Ministeriums in Eupen auf Initiative von DG-Gesundheitsminister Antonios Antoniadis (SP) eine Pressekonferenz statt.

Anwesend waren neben Antoniadis auch der Direktor des Eupener St. Nikolaus-Hospitals, René Jost, Frédéric Marenne, Chefarzt im Eupener Krankenhaus, Norbert Heukemes, Generalsekretär des Ministeriums, Karin Cormann, Fachbereichsleiterin Gesundheit und Senioren im Ministerium, sowie Dr. Marc Franckh, Präsident des Ärztekreises im Norden der DG.

Die Pressekonferenz fand im Europapaal des Ministeriums in der Gospertstraße in Eupen statt, wo die Abstandsregeln problemlos eingehalten werden konnten. Foto: Gerd Comouth

Ingrid Mertes, Direktorin der Klinik St. Josef in St. Vith, und Silviu Braga, Präsident des Eifeler Hausärztekreises, waren per Video zugeschaltet.

Für Antoniadis sind u.a. folgende Maßnahmen besonders wichtig, „damit wir langsam wieder zum Alltag zurückkehren können“:

– Abstands- und Hygieneregeln einhalten;
– bei Begegnungen einen Mundschutz tragen;
– sich testen lassen, wenn man Symptome aufweist oder wenn dies einem empfohlen wird;
– das „Kontakt-Tracing“ mit möglichst vielen Teilnehmern.

Der englische Begriff „tracing“ bedeutet so viel wie „Rückverfolgung“ und beschreibt das Ermitteln von Kontaktpersonen mit einer ansteckenden Krankheit. Die Methode wurde bereits in der Vergangenheit weltweit erfolgreich angewendet, um Krankheiten wie Masern oder Meningitis einzudämmen.

Die Kurve der Neuinfektionen flach halten

„Eine Rückkehr zu einer Ausgangssperre soll somit verhindert werden. Die Kurve der Neuinfektionen kann durch erfolgreiche Kontaktrückverfolgung flach gehalten und das Gesundheitssystem weiterhin vor Überlastung geschützt werden“, erklärte Minister Antoniadis.

Minister Antonios Antoniadis (vorne) mit Ingrid Mertes, Direktorin der Klinik St. Josef in St. Vith, und Silviu Braga, Präsident des Eifeler Hausärztekreises, die per Video zugeschaltet waren. Foto: Gerd Comouth

Personen, die mit einem nachgewiesenen Coronavirus-Träger in Kontakt waren, werden telefonisch über die zu treffenden Präventiv- oder Früherkennungsmaßnahmen informiert. In der DG übernimmt die neugeschaffene Telefonzentrale des Ministeriums diese Aufgabe.

Wenn jemand mit einem bestätigten Testergebnis als infiziert gemeldet wird, können alle Personen, die mit der infizierten Person Kontakt hatten, informiert werden. Wenn die Kontaktpersonen sich dann rechtzeitig isolieren und in Behandlung begeben, kann die Verbreitung des Virus eingedämmt und damit eine zweite Ansteckungswelle verhindert werden.

„Verläuft der Test für die Kontaktperson negativ, werden deren Daten sofort gelöscht“, so Antoniadis, der darauf hinweist, dass niemand dazu verpflichtet werden kann, sich testen zu lassen. Wenn aber der Test positiv ist, ist die Kontaktperson verpflichtet, sich in Quarantäne zu begeben, weil sie nicht wissentlich andere Menschen anstecken darf.

„Das Kontakt-Tracing ist neben dem Mindestabstand, dem vermehrten Testen und dem Einhalten der Hygieneregeln ein wichtiger Baustein, um die Wirtschaft und das öffentliche Leben wieder hochfahren zu können“, so Minister Antoniadis.

In der DG werden rund 20 Mitarbeiter im Ministerium, sogenannte „Tracer“, beauftragt:

  • infizierte Personen anzurufen und nachzufragen, mit wem sie kürzlich in Kontakt waren;
  • die Personen anzurufen, die kürzlich Kontakt zu infizierten Personen hatten, und sie darum bitten, die notwendigen Maßnahmen zu treffen;
  • Personen aufzusuchen, die nicht auf Anrufe reagieren.

„Wichtige Form der Solidarität und des Bürgersinns“

Jeder Infizierte wird, nach positivem Test, darum gebeten, eine Liste mit Personen aufzustellen, mit denen er kürzlich in Kontakt war. Der Hausarzt informiert nach der Diagnose das Wissenschaftsinstitut Sciensano, welches die Daten an die „Kontakt-Tracing“-Zentrale der DG übermittelt. Diese setzt sich umgehend mit dem betroffenen Patienten in Verbindung.

