Zwischenruf

Wenn der Arbeitsalltag zur Hölle wird

Am Donnerstag fand im Europasaal des Ministeriums der DG in Eupen ein Kolloquium zum Thema „Stress, Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz“ statt. Mehrere Stunden diskutierten Experten über die Frage, was Unternehmen tun können gegen diese neuzeitliche Epidemie, die den Betroffenen oft den Arbeitsalltag zur Hölle macht. Der Gesetzgeber hat schon einiges getan, aber da muss noch mehr kommen, wenn man verhindern will, dass alles noch schlimmer wird.

Die Zahlen sind besorgniserregend: Nach Angaben der Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz sind in der EU rund 40 Millionen Menschen von Stress betroffen. Stress ist damit das zweithäufigste arbeitsbedingte Gesundsheitsproblem. 50 bis 60 Prozent aller verlorenen Arbeitstage sind auf Stress zurückzuführen und stellen somit nicht nur ein menschliches, sondern auch ein wirtschaftliches Problem dar.

Negativen Stress absolut vermeiden

Nun ist der Faktor Stress an sich nicht das eigentliche Problem. Stress hat es immer gegeben, wenngleich in unterschiedlichen Formen. Positiver Stress kann sogar fördernd sein. Abträglich ist der negative Stress – und der nimmt in allen Bereichen zu.

Ein Kolloquium wie das von Donnerstag in Eupen ist schon deshalb wichtig, weil es dazu beiträgt, für die psycho-sozialen Risiken am Arbeitsplatz ein neues Bewusstsein zu schaffen – und zwar sowohl bei den Arbeitgebern als auch bei den Arbeitnehmern.

Es ist ja nicht so, dass das Problem mit neuen Gesetzen allein gelöst werden könnte, so sinnvoll diese auch sein mögen. Im konkreten Arbeitsalltag spielen noch viele andere Dinge eine Rolle.

Belästigung am Arbeitsplatz öffentlich ächten

Mobbing steht heute schon gesetzlich unter Strafe, aber das nützt wenig, wenn vor allem in kleineren Betrieben der Arbeitnehmer etwas dagegen unternehmen will, dass er von einem Kollegen oder – noch schlimmer – von seinem Arbeitgeber gemobbt wird.

Da kann es noch so viele „Gefahrensverhütungsberater“ geben, an die man sich wenden kann: Wenn sich ein Arbeitnehmer dagegen wehrt, dass er zum Beispiel von seinem Chef gemobbt wird, dann wird sein Arbeitsalltag dadurch nur noch schlimmer.

Denn ein Arbeitgeber findet irgendwann schon einen passenden Grund, um den aufmüpfigen Beschäftigten loszuwerden. Irgendwann macht er einen Fehler, dann schnappt die Falle zu. Der Mobber hat gut lachen, der Gemobbte ist der Gelackmeierte.

Wenn jedoch die Belästigung am Arbeitsplatz öffentlich geächtet wird und die Betroffenen sich wehren können, ohne dass ihnen dadurch nur noch mehr Unheil droht, dann kann sich die Lage entscheidend verbessern.

GERARD CREMER

Siehe auch dazu www.fuehldichwohlbeiderarbeit.be

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