Politik

Flamen-Chef Bourgeois in Eupen – Paasch: „Die DG kann viel von Flandern lernen“

Die beiden Ministerpräsidenten Geert Bourgeois (links) und Oliver Paasch bei einer Pressekonferenz in Eupen im Herbst 2014. Foto: OD

Der flämische Ministerpräsident Geert Bourgeois (N-VA) stattete am Dienstag in Eupen seinem Amtskollegen Oliver Paasch (ProDG) einen Besuch ab. „Die DG kann viel von Flandern lernen“, brachte Paasch bei der anschließenden Pressekonferenz die wichtigste Erkenntnis aus seiner Sicht auf den Punkt.

Nach einem Vieraugengespräch mit DG-Ministerpräsident Oliver Paasch tauschte sich der flämische Regierungschef im Rahmen einer Arbeitssitzung mit der Regierung der DG über diverse Kooperationsfelder aus.

Man habe „nicht im luftleeren Raum“ miteinander diskutiert, sagte Oliver Paasch, es habe „keine hohlen Worte“ gegeben. Vielmehr habe man sehr intensiv erörtert, wo die Beziehungen zwischen Flandern und der DG intensiviert werden können.

Förderung des Niederländischen an DG-Schulen

Lernen kann die DG von Flandern auf vielen Ebenen, so Paasch, etwa bei der Dienstrechtsreform, im Tourismus, bei der Reform des Sekundarschulwesens, bei der Lehrerausbildung, der Angleichung der Diplome und natürlich bei der Förderung der Mehrsprachigkeit, wird doch das Erlernen des Niederländischen nach allgemeinem Dafürhalten an den Schulen der DG zumindest im Vergleich zum Französischen stark vernachlässigt.

Flanderns Ministerpräsident Geert Bourgeois (Bildmitte) beim Interview mit BRF-Chefredakteur Rudi Schroeder (rechts) im Hof des Regierungssitzes in Gospert 42. Foto: OD

Flanderns Ministerpräsident Geert Bourgeois (Bildmitte) beim Interview mit BRF-Chefredakteur Rudi Schroeder (rechts) im Hof des Regierungssitzes in Gospert 42. Foto: OD

Eine engere Zusammenarbeit würde auch bei der Umsetzung der 6. Staatsreform helfen, sagte Paasch, der seinem Amtskollegen Bourgeois vorschlug, künftig gemeinsame Regierungssitzungen abzuhalten, so wie es sie bereits zwischen der DG und der Wallonischen Region bzw. dem Großherzogtum Luxemburg gebe.

Bourgeois sprach diesbezüglich von einer „guten Idee“, wollte aber nicht sofort Ja oder Nein zu Paaschs Vorschlag sagen, weil er sich darüber noch mit seinen Kollegen aus der flämischen Regierung austauschen müsse.

Paasch schlug Bourgeois ebenfalls vor, dass sich die DG darum bemüht, im Bereich der Außenbeziehungen über ihre Vertretung in Berlin für Flandern einen Mehrwert zu schaffen.

Nach 1985 und 2001 neues Abkommen?

Flamen-Chef Geert Bourgeois erinnerte seinerseits daran, dass die Beziehungen zwischen Flandern und der DG schon eine lange Tradition hätten. Immerhin sei das erste Kooperationsabkommen bereits im Jahre 1985 durch Bruno Fagnoul (PFF), zu jener Zeit „Vorsitzender der Exekutive der DG“, und Gaston Geens (CD&V), unterzeichnet worden.

Immerhin hatte auch die VRT einen Reporter nach Eupen entsandt, um Ministerpräsident Geert Bourgeois (links) zu interviewen. Foto: AOD

Immerhin hatte auch die VRT einen Reporter nach Eupen entsandt, um Ministerpräsident Geert Bourgeois (links) zu interviewen. Foto: AOD

Das zweite und bisher letzte Abkommen kam 2001 zustande. Karl-Heinz Lambertz (SP) und Patrick Dewael (Open VLD) waren damals die Regierungschefs.