Norbert Heukemes, Generalsekretär des Ministeriums der DG. Foto: Gerd Comouth

Die betreffende Person wird dann über die einzuhaltenden Quarantäne-Maßnahmen aufgeklärt und geht gemeinsam mit dem Ansprechpartner der „Kontakt-Tracing“-Zentrale die Liste der Kontaktpersonen durch.

Das Mitteilen von Daten dritter Personen geschieht auf freiwilliger Basis. Je mehr Bürger die Kontaktverfolgung unterstützen, desto besser lässt sich das Virus eindämmen, desto eher kann eine zweite Infektionswelle vermieden werden und desto schneller können wir in die Normalität zurück.

“Mitarbeit ist keine Pflicht, aber es ist eine wichtige Form der Solidarität und des Bürgersinns“, so Minister Antoniadis. Der Datenschutz und die Schweigepflicht hätten beim „Kontakt-Tracing“ oberste Priorität. Alle Daten würden streng vertraulich behandelt und ausschließlich für den Zweck der Kontaktrückverfolgung in Bezug auf eventuelle Corona-Infektionen genutzt.

Konkret bedeutet dies:

  • Nur die Corona-Kontakt-Tracing-Zentrale der Deutschsprachigen Gemeinschaft hat Zugriff auf die Liste der Kontakte;
  • Den Personen aus der Kontaktliste wird der Name des Infizierten nicht mitgeteilt. Er bleibt anonym;
  • Der Mitarbeiter, der die Person aus der Kontaktliste anruft, ist an das Berufsgeheimnis gebunden;
  • Nach dem offiziellen Ende der Corona-Krise werden die personenbezogenen Daten gelöscht.

Das „Kontakt-Tacing“ in Ostbelgien steht unter dem Motto: Gemeinsam bekommen wir Corona in den Griff. Ihre Bereitschaft zur Transparenz bereitet den gemeinsamen Weg zurück in die Normalität. (cre)

INFOS – Weitere Informationen zu der neuen Maßnahme und rund um die Corona-Krise in Ostbelgien finden Sie unter folgendem Link: www.ostbelgienlive.be/kontakttracing

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

27 Antworten auf “Corona-Kontakt-Tracing geht in der DG an den Start – Antoniadis: „Alle Daten streng vertraulich behandelt“”

  1. Ostbelgien Direkt

    ZUSATZ – „Verläuft der Test für die Kontaktperson negativ, werden deren Daten sofort gelöscht“, so Antoniadis, der darauf hinweist, dass niemand dazu verpflichtet werden kann, sich testen zu lassen. Wenn aber der Test positiv ist, ist die Kontaktperson verpflichtet, sich in Quarantäne zu begeben, weil sie nicht wissentlich andere Menschen anstecken darf.

    • Walter Keutgen

      „Der Hausarzt informiert nach der Diagnose das Wissenschaftsinstitut Sciensano, welches die Daten an die „Kontakt-Tracing“-Zentrale der DG übermittelt.“ Und, was tut Sciensano darin, löscht es auch die Daten?

  2. Heute sind die Daten streng Vertraulich. Morgen werden Sie ausnahmsweise um ein Verbrechen aufzuklären benutzt. Übermorgen ist es Alltag. Das für eine Krankheit, in welcher Ihre Zahlen die reinste Verschwörungstheorie sind? Sie und Ihre Kollegen sind Demokratiefeinde. Ciao Bella Ciao, ciao, ciao.

  3. Leonidas2020

    Meine neues Motto: „Ela na mou kanis emvolio – Έλα να μου κάνεις εμβόλιο.“ KOMMT, IMPF MICH!
    In Anlehnung an König Leonidas‘ (nicht der Pralinen-Hengst) „Molon labe! Kommt holt sie euch“, als der Perser Xerxes die Spartaner auffoderte ihre Waffen abzugeben.

  4. Die Wahrheit

    Könnt ihr Leute aus Politik und Presse bitte den deutschen Wortschatz gebrauchen. Die ältere Generation, die es meistens betrifft, versteht doch nichts. Immer dieser englische Kramm.

