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Ablenkung wird im Straßenverkehr ein immer größeres Unfallrisiko – für Autofahrer und Fußgänger

Gegen einen Mast zu laufen, weil man die Blicke nur aufs Smartphone gerichtet hatte, ist noch ein relativ geringes Risiko im Straßenverkehr. Foto: Shutterstock

Mit lauter Lieblingsmusik zur Arbeit radeln, SMS auf dem Weg zu Fuß beantworten oder bei der Autofahrt die Familie anrufen: Unsere Handys mögen uns in vielen Situationen helfen und gute Laune machen – sie sind aber auch ein unterschätztes Risiko im Straßenverkehr.

Nachfolgend einige Dinge, die man zum Thema „Risiko durch Ablenkung“ wissen sollte:

Ablenkung ist eine der größten Ursachen von Unfällen: Ablenkung am Steuer wird als Unfallrisiko chronisch unterschätzt. Internationale Studien zeigten, dass mehr als die Hälfte der Unfälle damit in Zusammenhang stehen.

Handytippen ist so gefährlich wie betrunken zu fahren: Besonders gefährlich sind die digitalen Helfer am Steuer. Elektronische Geräte wie Navigationssysteme oder Handys während der Fahrt bedienen, ist das Gefährlichste, was man am Steuer machen kann. Das Risiko, einen Unfall zu bauen, steigt um das Vierfache. Eine Nachricht beim Fahren zu tippen, ist so gefährlich wie mit 0,8 bis 1,0 Promille Alkohol zu fahren.

Eine Hand am Smartphone, die andere am Lenkrad des Fahrzeuges (gestelles Foto). Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Der Grund: Man fährt beim Blick aufs Handy im sogenannten Blindflug. Bei Stadtfahrten mit Tempo 50 bedeutet eine Sekunde auf das Handy gucken schon 14 Meter Weg blind zurücklegen. Außerorts mit Tempo 130 sind es 36 Meter – jede Sekunde. Gefahren werden später oder zu spät erkannt, die Reaktion ist verzögert.

Autofahrer sind keine Kinderbetreuer: Nicht nur das Mobiltelefon ist ein unterschätzter Ablenker. Lkw-Fahrer etwa lesen Zeitung, kochen Kaffee oder gucken Filme, während sie auf den Fernstraßen unterwegs sind. Doch während dieses Risiko auf der Hand liegt, werden andere Gefahren vergessen. Eltern wollen, dass ihre Kinder in Sicherheit sind – aber auch, dass sie auf der Fahrt nicht unzufrieden mitfahren. Fällt der Teddy oder der Nuckel in den Fußraum oder rufen sie nach Essen oder Trinken, sollten Eltern darauf verzichten, bei laufender Fahrt vom Fahrersitz einzugreifen.

Nicht nur am Steuer ist Ablenkung gefährlich: Man nennt sie „Smombies“: Menschen, die scheinbar mit ihrem Smartphone verwachsen mit gesenktem Blick durch Innenstädte und U-Bahnhöfe laufen oder sich mit lauter Musik über Kopfhörer beschallen. Immer wieder gibt es betrübliche und dramatische Vorgänge, wo Menschen mit Musik in den Ohren und Blick aufs Handy vor die Straßenbahn laufen.

Informationskampagnen in Belgien und Deutschland

In Belgien hat das Institut für Verkehrssicherheit Vias schon mehrere Kampagnen zum Thema „Ablenkung im Straßenverkehr“ gestartet. Der Gebrauch eines Smartphones am Steuer während der Fahrt wurde ebenso in Spots thematisiert wie die Unaufmerksamkeit von Fußgängern, die zum Beispiel beim Überqueren einer Straße oder eines Straßenbahngleises ein herannahendes Auto oder eine Tram nicht sehen, weil ihr Blick auf das Display des Smartphones gerichtet ist. Einige Spots werden bewusst als Schockmittel eingesetzt.

Wenn sich Kinder hinten im Auto streiten, sollte der Fahrer anhalten, statt zu versuchen, während der Fahrt den Streit zu schlichten. Foto: Shutterstock

Im Jahr 2013 wurden in Belgien die Bußgelder in der Kategorie 2, wozu auch das Telefonieren am Steuer gehört, auf 110 Euro erhöht.

Mit einem bundesweiten Aktionstag an diesem Donnerstag (20.9.) wollen in Deutschland die Innenminister der Länder auf die Risiken von Handys und weiteren Ablenkungen aufmerksam machen: mit Kontrollen, aber auch Infoständen, Parcours und Fahrsimulatoren. 11.000 Polizisten sind dafür am Donnerstag ab 6.00 Uhr morgens im Einsatz.

Liz Marks ist eine junge Frau aus dem US-Bundesstaat Maryland. Die Narben in ihrem Gesicht zeugen von einem schweren Unfall, den sie vor einigen Jahren hatte, weil sie während der Autofahrt am Steuer eine SMS lesen wollte, die sie von ihrer Mutter erhalten hatte.

So kam es zu dem Unfall, den Liz Marks zwar überlebte, der jedoch ihr Gesicht entstellte. Und nicht nur das. „Ich bin auf einem Auge blind. Ich kann nicht mehr riechen, nicht mehr richtig hören. Ich bin nicht mehr in der Lage zu heulen, weil mein Körper keine Tränen produzieren kann. Und ich kann nicht mehr ohne Medikamente einschlafen“, wurde die junge Frau in Medien zitiert.

Inzwischen setzt sich Liz Marks dafür ein, dass Autofahrer ihr Handy vom Steuer fernhalten. Ihr Facebook-Aufruf „NICHT TIPPEN UND FAHREN!“ erreichte Tausende im Netz, ebenso ein Video auf YouTube. Ihr Motto: „Wenn ihr eine Nachricht auf euer Handy bekommt, lest sie nicht, wenn ihr am Steuer seid! Sie ist es nicht wert!“ (dpa/cre)

Eine Antwort auf “Ablenkung wird im Straßenverkehr ein immer größeres Unfallrisiko – für Autofahrer und Fußgänger”

  1. Alfons van Compernolle

    Es sind ja nicht nur die Autofahrer, die da waehrend der Fahrt ihre SMS beantworten und somit im Strassenverkehr eine Gefahr bedeuten, sondern auch die Fussgaenger & Fahrradfahrer, diese ihre Augen anstatt auf den Verkehr zu richten, kontinuierlich auf ihr Smart-Phone gerichtet haben.
    Und selbst die zwischenmenschliche Kommunikation, welche frueher eine persoenliche Note hatte, wird heute meistens ueber eben dieses Smart-Phone abgewickelt.
    Die Frage ist ob die heutige Generation ueberhaupt noch in der Lage ist zwischenmenschliche Kontakte ohne Ihr Smart-Phone zu fuehren ???? Ich habe da so meine Zweifel!
    Jeder Zeit und ueberall erreichbar zu sein , sein zu muessen, ist eine Sucht , eine Krankheit , die der persoenlichen zwischenmenschlichen Bindung und dem Miteinander bestimmt nicht foerderlich ist!

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