Bourgeois und Paasch waren sich einig, dass es an der Zeit sei, vielleicht bis 2016, wenn das bisherige Abkommen 15 Jahre alt wird, an einer neuen Kooperationsvereinbarung zu arbeiten.

Ansonsten gaben sich Paasch und Bourgeois bei der Pressekonferenz sehr zurückhaltend. Bourgeois antwortete auf die Frage eines Journalisten, was er eigentlich vom „Belgien zu viert“ halte, nur sehr ausweichend.

DG-Sparmaßnahmen spätestens am 3. November bekannt

Es war eben in erster Linie ein Höflichkeitsbesuch zwischen zwei Ministerpräsidenten, die beide neu in ihrem Amt sind und nicht daran interessiert waren, mit markigen Aussagen die Beziehungen zwischen Flandern und der DG unnötig zu belasten.

Nach der Pressekonferenz posierte Geert Bourgeois (Bildmitte) im Hof der Residenz Gospert 42 mit Mitarbeitn der Euregio Maas-Rhein, die dort ebenfalls ihren Sitz hat, für ein Gruppenbild. Foto: OD

Nach der Pressekonferenz posierte Geert Bourgeois (Bildmitte) im Hof der Residenz Gospert 42 mit Mitarbeitern der Euregio Maas-Rhein, die dort ebenfalls ihren Sitz hat, für ein Gruppenbild. Foto: OD

Immerhin bekräftigte Paasch nochmals, dass es beim Haushalt 2015 wohl Sparmaßnahmen geben wird. Welche Einsparungen in Betracht gezogen werden, wollte der DG-Ministerpräsident nicht verraten. Spätestens am 3. November, wenn im PDG der Haushaltsentwurf 2015 zur Sprache kommt, wird man diesbezüglich mehr erfahren.

Das Thema Sparmaßnahmen kam deshalb beim Besuch des flämischen Ministerpräsidenten Bourgeois zur Sprache, weil Flandern bereits angekündigt hat, dass der Kulturetat um 5% gekürzt werde, was zum Beispiel die VRT dazu nötigt, ihren Gesamthaushalt 2015 um 17,8 Millionen Euro zu verringern, was nicht ohne schmerzhafte Einschnitte möglich ist. Bis 2019 muss die VRT sogar 39 Millionen Euro einsparen. Drohen der DG im Verhältnis ähnlich drastische Kürzungen? (cre)

33 Antworten auf “Flamen-Chef Bourgeois in Eupen – Paasch: „Die DG kann viel von Flandern lernen“”

  1. Eupenmobil

    Die DG kann in ALLEN Bereichen von Flandern lernen. Die Flamen sind überall besser. Viel zu lange hat sich die DG an der Wallonie orientiert. Der beste Beweis sind die zum Teil jämmerlichen Niederländisch-Kenntnisse der Ostbelgier.

        • eifelrind

          Machen sie sich mal keine Sorgen deswegen. Die NVA verfolgt strategische Ziele, bei denen die DG eine Rolle als Nacherholungsgebiet spielt.

          „Unser Endziel ist tatsächlich ein unabhängiges Flandern als Mitgliedstaat von Europa, doch der Weg dorthin soll Schritt für Schritt zurückgelegt werden, und zwar auf demokratische Weise.“
          Quelle : http://international.n-va.be/de/uber/faq

          • senfgeber

            Vor einigen Jahren hatte ich das Privileg, Geert im kleineren Kreis zu erleben. Er hatte schon damals sehr konkrete Vorstellungen zur Zukunft Flanderns, die man ja auch im Programm der N-VA nachlesen kann, das Unwort „Belgien“ verwendete er damals nicht.

            Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie ihm die Realsatire vorgekommen sein muss, als er in der Duitstalige Gemeenschap auf den Spleen eines Belgien zu viert angesprochen wurde. Heel grappig.

