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Schwer kranker Junge Alfie stirbt in Liverpool: Sein Fall beschäftigte Gerichte und den Papst

23.04.2018, Großbritannien, Liverpool: Die von Alfies Army Official zur Verfügung gestellte Aufnahme zeigt den schwer kranken britischen Jungen Alfie Evans in den Armen seiner Mutter Kate James. Alfie ist in der Nacht zum 28.04.2018 im Kinderkrankenhaus in Liverpool gestorben. Foto: Alfies Army Official/PA/dpa

Sein Schicksal bewegte Menschen weit über Großbritannien hinaus: Alfie wurde nur 23 Monate alt. Der Umgang mit seiner tödlichen Krankheit trieb einen Keil zwischen Eltern und Ärzten.

Der schwer kranke britische Junge Alfie ist in der Nacht zum Samstag im Kinderkrankenhaus in Liverpool gestorben. Das knapp zwei Jahre alte Kind erlag nach Angaben seiner Eltern um 3.30 Uhr (MESZ) seiner neurologischen Erkrankung.

“Unserem kleinen Jungen sind Flügel gewachsen“, schrieben sie auf Facebook. „Wir danken allen für ihre Unterstützung.“

28.04.2018, Großbritannien, Liverpool: Zwei Menschen umarmen sich vor dem Alder Hey Kinderkrankenhaus, in dem der kranke britische Junge Alfie in der Nacht zu Samstag gestorben ist. Foto: Peter Byrne/PA Wire/dpa

Zwischen Ärzten und Eltern hatte es zuvor einen erbitterten Streit um das Schicksal des Jungen gegeben. Der Fall beschäftigte mehrere Gerichte und sogar den Papst.

Das Kinderkrankenhaus Alder Hey kondolierte auf seiner Website Alfies Familie: „Unsere Gedanken sind mit ihnen.“ Die Eltern durchlebten eine extrem schmerzliche Zeit. Die Privatsphäre der Familie, aber auch die der Mitarbeiter des Krankenhauses müsse gewahrt werden.

Mediziner konnten Alfies neurologische Erkrankung nicht eindeutig diagnostizieren. Fast sein ganzes Gehirn war den Ärzten zufolge geschädigt. Er konnte sich demnach nicht bewegen, sprechen und hören.

Die britischen Ärzte hielten lebenserhaltende Maßnahmen für sinnlos und stellten sie am vergangenen Montag ein. Zur Überraschung der Mediziner atmete der Junge von allein weiter, wie sein Vater sagte.

Alfie sollte so lange wie möglich leben

Die Eltern wollten, dass Alfie so lange wie möglich lebt. Viele Demonstranten unterstützen das Anliegen des jungen Paares, einige bedrohten sogar das Klinikpersonal. Die Polizei musste das Gebäude schützen. Im Internet wurden Spenden gesammelt.

27.04.2018, Polen, Krakau: Spielzeug und Kerzen, mit Wünschen für den kranken britischen Jungen Alfie, liegen vor der britischen Botschaft. Alfie ist in der Nacht zum Samstag im Alder Hey Kinderkrankenhaus gestorben. Foto: Omar Marques/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa

Kurz vor Alfies Tod zeigten sich die Eltern etwas versöhnlicher und wollten mit den Ärzten zusammenarbeiten, wie sie Donnerstagabend ankündigten.

Sogar der Papst hatte sich für Alfie eingesetzt. Die italienische Regierung setzte alle Hebel in Bewegung, um den Jungen ins vatikanische Kinderkrankenhaus Bambino Gesù zu bringen. Dies wurde von einem britischen Gericht allerdings untersagt.

Alfies Vater hatte auch die Hoffnung geäußert, dass sein Sohn zumindest zu Hause gepflegt werden könnte. Das Krankenhaus zeigte sich aber skeptisch.

Der deutsche Experte Nikolaus Haas hatte vor dem Tod des Jungen scharfe Kritik am Umgang mit dem Fall in Großbritannien geübt. In Deutschland wäre Alfie „selbstverständlich auf Wunsch der Eltern weiterbehandelt worden“, sagte der Professor für Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin vom Universitätsklinikum München der Deutschen Presse-Agentur.

24.04.2018, Großbritannien, Liverpool: Tom Evans, der Vater des todkranken britischen Junge Alfie Evans, spricht mit den Medien vor dem Kinderkrankenhaus Alder Hey. Alfie ist in der Nacht zum 28.04.2018 im Kinderkrankenhaus in Liverpool gestorben. Foto: Peter Byrne/PA Wire/dpa

Haas hatte im Auftrag eines britischen Gerichts ein Gutachten erstellt und eine Verlegung des Jungen in ein Krankenhaus in Deutschland, Italien oder nach Hause befürwortet.

Der Professor vermutet hinter der harten Haltung der britischen Mediziner auch die Furcht vor Kosten für das nationale Gesundheitssystem NHS durch ähnliche Fälle – und Arroganz. In Großbritannien herrsche eine Kultur, in der Entscheidungen von Ärzten und dem Gesundheitssystem schwer infrage gestellt werden könnten. Eine Heilung des Jungen hielt aber auch Haas für ausgeschlossen.

Der Fall von Alfie erinnert an den von Charlie Gard. Charlie, der einen extrem seltenen Gendefekt hatte, starb im vergangenen Sommer nach monatelangem juristischen Tauziehen in einem Hospiz. Er wurde nur elf Monate alt.

Dem Wunsch der Eltern, ihn für eine experimentelle Behandlung in die USA auszufliegen, hatten britische Gerichte bis zuletzt nicht entsprochen. Auch damals hatte sich der Papst eingeschaltet – und auch US-Präsident Donald Trump. (dpa)

Eine Antwort auf “Schwer kranker Junge Alfie stirbt in Liverpool: Sein Fall beschäftigte Gerichte und den Papst”

  1. Alfons Van Compernolle

    Ich denke, dass dieser Ausgang / Ende nur ein „Gutes“ hat, dieses liebenswerte Kind, hat seine Ruhe gefunden und muss nicht mehr Leiden! Fuer die Eltern, mein Beileid und Mitgefuehl.
    Fuer die englischen Aerzte, die diesen kleinen Menschen behandelt haben und aus welchen Gruenden auch immer, eine weitere Behandlung im Vatican, verhindern wollten / haben, meine Verachtung !
    Der englischen Justiz haette es gut angestanden, wenn sie einer Weiterbehandlung , wenn auch nach allen medizinischen Erkenntnissen, womoeglich erfolglos, zugestanden haetten.
    Der womoegliche Leidensweg, dieses kleinen Menschen hat nun sein Ende gefunden und ich hoffe sehr, dass auch die Eltern nunmehr ihre Ruhe und irgend wann ihren Seelenfrieden zurueck erlangen werden!

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