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Heute vor 30 Jahren eine Sensation: Mitten im Kalten Krieg landete Mathias Rust in Moskau [VIDEO]

Die Cessna 172 Skyhawk II "D-ECJB" im Deutschen Technikmuseum Berlin. Foto: Shutterstock

Vor 30 Jahren sorgte der Deutsche Mathias Rust für weltweites Aufsehen: Am 28. Mai 1987 landete er mit seinem Kleinflugzeug im Herzen der Sowjetunion, in der Nähe des Roten Platzes in Moskau. Für viele ist es eine Heldengeschichte, die Rust selbst aber ins Gefängnis brachte.

Es war der 28. Mai 1987, als es den Eisernen Vorhang, die Berliner Mauer und den Kalten Krieg noch gab. Gegen 18 Uhr landete gemächlich ein einmotoriges Kleinflugzeug in der Moskauer Innenstadt.

Die Menschen schauten fasziniert, etwas ungläubig. Dann stieg ein schlaksiger 18-jähriger Mann aus der Cessna, plauderte mit Passanten und wurde erst nach zwei Stunden vom sowjetischen Geheimdienst mitgenommen. Dass er gerade eine Staatskrise ausgelöst hatte, schien Rust nicht zu kümmern.

Die ungefähre Flugroute von Mathias Rust. Foto: Wikipedia

Auch 30 Jahre nach Rusts spektakulärer Landung staunen die Menschen immer noch: Wie schaffte der Teenager diesen Flug, ganz alleine, einmal über den Eisernen Vorhang hinweg, Hunderte Kilometer ins Herz der Sowjetunion hinein?

Die Reise von Mathias Rust war in Zeiten des Kalten Krieges eine Weltsensation. Denn mit derart einfachen Mitteln war es noch niemandem zuvor gelungen, die scheinbar unüberwindbare Luftabwehr der Sowjetarmee zu unterfliegen.

Nahe Hamburg flog der damals 18-Jährige los, zunächst über die Shetland-Inseln nach Island und Norwegen und schließlich über Finnland in die Sowjetunion (siehe Karte anbei und zweites VIDEO unten). Dort folgte er mit seinem Kleinflugzeug rund 700 Kilometer den Eisenbahnschienen in Richtung Hauptstadt – ohne von sowjetischen Abfangjägern abgeschossen zu werden.

Dank einer unglaublichen Kette von Pannen beim Militär konnte Rust seine rund fünf Stunden lange Etappe problemlos fortsetzen.

In Estland wurde die Cessna erst mit Verspätung gemeldet. Die Beamten entschieden, ihn einfach weiterfliegen zu lassen. Dann wurde das Kleinflugzeug zwischenzeitlich für ein Wetterphänomen gehalten. Zudem war kurz zuvor ein Militärflugzeug auf der Strecke abgestürzt, die Einsatzkräfte waren noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt.

Ein Spiel mit dem Feuer

Parteichef Michail Gorbatschow nutzte die Situation, um sich der Hardliner in der Armee und Gegner seiner Perestroika-Reformen zu entledigen. Als Konsequenz der Blamage verloren mehrere Hundert Militärs ihren Job, unter anderem auch der Verteidigungsminister Sergej Sokolow.

Wie riskant das waghalsige Unternehmen damals war, schien Rust erst viele Jahre später bewusst geworden zu sein. Der frühere deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher sagte einmal: „Der Mann hat mit dem Feuer gespielt. Es hätte passieren können, dass man ihn abschießt, es hätte passieren können, dass man das fehleinschätzt in Moskau, völlig falsch reagiert, überreagiert.“

Mathias Rust als Gast in der Talksendung von Markus Lanz im ZDF 2012. Foto: dpa

Doch auch für Rust hatte der Ausflug unangenehme Folgen: Wegen illegalen Grenzübertritts und Rowdytums wurde er zu vier Jahren Arbeitslager verurteilt. Er verbrachte jedoch seine Zeit in einem Gefängnis in Moskau und wurde bereits im Sommer 1988 begnadigt.

Nach seiner vorzeitigen Entlassung bekam Mathias Rust sein Leben nie mehr vollständig in den Griff. Er wurde zum labilen Außenseiter, rasch wandte sich die Öffentlichkeit von dem einstigen Helden ab. Zweieinhalb Jahre nach seinem Kreml-Flug stach Rust auf eine Krankenschwester ein, weil sie ihn zurückgewiesen hatte. Rust wurde wegen versuchten Totschlags verurteilt und nach 15 Monaten Haft vorzeitig entlassen.

Danach wurde der Kreml-Flieger aktenkundig durch Diebstahl und Scheckbetrug, seine zwei Ehen gingen in die Brüche. Laut eigener Aussage verdient sich Rust seinen Lebensunterhalt mit Pokerspielen, als Berater und als Yogalehrer.

Derweil hat die einmotorige Cessna einen Platz im Museum bekommen: Seit einigen Jahren ist sie im Deutschen Technikmuseum in Berlin ausgestellt. (dpa/spiegel.de/cre)

Im nachfolgenden VIDEO berichtet Mathias Rust über seinen sensationellen Flug nach Moskau und seine Landung am 28. Mai 1987:

Ein weiteres VIDEO zeigt die Flugroute:

5 Antworten auf “Heute vor 30 Jahren eine Sensation: Mitten im Kalten Krieg landete Mathias Rust in Moskau [VIDEO]”

  1. Mischutka

    Damals, vor 30 Jahren, haben wir uns krumm und krank gelacht. Der „Mattes“ war wegen seiner Klugheit doch ein Held : er musste gut fliegen können, navigieren und und und ….
    Aber Freunde, jetzt überlegt mal, „wer“ alles demnächst bei euch im Garten landen wird : da ist doch dieser Discounter, der ab kommende Woche diese Drohnen (mit Kamera !) anbietet…. Für ALL‘ DIE… die wissen wollen, was bei den nächsten Nachbarn so passiert…. Da kann man am späten Abend und in der Nacht Menschen beobachten, die bei offenem Fenster „schlafen“ (und filmen). Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wieso der Verkauf dieser Drohnen nicht verboten ist. Jetzt kann jeder z.B. etwas „explosives“ darunter montieren und dann die Drohne nach Belieben beim „X“ abstürzen lassen … oder bei einer Veranstaltung. Denn wer kann sagen, von wo aus die Drohne gestartet wurde ? Niemand ! Es sollen schon viele Interessenten ungeduldig auf den Verkaufsstart warten….. Da biste sprachlos.
    MfG.

    • Der 7. Sinn

      Danke für den Tip und welcher Discounter (anscheinend Aldi) bietet dat Teil an und wie teuer? Ohh so ein Billigteil und mit ner miesen Auflösung….Langweilig! Gerad geguckt und gefunden. 40 Minuten Ladezeit und Flugzeit 15 Minuten denk ich mal….Aber nicht so Paranoid sein.

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