    • Das Problem sind eher die hiesigen Englisch-Kenntnisse. Französisch lohnt sich in jedem Fall, da es immer noch eine Weltsprache ist. Solange es Belgien gibt, sind wir näher an der Wallonie, wenn es Belgien nicht mehr gibt, sind wir immer noch so nah an der Wallonie, aber Flandern wird für uns dann die Bedeutung haben wie jetzt Dänemark. Sicher, Flandern ist von der Mentatlität vielleicht näher, aber das sind viele andere auch.

  2. Separatisten?

    Höflicher als dieser Bourgeois kann man in der Öffentlichkeit nicht erscheinen. Wer hat jetzt noch Angst vor der N-VA? Die sind doch harmlos, wenn sie mal in der Regierung sind. Früher hatte man auch der PDB nicht zugetraut, regierungsfähig zu sein. Inzwischen haben die Ex-PDBisten jede Menge Kreide geschluckt. Regierungskonformer als die Ex-PDBisten geht gar nicht.

  3. Ostbelgien Direkt

    Flandern muss effektiv 2015 seinen Kulturetat um 5% reduzieren. Die VRT muss im kommenden Jahr 17,8 Millionen Euro einsparen – und bis 2019 sogar 39 Millionen Euro. Der Bericht wurde entsprechend korrigiert. Gruß

    • Brüder im Geiste

      Francis Delpérée: «La N-VA est un parti belgophobe, europhobe, francophobe, bruxellophobe… raciste!»
      und Cleverle kriecht diesen Separatisten in den Allerwertesten…..
      Pfui, pfui pfui

      • ohje ohje

        Ach Gottchen, der Delpéré…

        Wissen Sie denn in welcher Partei dieser Mann sitzt? Genau, zusammen mit cdH-Präsident LUTSCHEN !

        Von denen kann man nichts anderes erwarten… Also wenn das Ihre politische Referenz ist…

      • Anonymous

        Delpérée, dieser Hardcore-Frankophone…der ist keinen Deut besser mit seinem mehr oder weniger subtil verpackten Hass auf alles Germanische. Da sind Bart und seine Truppe mir wesentlich sympathischer, weil sie neben ihrer Separatismus-Masche auch ein tragfähiges sozialwirtschaftliches Programm haben.

    • Blödsinn! Wir in der Eifel verstehen und gut mit den Flamen. In unserem Betrieb sind sie die wichtigsten Kunden. Es ist gut, wenn die DG gute Beziehungen zu Flandern sucht. Nach BHV ist das endlich so. Ich habe nichts mit Politik am Hut. Aber das ist für und wichtig. Mehr als die Hälfte in Belgien sind Flamen. Also hört bitte auf die zu beleidigen!

  4. Altweltenaffe

    Die Flamen bewegen sich wenigstens. Es mag zwar eine brutale Politik sein, aber sie funktioniert.
    Wenn Einsparungen nötig sind, dann wird eben gekürzt. Gleichzeitig hat man aber auch einen Plan.
    Wenn Arbeitsstellen abgebaut werden (weil Ford und Volvo schliessen) wird gegengesteuert und zwar bevor die Leute auf der Strasse stehen.
    Gleiches gilt für Belgien. Die Wallonie zieht Belgien runter, also raus aus Belgien. Die Flamen waren lange genug geduldig.
    SO handelt eine REGIERUNG. Was wir haben ist ja höchstens eine Verwaltung die hier und da mal ein paar Millionen aus dem Fenster schmeisst um den Kahn in eine Richtung zu reissen.

  5. gerhards

    Aufwachen DG! Französisch ist absolut weltfremd und wenn schon dann gleichberechtigt zu NL. Wie siehts mit den englisch Kenntnissen der Schüler aus? Das ist Fremdsprache Nr 1 und zwar überall.
    Die Flamen werden ihr Ding durchziehen anders als die Schotten.
    Und spätestens dann sollten wir einen Plan B haben. Aber hier halten alle am Status Quo fest. Immer schön französisch lernen lassen und der Wallonie in den….. kriechen

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