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Albert Frère, der reichste Mann Belgiens, ist tot

Mächtig und reich: Baron Albert Frère bei einem Meeting der Groupe Bruxeles Lambert (GBL) am 23.April 2013. Foto: Belga

Der belgische Unternehmer Albert Frère ist tot. Er starb im Alter von 92 Jahren. Das gab die Gruppe Brüssel Lambert mit. Frère galt als der reichste Belgier. Seine Geschäfte waren nicht selten sogar von nationaler und internationaler Tragweite.

Der aus der Gegend von Charleroi stammende Albert Frère, geboren  in Fontaine-l’Evêque, war der wichtigste und mächtigste Unternehmer in der belgischen Nachkriegszeit. Er war auch der reichste Belgier.

In der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt wurde Albert Frère als der reichste Mann Belgiens geführt (Platz 281 in der Weltrangliste). Sein Vermögen wird in diesem Jahr auf 5,8 Milliarden Dollar geschätzt. Frère ist der einzige Belgier, der in der Liste der reichsten Menschen der Welt aufgeführt wird.

1994 wurde Frère von König Albert II. von Belgien geadelt und zum Baron erhoben. Sein Begräbnis soll im engsten Familienkreis stattfinden.

Lauter lukrative Geschäfte

Als Sohn eines kleinen Unternehmers, der Nägel und Ketten herstellte, stieg Frère gleich nach der Schule in den Betrieb ein. Aus dem Unternehmen wurde das Handelshaus Frère-Bourgeois, und der junge Frère wandelte sich im Alter von 30 Jahren zum Stahlindustriellen. Er erwarb eine Beteiligung an den Walzwerken des Ruau, später an den Schmieden von Thy-Marcinelle-Monceau und Hainaut-Sambre. Ende der 1970er Jahre kontrollierte er praktisch das gesamte Eisenhütten-Becken von Charleroi.

Der Geschäftsmann Akbert Frère im Oktober 2014. Foto: Belga

Als einer der Ersten erkannte er die heraufziehende Stahlkrise und verkaufte Ende der 1970er Jahre seine Stahlunternehmen an den belgischen Staat. Ein lukratives Geschäft.

Mit dem freiwerdenden Kapital gründete er gemeinsam mit dem kanadischen Geschäftsmann Paul Desmarais die Schweizer Pargesa Holding SA. Im Jahr 1982 übernahm Pargesa die belgische Holding Groupe Bruxelles Lambert (GBL). Dadurch kontrollierte er die Banque Bruxelles Lambert (BBL) und beteiligte sich am Medienkonzern CLT (Compagnie Luxembourgeoise de Télévision), dem die Mehrheit am Fernsehbetreiber RTL Group gehörte.

Auch am belgischen Versicherungsunternehmen Royale Belge und dem belgischen Mineralölkonzern Petrofina war Frère beteiligt. 1986 erwarb er die Éditions Dupuis und revitalisierte das Verlagshaus durch die Edition von Comics zum erstrangigen Verlag im französischen Sprachraum.

Verkäufe an ING, Bertelsmann, AXA, Suez…

Mit dem Verkauf von BBL an die niederländische ING Groep, dem Verkauf der Mehrheit der RTL Group an die Bertelsmann AG, der Royale Belge an die französische AXA und des belgischen Energieversorgungsunternehmens Tractebel an den Suez-Konzern gelang es Frère regelmäßig, seine Beteiligung an einem nationalen Unternehmen gegen eine Beteiligung an einem starken multinationalen Unternehmen zu tauschen.

Im Jahr 2005 war er über seine Holding-Gesellschaft zu 25,1 Prozent bei Bertelsmann beteiligt, zu 3,6 Prozent beim Mineralölkonzern Total, zu 7,2 Prozent beim französisch-belgischen Versorger Suez und zu 26,4 Prozent bei dem Pariser Rohstoffkonzern Imérys. Die Beteiligung an Bertelsmann wurde zum 1. Juli 2006 wieder zurückverkauft, womit Bertelsmann wieder vollständig der Familie Mohn und einer Stiftung gehört. (cre/wikipedia)

6 Antworten auf “Albert Frère, der reichste Mann Belgiens, ist tot”

  1. Weitsichtiger Mensch

    Ein Mann mit grossen und gutem Geschäftssinn. Auch er muss trotzdem unsere Erde verlassen! Das einzige Gerechte, für und gegenüber jedem Menschen. Seine Familie und Nachkommen werden es ihm ganz sicher danken!

  2. Kontrovers

    Man lese und staune: „Als einer der Ersten erkannte er die heraufziehende Stahlkrise und verkaufte Ende der 1970er Jahre seine Stahlunternehmen an den belgischen Staat“ – da sagt der Steuerzahler doch „Vielen Dank, Herr Frère !“
    Aber in diesem unserem absurden Land wird man dafür auch noch geadelt.
    Er hat vor allen Dingen, die belgische Wirtschaft ans Ausland verkauft.
    Unsere Energieabhängigkeit von Frankreich ist nur ein Beispiel dafür.

  3. Walter Keutgen

    Kontrovers, so was nennt man Profite privatisieren und Verluste sozialisieren. Mein Erdkundelehrer hatte das Stahlindustrieproblem schon in den Sechzigern erkannt. Wer so was in der Wirtschaftsabteilung der Rechtsfakultät sagte oder schrieb, fügte sich Schaden an der Laufbahn zu. Die Lütticher haben für die Rettung ihrer Stahlindustrie in der zweiten Hälfte der Siebziger sogar einen 24-stündigen Generalstreik mit Verbot, auf die Straße zu gehen (Liège, ville morte), angezettelt. Das hat wohl den belgischen Politikern Angst eingeflößt.

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