  5. Marcel Scholzen Eimerscheid

    Angenommen Person X wird positiv getestet. Und diese würde brav eine Liste mit allen Kontaktpersonen erstellen. Und diese neue Telefonzentrale würde alle betreffenden Kontaktpersonen benachrichtigen. Was wäre dann ? Ganz einfach, gar nichts. Der Anruf wäre zu spät, weil die Infektion irgendwann in der Vergangenheit stattgefunden hat und alle Kontaktpersonen ihrerseits schon Kontakt zu anderen Personen hätten. (=ist eine endlos lange Kette von Personen). Diese Telefonzentrale ist einfach Geldverschwendung. Es wäre besser die gefährdeten Personenkreise zu schützen und die Bevölkerung an die Einhaltung der Regeln zu erinnern. Bei der Corona Krise ist Eigenverantwortung und Selbstdisziplin gefragt, und nicht Aktionismus von Staat und Behörden. Man sieht hier wieder die typisch belgische Vorgehensweise. Bei einem Problem wird eine Institution geschaffen, der Hauptaufgabe nicht die Behebung eines Problems ist, sondern die Schaffung von „schönen Pöstchen“ und deren Daseinsberechtigung.

    Und angenommen, man wird von dieser Telefonzentrale angerufen. Die nennen ja keinen Namen. Dann fängt man an zu überlegen, wer denn wohl gemeint ist. Man beginnt Personen des eigenen Umfeldes (Familie, Freunde, Arbeitskollegen, etc) zu verdächtigen. Misstrauen wird geweckt und Vertrauen, die Basis der westlichen Gesellschaftsordnung, wird zerstört.

    Schlussfolgerung : dieses Kontakt Tracing bringt mehr Schaden als Nutzen und ist deshalb abzulehnen.

    • @Marcel Scholzen Eimerscheid: Genau das wird aber bezweckt. Man will Misstrauen und Spaltung der Gesellschaft erreichen.
      Es ist kontraproduktiv und wird auf biegen und brechen durchgesetzt und man hat keine Wahl!

      Was machen die mit den Menschen die kein Smartphone haben?
      Was machen die mit den Menschen die die Namen der Personen nicht rausrücken?
      Was machen die mit den Menschen die bewusst falsche Namen nennen?

      Die können aber jetzt durch die Aktion, auch willkürlich Menschen in Quarantäne schicken, einfach so auf angeblichen Verdacht, weil sie ja keinen Namen nennen.
      Ich finde das ist eine Sauerei ohne Gleichen!

      Dann ist das Video mit dem 1km Leine vom Staat nicht so verkehrt und aktueller den je:
      https://vimeo.com/405558413

  6. Was in D abgeht ist krank, wenn es so stimmt, wie heute gehört.
    Wenn jemand jetzt dort zum Friseur geht, muss er Namen, Adresse + Telefonnr. hinterlassen, sonst wird Termin abgelehnt.
    Wenn jemand für nächste Woche einen Tisch im Café/Restaurant haben will, muss er Namen, Adresse + Telefonnr. hinterlassen, sonst bekommt man keinen Tisch.

    In Lux anscheinend wird jetzt angeblich bei der Zustellung von Einschreiben eine Identitätskarte verlangt oder Pass und die Nr. wird notiert.

    Weiss einer was dazu? Stimmt es so?

    • Ja klar, Walter Keutgen, bis Dato war aber immer eine Unterschrift genug, schließlich kennt man den Briefträger. Jetzt müssen die angeblich die Passnummer ins System eingeben….
      Und die Cafés leiten die Daten weiter an den Staat!! So wird man ganz genau wissen wer wo gewesen ist, bald auch noch was er verzehrt hat und wie lange er wo war!!!

  7. Marcel Scholzen eimerscheid

    Bürgersinn und Solidarität bestehen nicht darin, andere Menschen auf eine Liste zu setzen und zu denunzieren. In der Vergangenheit wurden immer irgendwelche Listen mit Namen angefertigt. Mit Namen von angeblichen Sündern, politisch Andersdenkenden, etc. Obwohl die Betroffenen nichts getan hatten, bekamen sie Probleme mit den Behörden.

    Bürgersinn und Solidarität bestehen daraus, sich gegenseitig zu helfen und sich in Selbstdisziplin und Eigenverantwortung zu üben.

    Dieses Projekt ist in Wirklichkeit ein Zeichen der Hilflosigkeit, weil es keine Problemlösung ist. Es ist pure Illusion. Ein Wolf im Schafspelz.

  8. „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“. Die wohl bekannteste Lüge nach WWII. Heute freiwillig, morgen per App und übermorgen eine Fußfessel? Mir mach die Politik mehr Angst als das Virus!

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