Der 33-jährige Sebastian Kurz hat seine politischen Gegner abgehängt. Mit großem Abstand gewinnt der ÖVP-Chef die Wahl. Die rechte FPÖ verliert kräftig. Die Probleme einer Regierungsbildung warten aber schon.
Die konservative ÖVP mit ihrem Spitzenkandidaten Sebastian Kurz ist der klare Sieger der Parlamentswahl in Österreich. Die ÖVP erreichte am Sonntag laut Hochrechnungen 37,2 Prozent der Stimmen. Das ist ein Plus von 5,7 Prozentpunkten im Vergleich zu den Wahlen 2017.
Die sozialdemokratische SPÖ mit Pamela Rendi-Wagner verlor 4,9 Prozentpunkte und kam auf 22 Prozent. So schlecht hat die SPÖ bei einer Nationalratswahl noch nie abgeschnitten. Die rechte FPÖ unter Norbert Hofer erzielte laut Hochrechnung 16 Prozent. Das ist ein deutliches Minus von 10 Prozentpunkten.
Die zuletzt an der Vier-Prozent-Hürde gescheiterten Grünen profitierten von der Debatte um die Klimakrise und feiern ein spektakuläres parlamentarisches Comeback. Die Partei mit dem Spitzenkandidaten Werner Kogler erhielt 14,3 Prozent der Stimmen nach 3,8 Prozent vor zwei Jahren. Die liberalen Neos verbessern sich um 2,1 Prozentpunkte auf 7,4 Prozent. Die Liste Jetzt kommt auf 1,8 Prozent.
Am Sonntag waren 6,4 Millionen Österreicher zur Wahl aufgerufen. Da mehr als eine Million Stimmen von Briefwählern erst am Montag ausgezählt werden, wird am Sonntagabend von Seiten der Wahlleitung nur das Ergebnis der Urnenwahl verkündet. Die Hochrechnungen berücksichtigen aber bereits das voraussichtliche Ergebnis der Briefwahl.
Die ÖVP hatte den Wahlkampf ganz auf Ex-Kanzler Kurz zugeschnitten. Der 33-Jährige warb damit, dass er den Weg der Modernisierung des Standorts Österreich fortsetzen wolle. Viele Wähler – so ein Ergebnis der TV-Duelle – sprechen ihm hohe Wirtschaftskompetenz zu. Migrations- und Asylfragen spielten keine so dominante Rolle wie im Wahlkampf 2017.
Beobachter rechnen mit zähen Verhandlungen
Die FPÖ setzte ganz auf eine Fortsetzung der bisherigen ÖVP-FPÖ-Koalition und warnte vor einem Linksruck bei einer Koalition der ÖVP mit anderen Parteien. Die SPÖ setzte auf Themen wie bezahlbares Wohnen, einen steuerfreien Mindestlohn von 1700 Euro und generell Menschlichkeit. Die Grünen fordern unter anderem eine CO2-Steuer, günstige Tickets für den Nahverkehr und eine flächendeckende Lkw-Maut.
Die vorzeitige Wahl war wegen der in Österreich beispiellosen Regierungskrise vom Mai nötig geworden. Das von „Spiegel“ und „Süddeutscher Zeitung“ veröffentliche Ibiza-Video von 2017, das den einstigen FPÖ-Chef und Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache anfällig für Korruption erscheinen lässt, löste eine politische Kettenreaktion aus.
Nach dem Rücktritt Straches von allen Ämtern kündigte Kurz auch die Koalition auf. Wenige Tage später folgte ein Misstrauensvotum, mit dem Kurz als Kanzler vom Nationalrat gestürzt wurde. Seitdem regiert ein Expertenkabinett unter Kanzlerin Brigitte Bierlein das Land. Es bleibt bis zur Bildung einer neuen Regierung im Amt.
Der Wahlkampf war zuletzt auch geprägt von Vorwürfen, dass der Ex-FPÖ-Chef Strache über ein üppiges Spesenkonto verfügt haben und bei der Abrechnung von Belegen nicht korrekt vorgegangen sein soll. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen den 50-Jährigen wegen des Verdachts der Untreue. Strache weist die Vorwürfe vehement zurück.
Kurz hat sich bisher bedeckt gehalten, mit welchem Partner er weiter regieren möchte. Eine Fortsetzung der ÖVP-FPÖ-Koalition wird laut Umfragen von vielen Wählern am meisten gewünscht. Viele politische Beobachter rechnen mit zähen Verhandlungen und einer Regierungsbildung erst rund um den Jahreswechsel. (dpa)
@AchGott, bitte übernehmen Sie!
@Arnold Heck
Muss das wirklich sein ???
Solche Politiker braucht Europa!
Kurz und bündig….mit der FPÖ wird er fündig….
Nee, ÖVP Grün , wetten….
Dann versuche ich es mal positiv. Ein erneutest Bündnis mit der ÖVP würde wöchentliche Skandale garantieren und die Bevölkerung vom eigentlichen Regierungshandeln ablenken; sein Koalitionspartner wäre meist mit sich selbst beschäftigt. In diesem Sinne hätte er freie Hand zu regieren.
Der Junge ist Klasse!
Im Interview mit Klaus Kleber (Sonntagabend) hat er das wieder gezeigt – er ließ sich von Kleber nicht ins Wort fallen und brachte seine Ausführung zu Ende. Als Kleber dann wieder mit seiner üblichen Meinungsmache, diesmal in Richtung FPÖ, loslegte, konterte Kurz elegant mit den Worten: „Vielleicht würden Sie besser wissen was ich tun sollte …“ – herrlich.
Trotzdem konnte Kleber es nicht lassen weiter zu machen und sprach darüber was die EU-Granden Deutschland, BeNeLux und Frankreich von Ihm erwarten würden. Auch darauf bekam er eine Abfuhr.
Es ist toll, dass ein junger Politiker, dem man nicht vorwerfen kann „rechts außen zu sein“, sich diesem „Meinungsmacher“ widersetzt!
Bin auch totaler Kurz-Fan und schließe mich Ihrem Kommentar gerne an. Habe die Wahl mit großer Interesse gefolgt. Kann man Kurz nur wünschen seinen Weg beizuhalten. Toller Politiker!
https://youtu.be/7N82I0tVHpw
@ Kurz-Fan, bin ich auch….genau so ist es….
Achgott hält sich kusch, die Blauen verlieren auch in Wien.
Einfach super, die Antwort auf die entsprechende Frage des arrogant wirkenden ZDF-Journalisten Kleber – Zitat Kurz: „… und dafür werde ich mir die entsprechende Zeit nehmen und mich jetzt sicherlich nicht zu Schnellschüssen hinreißen lassen, irgenwelche Parteien ausschließen, irgendwelche Parteien präferieren, weil das vielleicht das Ausland oder irgend ein Medium sich wünscht.“