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Ben Despineux: Ostbelgiens Mann in London

Tischtennisspieler Ben Despineux.

Der Eupener Tischtennisspieler Ben Despineux ist bei den Paralympics, die vom 29. August bis zum 9. September in London stattfinden, mit von der Partie. Der Vorzeigeakteur des TTC Raeren tritt sowohl im Einzel- als auch im Teamwettbewerb an.

Wenige Tage vor seiner Abreise nach London unterhielt sich „Ostbelgien Direkt“ (OD) mit dem 26-Jährigen über seine sportliche Laufbahn und seine Erwartungen im Hinblick auf die Olympiade für Behindertensportler.

Ben Despineux kam mit zwei verkürzten Unterarmen zur Welt. In seiner Kategorie ist der Eupener Tischtennisspieler derzeit die Nummer 10 der Weltrangliste. In London ist der Gewinn einer Medaille nicht die Zielsetzung, aber keine Utopie.

Im Eupener Wetzlarbad fing alles an

OD: Wann spielten Sie zum ersten Mal an der Platte?

Despineux: Ich habe mit 15 Jahren angefangen. Vorher hatte ich Fußball gespielt, aber das ging körperlich einfach nicht mehr. Nichts tun, wollte ich auch nicht, da bin ich einfach nicht der Typ für. Ich habe mit Kumpels im Eupener Wetzlarbad ab und an gespielt, und es hat mir gefallen. Natürlich hatte ich am Anfang keine Chance wegen meiner Behinderung, aber als ich dann regelmäßig trainierte, hat sich das Blatt gewendet.

OD: Passiert es Ihnen im Alltag oft, dass Sie schräg von der Seite angeguckt werden?

Despineux: Kinder und Jugendliche reagieren anders auf mich als Erwachsene. Natürlich sehen die Leute hin, weil ich anders bin, aber jeder Mensch ist anders als der andere, damit muss man leben können. Die Behinderung beeinflusst mich vielleicht körperlich, ändert aber nicht mich als Menschen.

Mehr Olympionike als Behinderter

OD: Hat der Sport etwas an der Art, wie Menschen Ihnen begegnen, geändert?

Despineux: Anfangs war es auch beim Tischtennis so, dass die Leute mich angeguckt haben und sich gefragt haben, ob ich in der regulären Liga spielen kann. Aber mit der Zeit sind die Zweifel gewichen und ich habe eine gewisse Bewunderung gespürt. Das tut natürlich gut und gibt einem Kraft, weiter an sich zu arbeiten. Seitdem meine Nominierung feststeht, habe ich das Gefühl, dass man in mir mehr und mehr einen Olympioniken sieht und weniger einen behinderten Menschen.

OD: Was haben Sie sich für London vorgenommen?

Despineux: Auch wenn es blöd klingt, aber ich will mein Bestes geben. Denn das ist das Einzige, was ich steuern kann. Wie stark der Gegner ist und gegen wen ich wann spielen muss, das habe ich nicht in der Hand. Ich muss mich auf mich konzentrieren und versuchen, so gut zu spielen, wie ich kann. Ob das klappt, ist eine andere Frage.

„Theoretisch kann ich jeden schlagen“

OD: Schwebt die Idee, eine Medaille zu gewinnen, trotzdem im Hinterkopf?

Despineux: Mit der Mannschaft haben wir vielleicht eine Medaillenchance. Ich würde aber nicht sagen, dass wir ein Medaillenfavorit sind. Im Einzelwettbewerb habe ich mir vorgenommen, mindestens eines meiner Vorrundenspiele zu gewinnen. Ich weiß, dass ich theoretisch jeden schlagen kann, aber da kommt es oft auf Kleinigkeiten an, die zwischen Finalteilnahme und Vorrundenaus entscheiden.

OD: Gibt es denn schon weitere Pläne für die Zeit nach London 2012?

Despineux: Ja, die gibt es. Ich werde der einzige ostbelgische Sportler sein, der in meiner Disziplin einen Profivertrag bekommt. Zudem stehen bald auch wieder EM und WM an. Ausruhen kann ich mich also nicht. Außerdem bin ich ständig auf der Suche nach Sponsoren, die mich unterstützen. Es ist zwar doof, von Geldgebern abhängig zu sein, aber so ist das im Sport. Olympia wird mir die Suche vielleicht etwas erleichtern.

Das Interview führte JANNIS MATTAR

 

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