AKTUALISIERT – Der erste Band von Bruno Kartheusers Buch „Baltes von Schlommefurth“ beschrieb die erste Lebenshälfte des 1877 in Recht geborenen Baltasar Kartheuser, Großvater des Autors. Er war Industriearbeiter in Lüttich, dann mit anderen Rechtern in Swansea (Wales, England). Er war preußischer Soldat im ersten Weltkrieg in Frankreich. 1920 heiratete er die Tochter des Müllers von Schlommefurth (bei Rodt). Jetzt ist der zweite Band dieser Biografie in der Edition Krautgarten erschienen.
1920 beginnt das gemeinsame Leben der verschwägerten Familien Rose und Kartheuser in Schlommefurth. Gabriel Rose ist Sägemüller und erweitert den Betrieb. Baltes ist Landwirt, Tagelöhner und Holzarbeiter.
Von 1921 bis 1926 werden sieben Kinder geboren. Gabriel stirbt 1937, seine Schwester Regina (Jëng, meine Oma) 1940. Battis ist eine kurze Zeit Knecht in Beauloup bei La Gleize. 1942 wird er zum Arbeitsdienst eingezogen und wird dann Soldat in Russland. Er fällt am 2. Januar 1943 am Ilmensee (bei Demjansk).

Dieses Foto entstand bei der Vorstellung des zweiten Bandes von „Baltes von Schlommefurth“: Autor Bruno Kartheuser mit seiner Kölner Kusine Ursula Kartheuser, links Sabine Kohn (Recht, Kassiererin). Hinten Mathias Dei, der jetzige Eigentümer von Schlommefurth, Klaus-Dieter Klauser, Ehrenvorsitzender des Geschichtsvereins ZVS. Foto Hugo Lampertz
Von den drei Rose-Jungen fällt Koosta, der Älteste, in Russland. Kräng ist Gefangener in Amerika, Jupp in Frankreich (er kommt 1946 heim). Die Sägerei wird wieder in Betrieb genommen (ohne Stromanschluss!). Toria bringt ihren Sohn Otto im Juli 1945 zur Welt.
Im Dezember 1947 wird Bruno geboren. Toria bleibt ledige Mutter und widmet sich ganz ihren Söhnen und der Arbeit in der Landwirtschaft. Therese lebt ab 1947 mit ihrem Mann in dessen Dorf Vien (bei Anthisnes im Condroz). Rini (Regina) heiratet 1957 und zieht nach St. Vith. Baltes bleibt in der Arbeit bis zum 83. Lebensjahr. Dann folgt nach einem dreimonatigen Aufenthalt im Krankenhaus seine Rückkehr nach Hause, wo er am 7. Mai 1962 stirbt.
Wie im ersten Band schildert die Untersuchung über die Personen der beiden Familien hinaus deren Umfeld, zahlreiche Einzelschicksale und ihre Lebensbewältigung, das Ganze zu einer komplexen, vielgestaltigen Welt verwoben. Es ist ein Doppelportrait (von zwei Familien), bei dem die Menschen eine letztendlich beglückende Einheit mit dem Ort zwischen den Dörfern herstellen. Hier in Baltes’ Welt herrschte neben der Armut und den Schicksalsschlägen auch ein großzügig bemessenes Wohlbefinden. GERD HAVENITH
Auch zu dem zweiten Band „Baltes von Schlommerfurth“ muss man Bruno Kartheuser gratulieren, denn er zeichnet ein authentisches Lebensbild, das weit über das Dörfchen hinausgeht.
Der nimmermüde Literat aus dem Süden bringt eine spannende Fortsetzung. So ist und bleibt Bruno Kartheuser ein wichtiger Eckstein im ostbelgischen Kulturleben.
Ja, dem „Nimmermüden“: Nicht nur der „Süden, auch der „Norden“ darf dankbar sein, einen solchen Schriftsteller unter uns zu wissen. Wer seine Vergangenheit nicht vergisst, verrät auch nicht die Zukunft!
Ich wünsche dem Herrn Bruno Kartheuser viel Erfolg mit seinem Buch und dass Herr Zians keinen Grund zum Klagen findet.
….und der Herr Paasch sen. auch nicht!
Ein Genuss, wie es dem Schriftsteller B K gelingt schlichten Beschreibungen eine Tiefe zu geben: „Die Familie Schür in der kleinen Mühle“, „Toria und ihre beiden Söhne“, „Baltes Verabschiedung“, „ein Tod“. „Baltes hatte mir (dem Enkel) vor seinem Tod in seiner Brieftasche ein Fach gezeigt, in dem Geld steckte. Für mein Begräbnis, sagte er mir“. (in Band II S. 101)
BK beschreibt wie aus der Verarbeitung der Trauer Kraft und Struktur entsteht und der Sterbende Haltung und Zuversicht hat und sich selbst entscheidet sich ergebend, so das war es. B K sagt der Tod war kein tragisches Empfinden, sondern …in einem tiefen Einvernehmen mit ihm.. und …wortlose Gemeinsamkeit.
BK erinnert an den schlichten anregenden für den Leser teilnehmenden Schreibstil von Heinrich Böll und, ich meine, noch darüber hinaus.
Zu Erwin Haep: Das Werk hat tatsächlich Tiefe und dürfte deshalb viele Ostbelgier begeistern.
Seit 2017 kann Ostbelgien ohne „Krautgarten“ leben, ist aber dadurch kulturell zweifellos ärmer geworden. Das haben wir Literaturliebhaber der „Weitsicht“ unserer Kulturministerin zu verdanken…
Genau. Die Kulturministerin traf eine sehr tragische Entscheidung.
Das einzige, was noch bleibt, ist die „edition krautgarten“.
Super. Auch den 2. Band werde ich kaufen, denn Bruno Kartheuser kann sehr gut schreiben.